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3. Kapitel

Einmal stand er in dem rundgebauten, altmodischen Haus, in dem kleinere Tiere der verschiedensten Arten gehalten werden. Auch hier war kaum ein Dutzend der ursprünglichen Insassen vertreten.

Jochen stand vor einem Käfig, in dem, als einzig Überlebender von vielen Affenarten, einer jener schwarz und weiß gezeichneten Varis auf einem Ast saß. Der Junge war bemüht, diesen uralten Herrn zu zeichnen. Der Vari kam ihm auch entgegen, denn er saß entsprechend seinem Alter still, wie es sich für ein Tier, das gezeichnet werden soll, gehört.

Der Kopf und die Rückenlinie waren auf dem Blatt, da ging ein leichtes Zittern durch den alten Mann. Mühsam turnte er nach unten und bewegte sich, man möchte beinahe sagen hüstelnd, zu dem Wassertrog aus Ton. Er erklomm den Rand und beugte sich zum Wasser, um zu trinken. Plötzlich verlor er das Gleichgewicht, fiel nach vorn über und konnte sich trotz aller Anstrengungen, altersschwach wie er war, nicht wieder zurückziehen. Schließlich fiel er ins Wasser und ertrank. So endete der Letzte dieses Geschlechts.

Doch obwohl nach und nach alle rechtmäßigen Insassen des Hauses verstorben waren, waren die vielen großen und kleinen Käfige keineswegs leer. Es quiekte, knurrte und raschelte auch hier von Hunderten von Meerschweinchen. Einer der Söhne des Direktors, ein leidenschaftlicher Züchter, befaßte sich neben der Zucht von Foxterriern mit der Meerschweinchenzucht.

Jochen war auf diesem Gebiet sein bedingungsloser Anhänger, denn die Meerschweinchen waren dazu angetan, ihn Vater und Mutter sowie das Zeichnen vergessen zu lassen. Es gab drei Unterarten, was die Behaarung anbelangte: Kurzhaar, Rosetten und Angoras mit langen, fließenden Haaren. Soweit es sich aber um die Farben handelte, waren es viel mehr Arten. Neben den bekannten drei- und zweifarbigen gab es solche, die in zwei Farben gestromt waren, und die verschiedensten Schläge der Einfarbigen. Tiefschwarze, rote, gelbe, wildfarbige in dunkel und hell, isabellfarbige mit roten Augen, und die allgemein bekannten weißen mit roten Augen, die Albinos.

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Das Angorameerschweinchen englischer Zucht

Die Zuchtbestrebungen gingen dahin, die einzelnen Arten so durchzuzüchten, daß sie konstant in der Vererbung wurden und außerdem Behaarung und Farbe sich vervollkommneten. Diese reine Liebhaberzucht bringt keinen praktischen Nutzen, und darum wird sie in Deutschland wenig gepflegt. In England aber kostete ein gutes Angorameerschweinchen zur Zeit, als das Pfund zwanzig Mark wert war, mehrere Pfund.

Dort wachsen die Haare dieser Tiere bis zu einem halben Meter Länge; sie werden sorgfältig gepflegt, in warmen Räumen gehalten, weil dann die Haare besser wachsen, und auf dem Boden der Käfige liegt keine Streu, sondern die Angorameerschweinchen werden wegen der Sauberkeit auf Holzrosten gehalten.

Jochen durfte dem Züchter oft beim Sortieren und Umsetzen der Tiere helfen. Denn nicht nur in diesem und im Antilopenhaus, sondern auch im Nagetierhaus waren viele Hunderte von Meerschweinchen untergebracht.


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