Wolfram von Eschenbach
Parzival und Titurel
Wolfram von Eschenbach

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§. 22. Priester Johannes.

Den Priester Johannes, welchen Wolfram nur kurz erwähnt, mag er zuerst in die Gralssage eingeführt haben. Alle andern uns erhaltenen Darstellungen derselben, den jüngern Titurel, der aus Wolfram geschöpft haben wird, ausgenommen, kennen ihn nicht. Der Gedanke lag nahe, das fabelhafte Priesterkönigtum des Grals mit diesem nicht ganz gefabelten Priesterkönige in Verbindung zu bringen. Die neuern Untersuchungen, namentlich Ritters, haben ergeben, daß die im Mittelalter verbreiteten, allerdings sehr übertriebenen Gerüchte von einem großen christlichen Reiche im innern Asien, dem dieser Johannes, der seinen Namen von Geschlecht zu Geschlecht vererbe, in der doppelten Würde als Priester und König vorstehe, nicht ganz unbegründet waren. Da dieß zur Erläuterung unseres Dichters genügt, so verweise ich wegen des Nähern auf Ritters Erdkunde, die ich nicht ausschreiben mag, und erwähne nur noch, daß die christlichen Völker, welche jenes Reich bilden sollten, Nestorianer waren, d. h. Anhänger des auf der Synode von Ephesus (431) verdammten Häresiarchen Nestorius, und daß sie als solche zur syrischen Kirche gehörten, deren Patriarch zu Seleucia sich den Titel Primas und Catholicus anmaßte. Vgl. oben §. 11 S. 345 und Anm. zu 9, 12. 13.


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