Emil Ertl
Die Leute vom Blauen Guguckshaus
Emil Ertl

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Außerhalb des Burgtores führte der Gehsteig zwischen zwei Mauern hin, die niedrig und mit Quadern belegt waren. Darauf saß allerlei Volk, Straßenjungen und beschauliche Raucher, auch Leute, die verschiedene Waren feilhielten, lebendige und tote: Vögel in Käfigen, kleine Hunde mit Bandschleifen geschmückt, Schwefelfäden und Kämme. Ein italienischer Gipsfigurenhändler pries mit lauter Stimme die Erzeugnisse seiner Kunstfertigkeit an, und ein fliegender Buchhändler hatte die Fläche der behauenen Steine als Ladentisch benutzt und seine blau gehefteten Geistesschätze, meist Nachdrucke aus dem Trattnerschen Verlag, vor den Augen der Vorübergehenden ausgebreitet. Hier lag auch ein Büchlein in kleinem Quartformat auf, mit einem etwas umständlichen Titel in rotem und schwarzen Druck: »Österreichischer Toleranz-Bote, das ist neu eingerichteter allgemeiner Reichskalender für alle Religionsgesellschaften in den k. k. Erbstaaten, worin nebst den nötigen Kalenderanzeigen auch noch besondere Gesundheitsregeln und Klugheitslehren bei jedem Monate gegeben werden, samt einer Einleitung in allerhand gemeinnützige und angenehme Kenntnisse.«

Kebach erblickte das Heft und freute sich, daß der Kalendermacher so fleißig gewesen war und sich gesputet hatte; denn es war schon der Jahrgang auf das kommende Jahr. Sonst hielt er nicht eben viel vom Lesen, er betrachtete es gewissermaßen als einen Gegensatz zur Arbeit und war im allgemeinen den »Bücheln« nicht hold. Aber den »Toleranz-Boten« kaufte er jedes Jahr, der war ihm unentbehrlich; denn auf die leeren Seiten pflegte er seine geschäftlichen Eintragungen zu machen und Fristen, Lieferzeiten und Erinnerungen bei den einzelnen Monatstagen schon im voraus anzumerken. Und unter den »gemeinnützigen und angenehmen Kenntnissen« hatte er schon manches gefunden, das ihm fesselnd und unterhaltsam schien. Er erwarb den Kalender und wickelte ihn zu seinen Warenproben. Dann trat er an die gegenüberliegende Tabakbude, die wegen ihres köstlichen Nasenfutters in der ganzen Stadt berühmt war, und verlangte ein Lot Schwarzen.

Während die Verkäuferin abwog, stieg ihm auch der Duft des Hellen, der im Kistchen daneben stand, in die Nase. Er kämpfte einen kleinen Kampf in sich: War es nicht unerlaubter Aufwand, wenn er bei dem schlechten Geschäftsgang sich zwei Sorten vergönnte? Aber es fiel ihm ein, daß nichts einen so klaren Kopf mache wie Schnupfen, und daß man gerade in schweren Zeiten seine Lebensgeister auffrischen und seine fünf Sinne zusammenhalten müsse.

»Geben Sie mir auch noch ein ganz kleines Stanitzerl von dem Galizier da,« sagte er schwach geworden. »Nur zur Probe, das kleinste Maß, das Sie auswägen.«

Es kostete wirklich nicht viel. Eigentlich war es gar nicht der Rede wert. Zufrieden ließ er seine beiden Tüten, die große und die kleine, in seinen Frackschößeln verschwinden. Als er auf der offenen Heerstraße, die vom Burgtor über das Glacis gegen den Getreidmarkt führte, sich der Johanneskapelle nächst dem Hofstallgebäude näherte, kam ihm ein lästerlicher Gedanke.

