Wilhelm von Polenz
Der Grabenhäger
Wilhelm von Polenz

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X.

Der erste Schnee war gefallen.

Inspektor Heilmann schaute noch sauertöpfischer drein als gewöhnlich, als er heute beim Morgenrapport beim Gutsherrn eintrat. Nun winterte es sich ein, und die Herbstbestellung war noch nicht fertig. Die Rüben, die noch nicht gerodet, mußten erfrieren. Erfrorene 174 Rüben! so was war ihm noch niemals passiert. Es war ein Elend! – Der Beamte tat, als müsse darüber gleich die ganze Wirtschaft zugrunde gehen.

Der Gutsherr meinte: es würde wohl nicht so schlimm werden; vielleicht bekam man noch einmal Tauwetter, und der Frost verzog sich wieder. Die Herbstbestellung lasse sich wohl zum Teil noch im Frühjahr nachholen; er sei sowieso für den Anbau von Sommergetreide, schließlich könne auch etwas mehr zu Brache liegen bleiben als bisher. Man müsse eben aus der Not eine Tugend zu machen suchen.

Kriebow hatte gehofft, mit solchen Ratschlägen seinen Inspektor zu trösten, aber Heilmann geriet erst recht in Verzweiflung. Der Wirtschaftsplan sei durch die Witterung sowieso verpfuscht, nun wolle der gnädige Herr noch die Fruchtfolge umstoßen; dann könne er lieber gleich seiner Wege gehen.

Der Gutsherr mußte dem alten Manne schließlich noch gute Worte geben, um ihn nur zu beschwichtigen.

Der Schwarzmalerei Heilmanns lag ein wenig Schadenfreude zugrunde. Er hatte ja vorausgesagt, daß es so kommen werde. Wenn die Sonntagsarbeit verboten würde, wenn die Leute einen ganzen Nachmittag in der Woche frei bekamen und was noch mehr solcher unvernünftiger Neuerungen waren, da mußte natürlich alles schief gehen! Für das zeitige Einwintern konnte der Herr ja eigentlich nicht verantwortlich gemacht werden – aber früher, als Heilmann noch Alleinherrscher gewesen in Grabenhagen, war das auch nicht vorgekommen, daß man Mitte November schon Frost und Schnee bekam.

So philosophierte Heilmann in galliger Inspektorenlaune, während der Grabenhäger die Sache auf die 175 leichte Schulter nahm. Malte Pantin, der doch etwas von der Sache verstand, hatte ihm neulich gesagt: »Ihr Heilmann wirtschaftet viel zu intensiv, das kostet Geld. Extensive Kultur, mein Lieber, ist das einzig Praktische und Rationelle. Flach ackern, viel brachen, kleinen Stall, möglichst wenig Arbeiter! Habe ich keinen Stalldünger, dann fange ich mir welchen aus der Luft mit Lupine. Wenn der Weizen nicht mehr wachsen will, dann baue ich eben Hafer. Und will's mit dem Körnerbau überhaupt nicht mehr gehen, dann mache ich lauter Koppeln und treibe nur noch Pferdezucht. Meinetwegen Prärie wie in Amerika! Da erspare ich mir wenigstens die Arbeitskräfte. Nennen Sie das Raubbau – das ist mir ganz egal! Für wen arbeite ich denn, wenn ich intensiv wirtschafte? Doch nur für die Getreidebörse. Den Menschen, der zwanzig Mark zum Wechseln hingibt und läßt sich nur fünfzehn zurückgeben, den nennen wir doch für gewöhnlich dumm. Macht's denn der Landwirt heutzutage anders, wenn er eine Menge Leute hält, Maschinen anschafft, künstlichen Dünger kauft und auf diese Weise Tausende und Tausende in den Boden pfeffert. Die Herren Professoren auf den Universitäten lehren: das bleibt im Boden, das kommt später mal wieder raus. Jawohl, später! Und wovon lebe ich inzwischen? Ich brauche Geld! Was kriege ich denn, wenn ich mein Produkt zu Markte bringe? Nicht das, was es mich gekostet hat. – Nur keinen Luxus in der Landwirtschaft! Wer die Sache freilich als Sport betreiben will, der kann ein Vermögen zusetzen.« –

Bei Kriebow war einiges von Maltes Lehren sitzen geblieben; er hatte sich vorgenommen, sich in Zukunft auch mehr nach der Decke strecken zu wollen.

176 Bald trat noch stärkerer Frost ein. Mit der Feldarbeit war Schluß für dieses Jahr. Die fremden Schnitter wurden in ihre Heimat entlassen. Der Winter war dem Landmanne über den Hals gekommen, er wußte nicht wie.

Der Grabenhäger erfreute sich an der Jagd bei frischem Spurschnee und wartete mit Ungeduld auf Schlittenbahn. Seit der Knabenzeit hatte er keinen Winter mehr auf dem Lande zugebracht.

