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40. Gedichte auf den Brennenberger.

1. Nach dem Volksliede.

       

    Die falschen Kläffer schloßen einen Rath,
Daß Brennenberg gefangen ward,
Gefangen auf freier Straßen:
In einen Thurm ward er gelaßen.

    Darin saß er wohl sieben Jahr,
Sein Kopf ward weiß, sein Bart ward grau.
Sein Muth begann ihm zu brechen,
Kein Wort mehr konnt er sprechen.

    Sie legten Brennenberg auf einen Tisch,
Sie theilten ihn recht wie einen Fisch,
Sie nahmen ihm aus sein Herze,
Das schuf dem Herrn große Schmerzen.

    Sie nahmen ihm aus sein jung Herz fein
Recht wie einem wilden Schwein,
Sie legtens in einen Pfeffer
Und gabens der Schönsten zu eßen.

    »Was ist, das ich gegeßen hab,
Das mir so wohl geschmecket hat?«
Das ist des Brennenbergers Herze,
Es schuf dem Herrn große Schmerzen.

    »Ists Brennenbergs jung Herze fein,
So schenket mir den kühlen Wein,
Schenkt ein und gebt mir zu trinken:
Mein Herz will mir versinken!

    »So nehm ich dieß auf meine letzte Hinfahrt,
Daß ich Brennenbergs nie schuldig ward;
Als reine keusche Liebe:
Die konnt uns Niemand verbieten.«

    Den ersten Tropfen, den sie trank,
Ihr Herz in tausend Stücke sprang.
Berath, Herr Christ, die reine
Mit deiner Gnad alleine.


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