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45. Neidhart von Reuenthal.

7. Der Gürtel.

     

    Ich sah noch nie die Haide
So wohlgestalt,
    In lichter Augenweide
Den grünen Wald.
    An den Beiden spüren wir den Maien.
Ihr Mägdlein sollt euch zweien,
Dem lichten Sommer zum Empfang in hohem Muthe reihen.

    Lob von manchen Zungen
Der Maie hat.
    Die Blumen sind entsprungen
An mancher Statt,
    Wo man früher keine mochte finden;
Belaubet stehn die Linden.
Darunter soll sich bald ein Tanz von höfschen Maiden winden.

    Ihrer Sorg ist minder,
Sie freuen sich.
    Ihr wohlgethanen Kinder,
Und minniglich,
    Ziert euch so, daß euch die Baiern danken,
Die Schwaben und die Franken
Und schmückt eur weißes Hemd mit Seiden an den Flanken.

    Wem trüg ich schöne Kleider?
Sprach eine Magd.
    Die Jungen schlafen leider;
Ich bin verzagt:
    Freud und Ehre sind der Welt zuwider,
Kein Mann ist treu und bieder,
Um Eine, die ihm Ehre brächte, wirbt nun Keiner wieder.

    »Die Rede laß nur fahren«,
Sprach ihr Gespiel:
    »Wir kommen froh zu Jahren;
Männer sind viel,
    Die noch guten Frauen dienen gerne:
Drum sei die Rede ferne.
Um Mich wirbt Einer lange schon, von dem ich Freude lerne.«

    Den sollst du mir zeigen
Wie er mir behage:
    Der Gürtel sei dein eigen,
Den ich an mir trage.
    Sag mir seinen Namen, der dich minnen
Will mit geheimem Sinnen.
Mir träumte diese Nacht von dir, du wollest uns entrinnen.

    »Den sie alle nennen
Von Reuenthal,
    Und seinen Sang erkennen
Wohl überall,
    Der ist mir hold. Mit Güt ich ihm das lohne.
Mit einer Blumenkrone
Zier ich mich gern um seinethalb. Doch fort, man läutet None.«


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