Das alte, große Grabenhäger-Haus zog sein Winterkleid an. Doppelfenster wurden eingesetzt und Doppeltüren. Die Fugen und Spalten verstopfte man mit Moos und Stroh. Jede Öffnung vom Kellerloch bis zur Dachluke wurde sorgsam verwahrt gegen Sturm und Nässe. Im Garten war schon vorher alles, was nicht gegen die Winterkälte gefeit war, sorgfältig umhüllt worden mit Decken, Laub und Strohseilen; die Rosenstöcke niedergelegt, das Spalierobst mit Nadelreisern verhangen. Jetzt hatten Menschen und Tiere Zeit, Holz und Torf hereinzuholen. So konnte man einigermaßen zuversichtlich den kalten Monaten entgegensehen.

Die kleinen Vögel flüchteten sich in Scharen vor dem Wüten des harten Petrus in die Nähe der Wohnungen. Klara hatte erwirkt, daß Schwarten und Knochen ausgehängt wurden, damit die Sänger etwas zum Picken hätten. Sie war eine Freundin dieser Kleinen; auch daheim in Burgwerda hatte sie für die Tierchen gesorgt. Vor ihrem Fenster in der Schlafstube ließ sie ein Brettchen anbringen, wo sie täglich Brosamen ausbreitete. Bald hatte sie einige von ihnen so weit gekirrt, daß sie zur bestimmten Stunde kamen und nicht einmal wegzufliegen für nötig hielten, wenn man ihnen Futter hinstreute.

177 Die winterliche Langeweile, welche Mira dem jungen Paare prophezeit hatte, kam nicht. Beide hatten vollauf Beschäftigung. Des Morgens ging der Gutsherr durch die Ställe. Er hatte es sich zur Pflicht gemacht, jeden Tag mindestens einmal das Vieh zu inspizieren. Und er hielt daran fest, obgleich ihm der Inspektor durch die Blume zu verstehen gab, daß die Mühe, die sich der gnädige Herr damit mache, völlig verschwendet sei. Wenn er vielleicht auch nicht allzuviel sah auf seinen Rundgängen, man lernte doch dabei, und vor allem: man gab ein aufmunterndes Beispiel; die Leute sahen, daß der Herr Interesse hege für das Detail. Auch beim Dreschen trat Kriebow hin und wieder unerwartet auf und kontrollierte das Messen und Abwiegen des Getreides. Die Dreschmaschine feierte; man hatte wieder zum Handflegel zurückgegriffen, damit die Dienstleute doch eine Beschäftigung hatten in dieser Zeit, wo im Freien alles ruhte.

Die wichtigste Arbeit ging jetzt hinter den Mauern vor sich. Im Inspektorat saß Heilmann bis tief in die Nächte bei den Büchern; er zog das Fazit des verflossenen Wirtschaftsjahres.

Kriebow war froh, wenn er den Alten nicht zu sehen bekam; denn der machte ihm mit seinem ewigen Lamentieren nur den Kopf warm, und der junge Gutsherr war gar nicht gewillt, sich die Laune verderben zu lassen.

Reizend waren die Abende. Nachmittags um vier Uhr schon meldete sich die Dämmerung. Da ließ auch Klara die Hände vom häuslichen Werke ruhen. Das Bestellen der Lampe wurde hinausgeschoben. In solcher Dämmerstunde wurden die jungen Eheleute wieder zum Liebespaare. Und hörte man dann Krukes knarrenden 178 Schritt auf der Treppe, dann strich sich Klärchen das Haar glatt. Der alte Diener, dessen verwittertes Gesicht in Gegenwart der Herrschaft gleichgültig dreinblickte wie ein Feldstein, stellte, nicht rechts, nicht links blickend, die Lampe auf den Tisch und ging schweigsam wie er gekommen. Dann griff Klärchen zur Handarbeit und Erich zur Zeitung.

Es war eine neue Errungenschaft, daß der Grabenhäger sich mit Politik abgab. Verschuldet hatte das Graf Wieten. Er hatte Kriebow klar gemacht, daß man nicht neutral bleiben könne in öffentlichen Angelegenheiten. Für einen Großgrundbesitzer war es geradezu Pflicht, mitwirkend und beeinflussend einzugreifen in den Gang der Dinge.

Auch Klärchen sollte das neue Interesse ihres Gatten teilen, so wünschte er es wenigstens. Nicht selten las er ihr einen ganzen Leitartikel vor. Sie ließ ihn gewähren; aber im Grunde langweilte es sie. Für das öffentliche Leben ging ihr jeder Sinn ab. Das verdroß ihn. Zum Teufel, man lebte in einer außerordentlichen Zeit! Man hatte doch die heilige Pflicht, zu wissen, was in der Welt vorging. Man mußte doch ein Wort mitreden können über diese Dinge! Er konnte sich ordentlich ereifern über Klärchens Interesselosigkeit, ganz vergessend, daß ihm selbst alles das vor einem Jahre noch völlig gleichgültig gewesen war.

