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»Das ist das Fest der Saat ...«

Das ist das Fest der Saat, das Fest der reifen Brote
in Dörfern, die mir wieder zärtlich nahe sind.
Geräusch, Bewegung schwimmen zwischen Glanz und Wind
rein durch Gewässer; Schatten ziehn wie Rosenboote.

Das Gold der Halme tanzt nach dem verrückten Pfeifen
gebogener Sensen, die wie Blitze kommen und verwehn.
Die Felder, die bis zu den Rändern sich geschäftig drehn,
erwidern Mienen, die sich lockern und versteifen.

Knapp gehn die Atempausen in dem hochgemuten
Bemühn der Sonne, das die Körner hundertfach verflocht
und in den sauren Trauben unten weiterkocht,
den Saft süß aufkocht, bis die Beeren platzend bluten.

Fließ reifend fort, uralte Sonne, durch Getreide, Trauben,
und säuge Tier und Menschen mit dem Seim der braunen Brust,
daß ihre Augen himmlisch überlaufen; unbewußt
woher die Stunde kommt, an die noch Schnitter, Winzer ewig glauben.

Und schneidet Duft des Weins, des Korns die Sternenkreise,
steigt in die Täler, wo sein Name noch nicht blich,
der Herr hinab; in seinen Händen wandelt sich
das Blut des Weins, das Fleisch des Korns zur ewigen Speise.

Paul Zech


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