Charitas Bischoff
Amalie Dietrich
Charitas Bischoff

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Eisenach, d. 12. Juni 1864.

Liebe Mutter!

Jetzt möchtest Du wissen, wie es mir in Eisenach geht. Es geht mir ganz ausgezeichnet, und doch hatte ich solche Angst, als wieder mein Koffer gepackt wurde. Du hättest aber nur mal sehen sollen, wie gut Frau Doktor zu mir war. Über ihr schönes, schwarzseidnes Kleid band sie sich eine weiße Schürze, und nun half sie mir eigenhändig beim Packen. Ich holte alles herbei, und Frau Doktor legte die Sachen in den Koffer. Dabei sagte sie dann wohl: »Hast du außer den Schulbüchern nur die paar andern? Hast du nicht mehr Röcke? – Nicht mehr Strümpfe?« – und dann ging sie und holte von ihren Sachen, um meine zu ergänzen. Auch Bücher schenkte sie mir, ich vermutete, daß es hübsche Geschichten seien, und das waren es auch. Aber was mich sehr aufregte, das war ein Sonnenschirmchen! Frau Doktor erzählte mir, ihr Vater hätte ihn ihr vor vielen Jahren aus Paris mitgebracht. Sie nahm ihn aus einer länglichen Schachtel, man kann ihn also klein und groß machen, und wenn man oben an eine Feder drückt, dann kann man das Schirmdach so stellen, daß es ganz senkrecht steht. Sie sagte, es sei ein »Knickerchen«, und wir lachten beide über das drollige Wort. Frau Doktor sagte, diese hübschen, graziösen Schirmchen seien ganz aus der Mode gekommen. Ich nahm ihn neugierig noch einmal aus seinem Kästchen und besah ihn mir eilig; er hat ein elfenbeinernes Stückchen, von außen ist er aus schwarzer, von innen aus weißer Seide, und eine schöne, breite Frange hat er. Nein! Ich konnte es doch nicht glauben, daß ich nun außer einem Regen- auch einen Sonnenschirm habe. Und einen so überaus prächtigen! Stell' Dir mal vor, wie ich mit dem Sonnenschirm gehe! Wie schön, dachte ich, wenn ich das erst alles auspacken kann! Ich hätte so gern Frau Doktor recht warm für alles gedankt, grade so, wie ich es fühle, aber ich bin dann verlegen und ungeschickt.

Herr und Frau Doktor entließen mich mit vielen guten Wünschen. Ich war recht traurig. Würde ich nun nie wieder hierher kommen? Davon sagte niemand etwas. Lisette war sehr traurig. Als die Droschke kam, steckte sie mir ein Paket Butterbrot und eine Flasche Wein in den Wagen. Ach, die gute Lisette! Johann und Hans brachten mich an die Petrikirche, da hielt der Omnibus, der nach Harburg fährt. Die Fähre brachte uns über die Elbe, und in Harburg mußte ich durch den schrecklichen Zoll. Ich hatte ja nichts, aber sie rissen alles heraus und wühlten alles durch, und während es da alles lag, rief der Portier: »Einsteigen!«

Na, hier stand die offene Kiste, da stand das Kästchen mit dem kostbaren Schirm, und daneben lagen alle meine Briefe, die von Dir und die von meinen Freundinnen aus Sachsen. Ich dachte, wenn nun die Zollbeamten die lesen! Mir wurde ganz heiß bei dem Gedanken, aber ich rief nur meine Adresse, dann stürzte ich in fliegender Eile ins Coupé, und fort ging's. Ich dachte immer an meine offene Kiste, wenn ich die nun vielleicht nie wieder sah, was fing ich dann nur an?

Es war eine sehr lange Reise!