Seine Zeitung! Die gehörte jetzt zum täglichen Brot des jungen Mannes. Er sah ihrem Kommen mit Sehnsucht entgegen. Der Montag war ihm ungemütlich, weil sie fehlte. Er stand in einem persönlich freundschaftlichen Verhältnis zu ihr und schwor auf die Wahrheit ihres Inhalts. Er entrüstete sich über das, was sie als verabscheuenswert 179 brandmarkte, er bewunderte das, was sie als lobenswert hinstellte.

Auch sprach er neuerdings gern über Politik. Da er wenig unter Menschen kam in dieser Zeit, mußte ihm Klärchen herhalten, seine Weisheit, die ziemlich wörtlich mit dem übereinstimmte, was er eben in seinem Leiborgane gelesen, mit anzuhören. Sie gab sich geduldig dazu her; zu seinem Leidwesen widersprach sie ihm niemals. Mit der Zeit, als er einsehen mußte, daß ihr das Interesse für Politik nun mal nicht anzuerziehen war, gab er diese Versuche auf mit dem Bemerken: den Frauen gingen die Organe für alles Höhere ab. – Klärchen wußte sich gutgelaunt mit diesem Vorwurf abzufinden.

Und wenn er mit der Zeitung fertig war, griff er wohl auch zu einem Buche.

Die Hausbibliothek war keineswegs eine Mustersammlung zu nennen. Zu den Bücherwürmern hatten die Kriebows niemals gehört, die schöngeistige Ader fehlte ihnen, ihr Sinn war mehr auf das Reale und Praktische gerichtet gewesen: Kriegsdienst, Weidwerk und Landbau. Gelahrtheit und Belletristik hatten sie gern anders gearteten Naturen überlassen.

Die fromme Literatur war gut vertreten, dafür hatten die Hausfrauen gesorgt. Manch ein gesticktes Buchzeichen, gepreßtes Blatt oder Blümchen lag zwischen den vergilbten Blättern dieser Erbauungsbücher. Auch der Rationalismus war eingedrungen in dieses Haus, die pietistische Richtung ablösend; aber, wie es schien, nur auf kurze Zeit. Bald waren seine nüchternen Predigtsammlungen auch hier verdrängt worden durch die Gebets- und Andachtsbücher der zu neuem Leben erstandenen orthodox-positiven Richtung.

180 Vor allem reich aber war die Bibliothek an Werken praktischer Natur. Über Landwirtschaft, Forstwesen, Gärtnerei, Pferdezucht und Viehstand hatten sich offenbar alle diese Landjunker zu unterrichten gesucht, seit über diese Fächer überhaupt geschrieben ward.

Sodann gab es ein buntes Durcheinander von Heften, Büchern und Broschüren über Fahr- und Reitkunst, Militärisches, Modejournale, Memoiren, galante Geschichten, Reisebeschreibungen, Schulbücher, Adelslexika, Hofkalender, ein veraltetes Konversationslexikon, Modejournale, illustrierte Zeitungen, die man eingebunden hatte, Atlanten und Schulbücher. Verstaubt und zerlesen, mehr den Einbänden als dem Sinne nach geordnet; ein buntes Durcheinander, wie es Bedürfnis oder Laune ins Haus geweht hatten.

Aus der Zeit von Erichs Großvater stammte eine einigermaßen methodisch geordnete Sammlung von landwirtschaftlichen Büchern. Hier hatte der Enkel, bei dem dieses Interesse des Großvaters neu erwacht war, noch manches moderne Werk hinzugefügt. Den wertvollsten Teil aber bildeten jene Bücher, die Erichs Vater gesammelt hatte. Sein Steckenpferd war Politik gewesen. In Nationalökonomie und Geschichte war alles, was in den fünfziger bis achtziger Jahren des Jahrhunderts Aufsehen erregt hatte, hier vertreten.

Erich von Kriebow konnte sich noch sehr gut entsinnen, seinen Vater Abend für Abend in Broschüren und Zeitschriften vertieft gesehen zu haben. Auch die endlosen Gespräche über Politik, die der alte Herr zu führen pflegte, wenn ihm irgendein Opfer für seine Leidenschaft in die Hände fiel, waren ihm noch sehr gut erinnerlich.

Und jetzt fing der Sohn an, selbst den Spuren des 181 Verstorbenen nachzugehen. Zuerst las er ziellos, nur nach den Titeln sich richtend, soweit sie ihm Interessantes versprachen; allmählich aber brachte er einiges System in sein Lesen.

Sein Vater hatte die Eigentümlichkeit gehabt, viel in die Bücher, die er las, hineinzuschreiben. Da fand man Ausrufungs- und Fragezeichen am Rande der Seiten oder auch kritisierende Bemerkungen; gelegentlich hatte er sogar Briefbogen mit Kommentaren beigelegt. Diese Glossen waren häufig sehr scharf und freimütig.