»Daß aber der heilige Johann von Nepomuk Anno 1805 auch die Brücken beschirmt hat, über die die Franzosen marschiert sind! Die hätt' er doch früher zusammenfallen lassen können, daß der Bonaparte am Wasser gestanden wär' wie der Pharao am Roten Meer. Aber nein! Die österreichischen Brücken beschirmt er, und die französischen Brücken beschirmt er auch. Viel zu gerecht sind diese Heiligen!« dachte er. »So wie alle hohen Herren: viel zu gerecht! Immer beiden Teilen wollen sie es recht machen. Es ist ja bei uns grad so: Gewerbe und Industrie sollen blühen, aber was wir verdienen, müssen wir auf Steuern hergeben, damit auch die Armee und das Vaterland blühen können. Und so soll alles zugleich blühen.«

Er sah den Juden Schabsel, der in der ganzen Stadt herum und auch auf dem Schottenfeld mit Bändern und Leinenzeug hausierte, in seinem grauen Kittel und mit seiner grauen Kappe die Laimgruben herunterkommen. Auf dem Rücken schleppte er seinen schweren Warenbund, der ihn fast zu Boden drückte.

»Nur die armen Mauscheln sollen nicht blühen!« fiel es ihm ein. »Die werden von oben her nicht zu den Untertanen gezählt ...«

Aus Mitleid war er eine Art Gönner und Berater des schon ältlichen Mannes, dessen ganzes Wesen immer wie in einen Nebel von Schwermut gehüllt schien, und der in sein Schicksal ergeben gleichsam beständig unterduckte, als fühlte er den Fluch seines Volkes mit schwarzen Schwingen über seinem Haupte schweben. Er kannte ihn übrigens nur von den Besuchen, die Schabsel von Zeit zu Zeit dem blauen Guguckshaus abstattete, um Gesellen und Hausleuten seine Waren anzubieten und sich gelegentlich der Fürsprache Kebachs bei irgend einer Behörde, die ihn drangsalierte, zu versichern.

Mit einem untertänigen »Küss' die Hand, Herr von Guguck!« wollte der Jude an ihm vorbei. Kebach blieb stehen und fragte leutselig, wie es gehe?

»Wie soll es gehen einem armen, geschlagenen Mann?« sagte Schabsel zurückhaltend, ohne den Blick auf Kebach zu richten. Er ließ seine kleinen Augen unstet seitwärts schweifen, mit jenem Ausdruck eines tiefen Mißtrauens, das hoffnungslose Unterdrückung und lebenslängliche Knechtschaft leicht zur zweiten Natur werden lassen.

»Immer muß er halt jammern!« sagte Kebach gemütlich. »Schau er mich an! Glaubt er vielleicht, ich hätt' nicht auch Ursache zu jammern? Wetten möcht' ich, daß er heut' bessere Geschäfte gemacht hat als ich!«

Mit einem kleinen bitteren Auflachen blickte der Jude bald nach rechts, bald nach links zur Seite. Er hatte seinen schweren Warenbund vom Rücken genommen und vor sich auf den Boden gestellt.

»Da schau der Herr von Guguck einmal meinen Pünkel an! So schwer wie ich in der Früh' ihn hab' weggetragen, so schwer trag' ich am Abend ihn wieder nach Haus.«

Er verschwieg, daß er in der Leinenfabrik in Penzing frische Ware gefaßt hatte.

»Tröst er sich!« sagte Kebach. »Ist mir auch nicht besser gegangen. Eigentlich sind wir eh' Kollegen! Wenn die Leut' nichts kaufen wollen, so geben sie uns halt so einen kleinen Deuter, daß wir nicht vergessen sollen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.«

»Kollegen?« rief Schabsel wie erschrocken und mit einem wahrhaft trübsinnigen Ausdruck des Gesichtes. »Wär' mir schon recht, wenn ich wär' ein Kollege! Wenn ein Herr Kaufmann nichts will kaufen von einem Herrn Fabrikanten, so bittet er um Verzeihung und begleitet ihn an die Tür und macht einen tiefen Diener vor ihm. Der Schabsel aber, wenn jemand nicht will kaufen, der Schabsel fliegt herunter die Treppe.«

Kebach mußte lächeln.

