Hans Hopfen
Die Heirath des Herrn von Waldenberg
Hans Hopfen

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VII.

Noch ehe der Abend dunkel wurde, klopfte es an des Rittmeisters Thüre. Waldenberg sprang in die Höhe. um dem Besuch entgegen zu gehen. Es war aber keine fremde Dame, die bei ihm eintrat, sondern ein Mann, den er besser als irgend einen kannte.

»Gottwillkommen, lieber Papa!« rief er aus. »Wahrlich Du beschämst Deinen Sohn und kommst zu ihm, statt dem Nachlässigen zu grollen. Glaube mir, seit fünf Tagen erneuere ich mit jedem Aufstehen den Vorsatz, Dich zu besuchen; aber die verwünschten Frühjahrsmanöver machen Einem alle humanen Berechnungen zu schanden. Man ist des Abends so todmüde, daß man –«

»Daß man den Thee nicht bei seinem Vater trinken kann,« unterbrach ihn scherzend der Diplomat und drohte dem Sohne mit seinem außerordentlich wohlgepflegten Zeigefinger.

»Ich komme heut Abend bestimmt, Papa.« Aber 118 bevor Waldemar noch diese Versicherung ganz ausgesprochen hatte, fiel ihm die Karte der Santalatona in's Auge. Ohne sich viel dabei zu denken, wollte er sie doch nicht früher dem Vater zeigen, ehe er wußte, was die Dame von ihm wollte. Wie spielend rollte er das gesteifte Blättchen Papier in seinen Fingern und verbesserte seine vorigen Worte: »Nicht doch, für heute bin ich versagt. Aber morgen bestimmt!«

Vater Waldenberg nahm vertraulich seinen Sohn unter dem Arm, indem er ihm lächelnd und leise zuraunte: »Und wenn Du auch morgen nicht zu Deinem Alten kommst, werd' ich Dir deßhalb keinen Groll tragen. Verlaß Dich drauf! Ich gehöre nun einmal nicht zu den Anspruchsvollen und Empfindlichen. Ich weiß, was ich an Dir habe, auch wenn ich Dich eine oder zwei Manöverwochen gar nicht zu Gesicht kriege. Ich will keiner von jenen unbequemen Vätern sein, die auf jeden Zeitvertreib ihres Sohnes eifersüchtig sind. Ich war auch einmal jung: ich bilde mir sogar zuweilen noch ein, jung zu sein . . . mit Ihrer gütigen Erlaubniß, Herr Rittmeister.«

Er warf sich lachend in einen Stuhl und prüfte die Bücher auf Waldemar's Tisch.

Seine Augen blitzten so kühn, die Bewegungen seines Körpers verriethen so viel Anmuth und 119 Elastizität, die Züge des Angesichtes waren noch so frisch und die Haut so glatt, daß der edle Thassilo von Waldenberg vollkommen zu der Versicherung berechtigt schien, er sei noch jung, obwohl er an diesem Abende bereits im siebenundfünfzigsten Jahre seines Lebens stand. Kaum daß sein Haar leicht angegraut war. Er pflegte zu versichern, daß dieß in seinem dreiunddreißigsten Jahre schon die Farbe gewechselt habe und seitdem nicht lichter geworden sei. Damals hatte er seine Gattin nach zwölfjähriger glücklicher Ehe verloren. Einen Backenbart, dessen Farbe sein Alter vielleicht deutlicher verrathen hätte, trug er nicht. Der starke Schnurrbart war tadellos braun. Daß der alte Diplomat sorgfältig, ja modisch, aber auch auffallend einfach gekleidet war, versteht sich von selbst. Er trug sich meist schwarz. Außer dem schmalen Ehering an der linken und dem breiten Siegelring an der rechten Hand war kein Pünktchen Gold an seiner Toilette zu sehen, nicht einmal eine goldene Uhrkette. Die Figur war unter Mittelgröße und ohne alles Embonpoint. Thassilo, oder wie er sich lieber nennen hörte, Thilo, gehörte zu jenen Männern, die vor ihren reifsten Jahren Niemand für hübsche Männer hält und die, je älter sie werden, desto mehr in den Augen der Welt gewinnen. Er genoß jetzt die ihm zuströmenden Neigungen der Menschen mit bewußtem Behagen, 120 nachdem er ihren Entgang vordem nicht sonderlich vermißt hatte. Er war von früh auf gewöhnt, das Leben zu nehmen, wie es sich bot, aber so lange an dem Gebotenen zu drehen, bis es ihm die beste Seite zeigte. Wie die meisten Diplomaten der alten Schule war er ein Lebemann und rücksichtslos, wenn ihm nicht eins der wenigen Gefühle entgegentrat, die er noch heilig hielt. Das beste war vielleicht die Liebe zu seinem Sohne.

Wie er jetzt die Bücher musterte, brachte er allerhand gleichgültige Reden auf's Tapet. »Hast Du ein neues Pferd?«

»Nein. Aber ich stehe mit meinem Lieutenant in Unterhandlung um ein solches.« U. s. w.

»Hast Du gehört, Hochthal soll vorgestern im Klub elftausend Mark verspielt haben?«

»Was braucht der Narr zu spielen?« U. s. w.

Das Gespräch riß immer wieder ab und, so leid es ihm that, Waldemar fühlte sich immer schlechter im Stande, der stockenden Unterhaltung auszuhelfen. Es schien ihm immer deutlicher einzuleuchten, was Papachen eigentlich mit seinem Besuch bei ihm finden oder doch erfahren wollte.

Ohne von dem Buch, in dem er eben blätterte, aufzusehen, warf Jener endlich die Frage hin: »Mit wem hast Du denn den gestrigen Abend verbracht?«

»Mit meinen Regimentskameraden, wie gewöhnlich.« 121

»Heimtücker!« sagte Thilo lächelnd und faßte den Sohn jetzt scharf in's Auge. »Das war vor unserer Begegnung. Ich meine den späteren Abend.«

»Ah so,« antwortete der Rittmeister möglichst unbefangen.

»Ja,« sagte Jener und es klang fast ungeduldig, »darf man fragen, mit wem Du den verbrachtest?«

»Mit meinen Hausgenossen.«

»Ich gratulire,« sagte Thassilo und stand vom Stuhl auf. Er ärgerte sich über Waldemar's ungenügende Antworten. Dieser mußte doch wohl merken, nach welcher Gesellschaft er fragte, und mußte also seine Gründe haben, den Namen des schlanken Mädchens, das er nach Hause geleitet hatte, für sich zu behalten. Thassilo ging schweigend hin und wider und der sprüchwörtliche Engel flog auffallend langsam durch's Zimmer.

Der Sohn empfand dieß peinlich, aber ungleich peinlicher wäre ihm der Gedanke gewesen, seinem Vater die Bekanntschaft Bettinens zu vermitteln. Er versprach sich von solcher Bekanntschaft weder für Diese, noch für Jenen, noch für sich selber Erfreuliches. In dieser Verlegenheit war er froh, als er merkte, daß er noch immer die zusammengerollte Visitenkarte der Baronin und mit dieser einen ergiebigeren Gesprächsstoff in der Hand hielt.

