Adalbert Stifter
Der Nachsommer
Adalbert Stifter

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Der Rückblick

Ohne daß ich eine nähere oder entferntere Aufforderung oder Bitte gemacht hätte, fuhr mein Gastfreund nach Verlauf eines Tages in seinen Mitteilungen fort. Er hatte gefragt, ob er eine Zeit in meinem Zimmer zubringen dürfe, und ich hatte es begreiflicher Weise bejaht. Wir saßen an einem angenehmen und stillen Feuer, das von sehr großen und dichten Buchenklötzen unterhalten wurde, er lehnte sich in seinem Polsterstuhle zurück und sagte: »Ich möchte, wenn es euch genehm ist, heute meine Mitteilungen an euch vollenden. Ich habe Sorge getragen, daß wir nicht gestört werden, ihr dürft nur sagen, ob ihr mich hören wollt.«

»Ihr wißt, daß es mir nicht nur angenehm, sondern auch meine Pflicht ist«, antwortete ich.

»Zuerst muß ich von mir erzählen«, begann er, »es dürfte so notwendig sein. Ich bin im Dorfe Dallkreuz in dem sogenannten Hinterwalde geboren worden. Ihr wißt, daß der Name Hinterwald nicht mehr so viel zu bedeuten hat, als er sagt. Einmal war er wie über die ganze Gegend, welche von unserem Strome als ein Gebilde von Hügeln nordwärts geht, auch über die Gründe von Dallkreuz verbreitet. Dallkreuz war damals nicht, und sein Entstehen mochte mit dem Aufschlagen von einigen Holzarbeiterhütten begonnen haben. Jetzt sind Felder, Wiesen und Weiden über das ganze Hügelland gebreitet, und einige Reste der alten Waldungen schauen ernst auf diese Gründe herab. Das Haus meines Vaters stand außerhalb des Ortes in der Nähe einiger anderer, war aber doch frei genug, um auf Wiesen, Felder, Gärten und im Süden auf ein sehr schönes blaues Waldband zu sehen. Als ich ein Knabe von zehn Jahren war, kannte ich alle Bäume und Gesträuche der Gegend und konnte sie nennen, ich kannte die vorzüglichsten Pflanzen und Gesteine, ich kannte alle Wege, wußte, wohin sie führten und war in allen benachbarten Orten schon gewesen, die sie berühren. Ich kannte alle Hunde von Dallkreuz, wußte, welche Farben sie hatten, wie sie hießen und wem sie gehörten. Ich liebte die Wiesen, die Felder, die Gesträuche, unser Haus außerordentlich, und unsere Kirchenglocken däuchten mir das Lieblichste und Anmutigste, was es nur auf Erden geben kann. Meine Eltern lebten in Frieden und Eintracht, ich hatte noch eine Schwester, welche meine Knabenfahrten mit mir machen mußte. Zu unserem Hause, das nur ein Erdgeschoß hatte, welches aber schneeweiß war und weithin in dem Grün leuchtete, gehörten Wiesen, Felder und Wäldchen. Der Vater ließ aber das durch Knechte verwalten, er selber trieb einen Handel mit Flachs und Linnen, der ihn auf vielfache Reisen führte. Ich wurde, da ich noch ein Kind war, zu dem Erben dieser Dinge bestimmt, sollte aber vorher auf einer Lehranstalt die notwendige Ausbildung bekommen. Der Vater hatte, als dessen Eltern, die ich nur wenig gekannt hatte, gestorben waren, keine Verwandten mehr. Meine Mutter, die der Vater von ferne her geholt hatte, hatte noch einen Bruder, der aber mit ihr, weil sie als von einem wohlhabenden Hause stammend eine Verbindung unter ihrem Stande, wie er sich ausdrückte, geschlossen hatte, zerfallen war und durch nichts versöhnt werden konnte. Wir wußten nichts von ihm, man vermied es, seiner Erwähnung zu tun, und oft in einem ganzen Jahre wurde sein Name nicht genannt. Die Zustände meines Vaters aber blühten empor, und er war fast der Angesehenste in der Gegend. In dem Jahre, nach dessen Ende ich in die Lehranstalt abgehen sollte, trafen mehrere Unglücksfälle ein. Hagelschaden verwüstete die Felder, ein Teil des Gebäudes brannte ab, und als das alles wieder hergestellt und in das Geleise gebracht worden war, starb der Vater eines plötzlichen, unvorhergesehenen Todes. Ein lässiger Vormund, hinterlistige Handelsfreunde, welche zweifelhafte Forderungen stellten, und ein unglücklicher Prozeß, der daraus entsprang, brachten für die Mutter eine Lage herbei, in welcher sie mit Sorgen für unsere Zukunft zu kämpfen hatte. Sie war, da man endlich alles zur Ruhe gebracht hatte, auf das Notdürftigste beschränkt. Ich mußte im Herbste das geliebte Haus, das geliebte Tal und die geliebten Angehörigen verlassen. Mit ärmlicher Ausstattung ging ich an der Hand eines größeren