Erich konnte sich nicht genug über den Ton wundern, den sein Vater hier anschlug, der in seinem unbefangenen Freisinn stark von dem zugeknöpften, streng konservativen Wesen abstach, das der alte Herr im übrigen an den Tag gelegt hatte.

* * *

Es war Erich von Kriebow von älteren Leuten gesagt worden, er sei seinem Großvater ähnlicher als seinem Vater. Vom Rittmeister von Kriebow war ein altes Pastellbildchen erhalten, kein großes Kunstwerk, aber liebenswürdig in der Intimität seiner Auffassung. Er war da als Jüngling in der Uniform der Freiheitskriege dargestellt. Aus der altväterischen Tracht mit langer Taille und endlos hohem Kragen blickte ein Milchgesichtchen, mit einigen kurzen Haaren unter der Nase, die in ihrer Spärlichkeit so getreu wiedergegeben waren, daß man sie zählen zu können vermeinte. Der Familientypus war unverkennbar: hellblond, blaue Augen, gerade Nase.

Von Erichs Vater hing über diesem schlichten Pastell eine große Photographie, nach seinem Tode nach einer älteren Aufnahme vergrößert. Trotz seines breiten 182 Metallrahmens war es ein nüchtern langweiliges Bild mit der steifen Befangenheit des Photographiergesichts. Der Landesdirektor hatte sich aufnehmen lassen im Gesellschaftsanzug mit sämtlichen Orden.

Eine ganz andere Art von Mann war das als jener junge Krieger aus dem Anfange des Jahrhunderts. Spärliches Haar vom Wirbel über das Ohr weg gekämmt, steif in der Haltung, würdevoller, aber auch abgeschliffener und zahmer, nichts von kecker Frische, mehr Bureaukrat als Junker.

An Erichs Großvater waren durch das Aussterben von Seitenlinien mehrere Güter gefallen. Blutjung mit hinausgenommen in den Krieg, an dessen Ungebundenheit er Gefallen gefunden, hatte er in den darauffolgenden Zeiten des Friedens nicht recht gewußt, was in der kleinen Garnison mit seinen überschüssigen Kräften anfangen. Seine Leidenschaft fürs Spiel, seine Liebesabenteuer und Ehrenhändel hatten ihm den Beinamen »der wüste Kriebow« eingetragen. Die Finanzen gewannen nicht bei dieser Art Leben; er brachte allmählich die ererbten Güter durch, bis auf das eine, Grabenhagen, und auch dieses würde wahrscheinlich verschlungen worden sein, wäre es nicht als Fideikommiß an den Besitzer gekettet gewesen. Ein Dreißiger, zog sich Rittmeister von Kriebow auf den Stammsitz seiner Familie zurück. Das Gut war furchtbar herunter durch Kriegsstürme und die nachfolgenden Zeiten schwerer Teuerung und allgemeiner Geldnot.

Hätte Rittmeister von Kriebow einen gutgepflegten, wohlgeordneten Besitz vorgefunden, er wäre wahrscheinlich in seiner Verlotterung steckengeblieben; aber so wurde er vor eine Aufgabe gestellt, die seine Unternehmungslust reizte und seine noch ungebrochene Kraft zur 183 Betätigung aufrüttelte. Das Glück war ihm günstig; die Zeiten, vor kurzem noch elend, nahmen einen ungeahnten Aufschwung. Für den Landwirt, der sich regte, lag das Gold im Acker nicht so tief verborgen, daß sich das Graben nicht gelohnt hätte. Die berüchtigte Liederlichkeit des »wüsten« Kriebow hatte sich im Laufe der Jahre in ihr gerades Gegenteil umgewandelt; er war praktisch geworden und sparsam. Mit der Freude an dem Gedeihen seines Besitzes hatte sich auch das Verlangen entwickelt, ihn zu vergrößern.

Rittmeister von Kriebow, der in jungen Jahren den ererbten Grund und Boden nichtachtend verschleudert hatte, wurde jetzt vom Landhunger gepackt. Das meiste bäuerliche Land ringsum war bereits von seinen Vorfahren zum Rittergute eingezogen worden. Aber es gab da immer noch eine Anzahl kleiner Besitzer, die in ihrem Winkel, übersehen von den großen Herren, übrig geblieben waren: ärmliche Kossäten, welche ihr Dasein kümmerlich fristeten. Dem Grundherrn aber war nun einmal jedes fremde Element in seinem Bereich ein Dorn im Auge. Es war ja so leicht, das abzuschaffen, die Gesetze erlaubten es; auf diese Kleinen hatte sich die große Befreiung nicht erstreckt. Wer konnte es Herrn von Kriebow verdenken, daß er von dem Rechte Gebrauch machte, Land und Leute beinahe umsonst zu gewinnen; denn beides wurde für den Großgrundbesitzer immer wertvoller. –

Diese kleinen Anwesen also verschwanden eines nach dem anderen. Die Gebäude wurden niedergerissen und die Hofstätten in Feld umgewandelt, einige günstig gelegene zu einem Vorwerk vereinigt. Die Familien, der Herrschaft bis dahin zu Handdiensten verpflichtet, rückten von ihren alten Feuerstätten weg in die Katen, 184 die der Gutsherr ihnen nahe seinem Wirtschaftshofe errichten ließ.