Um 8 Uhr früh war ich von der Petrikirche abgefahren, und nachts 3 Uhr kam ich in Eisenach an. Ich war sehr aufgeregt. Als ich ausgestiegen war, sah ich mich ratlos um, da trat eine hochgewachsene Dame auf mich zu, der eine derbe Magd mit einer mächtig großen Laterne folgte. Die Dame sagte sehr freundlich: »Sind Sie wohl Fräulein Dietrich – ?«

Ich erschrak. Ach, die hatte ein »Fräulein« erwartet, und ich war doch vor noch ganz kurzer Zeit in die Schule gegangen. Ich bat sehr verwirrt, sie möge mich doch ›du‹ nennen, ich sei nur Charitas Dietrich.

Die Dame nickte und sagte: »Gib der Rose deinen Schein für die Sachen.«

»Hier ist der Schein,« sagte ich, »aber die Sachen sind in Harburg,« und während wir weiter gingen, klagte ich ihr meine Not; aber sie sagte, die würden sich wohl wieder finden.

Die nächtliche Wanderung beim Schein der Laterne kam mir sehr merkwürdig vor, besonders als wir durch einen dicken Torbogen gingen. Wir traten auf einen freien Platz, seitwärts sah ich trotz der Dunkelheit einen stumpfen Turm, und weiter hin hörte ich ein leises Plätschern und vermutete einen Brunnen. Eine Art feierlichen Gefühls zog durch mein Herz. Ging ich hier nicht auf geweihtem Boden? Luther, die Wartburg, Frau Cotta, das waren ja vertraute Namen, an die dachte ich, als wir weiter wanderten. Jetzt bogen wir in ein Haus, gingen durch einen schmalen, langen Gang und überschritten endlich einen häßlichen, rummeligen Hof und landeten in einem Hinterhaus, in dem wir zwei Treppen hinanstiegen. Auf dem letzten Absatz stand ein junges Mädchen, das eine Lampe in Kopfeshöhe hielt, so daß der Lichtschein ihr frisches Gesicht, das von schweren schwarzen Flechten eingerahmt war, hell beleuchtete.

»Das ist Charitas!« sagte Fräulein Trabert, »sie wünscht von uns ›du‹ genannt zu werden. Und das ist Sophie Heinze. Und nun komm herein, eine Tasse Tee nach der langen Reise wird dir gut tun.« Der Empfang war so herzlich, daß ich mich gleich sehr wohl fühlte. Die jungen Mädchen, drei sind es, sind vom Lande und sollen hier allerlei lernen: Tanzen, Schneidern und Putzmachen. – Da wir ganz verschiedenen Unterricht haben, auch zu ganz verschiedenen Zeiten in und außer dem Hause sind, so ist ein Befreunden nicht so leicht. Ich weiß auch gar nicht, wie ich Dir sagen soll, wie sie sind. Sie stehen immer beieinander und flüstern. Sie erzählen einander so sonderbare Dinge: daß junge Herren sie grüßen, daß sie sich mit ihnen verabreden, wenn sie in die Stunden gehen und dergleichen Dinge, die ich nicht mag. Wenn ich zu ihnen trete, sehen sie mich böse an und sagen: »Das Gänschen ist noch zu grün.« Mir kommen dann die Tränen in die Augen, und ich gehe still weg. Aber neulich! O, neulich habe ich eine kleine Freundin gefunden und auf so wunderhübsche Weise. Ich stand in unserm Gärtchen und guckte neugierig durch die Holunderbüsche, denn nebenan saß im duftigen Sommerkleidchen auf einer Veranda ein Kind von etwa dreizehn Jahren. Mit ihren großen braunen Augen sah sie so fröhlich um sich. Sie hatte einen Teller mit roter Grütze und Milch auf den Knien. Plötzlich sah sie, wie ich durch den Zaun guckte. Ich wurde ganz verlegen und wollte mich verstecken, aber sie hatte mich gesehen, sie nickte mir lachend zu, o wie lieb sah das Gesichtchen aus, und sagte lebhaft: »Du, lauf mal nicht weg! Warte, ich komm' gleich zu dir. Du bist wohl die Neue bei Fräulein Trabert?« Sie kam mit ihrem Teller an das Loch im Zaun und sagte: »Daß du nicht weggehst! Magst du wohl rote Grütze? Ja? Warte, dann essen wir die miteinander, und dann schließen wir Freundschaft!« und dann fuhr sie lachend fort: »Weißt du, die Männer trinken einander zu, sie trinken Brüderschaft. Wir essen Schwesterschaft. Willst du? Du einen Löffel – ich einen Löffel. Du mußt aber deinen Kopf ordentlich hier durchstecken, sonst läuft die Milch aus dem Löffel. So!«