Schülers zu Fuß den ziemlich weiten Weg in die Lehranstalt. Dort gehörte ich zu den Dürftigsten. Aber die Mutter sandte das, was sie senden konnte, so genau und zu rechter Zeit, daß ich nie viel, aber doch das zum Bestehen Nötige hatte. Es war an der Anstalt Sitte, daß die Knaben in den höheren Abteilungen denen in den niedreren außerordentlichen Unterricht erteilten und dafür ein Entgelt bekamen. Da ich einer der besten Schüler war, so wurden mir in meinem vierten Lehrjahre schon einige Knaben zum Unterrichten zugeteilt, und ich konnte der Mutter die Auslagen für mich erleichtern. Nach zwei Jahren erwarb ich mir bereits so viel, daß ich meinen ganzen Unterhalt selbst bestreiten konnte. Jede Jahresferien brachte ich bei der Mutter und Schwester in dem weißen Hause zu. Von dem Antreten des Hauses als Erbschaft war nun keine Rede mehr. Ich dachte, ich werde mir durch meine Kenntnisse eine Stellung verschaffen und das Haus und den Grundbesitz einmal als Notpfennig der Schwester überlassen. So war die Zeit heran gekommen, in welcher ich mich für einen Lebensberuf entscheiden mußte. Die damals übliche Vorbereitungsschule, die ich eben zurückgelegt hatte, führte nur zu einigen Lebensstellungen und machte zu andern eher untauglich als tauglich. Ich entschloß mich für den Staatsdienst, weil mir die andern Stufen, zu denen ich von meinen jetzigen Kenntnissen emporsteigen konnte, noch weniger zusagten. Meine Mutter konnte mir mit keinem Rate beistehen. Ich hatte mir ein kleines Sümmchen durch außerordentliche Sparsamkeit zusammengelegt. Mit diesem und tausend Segenswünschen der Mutter versehen und mit den Abschiedstränen der geliebten Schwester benetzt begab ich mich auf die Reise in die Stadt. Zu Fuße wanderte ich durch unser Tal hinaus, und suchte durch allerlei Betrachtungen die Tränen zu ersticken, welche mir immer in die Augen steigen wollten. Als unsere Wäldergestalten hinter mir lagen, als die Herbstsonne schon auf ganz andere Felder schien, als ich durch meine Jugend hindurch gesehen hatte, wurde mein Gemüt nach und nach leichter, und ich durfte nicht mehr fürchten, daß mir jeder, der mir begegnete, ansehen könne, daß mir das Weinen so nahe sei. Die Entschlossenheit, welche mir eingegeben hatte, in die große Stadt zu gehen und dort mein Heil in dem Berufe eines Staatsdieners zu suchen, ließ mich immer fester und rascher meinen Weg verfolgen und tausend glänzende Schlösser in die Luft bauen. Als ich an jenem Rande angekommen war, wo unser höheres Land in großen Absätzen gegen den Strom hinabgeht und ganz andere Gestaltungen anfangen, sah ich noch einmal um, segnete das Mutterherz, das nun beinahe schon eine Tagereise weit hinter mir lag, streichelte gleichsam mit den Fingern die schönen, langwimperigen Augenlider der Schwester, die immer etwas blaß aussah, segnete unser weißes Haus mit dem roten Dache, segnete all die Felder und Wäldchen, die hinter mir lagen und die ich durchwandelt hatte, und stieg, nun wirklich schwere Tränen in den Augen tragend, in den tiefen Weg hinunter, welcher damals unter hohem Laubdache hingehend einen der Pässe ausmachte, die das rauhere Oberland mit dem tiefen Stromlande verbinden. Ich konnte nun, nachdem ich drei Schritte gemacht hatte, die Gestaltungen meines Geburtslandes nicht mehr sehen, nur sein Rand war alles, was meine Augen erreichen konnten und was mich noch lange begleiten würde. Ganz andere Bildungen lagen vor mir. Es war mir, ich müsse umkehren, um nur noch einmal zurück schauen zu können. Ich tat es aber nicht, weil ich mich vor mir selber schämte, und ich ging beeiligten Schrittes den Weg hinunter und immer tiefer hinunter. Ich durfte auch nichts verzögern, wenn ich vor Einbruch der Nacht noch zu dem Strome hinunter gelangen wollte, auf dem mich am andern Morgen ein Schiff weiter tragen sollte. Die herbstliche Abendsonne spielte durch die Zweige, manche Kohlmeise ließ einen Ruf erschallen, wie ihn die hatten erschallen lassen, welche jetzt noch in meinen heimatlichen Bergwäldchen verweilten, mancher Fuhrmann, mancher Wanderer begegnete mir, ich ging mit ernstem Herzen weiter, und als die Sonne untergegangen war, hörte ich das Rauschen des Stromes, der mir nun so wichtig geworden war, und sah sein goldenes abendliches Glänzen.«

