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Es war ein gutes Rebenjahr,
Das Jahr, als ich geboren war.
Mein Vater legt in Keller ein
Ein Faß vom allerbesten Wein.
Als ich verließ das Vaterhaus,
Leert' ich die erste Flasche aus.
Da war mein Muth gar wohl bestellt:
Wie schön schien mir die ganze Welt.
Und als ich meiner süßen Braut
Durch Priesters Hand ward angetraut,
Da tranken wir aus einem Glas
Allbeide von dem edlen Naß.
Nach einem kurzen Flitterjahr
Mein Weib mir einen Sohn gebar:
Ich schenkt' mir einen Becher voll
Und trank ihn auf des Sohnes Wohl.
Es rann mir mancher Tag im Glück,
Und mancher brachte Mißgeschick;
Stets fand ich frischen Lebensmuth.
In meinem goldnen Rebenblut.
Da kam der Tod und klopfte an;
Mein liebes Weib führt' er von dann.
Kaum fort, kehrt er zurück geschwind
Und nahm mir auch mein liebes Kind.
Ich saß in meinem Haus allein.
Von meinem Wein schenkt' ich mir ein,
Und manche Thräne floß hinein,
Und bitter ward der edle Wein.
Ich und mein Wein wir sind nun bald
An volle hundert Jahre alt;
Und ist die letzte Flasche aus,
So leg' ich mich ins finstre Haus.