Nicht so leicht ging die Sache mit den Bauernhöfen, die noch da waren. Der spannfähige Bauer war durch die Regulierung sein eigener Herr geworden; man konnte ihn nicht wie ehemals des Hofes entsetzen und das Land einfach einziehen. Hier also mußte sich der Herr wohl oder übel zum Handeln bequemen. Es gelang dem Rittmeister auch allmählich, einen nach dem anderen dieser bäuerlichen Grundbesitzer auszukaufen; denn so zähe diese Art auch an der Scholle klebte, zäher noch war der Erwerbssinn des Gutsherrn und zielbewußter sein Vorgehen.

Ein einziger Hof blieb bestehen. Hier saß die Familie Tuleveit. Früher hatten sie das Erbschulzenamt innegehabt. Mit dem Schwinden des Dorfes und der Gemeinde war auch dieses Amt erledigt. Aber im Bewußtsein des Volkes, das sich nicht so leicht mit der Neuordnung der Dinge zurechtfindet, war der Tuleveitsche Hof noch immer das »Schulzengut«. Die Besitzer waren als Erbschulzen ehemals befreit gewesen von den Fronden. Sie hatten sich stets als etwas Besonderes betrachtet, und auch die Junker hatten ihre verbrieften Freiheiten respektieren müssen. Nun, wo im Wandel der Zeiten die gesamte bäuerliche Hufe aufgegangen war im Herrschaftlichen, lag das alte Schulzengut wie ein Eiland im Meere der umschlingenden Rittergutsflur. An den Grenzen dieses Besitztums mußte auch jetzt die Kauflust Halt machen. Mit Geld war bei diesen Leuten nichts auszurichten. Selbst wohlhabend, wußten sie ganz genau, was sie an ihrem Besitztum hatten. Das Bewußtsein, die einzigen in ihrer Art zu sein weit und breit, hatte in ihnen ein starkes 185 Selbstgefühl erzeugt; die angeborene Bauernschlauheit lehrte ihnen, wohl auf der Hut zu sein gegen alle Anträge, die ihnen von seiten der Herrschaft kamen. An dem starren Sinn dieses Nachbarn also scheiterten Herrn von Kriebows Landgelüste.

Im übrigen hatte er eine glückliche Hand; was er anfaßte, gedieh. Er hatte seine Finanzen geordnet und Grabenhagen auf eine hohe Stufe wirtschaftlicher Kultur gebracht. Das Gut wäre nach seinem Tode an einen Vetter gefallen; unwillkürlich aber erwuchs in seinem Besitzer der Wunsch: den schönen Besitz, für den er soviel getan, einem Leibeserben hinterlassen zu können. Er sah sich also, obgleich nicht mehr im Freiersalter, nach einer Gattin um, heiratete eine Klaven aus der Ragatziner Linie und erreichte das, was er sich gewünscht hatte: einen männlichen Nachkommen.

Bald nachdem er dies Glück genossen hatte, starb der alte Herr. Sein Tod war eines eingefleischten Weidmanns, der er zeitlebens gewesen, würdig: Eines Abends kam er nicht vom Anstand zurück; man machte sich auf, ihn zu suchen, und fand ihn unter einem Baume sitzend, bereits kalt, die Büchse im Arm, vor sich den erlegten Rehbock.

Die Witwe zog in die Stadt, um die Erziehung ihres Jungen leichter zu haben. Grabenhagen wurde verpachtet. Die Jünglingsjahre von Erichs Vater fielen in die schwüle, von allerhand unausgegorenen Fragen erfüllte Zeit vor Ausbruch der achtundvierziger Bewegung. Damals hatte der junge Mann aus Versammlungen, Zeitung und Kathederreden etwas vom doktrinären Liberalismus, wie er in den besseren Ständen Mode ward, in sich aufgenommen. Er war kein Mann von Initiative. Der frische Wagemut, der mehr als 186 einen seiner Vorfahren ausgezeichnet hatte, war bei ihm verblaßt und verkümmert; vielleicht war seine Erziehung daran schuld, die ihn von der ländlichen Heimat weggerissen, in die engen Mauern einer Provinzialstadt versetzt hatte. Während der Reaktionsperiode der fünfziger Jahre lernte er seine liberalen Anschauungen der gouvernementalen Auffassung anpassen. Dann heiratete er. Zu seinem Berufe als Staatsdiener nahm er noch Ehrenämter an in der landschaftlichen Selbstverwaltung, die seinen Ehrgeiz befriedigten. Auch der parlamentarischen Tätigkeit widmete er sich. Bei seiner schwachen rednerischen Begabung aber brachte er es hier nicht zu öffentlichen Erfolgen; hinter den Kulissen jedoch der Fraktion wurde seine Mitarbeit geschätzt. –