»Ich vergesse mich«, unterbrach sich hier mein Gastfreund, »und erzähle euch Dinge, die nicht wichtig sind; aber es gibt Erinnerungen, die, wie unbedeutende Gegenstände sie auch für Andere betreffen, doch für den Eigentümer im höchsten Alter so kräftig dastehen, als ob sie die größte Schönheit der Vergangenheit enthielten.«

»Ich bitte euch«, entgegnete ich, »fahret so fort und entzieht mir nicht die Bilder, die euch aus früheren Zeiten übrig sind, sie gehen schöner in das Gemüt und verbinden leichter, was verbunden werden soll, als wenn von dem lebendigen Leben ein flacher Schatten gegeben werden sollte. Auch ist meine Zeit, wenn anders die eurige nicht strenger zugemessen ist, kein Hindernis, daß ihr mir irgend etwas vorenthalten solltet.«

»Meine Zeit«, antwortete er, »ist entweder so gemessen, daß ich nichts Anderes tun sollte, als auf mein Ende sehen, oder daß ich über sie verfügen kann, wie ich will; denn was sollte ein so alter Mann noch Ausschließliches zu tun haben? Er mag für die paar Stunden, die ihm übrig sind, noch Blumen zurecht legen, wie er will. Ich tue ja eigentlich hier auf dieser Besitzung nichts anders. Auch dürfte das, was ich euch sagen will, für euch nicht ganz unwichtig sein, wie sich wohl in der Folge zeigen wird. Ich fahre daher fort, wie sich eben unter den Worten die Erzählung gibt.«

»Die Nacht verbrachte ich in gutem Schlummer, und der erste Morgen sah mich auf einem jener rohen, kleinen Schiffe, wie sie damals mit verschiedenen Gütern beladen unsern Strom abwärts befuhren, und auch Menschen mit sich nahmen. Mehrere junge Leute, die entweder ganz gleichen oder ähnlichen Beruf mit mir verfolgten, standen auf dem Verdecke und legten sogar manches Mal Hand an die Ruder, da unser Schiff auf dem breiten, rauschenden Strome sich abwärts bewegte und die kleine Stadt, die uns Nachtherberge gegeben hatte, sich aus den Morgennebeln ringend unsern Augen immer weiter und weiter zurück trat. Manches Lied, mancher Spruch, der aus der Schar meiner Begleiter hervortrat, machte seine Wirkung auf mich, und ich wurde stärker und entschlossener.«

