Marcus Tullius Cicero
Von der Weissagung
Marcus Tullius Cicero

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25. Du hast Vieles, was ich selbst als Consul geschrieben, auswendig hergesagt, vieles vor dem Marserkriege vom Sisenna Gesammelte beigebracht, Vieles, was den Lacedämoniern vor der unglücklichen Schlacht bei Leuctra vorgekommen, aus dem Berichte des Callisthenes erwähnt. Ueber diese 917 Einzelnheiten werde ich mich, so weit es mir nöthig scheinen wird, erklären. Jetzt aber auch Etwas im Allgemeinen. Was hat es denn mit jener von den Göttern ausgehenden Andeutung und gleichsam Drohung von Unglücksfällen für eine Bewandtniß? Was wollen denn die unsterblichen Götter damit, indem sie uns erstlich Das andeuten, was wir ohne Dolmetscher nicht verstehen können, und zweitens Dinge, die zu verhüten nicht in unserer Macht steht? Thun Dieß doch wohlwollende Menschen nicht einmal, daß sie ihren Freunden bevorstehende Unfälle voraussagen, denen Diese auf keine Weise entfliehen können; wie die Aerzte, wiewohl sie es oft klar einsehen, dennoch den Kranken nicht sagen, daß sie an dieser Krankheit sterben werden. Alle Vorausverkündigung eines Uebels kann ja nur dann dankenswerth erscheinen, wenn zu der Ankündigung auch das Mittel, ihm zu entgehen, gefügt wird. Was haben also die Wunderzeichen oder ihre Erklärer den Lacedämoniern oder noch neuerlich den Unsrigen geholfen? Muß man dergleichen für göttliche Andeutungen nehmen, warum waren sie so dunkel? Geschehen sie, damit wir verstehen sollten, was sich ereignen werde, so mußte Dieß offen erklärt werden, oder nicht einmal versteckt, wenn wir Nichts davon wissen sollten.


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