Hans Sachs
Hans Sachs' ausgewählte poetische Werke
Hans Sachs

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26. Das Alphabet.

(In der Hagenblütweise Heinrich Frauenlobs.)

                        Athenodorus weise,
Als der zu Rom war worden alt
Und nach dem Vaterland nun wollte eilen,
    Bat drum August mit Fleiße:
Der gab dazu Erlaubniß bald.
Drum rüstet' er die Reise ohne Weilen.
    Der Weise wollte, als gesegnet eben
Den Kaiser er, ihm zum Gedenken geben
Noch eine Lehr' zur Hilf' fürs ganze Leben.

»Zum Abschied, Kaiser, höre,«
Sprach er: »wenn du in Zorn entbrennst,
So rede nichts und wolle nichts vorhaben,
    Als bis nach meiner Lehre
Du heimlich bei dir zählst und nennst
Die vierundzwanzig griechischen Buchstaben,
    Daß du nichts thust, verlassen von Verstande.«
Der Kaiser zog den Weisen bei der Hande
Und sprach: »Ich brauch' dich länger noch im Lande.«

    So blieb er im nächsten Jahre,
Wie das Plutarchus uns beschreibt.
Bei der Geschicht' ein weiser Mann soll merken,
    Daß er nicht los gleich fahre,
Wenn ihn sein Zorn auch drängt und treibt:
Denn schnelle Worte thun den Zorn verstärken;
    Vielmehr laß er zuerst kein Wort entgleiten,
Weil man im Sprichwort sagt seit alten Zeiten,
Wie daß ein jäher Mann soll Esel reiten.Vergl. Freidanks Bescheidenheit (Univ.-Bibl. 1049–50), S. 97:

Wer zu schnell zu allen Zeiten,
Auf dem Esel soll der reiten.

       


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