Marcus Tullius Cicero
Von der Weissagung
Marcus Tullius Cicero

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9. Wir sehen diese Zeichen, die fast nie trügen; aber warum es so kommt, Das sehen wir doch nicht.

Ihr auch sehet die Zeichen, ihr Zöglinge süßes Gewässers,
Wann mit Geschrei ihr beginnt leerschallenden Laut zu ergießen
Und mit dem widrigen Klang' aufregt das Gesümpf und die Quellen.

Meint wohl Jemand im Ernste, die armen Frösche sehen Das wirklich? Und doch liegt allerdings in diesen Thierchen eine unerklärliche Kraft und eine Art von Naturtrieb, der Etwas andeutet, an sich hinlänglich zuverläßig, wiewohl für die menschliche Erkenntniß weniger verständlich.

Auch schwankfüßige Rinder, erschauend die Lichter des Himmels
Zieh'n mit der Nase befeuchtenden Saft und Dunst aus der Luft ein.

Ich frage nicht, warum: denn es liegt mir ja klar vor, was geschieht.

Ferner der Mastixbaum, stets grün stets früchtebeladen,
Welcher gewohnt ist, dreifach von Frucht geschwängert zu schwellen,
Zeigt, auch dreimal tragend, uns an drei Zeiten des Pflügens.

807 Auch Das nicht einmal frage ich, warum dieser Baum allein dreimal blüht, oder warum er seine Blüthenzeit genau der gehörigen Pflügezeit anpaßt. Ich begnüge mich, bestimmt zu wissen, was geschieht; mag ich auch immer nicht wissen, wie es bei Allem zugeht. Dieß wird also auch meine Schutzrede für jede Weissagung seyn, wie sie es für die eben angeführten Erscheinungen ist.


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