Wolfram von Eschenbach
Parzival und Titurel
Wolfram von Eschenbach

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§. 16. Parzival als Peredur.

Hier müßen wir nun anführen, daß der zweite Band der von Lady Charlotte Guest herausgegebenen Mabinogion from the Clyfr Coch o Hergest and other ancient welsh manuscripts (London 1839) die Geschichte von Peredur the son of Evrawc enthält, in welcher man die erste Quelle der Parzivalssage zu erkennen geglaubt hat. Da uns jenes seltene Buch nicht zugänglich ist, so bedienen wir uns der Auszüge, welche St. Marte (Leben und Dichten Wolframs von Eschenbach II, 387 und Die Arthursage 176 ff.) davon mittheilt:

»Evrawc Graf des Nordens hatte sieben Söhne, von denen sechs, sowie er selbst, in Schlachten und Kämpfen umkamen. Mit dem siebenten Sohne Peredur zog die Mutter, um ihn vor einem gleichen Schicksale zu bewahren, in die Einöde, und Niemand durfte ihm Pferde und Waffen zeigen und von Kämpfen mit ihm sprechen. Eines Tages sah der Knabe drei Ritter daherkommen, Gwalchmai, Sohn des Gwyar, Geneyr Gwystyl, und Owain, Sohn des Urien. Seine Mutter erklärte sie ihm als Engel. – »So will ich hingehen und ein Engel werden wie sie,« sagte Peredur. Er läßt sich von ihnen das Wappen und Reitzeug erklären und den Gebrauch der Waffen lehren. Seine Mutter fällt darüber in Ohnmacht, doch Peredur sucht sich ein Ross, schirrt es mit Gezweig auf und nimmt Abschied von seiner Mutter, die ihn mit Lehren entläßt, wörtlich fast denen gleich, die Herzeleide dem Parzival bei Wolfram giebt. Nach zwei Tagen und zwei Nächten kommt er zu einer vornehmen Dame, die im Walde ein schönes Zelt aufgeschlagen hat; er stillt seinen Hunger mit den eben dastehenden Speisen, bittet sich ihren Ring aus und reitet weiter. Der Gemahl der Dame kehrt zurück, und eifersüchtig eilt er mit ihr, der er keine Rast gönnen will, bis er den Frevler gefunden, dem Peredur nach. Dieser gelangt zu Artus Hof, wo so eben ein Ritter der Königin Gwenhwyvar einen goldenen Becher mit Wein ins Antlitz und auf ihren Brustlatz gegoßen und sie ins Gesicht geschlagen hatte mit der Aufforderung: wenn nun Jemand ihm den Becher streitig machen und den der Königin zugefügten Schimpf rächen wolle, so möge er ihm folgen. Der ganze Hof läßt den Kopf hängen. Peredur erbittet sich die Ritterschaft von Arthur; seine Mutter habe gesagt, er könne sie geben. Ein Zwerg begrüßt ihn mit dem Ausruf: sei gegrüßt, du Blüte der Ritterschaft, du erster der Kämpfer. Kai bestraft ihn mit einem Faustschlag. Sein Weib, die Zwergin, wiederholt den Ruf, und Kai bestraft sie mit Fußtritten; sie waren ein Jahr lang stumm an Arthurs Hofe gewesen und hatten jetzt zuerst gesprochen. Kai weist Peredur zu dem Ritter mit dem Becher: wenn er dessen Ross und Rüstung bringe, solle er die Ritterschaft empfangen. Peredur erschlägt ihn. Owain eilt dem schönen Knaben nach, findet das Unglück schon geschehen, hilft ihm sich wappnen und reitet mit dem Becher an den Hof zurück, während Peredur mit der Versicherung, nicht eher wiederzukehren bis er die Schmach des Zwerges und der Zwergin gerächt habe, von dannen trabt. Bald trifft er auf einen Ritter, Arthurs Feind. Peredur besiegt ihn und schickt ihn an Arthurs Hof zur Sühne für die Schmach des Zwerges. So überwältigt er im Lauf der Woche noch 12 Ritter, die er alle gleichfalls zu Arthur schickt. Kai grämt sich darüber sehr. Peredur kommt