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Die 14. Fabel, von der Fliege und der Ameise

Laß dich vom Schein nicht trügen. Davon hört eine Fabel des Meisters.

Zu einer Ameis kam eine Fliege und rühmete sich hoch und sprach: wie meinst du, daß du dich mir vergleichen kannst. Deine Wohnung ist in einer Höhle, meine in eines Königs Saal. Ich eß königliche Speis, dich nähret ein armselig Gerstenkorn. Deinen Trank saugst du aus der Erden, so trinke ich aus Gold und aus Silber. Wo man die heiligen Opfer schlachtet, so bin ich die erste, die das Eingeweid versucht, ich sitze dem Kaiser auf sein Haupt und küsse die zartesten und schönsten Jungfern, wann sie nackt zum Bade steigen, wohin es mir beliebt zu küssen. Deren alles magst du keines tun, und also bist du und dein Geschlecht gegen uns wohl verächtlich.

Die Ameis sprach herwiederum zu der Fliegen also: wie gar bist du ein schnöder Schandvogel, daß du deine lästerlichen Taten lobest. Sag mir doch, wie wirst du von den Königen und reinen Frauen, die du meldest, empfangen? Wo du hinkommst, da jagt man dich ungestüm und voll Ekel und schlägt dich mit Geißeln und Wedeln, die allein wider deine Plage gemacht sind. Du lebst nur einen Sommer und gehest zur Winterszeit kraftlos dahin. Ich aber bin auch im Winter sicher in meiner Wohnung, allzeit bin ich gesund und lebe zufrieden und froh.


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