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Die Saturnischen Gedichte

(Poèmes Saturniens)

1866


Im Zeichen des Saturns

Die Weisen alter Zeit, die hoch für uns von Wert,
die glaubten, und der Punkt ist noch nicht aufgeklärt,
am Himmel seien Glück und Ungemach zu lesen,
und daß an einen Stern gebunden jedes Wesen.
(Man hat voll Spott verlacht, und hat es nicht bedacht,
daß Lachen selber oft schon lächerlich gemacht,
die alte Deutung jener tiefgeheimen Dinge.)
Und die geboren unterm Bann der fahlen Ringe
Saturns, der allen Sternedeutern wert,
empfingen, wie man es in alten Büchern lehrt,
noch stets ein gut Teil Unglück und ein gut Teil Galle,
und ruhelose Phantasie erfüllt sie alle,
daß keines Streben voll Vernunft das Rechte trifft.
Durch ihre Adern fließt das Blut dünn wie ein Gift,
wie Lava brennend, röchelnd, sehrend und verzehrend,
ihr traurig Ideal und alle Kraft zerstörend.
So leiden sie, die von Saturn gezeichnet sind,
und sterben – angenommen, daß wir sterblich sind –,
so webt den Faden ihres engen Lebensnetzes
der böse Einfluß eines düsteren Gesetzes.

Franz Evers


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