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»Deine Augen ...«

Deine Augen, dein fahles Haar,
deiner Brauen geschwungenes Paar,
deines Mundes blasse Blume,
dein Leib so schlank und doch voll Kraft,
du Sündenbild im Heiligtume,
dir huldigt all meine Leidenschaft.

Wahrlich! sie huldigt dir jederzeit.
Jeden Abend die Trunkenheit!
O meine liebe Kastanienbraune,
die stolz zu meinem Bette kommt
mit straffer Brust, hochmütiger Laune,
wissend, wie all mein Tun ihr frommt.

Wie drängen sich unter dem Hemde die Brüste!
Für das versprochene Fest der Lüste
hieltest du alle Begierden wach,
bist glücklich, wenn meine Lippen flammen,
meine Hand, mein Alles, ein Sündenbach,
den nur ein Schwächling mag verdammen.

Kennst meine Küsse, kosend und warm,
in die Augenwinkel, auf Schulter und Arm,
auf die Achselgrube, die Spitze der Brüste.
Du weißt, wie ich niederkniete und wild
vor dem feurigen Busche der Weiber büßte,
vernarrt und immer doch ungestillt.

Du bist hochmütig, da du doch weißt,
wie brünstig mein Fleisch dich an sich reißt
und dein Fleisch foltert in seligem Krampfe –
bis zum Sterben – o welch ein Tod!
wenn sie erwacht zu neuem Kampfe,
um neu zu ersterben – und flutet und loht.

Ja, meine stolze Unfaßbare,
ob auch dein Hochmut über mich fahre,
du hast mich besiegt, ich bin dein, ich bin dein ...
Du hebst und schaukelst mich wie eine Woge
in die tollste gottlose Lust hinein,
du Unfaßbare, du seltsame Woge!

Franz Evers


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