»Als am Abende des zweiten Tages unserer Wasserfahrt der hohe schlanke Turm der Stadt, deren Miteinwohner ich nun werden sollte, gleichsam luftig blau unter den Gebüschen der Ufer sichtbar wurde, als man sich rief und das Zeichen sich zeigte, das man nun nach Verlauf von etwas mehr als einer Stunde erreichen werde, wollte mir das Herz im Busen wieder unruhiger pochen. Dieses Merkmal vergangener Menschenalter, dachte ich, welches so viele große und gewaltige Schicksale gesehen hatte, wird nun auch auf dein kleines Geschick herabsehen, es mag sich nun gut oder übel abspinnen, und wird, wenn es längstens abgelaufen ist, wieder auf Andere schauen. Wir fuhren rascher zu, weil alles hoffnungsvoll die Ruder führte, die Entschloßneren sangen ein Lied, und ehe noch die Stunde um war, legte unser Schiff an der steinernen Einfassung des Flusses im Angesichte sehr großer Häuser an. Ein älterer Schüler, der schon zwei Jahre in der Stadt zugebracht hatte und jetzt von den bei seinen Eltern verlebten Ferien zurückkehrte, erbot sich, mir einen Gasthof zur Unterkunft zu zeigen und mir morgen zur Auffindung eines Wohnzimmerchens für mich behilflich zu sein. Ich nahm es dankbar an. Unter dem Torwege des Gasthofes, in den er mich geführt hatte, nahm er Abschied von mir und versprach, mich morgen mit Tagesanbruch zu besuchen. Er hielt Wort, ehe ich angekleidet war, stand er schon in meinem Zimmer, und ehe die Sonne den Mittag erreichte, waren meine Sachen schon in einem Mietzimmerchen, das wir für mich gefunden hatten, untergebracht. Er verabschiedete sich und suchte seine wohlbekannten Kreise auf. Ich habe ihn später selten mehr gesehen, da uns nur die Schiffahrt zusammengebracht hatte und da seine Laufbahn eine ganz andere war als die meine. Als ich von meinem Stübchen ausging, die Stadt zu betrachten, befiel mich wieder eine sehr große Bangigkeit. Diese ungeheure Wildnis von Mauern und Dächern, dieses unermeßliche Gewimmel von Menschen, die sich alle fremd sind und an einander vorübereilen, die Unmöglichkeit, wenn ich einige Gassen weit gegangen war, mich zurecht zu finden, und die Notwendigkeit, wenn ich nach Hause wollte, mich Schritt für Schritt durchfragen zu müssen, wirkte sehr niederdrückend auf mich, der ich bisher immer in einer Familie gelebt hatte und stets an Orten gewesen war, in denen ich alle Häuser und Menschen kannte. Ich ging zu dem Vorstande der Rechtsschule, um mich für die Vorbereitungsjahre zum Staatsdienste einschreiben zu lassen. Er nahm mich meiner trefflichen Zeugnisse willen sehr gut auf und ermahnte mich, durch die große Stadt mich von meinem Fleiße nicht abbringen zu lassen. Ach Gott, die große Stadt war für mich bei meinen so kargen Mitteln nichts als ein Wald, dessen Bäume auf mich keine Beziehung haben, und sie trieb mich durch ihre Fremdartigkeit eher zum Fleiße an, als daß sie mich abgehalten hätte. Am Tage der Eröffnung des Unterrichtes ging ich, der ich nun doch schon einige auf mich bezügliche Wege wußte, in die hohe Schule. Dort wogte ein großes Gewimmel durch einander. Alle Fächer wurden hier gelehrt, und für alle Fächer fanden sich Schüler. Die meisten sahen sehr begabt, gebildet und behende aus, so daß ich wieder im Glauben an meine nur geringen Kräfte zu zagen anfing, hier gleichen Schritt halten zu können. Ich begab mich in den Lehrsaal, in den ich gehörte, und setzte mich auf einen der mittleren Plätze. Die Lehrstunde begann und ging vorüber, so wie nun viele nach und nach begannen und vorüber gingen. Sie und die ganze Stadt hatten noch immer etwas Ungewöhnliches für mich. Das Liebste war mir, in meinem Stübchen zu sitzen, an meine Vergangenheit zu denken und sehr lange Briefe an meine Mutter zu schreiben.«