Da aßen wir die Grütze, dann sagte das reizende Mädchen: »Den Teller stelle ich da auf die Treppe, nun gib mir die Hand, und laß mich ›du‹ zu dir sagen. Erzähl' mir, wie du heißt und woher du kommst, und wenn du Zeit hast, rufst du mich. Ich heiße Käthchen Kunkel und bin aus Frankfurt. Und du?« War das nicht eine hübsche Art, eine Freundin zu finden? Sie spricht gar nicht von solch albernen Sachen wie die anderen, und wir haben einander ewige Treue geschworen. Fräulein Trabert lächelte etwas ungläubig, als ich ihr das erzählte, aber sonst meint sie auch, ich passe viel besser zu Käthchen als zu den anderen. Du kannst Dir gar nicht denken, wie gut Fräulein Trabert zu mir ist. Mein Schlafzimmer liegt neben dem ihrigen, und wenn sie abends oben nachgesehen hat, ob die Anderen ihr Licht gelöscht haben, dann ruft sie mich in ihr Schlafzimmerchen, und während sie ihr blondes Haar in dünne Zöpfchen flechtet, erzählt sie mir aus ihrer Jugendzeit. Mir wird dann ganz wehmütig zumute, wie merkwürdig man sich wohl fühlt, wenn man aus seiner Jugendzeit erzählt! Ach, sie hat sehr viel erlebt, und ich höre ihr mit wahrer Andacht zu. Sie hat in den unteren Räumen einen Kindergarten, und das Schönste, was sie erlebt hat, ist ihr Zusammensein mit »Fröbel«. Fräulein Trabert wird ganz begeistert, wenn sie von ihm erzählt, und oft kramt sie in den Fächern ihres messingbeschlagenen, alten Sekretärs herum und liest mir aus vergilbten Papieren vor. Sie hat alte Stammbücher, da haben Middendorf, der mit Fröbel zusammen arbeitete, und viele andere kluge und gute Männer sehr ernste, schöne Dinge hinein geschrieben. Ich strenge mich sehr an, diese Aussprüche zu verstehen, aber grade was Fröbel sagt, verwirrt mich ganz. Das wage ich aber kaum zu sagen; als ich es aber doch gestand, sagte Fräulein Trabert: »Ja, ja! Fröbel legt so tiefen Sinn in seine Aussprüche, die erfaßt man nicht so im Vorübergehen.«

Ob wohl mal eine Zeit kommt, in der ich das auch verstehe? Erst mal hab' ich ganz genug mit dem zu tun, was Frau Doktor für mich eingerichtet hat. Hier meine Stunden: Nähen, Plätten, Literatur, Kunstgeschichte, Zeichnen, Musikverein und Französisch. –

Fräulein Trabert und ich finden, daß ich recht viel zu tun habe!

17. Juni.

Neulich abends sagte Fräulein Trabert: »Weißt du was, mein Charichen, du könntest eigentlich ganz und gar bei mir bleiben. Du mußt Kindergärtnerin werden! Sieh mal, der unvergeßliche Fröbel hat ja nicht nur den Kindern eine unendliche Wohltat erwiesen, nein, auch uns alleinstehenden Frauen. Wir sind nicht mehr auf den Mann angewiesen. Unsere Liebe, die in jedem Frauenherzen schlummert, die kann nun ihre Betätigung finden. O, wir alleinstehenden Frauen sind ihm viel Dank schuldig! Was sollte ich wohl anfangen, wenn ich Fröbel nicht gehabt hätte! Eigene Kinder kann ich nicht ans Herz schließen, aber jeden Morgen kommen dreißig Kinder, denen ich meine Liebe schenken kann. Wenn dein Jahr um ist, wirst du meine Gehilfin. Du kannst bei mir alles lernen, was du nötig hast. Ich sorg' mich sowieso immer, was aus der Sache werden soll, wenn ich mal nicht mehr kann. Sieh mal, da wär' für deine Zukunft gesorgt. Du hättest ein Heim und einen Beruf, und du ständest geachtet und geliebt da. Findest du meinen Beruf und mein Heim nicht sehr schön?«

