Hans Sachs
Hans Sachs' ausgewählte poetische Werke
Hans Sachs

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16. Dankbarkeit dreier Thiere.

(Im rothen Ton Peter Zwingers.)
(29. März 1545.)

            Uns thut Plinius drei wunderlich' Geschichten
Von dreier Thiere Dankbarkeit berichten.
Erstlich: 'nem Panther war in einen Bronnen
    Gefallen seine Brut in einem Walde;
Den Panther fand Demetrius gar balde,
Deß er erschrak, wär' gern dem Thier entronnen;
    Das Thier wälzt' sich, ihm schmeichelt' fein,
Nahm ihn beim Rock, führt' ihn zum Brunnen nieder,
Darin lagen die Jungen sein;
Er stieg hinein, gab sie heraus ihm wieder.
Drauf gab der Panther milde
Mit seiner Brut Geleit
Ihm also weit,
Bis aus des Waldes Wilde
Gar fröhlich, ihm zur Dankbarkeit.

    Zum andern, wie ein junger Hirtenknabe
'Nen jungen Drachen heimgetragen habe
Aus der Wildniß und ihn ernähret milde.
    Als groß geworden er, mit Schreck der Knabe
Des Zöglings Mißgestalt gesehen habe
Und hätt' zurückgetragen ihn zur Wilde.
    Beim Heimweg kommen Mörder ihm
Entgegen, die ihm's Leben nehmen wollen;
Der Knab' schrie Mord mit lauter Stimm'.
Sobald der Ruf dem Drachen war erschollen
Kam eilends er gesprungen
Und auf die Mörder schoß,
Jagt' sie wehrlos,
Erlöst' also den Jungen,
Erzeigt' ihm seine Dankbarkeit gar groß.

    Zum dritten: eine Jungfrau auferzogen
Hatt' einen Aar; als er war ausgeflogen
Zum Wald, da thät er täglich ihr zutragen
    Wildpret und Vögel, was er sonst mocht' fangen;
Und als mit Tod die Jungfrau abgegangen
Und man die Leich' verbrannte nach den Tagen,
    Da flog der Adler trauriglich
Hin zu der todten Jungfrau in das Feuer
Und ließ mit ihr verbrennen sich,
Erzeigte also seinen Dank gar theuer.
Ein Bild man ihm aufstellte,
Weil seine Treu' so stark,
An Lob nicht karg.
Daß Scham darob doch quälte
Die Leut', die gelten Gut mit Arg!


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