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Beschwörung.

Ich komme zu dir, deinem Grabe bei Nacht;
Ich habe gelegen und deiner gedacht;
Ich konnte nicht schlafen, ich fand keine Ruh',
Die Thüre des Friedens verschließest mir du.

Der Mond kommt am bläulichen Himmel daher,
Nun herrschen die Stunden des Tages nicht mehr.
Der Tiefe der Erde entflammt der Rubin,
Und Elfen und Irrlichter tanzen um ihn.

Du liebendes Herz, du vieledles Gestein.
Laß du dich beschwören, durchbrich deinen Schrein.
Steig wieder zum Licht, du versunkenes Gut;
Hier brennt für dich einsam ein sehnendes Blut.

Ich hab' noch ein Wort, das ich dir nicht gesagt,
Ich hab' eine Frage dich noch nicht gefragt.
Lebendige Lippen schau' nimmer ich an,
Bis dein bleicher Mund sich mir aufschließen kann.

O fänd' ich den Weg zur vergangenen Zeit,
Ich suchte den Tag, wär' er immer so weit,
Wo vor dir mit zitternder Seele ich stand
Und kein Wort dir zu sagen: ich liebe dich! fand.

Ich muß dich erlösen vom tödlichen Bann,
Damit ich dir sagen: ich liebe dich! kann.
Bist du in der Erde, im Himmel, im Meer,
So wie du einst warest, komm wieder daher.

Ich will dich nicht sehn im Gewande von Licht,
Ich will, wie es einst war, dein liebes Gesicht.
Du sollst mir nichts sagen, nur hören sollst du,
Wie sehr ich dich liebe; dann fänd' ich wohl Ruh'.

Dann will ich mich legen, und schlafen will ich,
Wenn sonst ich zu dir, deinem Hügel hin schlich;
Mag wuchern die Heide, das Gras drüber her,
Bei Nacht und bei Tage ich komme nicht mehr.

*


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