Ja, ich fand beides sehr schön, über den Beruf konnte ich freilich noch nicht urteilen, den sollte ich ja erst kennen lernen, aber das behagliche Heim sah ich ja täglich vor mir. Unwillkürlich flog mein Blick durch die geöffneten Räume. Die gute Stube ist der Inbegriff eines idealen Altjungfernstübchens. Zu jedem Gegenstand kann Fräulein Trabert eine Geschichte erzählen, dadurch wird alles so belebt und interessant. Am Fenster grünt eine entzückende Efeulaube, und darin steht ein Armstuhl. »Wer den Armstuhl auszunützen verstände,« sagte Fräulein Trabert, »der könnte viele Bücher schreiben!«

Und sie hat recht. In den schwarzen Wollstoff sind bunte Sträußchen gestickt, und zwar jedes Sträußchen von einer anderen Pensionärin. Fräulein Trabert kann bei jeder Stickerei die Lebensgeschichte derjenigen erzählen, die sie ausgeführt hat.

29. Juni.

Wenn ich Zeit habe, gehe ich jetzt manchmal in den Kindergarten. Fröbels Bild und sein Motto: »Kommt, laßt uns unsern Kindern leben,« hängen an der Wand. Einmal spielten die Kinder grade Kreisspiele, und aus dreißig kleinen Kehlen ertönte:

Der Rose woll'n wir gleichen.
Der Liebe schönem Zeichen,

Ich mußte lachen, denn ich dachte an unsere derbe, häßliche Magd. Fräulein Trabert aber war ein bißchen böse und schickte mich hinaus.

7. Juli.

Du kannst Dir nicht denken, was ich erlebt habe! Eines Tages saß ich in meinem kleinen Stübchen am Schreibtisch, – ich kann ihn auch Wasch- oder Nähtisch nennen, je nachdem er mir dient, – da seh' ich in den Hof, und was meinst Du, wen ich da sehe? Herrn Doktor! Unsern Herrn Doktor aus Hamburg! Na, wie ich hinunter stürmte! Auf dem Treppenabsatz stand Hans. Ich war ganz von Sinnen vor Freude, umarmte ihn flüchtig und stürzte weiter. Herr Doktor lachte, als ich so aufgeregt auf ihn zustürzte und sagte: »Na, na, nur immer ruhig!« Dann fragte er sehr freundlich nach meinem Ergehen und sagte mir, in einer Stunde möge ich Hans nach dem »Rautenkranz« bringen. – Du hättest nun sehen sollen, wie ich Staat machte mit Hans. Man kann doch auch Staat machen mit ihm, er ist ja ein so schöner, feiner Junge. Er erzählte mir, daß auch Mama, die Jungfer Hannchen und Johann im Hotel seien, sie waren alle auf der Rückreise von Kissingen. Ich war vor Freude ganz berauscht.

Am nächsten Tage durfte ich im offenen Wagen mit nach der »Hohen Sonne«, da stiegen wir aus und lagerten uns an einem schönen Aussichtspunkt. Wie glücklich war ich in der Stunde! Wie gut hat es Hans, der darf seine Liebe zeigen!