»Als einige Zeit verflossen war, wuchs mir Mut und Kraft im Herzen. Unser Lehrer, ein würdiger Rat in der Rechtsversammlung der Schule, lehrte fragend. Ich schrieb getreulich seine Lehren in meine Hefte. Als schon eine große Zahl meiner Mitschüler gefragt worden war, als endlich die Reihe auch mich getroffen hatte, erkannte ich, daß ich Vielen, die mich an Kleidern und äußerem Benehmen übertrafen, in unserem Lehrfache nicht nachstehe, sondern einer großen Zahl vor sei. Dies lehrte mich nach und nach die mir bisher fremd gebliebenen Verhältnisse der Stadt würdigen, und sie wurden mir immer mehr und mehr vertraut. Einige Schüler hatte ich schon früher gekannt, da sie vor mir von der nehmlichen Lehranstalt, in der ich bisher gewesen war, hieher übergetreten waren; andere lernte ich noch kennen. Als meine Barschaft, mit der ich sehr strenge Haus hielt, sich schon sichtlich zu verringern begann, wurde ich von einem meiner Mitschüler, der mein Nachbar auf der Schulbank war und aus meinem Munde gehört hatte, daß ich früher Unterricht gegeben habe, aufgefordert, seine zwei kleinen Schwestern zu unterrichten. Wir hatten durch die tägliche Berührung eine Art Freundschaft geschlossen und waren einander geneigt. Als er daher zu Hause gehört hatte, daß man für die zwei kleinen Mädchen einen Lehrer suche, schlug er mich vor und erzählte mir auch von der Sache. Die Eltern wollten mich sehen, er führte mich zu ihnen und ich wurde angenommen. Auch hatten die Schritte, welche ich selber nach meiner Berechnung der Dinge getan hatte, um durch Erteilung von Unterricht einen Erwerb zu bekommen, Erfolg. Sie hatten zwar keinen bedeutenden, auf einen solchen hatte ich nicht gerechnet, aber sie hatten doch einen. So war das in Erfüllung gegangen, was ich durch meine Umsiedlung in die große Stadt angestrebt hatte. Ich lebte jetzt sorgenfrei, hatte in dem Hause meines Freundes, in welches ich öfter geladen wurde, eine Gattung Familienumgang und konnte mit allem Eifer der Erlernung meines Faches mich widmen.«

»In den ersten Ferien besuchte ich die Mutter und Schwester. Ich hatte die besten Zeugnisse in meinem Koffer und konnte ihnen von meinen sehr guten anderweitigen Erfolgen erzählen; denn gegen das Ende des Schuljahres hatten sich diese sehr gebessert. Mit ganz anderem Herzen als vor einem Jahre konnte ich nach dem Ende der Ferien das mütterliche Haus verlassen, und die Reise in die Stadt antreten.«

»Nach dem zweiten Jahre konnte ich die Meinigen nicht mehr besuchen. Ich war in der Stadt bekannt geworden, die Art, wie ich Kinder unterrichtete, sagte vielen Familien zu, man suchte mich und gab mir auch einen größeren Lohn. Ich konnte mir dadurch mehr erwerben, legte mir stets etwas als Sparpfennig zurück und hatte bei der Freudigkeit meines Gemütes über diesen Fortgang Kraft genug, neben meinem Fache auch noch meine Lieblingswissenschaften Mathematik und Naturlehre zu betreiben. Nur das Einzige war störend, daß die Familien, bei denen ich Unterricht gab, nicht gerne sahen, daß ich durch eine Reise den Unterricht unterbreche. Es war diese Forderung eine begreifliche, ich blieb mit den Meinigen in einem lebhafteren Briefwechsel als früher und verabredete mit ihnen, daß ich nicht eher als nach Beendigung meines Lehrganges sie wieder besuchen, dann aber einige Monate bei ihnen bleiben wolle. Hiemit waren auch die, in deren Dienste ich stand, zufrieden.«


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