»Kennst Du eine Familie Santalatona, Papa?« 122

Thassilo blieb mitten im Zimmer stehen, sah seinen Sohn wieder mit des Staatskünstlers forschenden Augen an und sagte: »Nicht eben des Näheren. Ich erinnere mich, die Baronin vor einigen Jahren in Gesellschaften oft gesehen und auch einige Male besucht zu haben. Es war eine ziemlich hübsche, ziemlich lebhafte Frau, nicht ohne Extravaganz, nicht ohne Schwärmerei, aber immer höchst anständig. Sie hatte ein biegsames Organ und liebte es, sehr gewählt zu sprechen und womöglich ihre Rede mit Bildern auszuschmücken. Haupteigenschaft ihres Wesens schien mir außerordentliche Güte zu sein. Dafür spricht auch der Umstand, daß sie sich den Tod ihrer Töchter so sehr zu Herzen genommen hat. Sie geht seitdem nicht mehr in Gesellschaft. Deßhalb ist sie mir auch aus dem Gesichtskreis gekommen. Zu den eisernen Freunden des Hauses habe ich nie gezählt. Warum fragst Du nach ihr?«

»Ich erfuhr zufälligerweise, daß ihr diese Hütte gehört, in der wir wohnen.«

»Wir?« sagte Thilo und lächelte boshaft, fuhr aber, da Waldemar die Anspielung geflissentlich zu überhören schien, in anderem Tone fort: »Es gehören ihr noch mehrere Häuser in der Stadt, obwohl sie erst seit dem Tode ihres Mannes hier wohnt. Die Frau hat entwickelten Erwerbstrieb und kaufmännischen Verstand, oder aber sie ist gut berathen. Kein 123 Wunder! der Alte wußte, wo Bartel den Most holt. Sie mußte was von ihm lernen in langjähriger Ehe. Er war ein sehr angesehener Herr und wohnte zeitlebens in A., wo, wie die Leute hier aus nachbarlichem Neide sagen, Einer reicher ist als der Andere. Dorthin waren im sechzehnten oder siebenzehnten Jahrhundert seine Voreltern aus Portugal gezogen und hatten das große Kaufhaus gegründet, das noch ihren Namen trägt. Unser Baron hatte keinen Theil mehr am Geschäft. Als Sprößling eines jüngeren Sohnes hatte er sich von Anfang an keiner kaufmännischen Carrière gewidmet. Auch nicht als die älteren Zweige ausgestorben waren und das Kaufhaus in andere Hände übergehen mußte. Dennoch verstand er Geld und Geldeswerth immer recht wohl zu würdigen und es müßte toll zugehen, wenn seine Hinterbliebenen jemals über Mangel klagen sollten.«

»Also Geldadel!« warf Waldemar hin, dem die Santalatonas sehr gleichgültig waren, der aber in des Vaters Worten die Befürchtungen Bolle's bestätigt finden mußte.

»Nicht, was man jetzt so zu nennen pflegt,« versetzte Thilo ernsthaft. »Die Santalatona sind mit unseren neugebackenen Jobberbaronen durchaus nicht auf Eine Linie zu stellen. Ihr Adel galt immer für voll und echt; auch der Heikligste hat nichts an ihm zu mäkeln gewußt, was um so mehr zu 124 beherzigen, als die Leute aus der Fremde stammen. Der Alte war bei Hofe sehr gern gesehen. Es gab Jahre, wo der nunmehr höchstselige König ihn in seinem eigenen Hause besuchte, wenn er nach jener Stadt kam. Da ist nichts zu bemängeln – und überhaupt, lieber junger Freund, sag' es Deinem Stolze dreist in's Ohr, Geld hat zu allen Zeiten geadelt!«

Der Sohn wollte solche Aeußerung doch nur scherzweise gelten lassen. Aber Thilo meinte es zu nicht geringer Verwunderung seines Sprößlings sehr ernst. »Ach, sieh' Dich doch um in Welt und Geschichte! Gaben die Kaufherren der Phönizier oder die der Venetianer, der Genuesen im Adelsstolz es irgend einem spanischen Granden nach. Den Namen der Fugger umkleidet ein Fürstenmantel des heiligen römischen Reichs und die Ruricks stiegen auf den mächtigsten Thron der modernen Welt. So ging es immer, so lang Bevorrechtete aus der Masse empor gehoben werden, bis herab zu jenen Millionären, denen man eine Freiherrnkrone in's Ghetto trug.«

»Wie magst Du nur gerade daran erinnern!« antwortete der Rittmeister. »Du weißt so gut wie ich, welcher Sündenlohn den Anfang zu den Millionen der Rothschilde gemacht: das Blutgeld für die nach Amerika verkauften Hessen.«

»Ganz recht! und selbst die Schmach, die an 125 diesem Gelde klebte, konnte dem Gelde seinen Glanz und seine Geltung nicht nehmen. Das ist's ja, worauf ich kommen wollte. Geld ist Macht, vielleicht die höchste Macht auf Erden eben darum, weil kein Makel seines Erwerbes an ihm kleben bleibt und sein Glanz Alles überstrahlt. Sage, was Du willst, Geld ist Freiheit. Das deutsche Wort Vermögen ist das bezeichnendste aller Sprachen. Wer besitzt, vermag. Alles vermag der Reiche. Nichts Kläglicheres auf Erden, als ein Adel ohne Geld: zur Macht geboren sein und der Macht entbehren. Eine lächerliche Situation und darum eine unerträgliche. So lange die Welt steht, ringt und strebt der Kluge nach Macht. Die kürzeste Formel für alle Macht auf Erden heißt Geld. Wer klug ist, sucht reich zu werden. Ich will es auch.«

Von allem Anfang an hatte diese Rede den Rittmeister in Erstaunen gesetzt; ein Erstaunen, das um so mehr zunahm, als sich der sonst so kühle Diplomat, der alle Aufregungen unter immer gleicher wichtiger Miene zu verbergen verstand, in eine Hitze geredet hatte, die Waldemar immer unbehaglicher empfand. Nur keinen Eifer! war sonst sein Wahlspruch gewesen. Heute perorirte Thassilo wie ein Fiebernder, ein Gekränkter oder – wie ein über alle Mittel der Ueberredung gebietender Sophist.

Waldemar konnte nicht umhin, sich an Bolle's 126 schlichte Worte zu erinnern, die kaum an diesen Wänden verhallt waren. Jetzt hörte er ein anderes Evangelium irdischer Glückseligkeit. Und von wem? Von demselben Manne, der ihn in seiner Knabenzeit allen Tand und eitlen Glanz und die Güter gemeiner Menschen verachten gelehrt und nur die Ehre und den Ruhm als des Strebens der Edlen werth gezeigt hatte!

Was mußte mit dem Manne vorgegangen sein! Was mußte in allerletzter Zeit geschehen sein, daß er selbst die Vorsicht, die ihn solche Grundsätze bislang hatte verbergen lassen, heute von sich warf! Und wo hinaus wollte er mit so überraschenden Worten! Eine Befürchtung zuckte plötzlich wie ein Blitz durch Waldemar's Sinn, und er säumte nicht, ihr Worte zu geben.

