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Die 50. Fabel, vom Löwen und dem Fuchs

Großen Herren die Wahrheit sagen ist nicht jedermanns Sach.

Ein Löwe hatte einsmals etliche Gäste zu sich in seine Höhle geladen, darin es gar übel stank, und sprach zu dem Wolf: Wolf, wie gefällt es dir in meinem königlichen Hause? Antwortet der Wolf: o Herr, es stinkt übel herinnen. Da fiel der Löwe über den Wolf her und zerriß ihn. Als er danach den Esel fragte, wie es ihm gefiele, da überkam den armen Esel große Furcht über des Wolfen Tod, und heuchelte und sprach: o mein Herr König, es riechet wohl allhier. Aber der Löw ward zornig und tötete den Esel auch. Als er endlich den Fuchs fragte, wie es röche in seiner Höhle, da sprach der Fuchs: ich habe den Schnupfen, o Herr, ich kann nichts riechen.

 

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Die Fabeln sind nach dem »Erneuerten Esopus«, einer älteren Steinhöwelschen deutschen Ausgabe, von Victor Zobel bearbeitet; die Bilder sind Nachformungen der alten Holzschnitte in dieser Ausgabe von Virgil Solis, einem der deutschen Kleinmeister.

Der Bearbeiter bemühte sich, die einfache und klare Schönheit der Sprache und des Ausdruckes, die ihm mir ihrem Gegenstand auch heute noch wundervoll zusammenzustimmen schien, rein wirken zu lassen.

 

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Den Druck des 16. bis 20. Tausends besorgten Breitkopf & Härtel, Leipzig


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