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Yumaki. Das Lendentuch der Frauen

Das intimste Kleidungsstück der Frau ist das Yumaki, eigentlich die Badehülle, weil es früher getragen wurde, wenn eine Frau ein Bad nahm; diese Sitte hat sich in einigen Teilen Japans erhalten. Es ist ein Stück gebleichten Baumwollstoffes, das um die Hüften gewickelt wird und bis zu den Knien herabreicht. Über diesem Lendenschurz trägt die Frau das Koshimachi, wörtlich die Hüftenhülle, das aber aus Zierstoffen hergestellt ist und bis zu den Füßen reicht. Einen geschlossenen Unterrock kennt also die altjapanische Tracht nicht und es ist irreführend, wenn in den Wörterbüchern bei Koshimachi »Frauenunterrock« steht. Im übrigen unterscheidet sich die Kleidung der Frauen nur wenig von derjenigen der Männer.

 

Für den Lendenschurz gibt es noch die Namen: Yumoji, Imoji und Futano, die nichts besonderes über dies Kleidungsstück aussagen. »Hajikakushi«, Schamschirm, Schamschutz, ist wohl neueren Ursprungs, da Haji die Scham im ethischen Sinn ist. »Uchigu«, die innere Sache, der innere Gegenstand, ist ganz farblos. An scherzhaften Ausdrücken haben wir bereits kennen gelernt: Ama-no-Iwato no Otobira, die Tür zur himmlischen Höhle (im Abschnitt »Schaustellungen «); Shimpi-no-Tobari, der geheimnisvolle Vorhang, d. h. der Vorhang vor dem Heiligtum, wobei eine geheimnisvolle Abbildung dieses Heiligtums gegeben wurde (Abschnitt »Götter und Geister«); Ama-no-Iwato no Mitochō, mit derselben Bedeutung Abschnitt »Schaustellungen«).

Eine Frau, die ihren Lendenschurz nicht trägt, nennt man »Furi-Bobo«, die nackte Vulva, eigentlich die wehende, sich bewegende Vulva. Man vergleiche das oben bei Furi-Mara gesagte, auf den Mann gemünzte, der keinen Lendengurt trägt. Eine Frau, die vollkommen nackt ist, also auch den Lendenschurz abgelegt hat, bezeichnet man als Akahadaka, ganz nackt; Akahadaka ni naru bedeutet: sich ganz nackt ausziehen. Wenn aber einer, etwa ein Straßenräuber, jemandem Kleider und allen Besitz abnimmt, dann sagt man Akahadaka ni suru, einen splitternackt ausziehen.

Anscheinend kommt es auch vor, daß Frauen den Lendengurt des Mannes tragen, denn die Unterlagen bieten dafür das Wort »Wari-Fundoshi«, durch den Lendengurt geteilt, d. h. die betreffende Frau sieht aus, als ob sie durch den Lendengurt in Stücke geteilt sei.

Da das Yumaki, wie wir oben gesehen haben, kein geschlossener Rock, sondern lediglich ein um die Hüften geschlungenes Tuch ist, ergeben sich leicht Situationen, die von Senryūs und Volksliedchen weidlich ausgenutzt werden; davon sprechen wir an mehreren anderen Stellen. –


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