zum Schloß eines eisgrauen, lahmen Mannes (man möchte ihn Anfangs für den Fischerkönig halten, er entspricht aber dem Gurnemans), der ihn in Waffenkunst und seiner Sitte unterrichtet. Er warnt ihn, nicht zu viel zu fragen und entläßt ihn mit guten Lehren. Darauf gelangt er zu einem andern Schloß, wo er gastlich aufgenommen wird. Der Herr des Schloßes, ein stattlicher Mann mit greisem Haupte, sitzt in der Halle und räumt ihm beim Male den Platz an seiner Seite. Nachher fragt der Schloßherr, ob er mit dem Schwerte zu fechten verstehe. »Soll ich darin Unterweisung empfangen,« sagt Peredur, »so denke ich es zu vermögen.« Nun war in der Vorhalle ein Schloßhaken, so dick, daß ihn kein Mann umspannen konnte. »Nimm dieses Schwert,« sagt der Schloßherr, »und schlage damit auf den Eisenhaken.« Peredur gehorchte und schlug so stark, daß der Haken entzwei brach und auch das Schwert. »Lege nun beide Theile zusammen und verbinde sie.« Peredur legte sie zusammen und sie wurden eins wie zuvor. Dasselbe geschah noch zum zweitenmal und sowohl Schwert als Haken wurden wieder eins. Aber beim dritten Streiche Peredurs ließen sich weder die Stücke des Schwerts noch des Hakens wieder vereinigen. Da sagte der Schloßherr: »Du fichst besser mit deinem Schwerte wie irgend Einer im Königreiche; du hast zwei Drittheile deiner Stärke erlangt, aber das letzte Drittel hast du noch nicht erreicht. Und wenn du zu deiner Vollkraft wirst gekommen sein, so wird Niemand mit dir wetteifern mögen. Ich bin dein Oheim, deiner Mutter Bruder, und bin der Bruder des Mannes, in dessen Hause du die letzte Nacht warst.« Während sie sich noch unterhielten, sah Peredur zwei Jünglinge in den Saal treten, die einen Sper von mächtiger Größe trugen, von dessen Spitze herab drei Ströme Bluts auf den Boden floßen. Demungeachtet brach der Herr das Gespräch mit Peredur nicht ab. Dieser wagte nicht, nach der Bedeutung des Vorgangs zu fragen. Nachdem die Klagen ein wenig nachgelassen hatten, traten zwei Mädchen ein mit einer großen Schüßel, worauf das blutige Haupt eines Menschen lag. Hierüber stieß die Gesellschaft im Saale ein so großes Geschrei aus, daß es lästig ward, dabei in der Halle zu bleiben. Darauf ging Peredur zur Ruh, und ritt am andern Tage mit Erlaubniss seines Oheims weiter. Bald hörte er im Walde ein lautes Geschrei: er findet ein schönes Weib, die Leiche eines Ritters in ihrem Schooße haltend. Auf seine Frage über ihr Leid schmäht sie ihn, daß er die Ursache des Todes seiner Mutter geworden, die aus Gram um ihn gestorben sei. Sie selbst sei seine Milchschwester. Sie begraben den Leichnam, ihren gewesenem Gemahl, und treffen bald den Ritter, der ihn erschlug. Peredur besiegt ihn und nimmt ihm das Gelübde ab, diese Frau zu heiraten und an Arthurs Hof zu gehen, zur Ehre des Zwerges für die erlittene Schmach. Arthur, dieß vernehmend, macht sich mit seinem Hofe auf, Peredur zu suchen. Dieser gelangt zu einem Schloß, das Feinde bedrohen und worin Hungersnoth herrscht. Mit Thränen tritt Nachts die Herrin des Schloßes in Peredurs Schlafgemach und bittet ihn um Hülfe. Er sagt sie ihr zu, besiegt die Feinde, schickt sie zu Arthur und reitet weiter. Bald begegnet er der Dame auf dem Klepper mit ihrem eifersüchtigen Gemahl. Peredurs Schwert giebt ihm Ueberzeugung von der Unschuld seiner Frau und versöhnt kehren sie heim. Darauf kommt Peredur zu den Hexen von Gloucester, welche