»Vater, Deine Rede macht mir Sorge. Du bist nicht der Mann, der eine Freude daran findet, Einen mit dem Spiel müßiger Theoreme zu verblüffen. Wenn Du solcherlei Maximen aussprichst, so hast Du sie auf dem Wege Deines praktischen Lebens aufgelesen. Du sprichst, wie Du handelst. Muß ich wirklich fürchten, daß auch Dich die allgemeine Modekrankheit ergriffen hat? Leidest und rasest auch Du vor Durst nach Gold?«

»Auch der gesunde Mensch, nicht bloß der Kranke wird von Durst geplagt,« sagte Thassilo, überlegen lächelnd. »Ist man ein Rasender, weil man seinen Keller gut montirt? Nun denn, ich habe mir immer 127 etwas darauf eingebildet, meine Zeit zu verstehen. Wenn sie nun das Geld auf die Straße regnen läßt, soll ich mir alle Taschen zunähen, nur um ja nicht in Versuchung zu kommen, die Taschen zu gebrauchen? Sollen wirklich nur die Bourgeois und die Juden reich werden? Will der Adel ewig die Zeit verpassen und in antediluvianischen Vorurtheilen blind die Handhaben ausschlagen, welche ihm die veränderten Verhältnisse bieten, was Wunder, wenn er dann keinen Halt an ihnen mehr findet! Ich mein' es anders und, ganz recht, lieber Waldemar, wie ich denke, so handle ich auch.«

Der Rittmeister sah etwas verstimmt, fast verblüfft auf seinen Vater. Er fand nicht gleich die rechten Worte. »Aber warum,« sprach er dann, »warum und zu wessen Gunsten diese Wandlung Deiner Gedanken und Gewohnheiten? Du bist ja wohlhabend, Mancher wird sagen, Du bist reich.«

»Pah!« rief der Alte verächtlich aus und zuckte die Achseln.

»Jenun,« fuhr Waldemar fort, »wie immer Du's nennen willst, Du kannst nicht nur ohne Sorgen, Du kannst breit, bequem und standesgemäß von Deinem Ruhegehalt und den Zinsen Deines Vermögens leben – ich bin Dein einziger Nachkomme, wofür also und zu welchem Ende willst Du unter Sorgen reicher werden, als Du schon bist?« 128

»Für wen?« sagte Thassilo, seinen Gang durch's Zimmer unterbrechend. Er sah den Sohn mit aller Neigung an und es war, als ob ihm das Auge dabei feucht würde. »Das kannst Du fragen? Ei, für wen anders, als für Dich!«

»Für mich?!« rief nun der Rittmeister und faßte lachend seines Vaters beide Hände. »Aber ich bin ja der zufriedenste Mensch unter der Sonne. Ich tausche mit keinem König und keinem Juden. Geht's mir immer so wie heute, so wünsch' ich nie eine Veränderung.«

Thassilo legte dem Sohne die Hand auf die Schulter und die Augen halb gesenkt, sagte er: »Glaubst Du, ich wüßte nicht, wie viel Großmuth in diesen Deinen Worten liegt?«

»Bewahre Gott! ich wünsche nicht nur keine, ich fürchte jede Veränderung.«

»Waldemar, glaubst Du, ich wüßte nicht, daß Du seit Jahren keine Zuschüsse mehr von mir erhalten hast? Ein Rittmeister, der von seiner Gage leben muß, ein Waldenberg . . . Glaubst Du, ich mache mir keine Vorwürfe, wenn auch Du die Deinigen verschweigst!«

»Ich habe keine zu verschweigen. Ich dachte mir, Deine Ernten sind schlecht ausgefallen. Deine Pächter zahlen unregelmäßig, Dein Umzug in die Stadt hat Dich viel gekostet. Voilà tout!« 129

»Und Du hast Schulden?«

»Nein!«

»Wirklich nicht? . . . Aber Deine Pferde? Sie kosten viel!«

»Für's Erste hast Du mir doch mein mütterliches Vermögen ausbezahlt.«

»War der Rede werth!«

»Seit wann siehst Du solche Summen für nichtig an? Und was die Pferde betrifft, jenun, dieselben werden in meiner Hand nicht schlechter. Dünkt mich eins für meine Verhältnisse zu theuer, kann ich's ohne Schaden wieder los werden. Im Uebrigen nennt man mich beim Regiment einen knappen Herrn; sagen wir's deutlicher: man hält mich für geizig. Das ist der ganze Schaden von der Geschichte. Ein Schaden, welchen ich für Vortheil achte, denn er erspart mir manche tolle Zumuthung, die ausdrücklich abzuweisen unbequem wäre.«

»Deine Worte verletzen mein Herz, so lachend auch Du sie aussprichst. Ich wünsche nun einmal anders für Dich zu sorgen. Und denkst Du denn ewig Soldat zu bleiben? Wird nicht mit den Jahren ein anderer Ehrgeiz in Dir erwachen? Wirst Du nicht ein höheres Feld für Deine Begabung suchen? Ich könnte Dir in der diplomatischen Carrière von außerordentlichem Nutzen sein.« 130

»Verlorene Mühe! Ich bin von Herzen gern Soldat und will es bleiben.«

»Ich denke ernsthafter von Dir und Deiner Bestimmung in unserer heutigen Kulturwelt.«

»Nichts gegen den Stand, Vater! Nach meiner Ueberzeugung wird das gebildetste Volk immer auch die streitbarste Armee haben, wenn die Bildung nicht verweichlichen und in byzantinischem Jammer untergehen soll. Stehen der höchsten Kultur nicht die furchtbarsten Waffen zur Hand, so ist es ihr Schicksal, von der Barbarei vernichtet zu werden.«

Thassilo lächelte. »Ich will Deiner Ansicht durchaus nicht widersprechen. Ich denke nur: Alles hat seine Zeit, auch der Dienst unter den Waffen.«

»Jenun! kommt einst an Alters oder Unglücks Hand auch für mich die Zeit, wo mir steife Knochen und müde Augen den Reiterdienst verleiden – hoffentlich ist noch recht weit bis dahin – was kann ich dann Besseres thun, als meinen eigenen Kohl bauen, meine eigenen Hühner schießen und nachdenklich meinen Schatten betrachten, den die Abendsonne auf's Gras meiner Wiesen wirft! Ich ziehe mich auf unser Gut zurück.«

Thassilo ward für eine Sekunde purpurroth im Gesichte. Dann sagte er leise, fast heiser: »Wir . . . wir haben kein Gut mehr.«

Der Rittmeister sah seinen Vater sprachlos an. 131

Und Dieser fuhr fort: »Ich habe das Gut verlauft . . . O, Du darfst mich deßhalb nicht tadeln, ehe Du die ganze Situation überblickst. Es ist eine glänzende Spekulation. Ein Unternehmen von gesichertem Erfolg . . .«

