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(10. Juli 1559.)
Als ich nachzog dem Handwerk mein, Ist es geschehen an dem Rhein, Daß ich einst früh im Bette lag Und dacht': »Heut' ist guter Montag, Da will dem Meister feiern ich.« Indem entschlief ich sänftiglich Noch eine Stunde oder zwei, Bis gänzlich rückt' der Tag herbei. Im Schlaf erschien mir ein Gesicht, Deß Inhalt ich hier kurz bericht': Ich sah gar seltsamer Manier Ein seltsam, wundergroß Gethier, Das auf sechs Füßen her thät gehn, Im Maul hatt's scharfe Eberzähn', Groß wie ein Fuderfaß sein Bauch, Sein Schwanz ganz räudig und ganz rauch. Ich schrak zusamm' und floh vor ihm. Da sprach das Thier mit Menschenstimm': »Fleuch nicht! Du hast mich doch in Gnaden Freundlich auf heut' zu dir geladen.« Ich sprach zu ihm: »Wer bist du? Sag'! Ich dich nicht bei mir haben mag, Weil scheußliche Gestalt du hast. Du hast das rechte Haus verpaßt, Siehst mich für einen falschen an.« Das Thier sprach drauf: »Mein lieber Mann, Du thust mich ganz fürtrefflich kennen, Sobald ich mich dir nur thu' nennen. Wiss', daß ich der gute Montag bin! Wohlauf, ins Wirthshaus mit mir hin Zu andern Gesellen, die dein warten Mit Speis' und Trank, Würfeln und Karten! Die haben mich geschickt nach dir, Und wenn du nicht willst gehn mit mir, Will ich dich mit Gewalt hintragen.« Ich thät dem guten Montag sagen: »Wie, bist du denn so stark und kräftig?« Der Montag sprach: »Ich bin geschäftig In Flecken und Städten überall. Der Handwerksburschen großen Schwall, Den hab' ich unter meinen Fahnen, Beherrsch' auch viele Handwerksmannen, Die willig mir zu Hofe reiten, Sammt den Gesell'n zu allen Zeiten.« Ich sprach: »Woher hast du sechs Bein'?« Er sprach: »Mein Gang muß eilig sein: Ich hab' zu gehen über sechs Tag'. Oft man mich nicht vertreiben mag Gar bis hinein zur Mitt' der Wochen Mit Schelten nicht und nicht mit Pochen, Wiewol ich bringe wenig Nutz, Wo man mich fleißig nimmt in Schutz.« Ich sprach: »Wozu die scharfen Zähn'?« Drauf jener: »Wo ich thu' eingehn, Viel scharfe Beutel ich zernage, Ins Haus viel Zank und Hader trage. Ich beiße vielen durch die Schwarten, Zerbeiß' auch Würfel viel und Karten Und beiß' auch manchen aus der Stadt, Daß Dienstags er keinen Meister hat.« Ich sprach: »Wie ist so groß dein Bauch?« Er sprach: »Verschlingen muß mein Schlauch Geld, Kleider, Kleinod und Hausrath, Das Werkzeug oft und die Werkstatt! Haus, Hof und Acker, Wiesen, Wald Verlieren in meinem Bauch sich bald.« Ich fragt': »Wie ist voll Tadel ganz Und schäbig der Wedel dein, der Schwanz?« – »Mir gutem Montag,« er da sprach, »Folgt stets ein böser Sonntag nach, Weil das verdiente Wochenlohn Verthan am vor'gen Montag schon. Wer mich hält alle Wochen aus, Dem baut kein Storch auf seinem Haus. Ich guter Montag mach' tolle Köpfe, Leere Beutel und volle Köpfe, Die Hände verdrossen und überfaul Und dem Meister ein hängend Maul Die ganze Woch' und ein sauer Gesicht. Dem Meister, der sich nach mir richt't, Mach' ich die Werkstatt leer und öde, Und Rock und Hosen dünn und blöde, Wie du denn sehn kannst an den Haufen, Die nach mir gutem Montag laufen.« Indem ward in dem Haus Gerassel, Die Katzen machten ein Geprassel, Warfen Häfen die Trepp' hinab, Wovon es viel Gelärme gab. |
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Der Beschluß. | |
Da wacht' ich auf, dem Traum nachsann, Stand auf und fing die Arbeit an, Dieweil der gute Montag hat An sich so mancherlei Unrath, Als Fressen, Trunkenheit und Spiel, Daraus denn Unglück folget viel, Als Zorn und Hader und Zwietracht, Lahm hauen und auch Menschenschlacht, Faulheit, Armuth und Kränklichkeit, Was bei der Arbeit nicht gedeiht. Zur Meidung solchen Ungemachs Saß in die Werkstatt ich, Hans Sachs. |