die Dame eines Schloßes bedrohen, und die er zwingt, von ihrem Unternehmen abzustehen. Immer bald weiter reitend, übernachtet er einst bei einem Eremiten. Morgens bei frischgefallenem Schnee ausreitend, sieht er Blutstropfen im Schnee von einem Vogel, den ein Habicht getödtet hat. Der Anblick gemahnt ihn an die Dame im Schloß, wo er Hungersnoth gefunden, und die ihn sehr liebgewonnen hatte; dieß versetzt ihn in tiefes Nachdenken. Inzwischen war Arthur mit seinem Hofe in jene Gegend gelangt. Sie bemerken von ferne den sinnenden Ritter. Ein abgesandter Knappe, der ihn ungeschickt aus seinem Traume zu wecken sucht, wird von ihm zu Boden geworfen; dasselbe geschieht noch 24 Knappen. Darauf kommt Kai heran, Peredur zerschlägt ihm jedoch mit der Lanze den Kinnbacken und schleudert ihn hin, daß er Arm und Schulter bricht. Kais Ross kehrt ledig zum Schrecken des Hofes zurück. Peredur verharrt in seinem Nachdenken. Endlich geht Gwalchmai zu Peredur, ungeachtet Kai ihn hart schmäht, und Peredur folgt seiner höflichen Einladung, an den Hof zu kommen; man erkennt ihn als den Ritter, der den Schimpf der Königin und der Zwerge gerächt hat, und mit Jubel führen sie ihn zu Arthurs Residenz Kaerlleon. Am andern Tage begegnet er Angharad mit der goldenen Hand (Law Eurawc), die ihm versichert, sie werde ihn nie lieben. Peredur dagegen schwört, er werde nicht eher zu einem Christen ein Wort sprechen, bis sie ihn vor allen Männern liebe. Peredur reitet bald wieder auf Abenteuer aus. Hier beginnt eine Reihe Geschichten, die unserm Parzival ganz fremd sind und auch bei Chrestien und seinen Fortsetzern (nur der mont douloureux kommt vor) sich nicht finden; er erschlägt einen Löwen, stürzt ihn in den Abgrund, springt selber hinüber und kommt in das Rundthal, dessen Riesen er besiegt zu Arthur schickt. Dann erschlägt er eine Schlange, die auf einem goldenen Ringe liegt, und gewinnt den Ring. Aus Sehnsucht nach Arthurs Hofe und nach der Dame, die er am meisten liebt, verliert er den Glanz seiner Gesichtsfarbe und sein schönes Aussehen, so daß, als er an den Hof zurückkehrt, ihn Niemand erkennt. Er spielt den Stummen, zieht weiter und besiegt viele fremde Ritter, die an Arthurs Hof kamen und das Zeichen der Herausforderung aufgesteckt hatten. So erhält er den Namen des stummen Jünglings. Da begegnet ihm Angharad und löst sein Gelübde (von Heirat wird nichts gesagt). Nun wird er am Hofe als Peredur anerkannt, er bleibt dort und schließt Waffenbrüderschaft mit Arthurs Rittern. Hierauf bei einer Jagd verliert er sich von Arthur, besiegt und erschlägt den schwarzen Unterdrücker, einen grimmigen einäugigen Riesen, kommt zu den Söhnen des Königs der Martern, zum Berg der Trübsal, zu einem Strome, an dessen Ufern schwarze und weiße Schafe weiden, die, je nachdem sie von einem Ufer zum andern gehen, die Farbe wechseln; am grünenden Flammenbaum zeigt ein Jüngling von königlichem Anstand ihm den Weg zu dem Seeungeheuer Addanc, das Peredur tödtet. Darauf gesellt sich Etlym Rothschwert zu ihm, mit dem er zur Gräfin der Großthaten reitet, deren 300 Ritter Peredur besiegt, und die er dem Etlym darnach vermählt. Nachdem er einer Schlange einen kostbaren von ihr bewachten Ring, den er dann dem Etlym giebt, geraubt, folgt eine Aventüre mit der Kaiserin von Christinobyl, bei welcher er sich 14 Jahre lang in behaglicher Ruhe aufhält. – Sodann ein neuer Abschnitt.