Der alte Diplomat entwickelte nun eines jener kolossalen, wohlausgedachten Programme, deren wir Alle genugsam kennen gelernt haben. Waldemarn drehten sich die Gedanken im Kopfe herum; er hörte nicht, was sein Vater ihm mit seiner ganzen Beredsamkeit auseinandersetzte. Er hörte nur einen Fluß tönender Worte an sein stumpfes Ohr schlagen, von denen ihm nur etliche nichtssagende Trümmer im Gedächtniß blieben . . . »Eisenbahn . . . beste Namen . . . Konsortium . . . Fürst . . . Hofcharge . . . Sicherheit . . . Millionen . . . diplomatische Gewandtheit . . . Seele des Ganzen« u. dgl. m. Ihm war, als stünde wieder der athletische Bolle neben ihm und sein schriller Tenor überschriee geisterhaft alle die Gedankenverrenkungen der Gewinnsucht: »Sie schonen nicht mehr ihrer Mutter Lieblingsplätzchen, nicht mehr das Grab ihres Vaters.«

Waldemar war kein Mensch, der am Besitze hing. Aber seiner ganzen Natur und Erziehung nach hatte er sich daran gewöhnt, für Einen zu gelten, der seit den Altvordern her Grund und Boden besaß, der Theil an der Erde seines Vaterlandes hatte. 132 Allerhand Wechselfälle hatten in den Gang seines Lebens eingegriffen, er war in sich derselbe geblieben. Jetzt fühlte er sich wie mit einem Schlage verwechselt. Es war ihm nicht anders zu Muthe, als wär' er eine Pflanze, die man jählings aus dem Boden gerissen und über den Zaun geworfen hat. Was konnt' ihm das Projekt seines Vaters werth sein, wenn es nicht damit endete, das alte Familiengut wieder in seinen Besitz zurückzubringen. Und hatte es dieß Ende, so war es ja widersinnig, zu diesem Zweck erst das Gut zu verkaufen.

Es war kein großer Besitz, der mäßige Waldantheil und die paar Quadratruthen Felder, in deren Mitte das bescheidene Stammhaus der Waldenberge stand. Von dem ursprünglichen Besitzthum hatten verschiedene Glücksfälle hier ein Eckchen und dort ein Fleckchen abgebrochen. Aber was noch blieb, es trug doch seinen alten guten Namen. Und hätte er auch das verschmerzt, der Gedanke an die selige Mutter war immer von dem Gedanken an die Stätte seiner Jugend begleitet. Wiese, Wald und Garten, sie boten ihm den grünen Rahmen, aus dem das Bild seiner Mutter ihn anblickte. Nun sollte er seine Erinnerungen zerstücken und den lieb gewordenen Rahmen der Erinnerungen wegwerfen, die so gut zu dem Bilde seiner Mutter paßten.

Wahrlich, der wortgewandte Thilo hatte gut reden, 133 während Waldemar solche Gedanken in seinem Busen wälzte. Hätten die verwunderlichen Projekte seines Vaters bisher seine lebhafteste Theilnahme, ja seine aufrichtige Bewunderung erregt, sie hätten durch diesen Streich all' ihren Glanz vor ihm verloren. Nachdem er sie von Anfang an nur mit scheelem Auge betrachtet hatte, wie unheilvoll mußten sie ihm erst jetzt erscheinen. Ein unerhörtes Gefühl ward in seinem Innern laut. Ihm war nicht nur, als wäre er selbst, nein, als hätte man ihm auch den Vater vertauscht. Und als er, wieder mehr zum Bewußtsein der Außenwelt gelangend, als Schlußphrase jener großen Auseinandersetzung die tönende Versicherung wiederholen hörte, daß all' dieß nur um seinetwillen in's Werk gesetzt worden, daß Alles, was er so von Herzen beklagte, was ihm die bittersten Gedanken, die herbsten Befürchtungen erregte, nur geschehen sei, um ihn reich, angesehen und glücklich zu machen, da brauste der sonst so gelassene Mensch wider Willen auf und in einer Heftigkeit, wie er noch nie mit seinem Vater geredet, rief er:

»Um Gottes willen, Papa, hör' auf, alle diese Dinge auf mich zu beziehen. Warum Einen um jeden Preis glücklicher machen, als er werden will! Meinetwegen brauchte man keine Scholle, keinen Stein des lieben Ortes zu verkaufen, an dem mich meine Mutter erzogen hat, in dem ich einst meine alten Tage zu 134 beschließen hoffte. Mich trifft keine Schuld. Ich habe nichts verlangt, nichts erbeten. Ich war sehr glücklich in meiner Lage. Glücklicher, als mich irgend ein Anderer machen kann. Thue, was Du für gut hältst, aber thu's um Deinetwillen! Ich habe mich seit Jahren nicht unbehaglicher empfunden, als in diesem Augenblicke, da mir die erste Kunde von der überraschenden Verbesserung meines Schicksals wird!«

Tiefe Stille trat nach diesen Worten ein. Waldemar selbst erschrak von dem Nachhall seiner heftig erregten Stimme. Es war sein Vater, sein immer gütiger Vater, dem er in solchem Tone geantwortet. Er konnte es nicht ganz tadeln, aber auch nicht billigen. Kindesliebe und Gewohnheit des Gemüths trieben ihn, dem Vater die Hand darzureichen und sanft und treuherzig zu sagen: »Es hat mich überrascht; sei mir nicht böse!«

Thassilo kaute nachdenklich an seiner Unterlippe; er betrachtete den Sohn mit einer Miene, die auch seinerseits Erbitterung verrieth. Es war der Moment über sie gekommen, wo zwei Männer, nachdem sie sich leidenschaftlich ausgesprochen haben, in Gefahr gerathen, nicht mehr weiter auf einander zu hören, sondern sich nach vorgefaßter Meinung ein Urtheil zu bilden, wie es jetzt in der Seele des Andern aussehen mag. Was Wunder, daß sie sich dann 135 nicht mehr verstehen. Ein Glück, wenn sie sich nicht schon geflissentlich falsch verstehen.

Zunächst warf der ältere Waldenberg nur den Satz hin: »Vielleicht werden Dir die guten und nützlichen Gedanken meiner Unternehmung besser einleuchten, wenn diese nur erst ihre überraschenden Seiten für Dich verloren haben wird. Ein andermal mehr davon! Für heute will mich bedünken, Du seist meiner ökonomischen Auseinandersetzung nicht mit vollem Verständniß gefolgt . . . Du bist voreingenommen, Du bist zerstreut . . . und nicht etwa erst, seit ich von Dingen spreche, die vielleicht außerhalb Deines gewohnten Ideenkreises liegen, sondern Du warst es schon von Anfang an. Was Du redest, bestärkt mich nur in meinem Mißtrauen. Ich gestehe Dir offen, Du machst mich besorgt, wenn Du Dein momentanes Behagen, die Glückseligkeit Deiner gegenwärtigen Lage in übertriebenen Ausdrücken schilderst. Was soll es heißen, wenn Du mir zurufst, Du wünschest nicht nur keine Veränderung Deiner Situation, Du fürchtest jede! Gib mir zu, dieß Wort ist etwas stark. Ich sehe mich um, was ist an Deiner Lage so wunderbar? Eine Rittmeistersgage, die Aussicht auf die menschenöde Gartenstraße, eine Wohnung von so spartanischer Bescheidenheit, daß ich sie meinem Kammerdiener nicht ohne Herzklopfen anbieten würde, ein guter Stall und ein zufriedenes Gemüth. Sehr 136 viel, wenn Du willst, aber doch nicht genug, daß ich nicht an verschwiegene Vortheile, an einen geheimen Schatz denken müßte, der, wie das Licht in der Nacht, erst in solcher Bescheidenheit zu vollem Glanze gedeiht und Deiner einfachen Lebensweise jenen unglaublichen Werth, jenes hohe Glück verleiht, die Dich jede Veränderung mit Mißtrauen und Furcht betrachten lassen!«

