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Das Lieder der völlig Arglosen

Blauäugig blond, den Scheitel glatt:
wer uns noch nicht gesehen hat,
der blättre nur in Romanen
aus bessern Tagen der Ahnen.

Laut schwatzend, lachend, Arm in Arm
schwankt durch die Wiesen toll der Schwarm,
und unsre Gedanken und Träume
sind rein wie die ewigen Räume.

Vom Tagesgrauen bis zum Abendrot
jagen wir flatternde Falter tot,
und riesige Schäferhüte
bewahren dem Teint die Blüte.

Und Kleidchen umflattern uns weiß wie Schnee.
Wie winken die Kavaliere, o weh!
und bitten und betteln und flüstern
und zwinkern, die Frechen, so lüstern!

Doch eitel bleibt ihr böses Bemühn,
und vor Ärger werden sie gelb und grün.
Ein Knicks: und spöttische Falten
umspülen unsre Gestalten.

Denn unsre Tugend ist grandios:
Kommt nur heran, gleich geht sie los!
Ihr glaubt wohl gar, ihr Gecken,
daß wir vor euch erschrecken?

Nur freilich schlägt uns das Herzchen oft
heiß über dem Gürtel, und unverhofft
kribbeln und krabbeln Gelüste,
und es ist uns, als ob man uns küßte ...

Richard Schaukal


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