Charitas Bischoff
Amalie Dietrich
Charitas Bischoff

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Makay, 16. 2. 1869.

Liebe Charitas!

Bei meiner Rückkehr nach Makay fand ich endlich Deinen Brief vor, in dem Du mir von Deinen Plänen berichtest. Ich habe mich ganz besonders gefreut, daß Du nun auch etwas von der Welt zu sehen bekommst. Aber wie kannst Du nur sagen, daß Dich die Reise so erschreckt? Dir wird doch alles so leicht gemacht, und Du kommst nicht einmal in ganz fremde Verhältnisse. Denk' doch nur, wie ich früher gereist bin. Du kannst Doktors gar nicht dankbar genug sein für alles, was Dir geboten wird. In welche Umgebung wirst Du doch gehoben! Nun hab' wenigstens offene Augen, und nimm all die neuen Eindrücke recht gut in Dich auf.

Ich bin eben von Lake Elphinstone zurückgekommen, wo ich im ganzen elf Monate war. Der Abschied von Hesses wurde mir wirklich recht schwer. Ich bin es nicht gewohnt, von so viel Liebe und Fürsorge umgeben zu werden.

Die Rückreise dauerte diesmal vier Wochen, und wir hatten sehr unter Hitze und Trockenheit zu leiden. Hier habe ich in diesen Tagen viel mit dem Verpacken all meiner Sammlungen zu tun, denn ich habe sehr viel Material nach Hamburg zu schicken.

Ich werde hier wohl noch eine Weile bleiben, um eine größere Raupenzucht anzulegen, da in dieser Gegend mehrere sehr schöne und seltene Schmetterlinge vorkommen, die ich sonst nicht unlädiert erhalten kann.

Godeffroys schreiben mir so anerkennende Briefe, daß ich mich ganz beschämt fühle. Das ist mir ein neuer Sporn, daß ich mich doppelt anstrenge. Sag' Dir das auch immer, wenn man Vertrauen in Dich setzt. Komm mir nun nicht mit Heimweh oder ähnlichen Gefühlen.

Du hast eine schöne Aufgabe, geh mit Mut und Freudigkeit daran!

Mit herzlichen Grüßen
Deine Mutter.


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