Der Rittmeister lächelte. »Du willst durchaus Gespenster sehen, Papa.«

»Ja, ja, ich bin so ein Sonntagskind und sehe menschliche Gestalten, wo Andere bloß impalpable Prinzipien zeigen wollen. Wenn Einer, der zum Ehrgeiz geboren, nur das idyllische Schäferleben preist, so frag' ich ihn gewiß nicht nach dem Namen seiner Schafe, sondern nach dem Namen seiner Schäferin.«

»Du willst Dich eben in keine andere Natur hineindenken und wirst dadurch ungerecht. Ich werde durchaus nicht von diesem fressenden Ehrgeize geplagt, den Du mir andichtest. Was weiter!«

»Aber mich plagt der Ehrgeiz um Deinetwillen!« rief der Vater. »Ich will stolz auf Dich sein können; ich will, daß Du in Staat und Gesellschaft der Ersten einer seist; ich will, daß die Leute mich um diesen Sohn beneiden. Sage, was Du magst, Du hast das Zeug dazu. Manchmal kommt das Phlegma Deiner guten Mutter über Dich und schläfert Deinen Ehrgeiz ein; aber Du bist auch mein Sohn und 137 mein ruheloses Blut kann Dich in dieser Deiner verfluchten Bescheidenheit nicht auf die Dauer glücklich sein lassen. Du täuschest Dich absichtlich. Du täuschest Dich um eines Frauenzimmers willen!«

Der Rittmeister lachte laut auf. Aber der überkluge Diplomat war nicht in der Stimmung, sich seinen Verdacht ausreden zu lassen, und fuhr im Eifer fort: »Waldemar, Du kennst mich, ich bin kein Spielverderber. Nichts liegt mir ferner, als Dich mit moralischen Redensarten zu gängeln. Vergnüge Dich, wie Du willst; mische meinethalben so viele Sentiments in den Trank des Genusses, als Du vertragen kannst, das ist Geschmackssache. Ich werde mich ebensowenig darüber ereifern, als ich Dir die Stücke Zucker nachzuzählen gedenke, welche Du in Deinen Kaffee oder Grog zu werfen die Gewohnheit hast. Aber, mein Junge, Du bist nicht mehr in dem Alter, wo solche Scherze den Gang Deines Lebens bestimmen und dem berechtigten Ehrgeiz den Kopf abbeißen dürfen. Wenn Du im Stande wärst, einen dummen Streich zu machen, wie ich ihn leider Gottes fürchten muß, wenn Du Dich und Deinen alten Namen mit einer Lächerlichkeit behaften könntest, die nicht nur an Dir kleben bleiben, sondern auch mir nachlaufen und Deine und meine Zukunft ruiniren müßte – Junge, laß mich das nicht erleben, ich würde mir eine Kugel vor den Kopf schießen.« 138

»Aber bester Vater, wer denkt denn an alle diese Dinge?!« sagte der Rittmeister, derweilen Thilo, der sich heiß geredet hatte, just nach Luft schnappte und sich mit dem Batisttuche die Stirne fächelte.

»Ich will Dir die Gefälligkeit erweisen und Dir auf's Wort glauben, Waldemar. Aber glaube auch mir, dem Vielgeprüften, der euch junge Menschen im Allgemeinen und Dich insbesondere besser kennt, als sich Einer von euch träumen läßt. Schon der alte Palmerston pflegte mich einen scharfen Beobachter zu nennen. Ich sage Dir: gut, Du denkst heute noch an das Mädchen nicht anders als freundschaftlich. Aber ich habe das Mädchen gesehen, habe euch Beide gestern im Nebel beobachtet. Heute Freundschaft, erste Station! Uebermorgen fällt Dir's auf einmal bei, daß das Ding sehr liebenswürdig sei und daß das Liebenswürdige doch nur zu dem Zweck auf der Welt sein dürfte, um geliebt zu werden – Du erröthest, mein guter Freund. Ich werde demnach getrost annehmen, daß Du diese letztere Beobachtung schon gestern gemacht und die zweite Station hinter Dir hast. Bist Du nur aber von der Liebe gefaßt, dann weiß der Teufel, wohin sie und er mit einem Kavalleristen von so bescheidenen Ansprüchen reiten. Es hängt dann lediglich von dem Mädel oder den Leuten, die dem Mädel souffliren, ab, wann und wo die Hochzeit sein soll.« 139 Waldemar war in der That erröthet, als sein Vater unter vielen Lufthieben doch auch einmal sein Fleisch getroffen hatte. Er fühlte die Verlegenheit und sobald Dieser schwieg, fuhren ihm die Worte heraus: »Ich weiß nicht, was Du willst, Bettina ist ja noch ein helles Kind.«

»Ah! also Bettina heißt sie!« sagte Thilo von Waldenberg und wendete sich seitwärts, um seinen Sohn auch nicht die Spur eines unterdrückten Lächelns merken zu lassen. Bei sich mochte er denken: Du bist noch nicht von meiner Stärke.

Der Offizier ärgerte sich selbst darüber, daß ihm der Name des unschuldigen Kindes denn doch entschlüpft war. Verdrossen maß er die Stube, bis sein Vater, der sich nachdenklich beide Hände gedrückt hatte, nun mit ernsthafter, ja feierlicher Miene folgendermaßen ihn anredete: »Ich fühle jetzt selbst, mein theurer Waldemar, daß Du nur die reinste Wahrheit zu mir gesprochen. Ich that vielleicht nicht klug daran, meine väterliche Fürsorge in Worte des Argwohns und Verdachtes zu kleiden. Gut denn! Ohne Umschweife! Ich habe die längste Zeit gelebt; Du selbst stehst auf der Höhe des Lebens, nel mezzo del cammin di nostra vita! Die Dauer des Geschlechts der Waldenberge beruht auf zwei Augen, den Deinigen. Ist der Wunsch, einen kleinen Stammhalter über die Taufe zu halten, der Wunsch, Enkel auf meinen 140 Knieen zu schaukeln, ein unberechtigter? Ich habe Dir selten etwas in Deine Schicksalsführung dreingeredet. Ich habe Dich nicht gedrängt und Deinem Junggesellenthum Zeit gegönnt, sich auszuleben – aber nun erregt es die Befürchtung, dauerhaft von Dir Besitz ergreifen zu wollen. Du willst durchaus von keiner Veränderung Deines glückseligen Zustandes etwas hören. Dagegen muß ich protestiren. Du hast Pflichten gegen Dich, gegen Deinen Namen, gegen Deine Ahnen – der jüngste derselben bin ich selber – also auch gegen mich. Es ist Zeit, daß Du Dich verheirathest. Es versteht sich, daß ich von einer vernünftigen und standesgemäßen Ehe spreche. Liebe meinetwegen, wen Du willst, Waldemar, aber vorher verheirathe Dich, wie es Dir ziemt. Du mußt, Du wirst Dich verheirathen!«