Seine Frau beschenkte ihn mit zwei Töchtern, die jung starben; das dritte Kind endlich, ein Knabe, blieb am Leben. Herr von Kriebow hatte sich niemals für Landwirtschaft interessiert, Reiten und Jagen und anderer Sport waren ihm fremd; wenn er auf seiner Besitzung weilte, lebte er da wie ein Städter in der Villeggiatur.

Inzwischen vollzogen sich auf dem Lande mit großer Schnelle außerordentliche Veränderungen. Der alte Rittmeister von Kriebow hatte mit billigen Löhnen gewirtschaftet und bei hohen Getreidepreisen sein Schäfchen ins trockene gebracht. Wo waren die Zeiten hin? Wo die Gemächlichkeit und Stetigkeit hin, mit der sich das landwirtschaftliche Gewerbe früher abgewickelt hatte! Der glückliche Zustand war einem bangen und zerfahrenen Hasten und Treiben gewichen. Bei den Grundbesitzern: das Verlangen nach überschnellem Gewinn, bei den Arbeitern: Unzufriedenheit und Unbotmäßigkeit. Ein Fieber, das durch alle Schichten drang, bis in die Adern des kleinsten Katenmannes, ihn mit Unrast 187 erfüllend, daß er leichtfertig seinen Dienst verließ, forteilte mit Weib und Kind, in die Stadt, übers Meer, einer unsicheren Zukunft entgegen. Wo war der große, unsichtbare Magnetberg, der die Nägel lockerte in dem Fahrzeug, daß es in allen Fugen zu krachen begann? – Was jagte die Leute auf aus ihrer jahrhundertealten Stumpfheit und Ergebung? Ein ferner Lichtschimmer, den in der Dunkelheit der umgebenden Nacht vieler Augen gleichzeitig zu sehen geglaubt; aber es war ein Irrlicht gewesen. Der Wirbelwind der neuen Zeit hatte sie erfaßt, wie Triebsand wurden sie dahingeweht, bald hier- bald dorthin getragen, um schließlich, wie ein Haufen alter Blätter in irgendeine tote Ecke geworfen, elend zu verkommen. –

Auch das stille Grabenhagen sollte etwas von den wirtschaftlichen Krisen zu spüren bekommen, die in den siebziger Jahren über das Land hereinbrachen. Der bewährte alte Pächter, der durch Jahrzehnte das Gut bewirtschaftet hatte, machte urplötzlich Bankerott. Er hatte seine ganze Wirtschaft auf das Fortbestehen guter Zeiten zugeschnitten und sich in weitschauende Unternehmungen eingelassen, als auch ihm der allgemeine Zusammenbruch über den Hals kam und ihn mit sich hinabriß.

Landesdirektor von Kriebow verlor dabei selbst eine nicht unbedeutende Summe. Ein Pächter, der auch nur annähernd das gezahlt hätte, was der alte gegeben, war nicht zu finden bei der allgemeinen Entmutigung. So mußte er sich denn, um keine allzu große Einbuße an Rente zu erleiden, zum Selbstübernehmen des Gutes entschließen. Er quittierte den Staatsdienst und zog nach Grabenhagen. In dem neuen Inspektor Heilmann hatte er einen glücklichen Griff getan. Bald trat allerdings ein, was vorauszusehen gewesen: der Beamte 188 eignete sich bei einem Herrn, der weder Neigung noch Verständnis für den Landbau hatte, das Regiment in der Wirtschaft an. Der Landesdirektor fühlte nicht das Bedürfnis, zu kommandieren, er war nur zu froh, daß ihm jemand die Last abnahm; im übrigen ging er seinen Interessen nach, die ihn vom Lande wegzogen.

Seine Frau starb früh und ließ dem Witwer nur das eine Kind: Erich. Der Knabe verlebte die denkbar freieste Jugend. Auf der Besitzung des Vaters wuchs er auf, früh mit allerhand ländlichem Sport: Reiten, Schießen, Angeln vertraut. In der nahen Kreisstadt, deren Gymnasium er besuchte, wurde ihm von den Lehrern das Leben nicht allzu schwer gemacht. Als Sohn seines Vaters und zukünftiger Grabenhäger Herr wurde er überall ein wenig verwöhnt.

