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Columbus.

Noch dunkelt nicht am Horizonte,
An dem mein Auge sehnend hängt,
Die Küste, wo mein Geist sich sonnte,
Zu der mein Ahnen mächtig drängt.
Wie lang umrauscht das Meer den Kiel
Und trägt uns fort in dunkle Ferne;
Doch folg' ich nicht des Zufalls Spiel,
Nein, meinem Sterne.

Bin minder ich als jener Himmel,
Der mir im Auge spiegelnd liegt?
Als jenes Meer und sein Gewimmel,
Das meinem Schiff den Rücken biegt?
Kurz ist mein Tag, und doch bin ich,
Den schnell ein Sturm verschlungen hätte,
Ein Glied des Alls, und ohne mich
Zerreißt die Kette.

Denn jeder Mensch leiht seine Hände
Dem Bau der Welt nach Schicksalsschluß;
Wohin er seine Kräfte wende,
Zeigt waltend ihm sein Genius.
Mir wies er oft in heißer Nacht
Das Meer, das einst mich pfadlos däuchte,
In Schwarz gehüllt und sprach mit Macht:
Geh und erleuchte!

Was bangt ihr, meine Fahrtgenossen?
Wir wandeln auf der schwanken Bahn
Wie, der den Schlund der See verschlossen,
Der Heiland Jesus Christ gethan.
Die Brücke schlagen wir voll Mut,
Um ferne Bruderhand zu fassen;
Nicht wird, bis sie in unsrer ruht,
Mein Stern erblassen!

Für meine Wahrheit bin ich Bürge;
Das Leben ruht in andrer Hand.
Doch ob sie heute mich erwürge,
Ich finde den ersehnten Strand:
Geschlossen Mund und Augen fest,
So bring' ich doch, ein bleicher Bote,
Die Kunde hin zum fernen West
Vom Morgenrote.

*


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