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Italien.

Blühen Blumen hier am Wege?
Welch ein Hauch hat mich getroffen?
Mein Glieder wie so träge!
Krankt ihr noch vom Berg, dem schroffen?
Meine Augen, die gewöhnten
Firnenhoch hinaufzuklettern,
Meine Ohren, welche dröhnten
Von der Schneelawine Schmettern,
Sind bequem und matt geworden.
Dieser Fluß mit grünen Borden
Kann nicht mehr am Stein zerstieben,
Keine Gletscherlocken sträubt er –
Und wo seid denn ihr geblieben,
Hehrer Alpen weiße Häupter?
Ist denn alles umgetauscht?
Stolze Kraft in süße Ruh?
Frieden der das Herz berauscht:
Ach Italien, das bist du!
Sind das Berge, sind es Hügel?
Ja ihr seid's im Kranz der Vignen,
Schnell belehrend mein Geklügel,
Weltberühmte sanfte Linien!
Ihr seid's die das Auge trösten,
Noch den zack'gen Fels im Sinn,
Nun in Wellen, sanft gelösten,
Fließen alle Höhn dahin.
Ach und du, in dessen Armen
Die Natur der Welt entfloh,
Sanftes Auge voll Erbarmen,
Schöner See Ceresio!
Lebtest du gleich Arethusen?
Woher bist du mir vertraut?
Hast du durch Gewand und Busen
Heimlich mir in's Herz geschaut?
Schon entströmt das schmerzlich große
Meiner Brust, das bittre Weh;
Tief in deinem blauen Schoße
Laß es schlummern, holder See!

*


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