»Arthur war zu Kaerlleon am Usk, seiner Hauptresidenz. Vier Männer saßen bei ihm: Owain, Gwalchmai, Howel und Peredur mit der langen Lanze. Da trat ein schwarzes kraushaariges Mädchen ein, hergeritten auf einem falben Maulthiere, ausgezackte Riemen als Peitsche in der Hand, von wildem, scheußlichem Aussehen. Gesicht und Hände waren schwärzer als mit Pech überzogenes Eisen, abschreckend war ihre Gestalt. Sie hatte hohe Backenknochen, ein langes Gesicht, kurze Nase mit weiten Nüstern, ein Auge grau und hervorstechend, das andere tiefliegend und schwarz wie Theer. Ihre Zähne waren lang und gelb, ihr Brustbein ragte über das Kinn hervor, ihr Rücken von der Form eines Krummhakens, die Schenkel breit und knochig. Sie begrüßte Arthur und den Hof, mit Ausnahme Peredurs, den sie so zu schelten begann: »Blind war das Glück, als es dir Ruhm und Ehre gab. Als du am Hofe des lahmen Königs warst, dort die Jünglinge, das blutige Haupt, den bluttriefenden Sper und noch andere Wunder gewahrtest, da fragtest du weder nach deren Ursach noch Bedeutung. Hättest du das gethan, so würde der König seine Gesundheit wieder erhalten haben, und seine Vasallen wären zufrieden gestellt worden. Seitdem muß er Fehden und Kämpfe bestehen, seine Ritter kommen um, die Frauen, die Töchter bleiben unausgestattet, und das Alles durch dich.« – Dann sprach sie zu Arthur: »Schenke mir Gehör, Herr. Meine Wohnung ist weit von hier, in dem stattlichen Schloße, von dem du gehört hast. Darin sind 566 Ritter mit den Damen ihrer Liebe. Wer Ruhm erwerben will, wird ihn sicher dort erlangen, wenn er ihn verdient; und wer den Gipfel des Ruhms erreichen will, für den weiß ich den Ort dazu. Da ist ein Ort auf luftiger Höhe, worin ein Mädchen gefangen gehalten wird. Wer sie befreit, wird den höchsten Preis gewinnen.« – Hierauf ritt sie fort. Indem Gwalchmai sich anschickt, das letztere Abenteuer aufzusuchen, und Peredur schwört, nicht eher zu rasten, bis er die Bedeutung des blutigen Spers und Hauptes erfahre, kommt ein Ritter im Kriegskleide, der den Gwalchmai des Mords seines Herrn beschuldigt und ihn zum Kampf vor seinen jetzigen König fordert. Gwalchmai folgt nun zunächst dieser Aufforderung. Bald trifft er auf einen königlichen Jagdzug. Der Anführer ladet ihn in sein nahes Schloß, wo seine Schwester ihn gütlich empfangen werde. Während Gwalchmai mit dieser sich beim Male unterhält, tritt ein greiser Mann in das Zimmer und schmäht die Dame, daß sie sich mit diesem Mann ins Gespräch einlaße. Diese warnt Gwalchmai und räth, die Thüre zu verschließen. Bald stürmt der Mann mit 60 Bewaffneten heran. Gwalchmai vertheidigt die Thüre mit einem Schachbrett, bis der Herr des Schloßes zurückkehrt. Dieser geht, um mit dem Gast zu reden, und sie kommen überein, daß, nachdem Gwalchmai die ihm von Arthur aufgetragene Botschaft geworben habe, er zurückkehren solle, um sich von der Anklage durch Zweikampf zu reinigen. Am nächsten Morgen ritt er fort. Die Geschichte erzählt nichts weiter von Gwalchmai in Betreff dieses Abenteuers.«

»Peredur, andrerseits, begegnet auf seiner Wanderschaft einem Geistlichen, der ihn schilt, am Karfreitag Waffen zu tragen, und der ihm deshalb seinen Segen versagt. Peredur nimmt sich das zu Herzen, steigt vom Ross und ladet ihm seine Waffen auf; so kommt er zu Fuß zu einem unbefestigten Schloße, wo derselbe Geistliche als Wirth ihn empfängt und wegen seines Betragens lobt. Vier Tage (die Osterzeit) weilt er bei ihm, dann läßt er sich den Weg zum Schloß der Wunder beschreiben. Auf der Fahrt dahin begegnet er einem Jagdzuge, dessen Anführer ihn in sein Schloß ladet, wo seine Tochter ihn gastlich bewirthen werde. Diese empfängt ihn so auffallend freundlich, daß ein Page dem König Vorstellung deshalb