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Die 25. Fabel, vom Pfau und der Göttin

Für jeden schicket sich nicht dasselbe, sagt diese Fabel.

Der Pfau kam zu der Göttin Juno, der er zu dienen gegeben ist, und beklaget sich, daß die Nachtigall so wohl singen kann und mit ihrem Gesang, wie man sagt, Künftiges deutet, er aber um seine böse Stimme von männiglich verspottet würde. Juno tröstet ihn mit Schmeichelworten und sprach zu ihm: so ist doch dein Gesicht über die Stimme der Nachtigall, deine Gestalt ist schöner, du hast Farbe und Schimmer wie ein Smaragd, du bist mit schillernden Federn gar köstlich gezieret, mit edlen Steinen ist dein Schwanz gesäumt, kein anderer Vogel mag dir gleichen. Dawider sprach der Pfau: aber die Nachtigall überwindet mich mit der Stimme. Da sagte die Göttin strenge zu ihm: das ist durch die Ordnung der Götter also gefüget, daß mancherlei Gaben unter euch aufgeteilt sind. Dem Adler ist Kraft gegeben, der Nachtigall süßer Gesang, der Kraniche Schrei weiset die Zeit des Tages, die Amsel hat ein schwarzes Kleid, der Hahn verkündigt die Morgenstunde, dir aber ist schöne Gestalt und die Pracht der Farben geliehen. Ein jegliches hat sein Begnügen an seinem Wesen, darum sollst auch du begnügig sein an dem, das die Götter dir haben zugeteilt.


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