Zwischen Vater und Sohn war das Verhältnis nicht gerade schlecht, aber auch nicht herzlich. Dem alten Herrn von Kriebow fehlte jene Elastizität gänzlich, die es manchem Greise gibt, in seinem Sohne noch einmal die Jugend zu erleben. Alles, was ihn interessierte, war dem Jungen fremd, und die Passionen des Knaben wieder vermochte er nicht zu verstehen.

So lebte man nebeneinander her in äußerlich korrekter Form und gutem Einvernehmen; aber der Vater war dem Sohne nicht Führer und der Sohn bedeutete dem Vater keine Stütze. Hier hätte nur eine Frau vermitteln können; die Liebe der Gattin und Mutter fehlte.

Als schließlich der alte Herr plötzlich starb, betrauerte ihn Erich wohl; aber es war kein Schmerz, der den ganzen Menschen in der Tiefe erschüttert hätte.

Mit jungen Jahren war er ein unabhängiger Mann geworden. In einem Alter, wo manch anderer mühselig Stein um Stein heranschleppt, sich eine Hütte 189 zum Unterkriechen zu errichten, saß er auf ererbtem Grund und Boden, unter Dach und Fach, in geachteter Stellung, niemandem verantwortlich, in der Lage, sein Leben selbst zu bestimmen. Was Sorgen seien, hatte er noch nicht kennen gelernt.

Und auch darin war er auserlesen unter vielen: er hatte jung und aus Neigung freien dürfen.

Die Bilder von Vater und Großvater hingen über seinem Schreibtische und blickten auf den Sohn und Enkel hinab, in dessen Jugend noch alle Möglichkeiten der Entwicklung eingeschlossen lagen.

* * *

Des Abends nach dem Abendbrot pflegte Klara mit der Haushälterin den Küchenzettel für den nächsten Tag durchzusprechen. Frau Kruke kam dazu heraus in das Zimmer der Hausfrau. Auf Klaras niedlichem Nußbaumschreibtisch lag ein Häuflein dünnleibiger Hefte: ihre Haushaltungsbücher, in denen sie mit sauberer Schrift ihre Einträge zu machen pflegte.

Während diese häuslichen Beratungen vor sich gingen, saß Kriebow im Nebenzimmer am Kamin, rauchend und von Zeit zu Zeit einen Kloben in die Flamme werfend. Von Klaras Zimmer, zu dem die Tür nur angelehnt war, erklang dann Rede und Gegenrede zu ihm herüber. Frau Krukes unschön schrilles Organ und zwischendurch die Musik von Klärchens Stimme.

Nichts Schöneres konnte er sich denken, als Klärchen so zu belauschen; bei ihr zu sein, ohne daß sie es wußte. Der Tonfall der Stimme zauberte ihm dann das Gesicht und die ganze geliebte Person vor die Seele. Da wurde er sich aus der Ferne ganz des Glückes bewußt, das er besaß.

190 Klara pflegte im Rechnungswesen sehr genau zu sein; Frau Kruke hatte keinen leichten Stand. Über den Verbleib eines jeden Restes mußte sie Rede und Antwort stehen; die Preise wurden aufs genaueste erwogen und die Bestellungen sorgsam festgestellt.

Was Frauen über solchen Dingen für Zeit verbringen konnten, was für peinliche Sorgfalt sie in diese Kleinigkeiten zu legen imstande waren. Erich belustigte sich manchmal im stillen darüber. Er hatte Klara schon oft damit geneckt, daß sie eine geizige Ader habe, oder er fragte sie, was sie sich für Papiere kaufen wolle aus den Ersparnissen der Wirtschaft. –

Die lodernde Flamme, die ein Stück nach dem anderen des buchenen Holzes aufzehrte, wie ihre bläulichen Spitzen in dem rauchgeschwärzten Schlote verschwanden, trug seine Gedanken weit hinaus. Und wenn er in die Glut der langsam verfallenden Kohle blickte, dann war es, als erstünden daraus allerhand Gestalten und Gebilde der Vergangenheit.

Ein Bild tauchte vor ihm auf, ein Erlebnis aus der Zeit, wo er mit Klärchen verlobt gewesen war. In ihrer Heimat, in Burgwerda hatte sich's abgespielt. Er war eben angekommen; sie erwartete ihn erst am Tage darauf. Es war ihm gelungen, unter dem Schutze der Dämmerstunde sich unbemerkt einzuschleichen. Das Glück war günstig; Kläre war allein und saß an ihrer Ausstattung nähend, ihm den Rücken zuwendend. Auf Zehen über den weichen Teppich schleichend, kam er unbemerkt an sie heran, stand hinter ihr, bis sie sich umwandte und seiner gewahr wurde. Er hörte noch jetzt den Ruf des Entzückens, sah noch jetzt das Mädchen sich aufrichten, wie sie ihm um den Hals fiel. Ganz deutlich stand ihm der unvergleichliche Augenblick vor 191 den Sinnen; der Druck ihrer Lippen, der Duft ihres Haares, das Leuchten des trunkenen Auges.