Der Ulan warf den Kopf in die Höhe. »Hast Du in Deiner großen Fürsorge vielleicht auch schon Brautschau gehalten und habe ich nichts mehr zu thun, als um die gegenwärtige Wohnung meiner zukünftigen Frau zu fragen?«

Thilo hielt es für klüger, die Herbheit dieser Worte zu überhören, und sprach in um so herzlicherem Tone: »Wie sehr mißkennst Du mich! Wenn ich für Dich ein Bräutchen auswählen sollte, würdest Du wahrscheinlich ewiger Junggeselle bleiben, denn schwerlich möcht' ich unter den Töchtern der Menschen 141 eine finden, die mir gut genug erschiene für Dich. Dafür hat nun der Mann sein eigenes Herz und seine eigenen Augen.«

»Diese waren bisher so gefällig, mich mit allen Heirathsprojekten zu verschonen,« versetzte der jüngste der Waldenberger. »Und was bis heute nicht geschah – Ei potz Tausend, Papa, laß mich zufrieden! Ich bitte Dich! Kein lächerlicheres Wesen in der Welt, als wenn sich ein Kerl in meinen Jahren urplötzlich auf die Freiersfüße stellt, bloß weil er die Glocke seines Lebens Mittag schlagen hört. Heirathe, wen's dazu treibt. Ich kann nur damit schließen, womit ich begonnen habe, ich bin zufrieden und wünsche keine Veränderung meiner Lage!«

»So?! Nun denn, ich bin nicht zufrieden und wünsche nicht nur, sondern verlange – verstanden? – ich verlange von Dir als Chef des Hauses, daß der letzte Waldenberg sich standesgemäß vereheliche!«

»Eins, zwei, drei! So wie man eine Pistole abschießt –« rief Waldemar, aber er fürchtete, zu viel zu sagen und schluckte die weiteren Worte, die ihm kommen wollten, hinunter. Man hörte eine Weile nichts als den Tritt seiner Sohlen und das Klirren seiner Sporen, während er, die Zähne auf den Lippen, mit langen Schritten seine Stube maß.

Auch auf Thassilo's Stirn und Brauen trat nun der Zorn. Er sprach: »Meine Vaterpflicht gegen 142 Deine Behaglichkeit! Wer für gute Worte nicht zugänglich ist, dem muß man sich anderswie verständlich machen. Du findest Deine häusliche Gemüthlichkeit über jeden anderen Zustand erhaben. Sie also ist der ärgste Feind meiner gerechten Hoffnungen und Pläne. Gut! ich werde diese häusliche Gemüthlichkeit anfechten – nicht durch Worte, verlasse Dich darauf – und ich werde sie Dir verleiden. Gründlich! Vielleicht, wenn erst die Ursache beseitigt, wirst Du auch frei der Wirkung sein.«

Der Rittmeister zuckte die breiten Schultern und lächelte. »Wenn Du kein freundlicheres Mittel hast, mich in den heiligen Ehestand zu locken! . . . Wir sind hier lauter gemüthsruhige und ziemlich dickfellige Leute.«

Der alte Waldenberg lächelte gleichfalls und sagte noch gelasseneren Tons als vorhin sein Sohn: »Es wird sich schon Jemand mit empfindlicherer Haut unter euch finden.«

Waldemar stand still. »Ich hoffe herzlich, Dich jetzt falsch verstanden zu haben.«

»Ah, ist die Gemüthsruhe schon im Begriff, den Faden zu verlieren?«

»Papa, was Du andeutest, wäre –«

»Sagen wir diplomatisch!«

»Papa –«

Waldemar unterbrach sein Wort und wandte sich nach der Thüre. Man klopfte zum zweiten Male. 143

Jeder der beiden Männer achtete in diesem Augenblick die von draußen kommende Störung für einen glücklichen Zufall. Das Gespräch konnte auf dieser Höhe der Erregung keine Wendung mehr nehmen, die nachher bei kaltem Blute nicht von einem Jeden hätte bedauert werden müssen.

»Herein!« rief der Rittmeister.

Waldemar wurde blaß. Es war für ihn einer jener Momente, in denen dem armen Sterblichen das Bewußtsein auf die Seele fällt, daß er der Narr eines übermächtigen Schicksals ist, welches, wie es dem Schlafenden manchmal des Glückes goldene Aepfel in den Schooß gleiten läßt, dem Kämpfenden oft, wenn er am kräftigsten ausschreitet, einen Ast zwischen die Füße wirft und des Strauchelnden spottet.

Keiner von allen Menschen hätte jetzt dem Rittmeister unwillkommener sein können, als Bettinens gutmüthiger Vater. Freilich auch er war einer der Hausgenossen, von denen eben die Rede gewesen. Aber wer hatte an ihn gedacht! Waldemar hatte die Baronin Santalatona erwartet; war allenfalls auf Eduard Bolle's Erscheinen gefaßt gewesen. Welcher böse Geist aber schickte jetzt diesen unseligen Organisten über seine Schwelle!

»Santa Lucia!« rief Orlando, der im fliegenden Schlafrock und weißen Unterbeinkleidern in's Zimmer 144 trat und sich sehr überrascht stellte. »Hélas! Sie sind nicht allein, Herr Rittmeister! Mille pardons! Je me retire à l'instant!«

Waldemar sagte kein Wort, um ihn zurückzuhalten. Aber Thassilo war nicht gesinnt, den Willkommenen so bald wieder fahren zu lassen. Er wehrte höflich ihn vom Ausgang ab. »Sie stören nicht im geringsten, mein Herr . . . Ich weiß nicht, irre ich mich oder Sie sind . . . hm . . .«

Der Organist beeilte sich, dem Listigen aus der Verlegenheit zu helfen und sagte schmunzelnd: »Orlando Unzelsperger (er ließ das rauhe H gern weg, wenn er mit eigenen Lippen seinen allzu germanischen Familiennamen aussprach) . . . Sie haben vielleicht schon von mir gehört . . .«

»O, wer hätte nicht! Freut mich außerordentlich, solch' einen Mann von Angesicht kennen zu lernen. Welch' angenehme Ueberraschung! Aber, mein theuerster Sohn, willst Du denn gar kein Wort sprechen, Deine Gäste mit einander bekannt zu machen? . . . Hat diese Jugend Sitten, lieber Maëstro! ach, die gute alte Zeit!«

Waldemar konnte nicht umhin, dem ausdrücklichen Wunsche nachzukommen.