Als wir zurückkamen, ging ich nach Hause, um Fräulein Trabert zu sagen, daß nachher Frau Doktor alle zu treffen wünsche, von denen ich Unterricht bekomme. Da sank mir der Mut, und ich fürchtete mich sehr. Fräulein Trabert strich freundlich über mein Haar und sagte: »Sei doch nicht so albern! Ich bin ganz froh, daß ich Frau Doktor kennen lerne, ich werde sie gleich fragen, ob du nach Ablauf deines Jahres hier bleiben kannst.«

Dann kam Frau Doktor. O, was ich für Herzklopfen hatte! Sie wurde von Fräulein Trabert in die Efeulaube auf den gestickten Stuhl genötigt. Das alles sahen wir noch, aber dann sagte Frau Doktor: »Die jungen Mädchen gehen wohl eine Weile in den Garten.«

Es war mein Trost, daß ich im Nachbargarten Käthe Kunkel sah, der sprach ich meine Angst und Spannung aus, und sie tröstete mich.

Die Besprechung mußte nicht so schlecht ausgefallen sein, denn Frau Doktor war sehr freundlich zu mir und erlaubte mir, sie an den Bahnhof zu begleiten, wo sie mit den andern zusammentreffen würde.

Ich fragte schüchtern, ob Fräulein Trabert mit ihr über meine Zukunft gesprochen habe?

Sie sagte: »Ja.«

Als ich sie erwartungsvoll ansah, fuhr sie fort: »Dein Jahr darfst Du hier bleiben.«

»Länger nicht?«

»Wenn du hier fertig bist, bist du siebzehn. Möchtest du dich mit siebzehn Jahren schon zur Ruhe setzen? Etwa in die niedliche Efeulaube auf das gestickte Stühlchen?«

Diese Vorstellung! Ich mußte lachen, obgleich mir gar nicht nach Lachen zumute war.

»Nein, mein Kind,« sagte Frau Doktor, »der Mensch muß hinaus ins feindliche Leben! Meinst du denn, daß ein so unerzogener Mensch wie du schon andere erziehen kann?«

»Fräulein Trabert will mich anlernen,« sagte ich schüchtern.

Frau Doktor lächelte ein wenig und sagte: »Bei Fräulein Trabert würdest du nicht er-, sondern verzogen. Dies Jahr mag dir so hingehen, aber dann heißt's in eine höhere Klasse. Du willst doch nicht etwa schon fertig sein? Sieh mal, wie lange ein Mann lernen muß, ehe er einem Berufe vorsteht; und deine Erziehung weist so große Lücken auf, daß noch viel geschehen muß, ehe du dich an die Bildung von Menschen wagen darfst. Vielleicht habe ich noch in diesem Jahre Gelegenheit, dich länger zu sehen und zu sprechen, dann will ich mal selbst urteilen, wie weit du bist; und danach werde ich mir überlegen, wo ich dich unterbringe, damit die Lücken möglichst ausgefüllt werden.«

Dann nahm sie kurz und herzlich Abschied, und ich wanderte traurigen Herzens den einsamen Weg zurück. In Frau Doktors Nähe fühle ich mich immer so angeregt, auch aufgeregt, jedenfalls sind alle Geister in mir wach, ich möchte lachen und weinen. Wie sie nun alle wieder fort waren, ergriff mich eine tiefe Niedergeschlagenheit, alles kam mir nüchtern vor, und ich hätte vor Sehnsucht vergehen mögen. Was ich liebe, weicht immer zurück, ich bleibe immer allein. Nun ist's auch mit Fräulein Trabert nichts. Was wird aus mir? –

Fräulein Trabert nahm mich in die Arme, wir weinten ein bißchen: sie wußte aber nicht, daß meine Tränen augenblicklich mehr dem Abschiede von Frau Doktor galten. Sie sagte etwas gekränkt: »Sie könnte dich gut hier lassen! Ich bin doch persönlich von Fröbel ausgebildet! Und älter war ich auch nicht, als ich in Keilhau war. Heutzutage wird alles so hochgespannt! Da war's in meiner Jugend besser. Na, wenn du nach Frau Doktors Meinung fertig bist, dann kommst du zu mir.«

Nun, Du siehst liebe Mutter, alle Hoffnung ist mir noch nicht abgeschnitten, damit muß ich erst mal zufrieden sein. Für heute lebe wohl, liebe Mutter! Hoffentlich geht es Dir immer gut!

Mit herzlichem Kuß

Deine
Charitas.


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