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42. Kapitel

Auch Jochen Braun hatte sein Teil dazu beigetragen, daß die Gepardenjagd in der Presse veranschaulicht wurde, denn er hatte eine Zeichnung an eines der Blätter verkauft, auf der sich ein gut angezogener Herr in wilder Flucht vor dem Geparden befand.

Da Braun häufig im Zoo war, wurde er oftmals Zeuge interessanter Vorkommnisse.

So war er eines Tages auf dem Wege zu Gustav Messing, als ihm auf einem in der Nähe liegenden Teiche eine Gesellschaft von Schwänen auffiel. Die großen, weißen Vögel, von denen einige noch die grauen Jugendflecken hatten, bildeten einen Halbkreis um etwas, das Jochen nicht sehen konnte, da es sich in einer aus steil aufsteigenden Felswänden gebildeten Ecke befand. Dort mußte ganz offenbar etwas Lebendes auf dem Wasser sein, denn die vier oder fünf Schwäne schlugen ohne Übereilung mit ihren Schnäbeln immer auf das, was dort schwamm.

Nun lief Jochen schnell zu Gustav Messing, denn er selbst durfte ja nicht über das Gitter in das Entengehege klettern.

Es war ein sehr windiger Tag im Herbst, und kleine Zweige sowie Eicheln wurden vom Winde von den Bäumen geschlagen.

Messing fütterte gerade die Stachelschweine, kam aber doch gleich mit, und beide sprangen nun über den niedrigen Zaun. Auf den Felssteinen stehend, sahen sie, daß es eine von den Rassetauben war, die Messing neben seinen Nagetieren zu betreuen hatte. Sie war noch jung und erst vor kurzem beflogen. Nun lag sie mit ausgebreiteten Schwingen auf dem Wasser und war nicht mehr weit davon entfernt, zu ertrinken.

Der starke Wind hatte die noch ungeübte Fliegerin aufs Wasser gedrückt, und jetzt waren die Schwäne dabei, ihr den Garaus zu machen.

Jochen warf sich auf den Bauch und langte nach unten, um die Taube zu holen. Aber die Höhe der senkrecht abfallenden Steine war etwa eineinhalb Meter, und so erreichte er den Vogel nicht. Da legte sich Messing auf die Beine des Malers, und nun konnte sich Jochen so weit überhängen lassen, daß er das Tierchen endlich erreichte.

Zitternd und naß war die gelbe Taube mit der weißen Kopfplatte, und in den runden schwarzen Augen stand die Angst.

Der Wärter steckte sie in seine Tasche und ging mit Jochen zurück ins Nagetierhaus.

Dort kam sie in ein Vogelbauer und wurde in die Nähe der Heizung gestellt. Schon nach zwei Tagen war die Taube wieder bei Kräften und durfte mit den anderen ihrer Rasse herumfliegen.

Es waren »Rheinische Ringschläger«, eine in ihrer Flugkunst ganz einzigartige Rasse. Wenn nämlich der Täuber um seine Taube buhlt, so läuft er, wie es die Täuber anderer Rassen auch machen, gurrend und den Hals blähend hinter seiner Taube her. Dann aber hebt er sich etwa einen Meter über den Boden und schlägt kleine, enge Kreise über der Erkorenen. Je mehr Kreise oder Ringe ein Rheinischer Ringschläger dreht, je besser ist er vom züchterischen Standpunkt.

Infolge dieses eigenartigen Liebesspiels sind die Hauptschwungfedern dieser Taubenrasse sehr zerschlissen, und wenn es auf die Mauser geht, stehen bei guten Ringschlägern oft nur noch die Hauptkiele der Schwungfedern. In sehr guten Stämmen schlagen auch die Täubinnen Ringe, wenngleich nicht so viel und so ausgeprägt wie die Täuber.

Die schöne, alte Rasse wird in allen Taubenfarben, aber immer mit Spitzhaube und weißer Kopfplatte, gezüchtet. Ihre Zucht blüht im Rheinlande seit Jahrhunderten.


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