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II.

 

13. »In Kürnbergs Weise.«

1.
                  So spät noch stand ich gestern   an einer Zinne,
Da hört ich einen Ritter   lieblich singen
In des Kürnbergs Weise,   daß es herüber klang:
Er muß das Land mir räumen,   sonst leg ich ihn in meinen Zwang.

»Nun bringt mein Ross und bringt mir   mein Eisengewand,
Denn einer Frauen räumen   muß ich dieses Land.
Sie will mich dazu zwingen,   daß ich hold ihr sei:
Sie bleibt meiner Minne   doch immer ledig und frei.

»Ein Weib und ein Federspiel,   die werden leichtlich zahm,
Wer sie nur weiß zu locken,   so suchen sie den Mann.
So warb ein schöner Ritter   um eine Fraue gut;
Wenn ich daran gedenke,   so trag ich hoch meinen Muth.«

 
2.
Es hat mir im Herzen   gar manchmal weh gethan,
Daß mich des gelüstete   was mir nicht werden kann
Und was ich nie gewinne;   der Schade, der ist groß.
Nicht mein ich Gold und Silber,   von den Leuten red ich bloß.

Ich zog mir einen Falken   länger als ein Jahr,
Als ich ihn nun gezähmt sah   nach meinem Willen gar
Und ich ihm sein Gefieder   mit Golde wohl bewand,
Er hob sich auf gewaltig   und flog in ein ander Land.

Nun sah ich den Falken   herrlich fliegen;
Er führt' an seinem Fuße   seidene Riemen,
Und war ihm sein Gefieder   ganz von rothem Gold:
Gott sende sie zusammen,   die sich lieb sind und hold.

 
3.
Der Stern, der verdunkelt   und birgt den Leuten sich;
So thu du, schöne Fraue,   siehst du bei Leuten mich:
So laß deine Augen   an einen Andern gehn.
Unser zweier Minne   mag sich da Niemand versehn.
 
4.
Leid macht uns Sorge,   Lieb macht Wonne;
Eines höfschen Ritters   gewann ich Kunde.
Daß mir den benahmen   die Merker und ihr Neid,
Davon gewann mein Herze   nie wieder fröhliche Zeit.

Es geht mir wohl von Herzen,   daß ich nun weine:
Ich und mein Geselle   müßen uns scheiden.
Daran sind Schuld die Lügner:   Gott geb ihnen Leid:
Wenn man uns zwei versöhnte,   so hätt ich fröhliche Zeit.

»Weib, du viel schönes,   nun fahre du mit mir:
Lieb und Leid, das theil ich   immer gern mit dir.
So lange mir das Leben währt,   sollst du mein Herzlieb sein:
Einen Schlechten minnen,   das missgönn ich dir allein.«

 
5.
Aller Frauen Wonne,   die geht noch Mägdelein;
Wenn ich an sie sende   den lieben Boten mein,
So bestellt ichs lieber selber,   wär es ihr Schade nicht.
Weiß nicht, wies Ihr gefalle;   mir ward kein Weib noch so lieb.

»Bitt ihn, daß er mir hold sei,   wie er vor Kurzem war,
Und mahn ihn was wir redeten,   als ich zuletzt ihn ersah.«

 
6.
Wie mahnst du mich doch Leides,   du mein Herzlieb?
Unser beider Scheiden   erleben will ich nie.
Verlier ich deine Minne,   das sieht man mir wohl an,
Daß ich wenig Frieden   haben mag mit anderm Mann.

Wenn ich steh alleine   in meinem Hemde
Und ich an dich gedenke,   Ritter edele,
So erblüht mir die Farbe   wie die Ros am Dorne thut
Und gewinnt mir das Herze   gar manchmal traurigen Muth.

 
7.
Wohl stand ich nächten spät noch   an deinem Bette,
Da getraut ich dich, Herrin,   nicht zu erwecken.
»Ei, dafür haße   doch Gott deinen Leib!
Kein wilder Eber war ich ja,«   so sprach das (wonnige) Weib.
 
8.
Viel lieber Friedel,   das ist scheltenswerth;
Wer seinen Freund behalten kann,   das ist lobenswerth.
Die Sitte will ich minnen. –

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