»Na, gar so handgreiflich wird für gewöhnlich dem Schabsel doch auch die Meinung nicht gesagt werden?«

»Es wird ihm gesagt die Meinung mit dem Mund, und es wird ihm gesagt die Meinung mit der Hand. Es gibt Christen, die sind gut zu einem armen Juden, und es gibt Christen, die sind hart zu einem armen Juden. Nicht in allen Häusern sind die Menschen freundlich und gütig wie im Haus ›Zum blauen Guguck‹, daß man ihnen dafür kann danken, wie es heißt im Psalm: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Schauen Sie an den strengen Herrn in der Kaiserstraße, der seine Bandfabrik hat im Haus ›Zum groben Schroll‹! Hab' ich mir nicht fast gebrochen meine Glieder, daß ich nur schnell wieder herunter gekommen bin die Stiege?«

»Na ja, der!« sagte Kebach, »das ist leicht ein Hitziger! Heißt nicht umsonst sein Haus ›Zum groben Schroll‹! Übrigens – ein Ehrenmann! Vor dem tu' ich den Hut herunter, wiewohl daß er nur ein Bandmacher ist! Aber Spaßetteln darf man nicht machen mit ihm! Der weiß, was er will, und was er kann. Was hat denn der Schabsel eigentlich angestellt, daß er ihn so fuchtig gemacht hat? Werden wir halt wieder einmal ein bissel zudringlich und überlästig geworden sein, um nur ja etwas anzubringen – was?«

Er hob drohend seinen Finger, der Jude aber machte ein erschrockenes Gesicht und heftig abwehrende Bewegungen. Er ließ es durchaus nicht gelten und erhob eifrigen Einspruch gegen eine solche Anschuldigung.

»Na ja, ja, das kennen wir schon,« meinte Kebach; »etwas von einer Kletten hat der Schabsel immer an sich gehabt, wenn er eine Ware an den Mann bringen will.«

Schabsel kniff seine Augen zu, aus denen ein stechender Strahl hervorbrach. Er richtete sich auf und sah in diesem Augenblick eher herrisch als demütig aus.

»Der Herr aus dem Schrollhaus ist nicht dem Schabsel sein Kunde, weil er ihm nichts gibt zu verdienen! Der Schabsel ist dem Herrn aus dem Schrollhaus sein Kunde, weil er ihm gibt ja etwas zu verdienen! Wie viele hundert Ellen Band hab' ich schon abgenommen dem Herrn, wo ich ihm hab' gegeben was zu verdienen und sie hab' weiterverkauft an die Leute, wo ich als Hausierer geh' von Haus zu Haus, um zu machen mein Geschäft! Und wo es doch auf der ganzen Welt so ist, daß ein Geschäftsmann muß höflich sein gegen seine Kunden, da soll ich nicht dürfen sagen dem Herrn in der Kaiserstraße, daß mir ein Stück Taffetband ist zu teuer?«

»Hm, ja!« machte der Guguck. »Hat der Schabsel wahrscheinlich wollen feilschen!«

»Wenn man redet über Geschäfte unter Geschäftsfreunden, so muß ein jeder doch dürfen sagen so oder so? Und wenn ich also sage, das Taffetband ist mir zu teuer, warum macht der Herr gleich ein Geseires? Bei mir wird nicht gehandelt! schreit er, und mit einer Stimme, wie der Donner, daß man beinahe umfällt vor Schreck. Warum soll ein Handelsmann, der geht von Haus zu Haus, um zu verdienen sein Brot, nicht dürfen handeln? Und dann packt er auf einmal die ganze Rolle Band und schmeißt sie zurück in den Schrank, der da ist für die Waren, und mittendurch schmeißt er sie durch das Glasfenster, mit dem eingeglast ist der Schrank. Und mit einer Schadenfreude, so als ob der Schaden nicht müßt' werden ersetzt aus seiner eigenen Tasche, hat er gesagt: So, hat er gesagt, jetzt ist es hin! hat er gesagt. – Und das will sein ein guter Geschäftsmann?«

»No, und was hat denn darauf der Schabsel weiter gemacht?« fragte Kebach ein Lachen verbeißend.

