Marcus Tullius Cicero
Von der Weissagung
Marcus Tullius Cicero

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4. Wenn ich mir nun selbst die Frage aufwerfe, was denn wohl von der Weissagung zu halten sey; eine Untersuchung, auf die mich die vielen scharfsinnigen und mit rednerischer Fülle ausgeführten Gründe brachten, welche Karneades den Stoikern entgegengestellt hat; und gewissermaßen besorgt bin, ich möchte ohne hinlängliche Begründung entweder einer ganz falschen oder einer wenigstens nicht hinlänglich untersuchten Ansicht meinen Beifall schenken; so glaube ich mich einer sorgfältigen und wiederholten Vergleichung der Beweise und Gegenbeweise nicht entziehen zu dürfen, ungefähr in der Art, wie ich Gründe und Gegengründe in meinen drei Büchern vom Wesen der Götter abgewogen habe. So unrühmlich in jeder Untersuchung ein blindes Jasagen und unsicheres Herumtappen ist, so ist Dieß doch besonders in dem Gebiete des Forschens der Fall, wo wir uns ein entscheidendes Urtheil darüber bilden sollen, was wir für einen Werth auf Auspicien, auf andere mit der Religion in Verbindung stehende Dinge und auf die Religion überhaupt setzen dürfen: und Dieß um so mehr, da uns hier zwar gefährliche Abwege drohen: der eine, durch Vernachläßigung jener Gegenstände uns einer Ruchlosigkeit schuldig zu machen; der andere, durch Annahme derselben uns altweibischem Aberglauben hinzugeben.


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