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22. Herr Christan von Hamle.

2. Vier Augen und zwei Herzen.

       

    An seligem Leibe
Mit Armen umfangen,
Zu Herzen gedrückt, wie lieblich das thut!
    Bei trostreichem Weibe
Mit rosigen Wangen
Vor Freuden erlachen, das freuet den Muth.
    Da sind zwei Herzen und doch nur ein Leib,
Mit Worten unterschieden, ein Mann und ein Weib.
Da muß die Sorge zu Stücken zerbrechen;
Da läßt die Freude sie beid aus ihrem Munde
    in langer Zeit kein Wort mehr sprechen.
Da mag man küssen den süßesten Mund,
Der von Frauen je dem Manne ward kund.

    Bei zwingenden Frauen
Stehn männliche Herzen
Bisweilen traurig, bisweilen froh;
    Wer sie mag schauen
Ohne der Obhut Schmerzen,
Freud ob aller Freude gewinnet er so.
    Wo sich vier Arme verschränken so traut,
Nie süßere Freude hat die Sonne geschaut.
Wer solchen Trost weiß an lieblichem Weibe,
Auf Erden da ist ja nicht beßere Wonne,
    die so die lästigen Sorgen vertreibe.
Da drücken zwei Herzen einander so nah,
Für das dünnste Laub wär kein Raum mehr da.

    Wo sich so innig
Vier Augen ersehen,
Da müßen zwei Herzen gar hold einander sein.
    Sie grüßen sich minnig:
Mag was will nun geschehen,
Freude und Trauern ist beiden gemein.
    Da brennet die Minne so hell wie die Glut,
Noch größere Wunder die Minne da thut:
Sie läßt sich zwei Münde an einander vergeßen.
Da hat die Minne mit tausend Freuden
    Sorgen und Trauern gar übermeßen.
Da hat die Freude die Minne besiegt:
Dem Paare Heil, das in Züchten so liegt!


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