»Was, Sie sein Vater!« schrie der Musikant, der sich nicht wenig über die neue Bekanntschaft freute. »Unmöglich! Man sollte weit eher ihn für den Ihrigen 145 halten! Corpo di Baccho! Ich muß Sie für den Jüngeren achten!«

»Sie sind ein Schmeichler!« erwiederte Thilo schmunzelnd, dem Alten mit dem losen Handschuh einen freundlichen Schlag auf die Schulter versetzend. »Aber es macht mir Vergnügen, mir von einem solchen Manne schmeicheln zu lassen. Wissen Sie, daß Sie zu meinen Lieblingen gehören? Ja! Und nicht erst seit heute. Nein, zu einer Zeit, wo dieser mastige Ulan noch nicht daran dachte, aufrecht auf seinen Beinen zu stehen, schwelgt' ich schon in Ihren Kompositionen. Da war besonders ein . . . ein, ein . . . Dings da, wie nennt man's doch . . . so helfen Sie mir doch . . . Ja, war's nicht ein Trio?!«

»Ach, was Sie sagen, Herr Baron!« Orlando rückte ganz nahe an seinen unverhofften Bewunderer heran. Weit auf riß er die Augen und sein Antlitz strahlte Vergnügen.

Thilo fuhr unerschrocken fort: »Erinnern Sie sich: da! – da da! . . . Es fängt so mit zwei wuchtigen Akkorden an . . . Ges-dur, glaub' ich.«

Hunzelsperger riß die Augenlider noch etwas weiter auf, lehnte Haupt und Oberkörper zurück und brachte den Zeigefinger an die Nase: »Des-dur! Herr Baron. Des-dur

»Richtig Des-dur! Ach, es ist so lange her! Die schöne Zeit!« 146

»Ging es nicht so?«

Da saß der Künstler, eitel, wie sie alle sind, und in seiner Eitelkeit leicht gefangen, und schlug auf Waldemar's Spinetchen die erste Melodie einer längst von ihm selbst vergessenen Komposition an, welche Thassilo von Waldenberg in seinem ganzen Leben mit keinem Ohr gehört hatte.

»Das ist's, das ist's!« rief der Listige nichtsdestoweniger und wiegte mit dem Haupte und taktirte sanft mit den Händen.

»Aber das war ein Streichquartett, kein Trio,« sagte der Organist mit dem leisen Lächeln geistiger Ueberlegenheit, ohne im Spiel inne zu halten.

»Freilich war's ein Quartett!« bekräftigte Thilo, als wär' er bereit, augenblicks für die Wahrheit dieses Satzes in die Schranken zu reiten. »Sagt' ich vorhin Trio? Ah, das war ein lapsus linguae. Quartett! Eins ihrer schönsten, vielleicht Ihr allerschönstes Quartett!«

»Pardon!« rief der Komponist und drehte sich flugs auf seinem Stuhl um. »In diesem Punkte bin ich kitzlich. Mein schönstes Quartett ist das in Cis-moll. Kennen Sie es vielleicht?«

»Wie oft habe ich darin die zweite Violine gespielt.«

Waldemar ward unruhig. Aber Thassilo fuhr lächelnd, bald den entrüsteten Sohn, bald den 147 glückseligen Musikus betrachtend, fort: »Darin ist das wunderbare Adagio! Nicht wahr?«

Orlanda Hunzelsperger ergriff mit beiden Händen die Hand des Freiherrn und sagte aller Rührung voll: »Sie sind ein feiner Kenner, Herr von Waldenberg.« Und mit einem Augenaufschlag gegen die Zimmerdecke fügte er hinzu: »In solchen Momenten fühlt man es doch wie ein Glück, daß man nicht umsonst gelebt und geschaffen hat.«

Thassilo von Waldenberg nickte deß zur Bekräftigung zweimal mit dem Kopfe und sah dazu seinem Sohn in's Gesicht, ohne die Miene zu verziehen. Orlando spielte derweil sich selber sein altes Adagio aus dem Cis-moll-Quartette vor. Waldemar wandte sich ab und sah durch die Fensterscheiben auf die in Dunkel gehüllte Straße. Ihn empörte das Spiel, welches sein Vater mit dem eitlen Musikanten trieb – und in welcher Absicht trieb? . . . um seinen Sohn zu demüthigen! Und das war so leicht. Jeder Komponist, oder wer sich für einen solchen hält, hat in seiner Jugend einmal etwas wie ein Trio oder ein Quartett geschrieben. Das ging aus Es oder Des oder einer anderen Tonart, die man nach so vielen Jahren gern verwechseln konnte. Jedes Quartett hatte ein Adagio und der Tondichter that sich auf dasselbe mehr oder weniger zugute. Das war Alles so gewiß, wie daß Thilo niemals 148 in seinem Leben eine Geige gestrichen hatte und seinen Jugendgewohnheiten nur in der Hinsicht treu geblieben war, daß er nach wie vor bei jeder Kammermusik in sanften Schlummer verfiel.

Wenn der gute Hunzelsperger seine Erinnerungen auf Waldemar's Spinet noch weiter fortspann, konnte Thilo leicht demselben Schicksal auch heute unterliegen. Aus diesem Grunde, nicht minder auch in der Absicht, das erste Zusammentreffen mit dem Vater Bettinens noch besser auszunutzen, unterbrach der alte Waldenberg jetzt das Spiel, indem er den Sitzenden bei den Schultern faßte und sagte: »Ist mir's recht, lieber Meister, oder bin ich falsch berichtet? Sie sollen einen Schatz im Hause bergen, der . . .«

Der Organist fuhr auf: »Sie haben von dem Manuskript gehört?«

Thilo hatte nun freilich auf einen ganz anderen Schatz anspielen wollen, meisterte jedoch flugs seine Ueberraschung und sagte:

»Ganz richtig! das Manuskript einer . . . Arie . . .«

»Mozart's!« rief Orlando, den Satz vervollständigend.

»Wolfgang Amadé Mozart's,« vollendete Thilo, als hätte der Andere gar nichts dazwischen geredet.

»Und das köstliche Blatt möchten Sie sehen, Herr Baron?« 149

»Ich würde mich sehr glücklich schätzen.«

»Ich zeige die Handschrift des großen Mannes nicht gerne . . . das heißt nicht gerne dem ersten Besten . . . Aber ein Kenner wie Sie, der soll die Arie nicht nur sehen . . . Sie sollen sie auch hören und zwar in einer Weise, wie sie Ihnen keine Menschenkehle besser vortragen kann.«

»Was, Meister, Sie singen selbst?« fragte Thilo mit dem Ton eines Enttäuschten und sah dabei doch so unbefangen aus.

»Ich?« antwortete Orlando und verdrehte lustig die Augen. »E perduta la mia voce! Ausgekräht ist die Kehle! Aber ich habe ein Kind, welches singen von mir gelernt hat! Eine Tochter! O! . . .«

»Was!« rief Thassilo von Waldenberg höchst erstaunt aus; »Sie haben eine Tochter . . . Ich meinte doch im Konversationslexikon gelesen zu haben, Sie wären Junggeselle.«

»Wittwer!« verbesserte der Gefoppte den Uebermüthigen. »Es wird wohl eine alte Ausgabe gewesen sein . . . Aber hat Ihnen Ihr Sohn niemals von meinem Kinde gesprochen?«

»Niemals!« sagte Thassilo lächelnd.

»Das ist nicht sehr schmeichelhaft, Herr Rittmeister, für den Vater Bettinens. Ich dächte doch ein Gesang, wie der ihre! . . .« 150

»Ah, den muß ich hören!« rief Thilo, schon jetzt nicht wenig begeistert.