Und dann plötzlich, in einer jener jähen Gedankenverbindungen, wie sie die ungezügelt schweifende Träumerei liebt, sah er sich im Geiste versetzt in eine ganz andere Welt: eine stille Seitenstraße von Berlin NW. Dort hatte er während seiner Leutnantszeit ein Quartier gemietet zum Absteigen, während er selbst in der Kaserne wohnte. Die eigentliche Bewohnerin dieser Räume war eine stattliche Blondine, die man auf zwanzig Schritt Entfernung leicht für eine wirkliche Dame halten konnte. Ebenso hätte man diese Mietsräume mit ihrer behaglichen Ausstattung bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht für die Wohnung eines jungen Ehepaares angesprochen. Es fehlte da nichts, vom Teppich im Wohnzimmer angefangen bis zum Büfett der Eßstube und dem Spiegelschrank im Schlafzimmer. Es war ja auch alles mit dem Scheine einer gewissen Anständigkeit zugegangen. Nie war es zu einem Skandale gekommen, nie hatte sie den Versuch gemacht, ihn zu kompromittieren, und als es schließlich zum Auseinandergehen kam, hatte sie ihn geradezu beschämt durch ihre Bereitwilligkeit, Briefe und alles, was er sich zurückerbat, herauszugeben.

Und dennoch dachte er jetzt mit brennendem Unbehagen daran zurück. Es erschien ihm wie eine Entweihung, wie eine Parodie seines jetzigen Glückes. Erst jetzt verstand er, was jenem Verhältnis, das ihm damals als etwas ganz Natürliches und Gutes erschienen war, im Grunde gefehlt hatte. Er hatte eben Besseres nicht kennen gelernt.

Der Gedanke, daß es zwischen ihm und Klärchen einen Schatten gebe, daß sie von einem ganzen Teile 192 seines Lebens nichts wisse, hatte ihn schon als Bräutigam gequält, und je vertrauter er mit der Geliebten wurde, je schwerer drückte ihn dieses Bewußtsein. Aber er beschloß bei sich, warten zu wollen, bis sie verheiratet seien, ihr dann aber auch alles zu beichten. Ein Mädchen, so sagte er sich, kann in diesen Dingen eine vernünftige Ansicht kaum haben, nein, sie darf nicht; denn sie muß so erzogen sein, daß sie dergleichen überhaupt nicht versteht.

Eines Abends auf der Hochzeitsreise – man schritt am Meeresstrande hin in wunderbarer Abendbeleuchtung – kam ihm der Gedanke, die Gunst der Stimmung zu benutzen und zu beichten.

Aber sobald Klara merkte, worauf er hinaus wollte, erbebte ihre ganze Natur, sie sträubte sich entsetzt.

Er vermochte nicht zu verstehen, was in ihr vorging. Was er tat, war doch nur korrekt! Ja, eigentlich war es eine Art von Großmut von ihm, sie über sein Vorleben aufklären zu wollen; wie mancher andere hätte das verschwiegen! – Und sie war gekränkt? Er sah es als eine Marotte an, einen Rest von Zimperlichkeit. Seitdem hatte er nie wieder versucht, über dergleichen mit Klärchen zu sprechen.

Frauen mußten doch wohl ganz anders fühlen als Männer, waren zarter besaitet, man mußte ihre Schwäche schonen. Und das war gut so von der Natur eingerichtet.

So lange es irgend ging, wollte er ihr jede häßliche Erfahrung ersparen. Gott sei Dank, ihr Bewußtsein war ja so rein wie frischgefallener Schnee. Bei aller ihrer Klugheit hatte sie sich die Arglosigkeit eines Kindes gewahrt. Mit offenen Augen schien sie nicht zu sehen, was um sie her vorging.

193 Er hatte dafür ein lebendes Beispiel: da war diese Dürten Kaubeuke, die Klara aus der Kate geholt und zum Stubenmädchen herangebildet hatte. Klärchen war zufrieden mit ihr, ja, sie hatte eine Vorliebe für die flinke und anstellige Person. Sie machte auch mit ihrem bescheidenen Wesen, der sauberen Erscheinung und den züchtig niedergeschlagenen Blicken den Eindruck eines braven Mädchens, das etwas auf sich hielt. Und neulich, als Kriebow durch den dunklen Hausflur schritt, in der Dämmerstunde, sah er zweie auseinanderfahren. Dürten hatte er an der weißen Haube, die Klara sie tragen ließ, erkannt; die Mannsperson war schleunigst verschwunden, ohne daß er den Burschen festgestellt hätte.

Kriebow hütete sich wohl, Klärchen davon etwas zu sagen. Die würde ja ganz außer sich geraten sein! Und dabei war das doch etwas ganz Alltägliches; ohne Liebschaften taten es die Dienstboten nun einmal nicht.

 


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