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Achtundvierzigstes Kapitel.

Im Bahnhäuschen war man eben von Tisch aufgestanden, Jakob steckte sich seine Pfeife an, Lisbeth trug das Geschirr weg. Sie kam aber bald wieder und rief: »Mutter! Vater! Die Lena kommt mit ihrem Kind.«

Magdalena eilte laut schreiend den Ankömmlingen entgegen und Jakob ging rauchend Schritt vor Schritt. Man muß männliche Haltung bewahren, nur nicht weibermäßig sich auslassen – sprach er in sich hinein; aber er mußte sich doch gewaltsam aufrecht erhalten, er spürte es in den Knieen, wie ihn die Nachricht gepackt hatte.

»Ist gut, daß wieder ein klein Kind im Haus, und wir haben Platz,« sagte er zu Lena, die ihn umarmte. »Ich will dein Kind tragen, ich bin froh, daß wieder eins da ist, das man noch auf den Arm nehmen kann.« Er nahm das vierjährige Kind auf den Arm und trug es, und that was Großes, er that dem Kinde zulieb die gut brennende Pfeife weg.

In der Stube weinten die Frauen miteinander. Jakob setzte sich auf die Hausbank und zündete die unterbrochene Pfeife frisch an. Es war ihm heute aber keine Ruhe gegönnt, denn Heister kam und erzählte die Vorgänge auf der Sommerfrische.

Er war hocherfreut, Lena, die Witwe des Missionärs, zu bewillkommnen und fragte sie, ob sie und ihr Kind mit den Eltern zu ihm ziehen wolle. Sie verstand ihn nicht, und er mußte ihr erklären, daß er ein Gut in der Nähe gekauft, und daß Jakob und Magdalena es ihm bewirtschaften und ihn pflegen wollten. Auch Lena bejahte und es gab sogar Lachen, da Magdalena sagte: »Unsre brave Kuh nehmen wir mit, die verdient's, einmal wieder Kameradschaft zu bekommen.«

Jenseits der Bahn bestieg Heister sein Fuhrwerk und fuhr in die Sommerfrische zurück.

Der heiße Mittag lag auf der Landschaft, Jakob stand am Ueberweg bei seinen Rosen und freute sich, daß der Sturm ihnen nichts angethan, ja alle Knospen waren aufgebrochen. Da kam Doktor Hornung und reichte Jakob die Hand, und Jakob sagte:

»Diese Hand hat mir viel Gutes gethan, ich mein', geschrieben, seit Jahren, tagtäglich.«

So vieles auch Hornung auf der Seele hatte, diese Ansprache ließ ihn einen Augenblick alles vergessen, und er schaute verwundert in das Antlitz Jakobs und in seine seltsam glänzenden Augen. Er berichtete, daß er auf dem Wege sei, Albrecht und Theodora vom Eichhof abzuholen, er werde bald mit ihnen in das Bahnhäuschen kommen.


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