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21. Heinrich von Morungen.

6. Der vergrabene Schatz.

       

    Fraue gut,
Daß du selig mögest sein!
    Weh der Hut,
Die der Welt so lichten Schein
    Will an dir benehmen, da man dich so selten zeigt,
Wie die Sonne, wenn sie sich des Abends niederneigt.

    Wer der Frauen
Hütet, der verwirkt den Bann,
    Denn zum Schauen
Schuf sie Gott so schön dem Mann,
    Schuf der Welt zum Spiegel aller Freuden sie so klar:
Darf man Gold begraben, wo es Niemand wird gewahr?

    Alle Morgen,
Will die lange Nacht vergehn,
    Muß ich sorgen
Wie ich heute möge sehn
    Meine liebe Sonne, die so wonniglich mir tagt,
Daß mein Auge wenig alle trüben Wolken klagt.


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