»Der Schabsel? Was wird er gemacht haben, der Schabsel? Wie er hat klirren hören die Scherben, ist er geloffen zur Tür hinaus und mehr hinuntergefallen als hinuntergegangen die Treppe. Denn der Herr, wo er war in einem solchen Zorn, hätte ihm gemacht Beine, wenn er nicht wäre verduftet von selber.«

Er war immer sehr ernst geblieben, während er erzählte, und hatte die Heiterkeit, die Kebach übermannte, mit einem gewissen bekümmerten Mißtrauen beobachtet. So als ob es ihm jetzt erst aufginge und er es traurig empfände, daß er auf volles Verständnis für die ihm widerfahrene Unbill doch nur bei seinesgleichen, und nicht einmal bei dem sonst so gutherzigen Guguck zählen dürfe.

»Gott wird ihn heimsuchen in seinen Kindern, weil er ist ein harter Mann!« sagte er plötzlich wie abschließend.

Fast erschrak Kebach über den Ausdruck tiefen Hasses, der sich in seinen Zügen malte, und über den in seiner Stimme keuchenden Ton des Fluches, der den kleinen, dürftigen Hausierjuden auf einmal in eine fremde, unheimliche Erscheinung zu verwandeln schien, als wär' er selbst noch einer von jenen Vertriebenen, Enterbten, Hinausgestoßenen, die nach der zweiten Zerstörung von Jerusalem sich heimatlos und auf Vergeltung hoffend über die Erde zerstreut hatten.

»So viel mir bekannt, sind alle seine Kinder wohlgeraten,« sagte Kebach ruhig und leise verweisend.

»Sie sind wohlgeraten, und sie sind nicht wohlgeraten – ganz, wie man es will betrachten. Wenn der Sohn sich auflehnt wider seinen Vater und nicht mehr will gehorchen dem Willen seines Vaters, so sag' ich: er ist nicht wohlgeraten!«

»Ja, wenn das wär'!« ... rief Kebach bedenklich. »Soll das der Älteste sein, der Lebold? Der war doch sonst ein mehr stiller und sanfter Bursch! Und worüber soll er denn auseinandergekommen sein mit seinem Herrn Vater?«

»Weiß ich es?« sagte Schabsel zurückhaltend. »Bin ich vielleicht der Vertraute im Schrollhaus auf der Kaiserstraße – na also? Aber in den Häusern herum erzählen sie so, daß der Herr Lebold es nicht mehr kann aushalten zu Haus mit seinem Vater, und daß er will gehen zum Freibataillon, um zu fechten gegen die Franzosen.«

»Da schau her!« machte der Guguck erstaunt und riß Mund und Augen auf. »Das laß' ich mir gefallen! Wenn wir solche Verteidiger des Vaterlandes haben –; wenn auch die wohlhabenden jungen Leut' sich selbst dem Feind entgegenstellen und nicht glauben, mit dem Geld ist es abgetan, das der Herr Vater für die Landwehr beisteuert: nachher, ja, nachher können sich die Parlezvous heimgeigen lassen samt ihrem dicken Empereur!«

»Der Herr von Guguck hat leicht reden, weil er nur hat eine Tochter,« sagte Schabsel mißmutig.

Er mochte sich etwas enttäuscht fühlen, daß Kebach über den ungeratenen Sohn im Schrollhaus anderer Ansicht schien, als er erwartet hatte. Er brach das Gespräch kurz ab.

»Wenn etwas geschieht gegen den Willen des Vaters, so kann es nicht geraten zum Segen,« bemerkte er trocken und führte jetzt langsam die Prise an die Nase, die der Guguck ihm schon früher angeboten, und die er die ganze Zeit her zwischen seinen zwei Fingern gehalten hatte. Wie ein Kenner sog er den Duft ein und schnupfte bedächtig. »Es ist ein Feiner,« sagte er genießend. »Man spürt, daß man es zu tun hat mit einem vermöglichen Herrn, der sich etwas kann vergönnen. Und da hätt' ich auch etwas Feines für vermögliche Herren, die schnupfen eine gute Sorte Spanischen: schöne Sacktücheln, große, blaue, eigens für Schnupfer, in den neuesten Mustern.«

Und noch ehe Kebach es zu wehren vermochte, hatte er sein großes Bündel aufgeknüpft und hielt ihm die Taschentücher entgegen.

