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15. Milon von Sevelingen.

Für die Merker gut.

       

    Als ich dich loben hörte,     da hätt ich gerne dich gekannt;
All deiner Tugend willen   fuhr ich wallend durch das Land.
    Daß ich dich nun gesehen hab,   es schadet, Herrin, dir nicht:
Er ist um desto theurer,   den du nimmst in deine Pflicht.
    Du bist der Besten Eine,   das muß man dir wohl zugestehn:
So wohl denn deinen Augen:   die wißen, Wen sie wollen, gar verstohlen anzusehn.

    Es mag nicht heißen Minne,   zu lange werben um ein Weib:
Die Leute werdens inne   und so vereitelt es der Neid.
    Unentschiedne Freundschaft   führt zum Wankelmuth:
Man soll zu Freuden eilen,   das ist für die Merker gut,
    Daß es Niemand inne werde,   bis ihr Wille ward vollbracht.
So soll man sie betrügen:   daran gelang schon Manchen, die sich solche List erdacht.

»Mir erwählten meine Augen   einen kindischen Mann,
Das neiden andre Frauen:   denen hab ich nichts zu Leid gethan,
    Es sei denn, ich verdient' es,   daß ich ihm die Liebste bin;
Daran will ich auch ferner   noch wenden Herz und all den Sinn.
    Wär Einer früher Liebes   wohl von ihm geschehn,
Die seine Gunst verwirkte,   der will ichs nicht verweisen, seh ich sie unfröhlich stehn.«


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