»Das sollen Sie, mein edelster Gönner!«

»Aber wann?«

»Sobald Sie wollen!«

»Also gleich?«

»Kommen Sie, verehrter Herr Baron!«

– »Verzeihen Sie, Meister Orlando,« sagte jetzt Waldemar und trat zwischen die beiden Alten. »Mein Herr Vater ist ein so eingeteufelter Musikfreund, daß er Alles vergißt, wenn nur von Weitem ein Genuß lockt, wie Sie ihm jetzt eben einen zu zeigen die Güte haben. Ich phlegmatischer Erdenkloß kann aber nicht umhin, mich mitten in eurer Begeisterung daran zu erinnern, daß mein Vater noch eine recht wichtige Angelegenheit mit mir zu besprechen hat und daß diese keinen Aufschub duldet. Und um so weniger, als ich selbst für den späteren Abend nicht frei bin. Ich bitte daher dringend, mir meinen Papa noch ein Halbstündchen zu gönnen und, wenn möglich, heute ganz auf seinen Besuch zu verzichten.«

»Ach was, Sie Pedant!« rief Hunzelsperger ungemüthlich. »Verschieben Sie den irdischen Schabernack auf ein andermal und kommen mit uns hinauf!«

»Geschäfte, lieber Hunzelsperger, Geschäfte,« sagte Waldemar ernsthaft.

»In der That, gefeierter Meister,« ergriff Thilo 151 das Wort, »ich bin noch Gefangener meines Sohnes. Als Sie eintraten, war er eben im Begriff, mir einen Entschluß mitzutheilen, auf den ich das größte Gewicht legen werde.«

»Wie schade!«

»Die Arie wird Ihnen nicht geschenkt, Maëstro! Ich klopfe demnächst bei Ihnen an und bitte, mich unterdessen Ihrem Fräulein Tochter, wenn auch noch unbekannterweise, bestens zu empfehlen.«

»Sie sind die Liebenswürdigkeit selbst, Herr Baron. Ich werde davon erzählen . . . Und Sie kommen doch auch?« wandte er sich zu dem jüngeren Manne. »Dann sing' ich Ihnen wie gestern. Wissen Sie noch? Quel asino son io.«

– Der alte Musikant war zur Thüre hinauskomplimentirt. Die beiden Waldenberge gingen schweigend neben einander hin und her, bis es ganz dunkel wurde. Endlich ergriff der Vater mit trockener Stimme das Wort:

»Du willst mir mittheilen, Waldemar, daß Du Dir meinen Vorschlag zu Gemüthe gezogen hast?«

Der Rittmeister schwieg. Es war so finster in der Stube geworden, daß Einer des Andern Züge nicht mehr unterscheiden konnte. Dieß erleichterte den Eindruck, als redeten nicht Vater und Sohn, sondern zwei fremde Menschen mit einander. Wer 152 jählings ihre Gesichter beleuchtet hätte, würde verschiedenen Ausdruck darauf gefunden haben.

»Du siehst,« begann Thassilo noch einmal, »es war nicht schwer, mich zum Herrn der Situation zu machen. Den unsterblichen Meister hab' ich in meiner Hand. Ich habe Dir ohne besondere Anstrengung bei ihm den Rang abgelaufen. Und er ist von den ›Dickfelligen‹. Doch die Hauptperson . . . Was nun die Donna des Hauses anlangt . . . willst Du, daß ich ihr jetzt meinen ersten Besuch mache?«

»Nein!« antwortete Waldemar und dieß sein erstes Wort klang barsch und laut aus der Finsterniß.

Der Vater steckte sich eine Cigarre an. Dann sagte er so geschäftsmäßig wie bisher: »Du willst Dich also nach einer passenden Partie umsehen?«

»Ich werd' es versuchen.«

»A la bonne heure! Unter dieser Bedingung verspreche ich, meinen Besuch bei Fräulein Bettina Hunzelsperger – dieß ist ihr richtiger Name? – ich verspreche, meinen ersten Besuch aufzuschieben.«

»Aufzugeben!« verbesserte Waldemar. »Endgültig aufzugeben.«

»Ich muß um Verzeihung bitten. Vom Aufgeben reden wir am Tage Deiner endgültigen Verlobung, vorausgesetzt, daß diese meine Ungeduld und die meines neuen Freundes Orlando nicht allzu lang auf 153 die Probe stellt. Wie lange willst Du, daß ich meinen Besuch zunächst ›aufschieben‹ soll?«

»Zwei Monate wenigstens.«

»Höchstens zwei Wochen.«

Man hörte, wie Waldemar etwas, das er in seiner Hand hatte, um seine Geduld damit fester zu halten, zerbrach – eine Stange Siegellack oder einen Bleistift. Man hörte, wie die Trümmer, die er heftig in einen Winkel seines Zimmers warf, an Wand und Estrich aufklappten. Thassilo zündete sich die Cigarre noch einmal an.

»In zwei Wochen soll ich eine Braut gefunden haben, nachdem mir in dreiunddreißig Jahren keine aufgefallen.«

»In drei Wochen macht Donna Bettina mit Dir, was sie will.«

»Das Mädel dünkt Dich ja entsetzlich gefährlich!«

»Das ist es auch! – Urtheile selbst, Waldemar, wie viel muß Dir die Kleine sein, wenn sich ein Mensch von trägem Gefühl, wie Du, bloß durch die Sorge, ein anderer Mann möchte sie kennen lernen, einen Entschluß von solcher Tragweite abringen läßt, wie ich ihn eben zu meiner Freude entgegengenommen habe. Ich habe mir's gar nicht so arg vorgestellt. Ich war darauf gefaßt, daß Du mich auslachen würdest. Zu allen anderen Zeiten hättest Du gesagt: ›besuche wen Du willst, was geht's mich an! 154 nur laß mich zufrieden!‹ – Du siehst, mein Sohn, ich spiele mit aufgedeckten Karten gegen Dich.«

»Immerhin ist das Spiel ein ungleiches,« antwortete der Rittmeister, »ich kann mich nicht der nämlichen Karten gegen Dich bedienen.«

»Und was ich bei dem Spiel – gewinnen will, ist doch nur Dein Glück!«

Waldemar blieb die Antwort schuldig. Leise trommelten seine Finger auf den Fensterscheiben einen Marsch.

»In vierzehn Tagen also bin ich einer angenehmen Nachricht gewärtig.«

Der Rittmeister trommelte nur leise weiter, ohne ein Wort zu sagen.

Thilo von Waldenberg räusperte sich. Er hielt es nun an der Zeit, seinerseits den Gekränkten zu spielen. »Gute Nacht,« sagte er vornehm und ging.

»Gute Nacht!« sagte Waldemar, ohne sich vom Platze zu rühren.

Er trommelte noch lange weiter auf seinen Fensterscheiben und pfiff sich dazu ein Reiterlied.

Als er endlich merkte, daß er dabei nicht klüger und nicht heiterer und nicht einmal satt wurde, nahm er sich den Säbel aus der Ecke, langte die Mütze vom Nagel und ging in seinen Klub. 155

 


 


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