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Blumenlese – Zweiter Band
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Fr. Jos. Schild

Der Bäs'ris-Dönel

Wenn d'Bure mit der Arbet fertig si,
Wenn's Winter isch, wenn's chutet und wenn's schneit,
Und's Jörgibeth bis Fenner's Lächema
Am Spinnrad sitzt, so bringt's is jedi Nacht
Bim Obesitz es G'schichtli uf's Tapet,
Grad nächti het's e-n-ernsti Mine g'macht,
Het's Spinnrad nöcher zunim g'noh
Und druf im Chunkleglas der Finger g'netzt,
Und g'seit: »Jo wägerli, uf Ehr und Treu!
Wer sett's vo-n-euch nit wüsse-n – und wer het's
I g'wüsse Nächte nit scho mänggisch g'hört?
So wie's am Chilchthurn z'Grenche zwölfi schlat,
Wenn dört der letschti Gloggeschlag verchlingt,
Isch uf der Egg bim unger Grencheberg
Es G'johl und G'schrei, das eim dür d'Glieder dringt.
Do meint mer mänggisch, 's rief e-n-alte Ma,
Der duß im feistre Wald verirret isch
Und nümme weiß, wo's ane goht, und doch
Die selbi Nacht no gern i d'Heimet möcht.
Druf brüelet do und dört im Wald e Chutz,
Und do und dort e Wiggle-n-und e Spächt,
Die selbem Rüefe flißig Antwort gä,
As wette si-n-ihm ordlig säge, wo
Der rechte Weg zur rechte Heimeth führt.
Und wieder jutzget druf e Sennebub
Und betet dann und wann am Englisch'-Gruß.
Doch's Bete geit nit recht, dä fluecht er druf,
Schlat mit 're-n-Achs a d'Tannli hi und chlopft,
Und thuet, as müeßt der Wald i churzer Zit
Bim Stümpli g'haue sie, und do was geit?
Es chräschlet wie der Donner düre Wald
Und helli Flamme brönne d'Tanne-n-uf.
Und husch, es fachle Liechtli uf der Weid
So viel und dick, wer bchönnt derfür kei Zahl.
Die Lichtli tanz-n-übr'n Bode weg.
Sie werde groß und werde wieder chli,
Und husch, es zeigt si mitz im helle Für
Der Bäs'ris-Dönel ime Chüetherchleid;
Er treit e Fachle-n-i der rechte Hang,
Und uf sir Achsle lit e halbi Chueh,
Der Dönel schwingt fi Fachle-n-i der Luft,
Nimmt uf der Weid die allerschönsti Chueh
Lauft mit der große Schärmetanne zu
Und hänkt se z'oberst dri a d'Hörner uf.
Und husch, der Dönel steit bim Sennehus,
Macht weidli 's unger Rebepfeister uf,
Schlüft ine, düselet vor's Meisters Bett,
Schlot mit der Fust a d'Glogge-n-a der Wang,
Daß Meister, Chnecht' und Mägd' erwache thüe.
Und husch, do g'hört mer druf der Cheßitanz,
Und's Ankefaß im Ankeschrage gigst,
Und dreiht si notno g'schwinger z'ringetum.
Wenn grad es Chäsli i der Chuchi isch
Das i der Prößi lit, so springt der Järle.
Au d'Chäller blibe nit verschont, au dört
Verderbt dä unbeliebig Gast no mängs.
Und isch es Chnechtli oder's G'striehl im Stall,
So tribt er au no dört si Geisterspuck,
Bingt zwei und meh a glichlig Stumpe-n-a,
So daß si mänggisch fasch nit z'löse si.
Und wenn es Chnechtli uf der Bühni lit.
Das nit i-n-alle Theile guet uf Gott
Vertraut und nit das besti G'wüsse het.
So lauft der Dönel g'schwing der Hoge-n-uf
Und wörgt und quält di armi Seel uf's Bluet.
Und seit der Chnecht i-n-alter, frommer Wis
E-n-ernste, fromme Bibelspruch doher,
So brüelet drümol nochenand die Chueh,
Die wo der Dönel üfem Rügge het,
Und husch, mir g'seht und ghört kei Dönel meh.«
Und's Jörgibeth, das het e Süfzger g'lo,
Het d'Chunkle wieder nocher zue-n-ihm gnoh,
Im Chunkleglas der Finger wieder g'netzt
Und g'seit: »Jo Wäger, mini guete Lüt!
Es isch doch gäng e Strof, e g'rechti Strof,
Die chunt, wenn Eine öppis Ung'rechts macht.
Jo halt' der Dönel doch zuer selbe Zit,
Wo-n-er as Senn vom unger Grencheberg
Mit Chnechte-n-und mit Mägde g'huset het.
Am Mößtag d'Wog lo si und nit verfälscht,
So hätt' au jede Bur, der berget het.
A Chäs und Anke-n-übercho, was recht
Und billig isch, doch i sir schwarze Seel
Het Lug uf Lug und Trug uf Trug si g'hüft,
Eis Laster het das anger g'nährt und groß
Erzoge, bis es gnue g'si-n-isch am End
Und bis Verzwiflig ihn zur Tanne g'füehrt,
Zuer Schärmetanne, wo-n-er ame Seil
Sie eige Richter g'macht, Gott b'hüetis doch
Dervor! und as e Sünder g'endet het.
Doch, lieber Gott, er mueß no mänggisch cho.
Bis alles Guet i rechte Hänge-n-isch,
Das er uf schlechti Art erworbe het.«


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