»Ich brauch' keine, ich brauch' wirklich keine!« versicherte Kebach.

Aber der Jude packte nicht wieder ein. Er legte verschiedentliche andere Ware vor und kam dazwischen immer wieder auf die Taschentücher zurück.

»Ein halbes Dutzend wenigstens!« drängte er. »Ein Vierteldutzend also, wo ich noch ausnahmsweise will machen den Dutzendpreis, weil es ist der Herr von Guguck? Na also, abgemacht! Damit meine arme Kalle nicht fällt in die Fras, wenn ich bring' am Abend den Pünkel nach Haus, wie ich ihn hab' fortgetragen in der Früh'!«

Er machte ein so sorgenvolles und ängstliches Gesicht, daß Kebach im Geiste schon fast wirklich die arme Kalle in Fraisen fallen sah aus Gram über den schlechten Geschäftsgang. Es war ihm nicht möglich länger zu widerstreben, und richtig kaufte er drei große, dunkelblaue Leinensacktücher mit weißen Tupfen, wie er deren schon genug zu Haus in seinem Schrank liegen hatte.

»Was ist denn mit der Kalle? Dürft ihr denn endlich heiraten?« fragte er, während er das Geld zusammensuchte.

Er wußte, daß der Hausierer sich seit geraumer Zeit vergeblich um die behördliche Genehmigung bemühte, eine Ehe eingehen zu dürfen, da die Zahl der Judenfamilien staatlich beschränkt war und die Erlaubniswerber in der Aufeinanderfolge ihrer Vormerkung an die Reihe kamen. Selbst hatte er einmal über Schabsels Ersuchen bei den Kanzleiherrn auf dem Kreisamt vorgesprochen, um unter Vorhalt der Folgen, die eine solche Maßregel für die öffentliche Sittlichkeit habe, eine raschere Bewilligung für ihn zu erwirken. Es waren aber alle Schritte fruchtlos geblieben.

»Zu Anfang des nächsten Jahres,« sagte Schabsel, »hat mir versprochen der kaiserliche Herr Kommissär, daß ich werd' kriegen meinen Heiratskonsens.«

Es glitt jetzt zum ersten Male etwas wie ein beseeltes Lächeln über das Antlitz des Juden, und zum ersten Male sah er aus wie ein Mensch, der menschlich unter Menschen lebt. Und leise, halb verschämt beinahe, als ob er ihm ein lange still gehegtes Geheimnis mitteilte und ihm einen Blick in sein Innerstes gestattete, sagte er zu Kebach:

»Es wird sein eine Freude für uns, wenn meine Kalle nicht mehr braucht rot zu werden vor unseren Kindern.«

Kebach strahlte. Er freute sich so herzlich, als wäre er selbst an der Sache irgend beteiligt gewesen.

»Na alsdann, ein bissel was geht halt doch vorwärts! Da gratulier' ich recht schön!«

Der Hausierer dankte, lud seinen Bund wieder auf den Rücken und war froh, so ganz im Vorübergehen noch ein kleines Geschäft gemacht zu haben. Der Guguck aber wickelte seinen Kauf zu den Warenproben und zum »Toleranz-Boten« und dachte, was wohl die Wettl dazu sagen werde, daß er schon wieder Taschentücher nach Hause brachte. Sie wußte schon gar nicht mehr, wohin mit all den vielen Taschentüchern. Denn wenigstens ein paar Taschentücher blieben immer an ihm hängen, so oft er mit dem Schabsel irgend in Berührung kam. Das war schon wie eine Fügung, und er hatte sich darein ergeben. Er wußte, daß niemand seinem Schicksal entrinnt. Und sein Schicksal war es nun einmal, dem Schabsel Taschentücher abzukaufen.


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