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12.

Lola Mangold hatte im Privatkontor von Richard Lamprecht Rechnung abzulegen. Es wurde eine kühle Rechnung. Erst sagte ihr der junge 105 Industrielle einige Schmeicheleien über ihre Geschicklichkeit:

»Großartig hast du das gemacht, Lola – – wirklich großartig.«

»Großartig für euch,« sagte sie besinnlich. »Was mich betrifft – – ich weiß nicht, ob ich draufzuzahlen habe.«

»Draufzuzahlen – du? Was soll das heißen?«

»Was geht's dich an,« winkte sie ab.

Er stand vor ihr und sah sie an.

»Was ist denn los mit dir, Mädel? Ich habe dich anders in der Erinnerung. Als ein Mädel, das Spaß versteht, kein Spielverderber ist, alles mitmacht und – den Wert des Geldes zu schätzen weiß.«

»Was hat das alles mit unserer Sache zu tun?«

»Nichts an sich. Oder doch: Wenn ich dich nicht so gekannt hätte, wäre dir diese Aufgabe nicht zugefallen. Übrigens, Lola, was machst du eigentlich mit dem vielen Gelde? Ich und mancher andere, wir zerbrechen uns den Kopf darüber. Du lebst bescheiden, treibst keinen Kleideraufwand, spielst nicht, hast keine kostspieligen Extravaganzen – und bist doch in ewiger Geldverlegenheit.«

»Ist das nicht meine Sache?« wehrte sie verbissen ab.

»Natürlich, nur – – man beschäftigt sich doch mal damit. Hast keine Mutter mehr, keinen Vater, für den du zu sorgen hast, nachdem dein Vater – –«

106 »Laß das, bitte,« unterbrach sie ihn schroff.

»– – dein Vater,« fuhr er unbeirrt fort, »es damals nach der Affäre vorzog, spurlos zu verschwinden.«

Sie hatte sich abgewandt. Drehte sich dann mit jähem Ruck um, ihm wieder zu:

»Ich habe meine Aufgabe erledigt – –«

»Die erste Aufgabe, die Flammsche. Nun kommt Nummer zwei – – die Aktien vom alten Utz,« lächelte Richard Lamprecht. »Oder vielmehr die Aktien von Fräulein Thilde Utz – – der Alte steht unter Kuratel. Hast du nach dieser Richtung hin schon etwas unternommen?«

»Es gibt Dinge, die nicht überhastet werden dürfen.«

»Ich weiß – – und dir ist bekannt, daß ich dir im Falle des Gelingens einen guten Zuschuß versprochen habe – – ganz gegen meine eigenen Interessen.«

Sie sah ihn fast feindselig an.

»Als ob du jemals etwas gegen deine eigenen Interessen unternommen hättest, Richard Lamprecht.«

»Also kurz: Ich zweifle daran, daß dir Nummer zwei gelingt.«

»Leicht war auch Nummer eins nicht.«

»Immerhin, die Liebe spielte mit. Darin bist du Meisterin. Bei Nummer zwei kommt sie nicht in 107 Frage. Wo aber die Liebe ausgeschaltet ist, spielen Frauen mittelmäßig.«

»Du weißt, daß ich mir die größte Mühe geben werde. Und nun gib mir den Rest der vereinbarten Summe.«

Er trat mit einem spöttischen Lächeln zurück.

»Ich habe dir bereits gesagt – –«

»Es geht nicht mehr ums Sagen, Richard – – ums Müssen geht es,« rief sie erregt. »Ich muß das Geld haben.«

»Aber nicht von mir – –«

»Von dir brauch ich's. Ich arbeite für dich – – du mußt dein Wort halten – –«

»Ich halte es, wenn du die zweite Aufgabe gelöst hast.«

»Gib mir das Geld.« Ein Aufschrei war es. »Wenn du wüßtest – –«

»Ich will's nicht wissen.«

Sie ging müde der Tür zu. Sah sich noch einmal um. Wie unter einem harten inneren Zwang versuchte sie es zum letzten Mal: »Wenn du einen Vater hättest – –«

»Hab ich.«

»Wenn du einen Vater gehabt hättest wie ich – –«

»Gott behüte mich.«

»Dich? Den Fälscher hätte er behüten sollen.« schrie es in einer grausamen Erinnerung aus ihr heraus.

108 Er zuckte mit den Schultern. Das reizte sie. Ihn anblickend sagte sie: »Keiner von uns ist sicher, daß er nie zum Fälscher werde. Ich nicht – – du nicht – –«

»Werde nicht geschmacklos, Kind! Du kennst Nummer Zwei deiner Aufgabe. Löse sie – – dann können wir weiterreden.«

 


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