macht, und der König ihn in einen Kerker wirft, und als am andern Morgen sich der König von einem benachbarten Grafen angegriffen sieht, giebt sie dem Peredur einen scharlachenen Mantel und eine treffliche Rüstung. Drei Tage lang kämpft er unerkannt mit den Feinden, am vierten erschlägt er den Grafen, und jedes Mal kehrt er Abends in seinen Kerker zurück. Der König erkennt dem Unbekannten den höchsten Preis der Tapferkeit zu; die Tochter entdeckt ihn nun, und der König sichert ihm die Hand seiner Tochter samt seinem halben Reiche und die erledigte Herrschaft des erschlagenen Grafen zu. Doch Peredur sagt, ich kam nicht hieher um zu freien, ich forsche nach dem Wunderschloß. Man bringt ihn, gut ausgerüstet, auf den Weg dahin. Bald ist er dort; es liegt mitten in einem See. In der Halle stand ein Schachbrett, dessen Steine von selbst spielten (kommt auch bei Chrestien vor). Die Partie, die er begünstigte, verlor, worüber die andern Figuren ein großes Gelächter aufschlugen. Er steckt sie deshalb in die Tasche und wirft das Schachbrett in den See. Da überhäuft das eintretende schwarze scheusliche Mädchen ihn mit Vorwürfen, daß er die Kaiserin Christinobyl um ihr schönstes Kleinod gebracht habe; zum Ersatz möge er den Riesen Ysbidinongyl erschlagen, der ihre Besitzungen verwüste. Es geschieht; die schwarze Häßliche sagt aber, er werde die Kaiserin nach seinem Wunsche nicht eher sehen, als bis er den Hirsch erlegt, der ihre Wälder verwüste und ihre Thiere tödte; er ist schnell wie der schnellste Vogel und hat ein Horn von Speres Länge an der Stirn (diese Aventüre auch bei Chrestien). Peredur schlägt diesem Ungetüm den Kopf ab; unterdes kommt eine Dame geritten, die ihm darüber die grösten Vorwürfe macht, und deren Zorn er nur versöhnen kann, wenn er in jenem Berghaine den schwarzen Mann erschlage. Peredur kämpft also mit ihm, jedoch oft aus dem Sattel geworfen, springt er stäts wieder hinein. Peredur steigt deshalb ab und greift zum Schwerte. Inzwischen aber entwischt jener mit Peredurs Pferd. Zu Fuß geht er nun um den Berg und auf ein nahe gelegenes Schloß zu. In der Halle saß der greise lahme König, neben ihm Gwalchmai, im Stalle stand neben Gwalchmais Pferde das seinige wohlbehalten. Peredur setzte sich neben den Greis. Sieh, da trat ein blonder Jüngling ein, beugte ein Knie vor Peredur und bat um seine Freundschaft. »Herr – sprach der Jüngling – ich war es, der in Gestalt des schwarzen häßlichen Mädchens an Artus Hof kam, und zu dir, als du das Schachbrett in den See warfst, und als du den Riesen Ysbidinongyl erschlugst und den Hirsch erlegtest und mit dem schwarzen Mann im Berghaine strittst. Ich kam mit dem blutigen Kopf in der Schüßel und mit der blutenden Lanze; der Kopf war der deines Vetters, der durch die Hexe von Gloucester getödtet wurde, die auch deinen Oheim getödtet hat. Ich bin dein Vetter. Eine Prophezeiung sagte, daß du berufen seist, alle diese Dinge zu rächen.« Darauf pflogen Peredur und Gwalchmai Rath und luden Arthur und seinen Hofhalt ein, gegen die Hexen zu ziehen. Und der Kampf mit ihnen begann. Dreimal erschlug eine Hexe vor Peredurs Augen einen Mann von Arthurs Leuten, und dreimal bat sie Peredur vergebens um Schonung dieser Männer. Da zog Peredur sein Schwert und spaltete der Hexe ihre Hauptrüstung. Sie erhob darob ein lautes Geschrei und bat die andern Hexen zu fliehen: denn Peredur sei der Mann, der von ihnen Ritterschaft erlernt habe, und von dem sie nach dem Schicksal erschlagen werden sollten. Darauf fiel Arthur mit seinem Gefolge über die Hexen her, und sie erschlugen alle Hexen von Gloucester. Das Mabinogi schließt mit den Worten: »und also wird erzählt in Betreff des Wunderschloßes.«


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