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Bobo. Die Vulva im Volksmund und im Schrifttum

Ein junges Mädchen, bei dem sich der Geschlechtstrieb sehr früh bemerkbar macht, obwohl sie noch nicht mannbar ist, bezeichnet man mit einem volkstümlichen Wort als »Kejikemono«, als eine, die noch keine Haare hat, nämlich an den Geschlechtsteilen. Wenn sie regelrecht mannbar geworden ist, sagt man »Iroke-ga-Tsuita«, sie hat die Farbe gewechselt. Iroke bedeutet im Japanischen sowohl Farbe als auch geschlechtliche Liebe, so daß die Erklärung von Iroke-ga-Tsuita klar wird. Iroke-naki ist unschuldig, naiv; man nennt auch ein Essen, zu dem keine Geishas hinzugezogen worden sind, ein unschuldiges Essen! Das mannbare Alter erreichen, nennt man »Iroke-zuku«, worin das Erwachen des Geschlechtstriebes enthalten ist. Deutlicher bezeichnet man schon ein Mädchen, bei dem sich der Geschlechtstrieb regt, als »Tono-Gokoro«, eine, die nach dem Mann verlangt.

Den Geschlechtsteil eines kleinen Mädchens nennt man im Volk »Shijimegai, Shijimekkai, oder Shijimi«, nach einer Wasserschneckenart, wodurch zunächst die Haarlosigkeit der Vulva betont werden soll. Ein älteres Mädchen, das aber noch nicht mannbar ist, nennt man »Kawarake no komosume«, d. h. wörtlich: ein Mädchen mit einer unglasierten irdenen Schüssel. Ein Kawarake dient zur Bezeichnung einer haarlosen Vulva; wir werden dem Wort bei der erwachsenen Frau wieder begegnen, bei der ein Kawarake als ein lächerlicher Fehler gilt. Mit dem Ausdruck »Kawarake wo waru«, einen unglasierten Topf zerbrechen, bezeichnet man die Entjungferung eines noch nicht mannbaren Mädchens.

An Stelle des Kawarake nimmt man auch das »Chawan« oder »Ochawan«, die Teeschale, die Teetasse, als bildlichen Ausdruck für eine haarlose oder nur ganz wenig behaarte Vulva, weil diese sich so glatt anfühlt, wie das Porzellan der Teetasse. Eine neuzeitliche Dichterin, ein ganz junges Mädchen namens Nakagawa Ryōko, sagt in einem Gedichtchen:

»Hana ga ōkii
Iite warawareta sakai
Chawan wo watte yatta.«

»Als ich sagte: ›Seine Nase ist zu groß!‹, da lachten sie mich laut aus und ich zerbrach eine Teeschale.« Darin liegt zunächst eine Anspielung auf die Volksmeinung, daß Männer mit großer Nase auch einen großen Penis haben. Ob aber mit der letzten Zeile die junge Dichterin sagen will, daß sie sich von diesem Großnasigen habe entjungfern lassen, läßt sich nur aus der doppelsinnigen Bedeutung von Chawan entnehmen.

Mit Chawan gleichbedeutend ist »Ochoko«, die Weinschale. Ochoko ist der höfliche Ausdruck für »Choko«, das eine Schale für das Sake, den japanischen Wein bezeichnet. Dieses Wort wird aber in der Volkssprache auch für den Koitus gebraucht, wohl in der Absicht, damit den Koitus mit einem noch nicht reifen Mädchen zu bezeichnen. Ein Volksliedchen bringt dies so zum Ausdruck:

»Yotchan yonaka ni Yoma totte
         Akari ga kietara Choko yatta.«

»Yotchan hat mitten in der Nacht eine zu junge Frau genommen und hat sie entjungfert, als das Licht ausgegangen war!« D. h. er hat die Weinschale, die haarlose Vulva des minderjährigen Mädchens, zerbrochen. Da ein Eigenname genannt ist, dürfen wir annehmen, daß sich das Liedchen auf einen wirklichen Vorgang bezieht und vielleicht zunächst nach Art eines Rügeliedes vor Yotchans Haus gesungen wurde, weil die Nachbarn mit dem Verhalten dieses Mannes nicht einverstanden waren. Dann wird es sich als Gassenliedchen verbreitet haben, so daß Yotchan gewissermaßen unsterblich geworden ist.

Ein scherzhafter Ausdruck für die Vulva eines jungen Mädchens ist »Meriyasu«, das Strickzeug. Ein Senryū sagt:

»Goroppon haete Meriyasu umaki nari.«

»Wenn fünf oder sechs (Schamhaare) gewachsen sind, dann schmeckt die Vulva wunderbar.« Hier empfiehlt also die Meinung des Volkes beinahe das, was man oben dem Yotchan zum Vorwurf machte.

Vom »Arabachi«, dem neuen Gefäß, als Bezeichnung der jungfräulichen Vulva, haben wir im Abschnitt »Harikata« gesprochen. Dort ist auch eine genaue Beschreibung eines solchen neuen Gefäßes wiedergegeben. –

 

Bei der erwachsenen Frau legt man großen Wert auf eine gute Behaarung des Schamberges. Im Abschnitt »Götter und Geister« ist von dem langen Schamhaar der Shichinan die Rede gewesen, das in mehreren Tempeln Japans kultisch verehrt wurde, und im Abschnitt »Schaustellungen« haben wir von einer »Kenaga«, einer Frau mit außergewöhnlich langen Schamhaaren berichtet. An einer solchen auffallenden Erscheinung nimmt das Volk großen Anteil und lange Schamhaare scheinen auf viele Männer eine besondere Anziehungskraft auszuüben. Einen gut behaarten Cunnus bezeichnet der Volksmund als »Kemanjū«, ein haariges Brötchen. Von der Bedeutung des Wortes Manjū werden wir gleich sprechen. Das folgende Liedchen aus der Yedo-Periode verwertet Kemanjū so:

»Shimpo Kōdaiji wa
         Nande ki ga soreta,
Oichi Kemanjū de
         Ki ga soreta.«

»Was hat eigentlich dem Priester von Kōdaiji den Kopf verdreht? Das haarige Brötchen der Oichi war es, das ihm den Kopf verdreht hat!« Nach der Volksüberlieferung soll ein Priester von Kōdaiji, einem buddhistischen Tempel zu Kassai, Kassai liegt in der ländlichen Umgebung von Yedo, heute Tōkyō. namens Mansuy, mit einer jungen Frau durchgebrannt sein. Dies geschah im sechzehnten Jahr der Temmei-Zeit (1786 u. Z.) und muß ein derart auffälliger Vorgang gewesen sein, daß sich das Andenken an ihn erhielt. Man suchte nach einer Erklärung des Ereignisses und scheint sie in dem Kemanjū der Oichi gefunden zu haben. Das beweist, daß die besondere Eigentümlichkeit der Frau allgemein bekannt war, sonst hätte sich ihr Name nicht erhalten, da der durchgebrannte Priester allein kein so großes Aufsehen erregt hätte.

Der mit Bohnenmus gefüllte Kuchen, das Manjū, scheint ein sehr beliebtes Wort für den Cunnus zu sein, und zwar zunächst für eine plumpe Form desselben, wofür man auch die Bezeichnung »Manjū-Bobo«, der Bohnenkuchencunnus, hatte. Darunter versteht man einen Cunnus mit starkem Venusberg und dicken großen Schamlippen (labia majora). In einem Senryū heißt es:

»Kuiaka ta Manjū
         Yubi de kujitte ru.«

»Nachdem er sich mit den zarten Dingen (d. h. Cunnilinctus) ermüdet hatte, fing er an, den dicken Cunnus mit den Fingern zu bearbeiten.« Dadurch soll zum Ausdruck gebracht werden, daß bei dicken Frauen, die auch eine dicke Vulva haben, der Orgasmus nur schwer erreicht werden kann; eine Ansicht, die auch bei uns weit verbreitet ist.

Eine etwas derbe Anrede, die allerdings nur beim niederen Volk üblich ist, lautet: »Manjū-Ka!«, du Besitzerin eines dicken Bohnenmuskuchens.

Statt Manjū allein sagt man im Volksmund auch »Niku-Manjū«, Fleischkuchen, oder deutsch besser »Dickes Fleischbrötchen«. Dieser volkstümliche Ausdruck für eine stark hervortretende Vulva hält sich nur an die äußere Form des Bohnenmuskuchens, denn Manjūs mit Fleischfüllung gibt es nicht.

Eine Manjū-Kusai-Kamuro ist wörtlich ein junges Mädchen, das einen Bohnenmuskuchengeruch hat. Man bezeichnet so die Dienerin eines Freudenmädchens, die in dem Geruch steht, selbst ein geheimes Freudenmädchen zu sein, d. h. ihrer Herrin Konkurrenz zu machen.

Auch aus neuerer Zeit ist der Name einer Frau mit besonders langen Schamhaaren erhalten geblieben. Im siebenundzwanzigsten Meiji-Jahr (1894 u. Z.) kam folgendes Volksliedchen auf:

»Ōtake don, Ōtake don, Omae wa ne
         Bonbo-no-ke ga nagai ne,
Kara made todoku ne;
         Sore wo ne Chashin ni kakete ne,
Waku ni totte nihon e,
         Hara-obi, Hara-obi yo.«

»Fräulein Ōtake! Fräulein Ōtake! Was haben Sie für lange Schamhaare! Die reichen ja fast bis nach Korea!!! Wickeln Sie sie mir doch eben einmal auf ein Teerührholz! Das gibt dann zwei Rollen Garn, aus denen ich mir, aha!, eine Leibbinde machen kann, ja!, eine Leibbinde!« In diesem grotesk übertreibenden Volkslied ist das lange Schamhaar, um keine Verwechslung mit dem Kopfhaar aufkommen zu lassen, mit Bonbo-no-ke ga nagai wiedergegeben. Bonbo ist eine Entstellung aus Bobo, dem volkstümlichsten Wort für den Cunnus. Waku ist eigentlich eine Haspel, um Garn aufzurollen. Der Name des Mädchens, Ōtake, bedeutet »Großer Bambus«, es wird sich also sehr wahrscheinlich um den Berufsnamen eines Freudenmädchens handeln.

 

Wir haben oben das Kawarake erwähnt, den unglasierten irdenen Topf, der einen Cunnus ohne Schamhaare bezeichnet. Ein Senryū lautet folgendermaßen:

»Kawarake no mame dewa
         Uma no mani awazu.«

»Die Bohnen aus einem unglasierten irdenen Topf sind nicht genügend für ein Pferd.« Dieses Senryū klingt an sich ganz harmlos und bleibt es auch, nachdem wir die folgende Erklärung dazu gegeben haben: In früheren Zeiten fütterten die Anhänger des Shintōglaubens, wie bereits erwähnt, die heiligen Pferde, die im Tempelbezirk umherlaufen, mit den Bohnen, die sie dort in einem Kawarake, einem unglasierten irdenen Topf, gekauft hatten. Das Senryū sagt also, daß von diesen frommen Stiftungen allein die Pferde nicht leben können, namentlich wenn man weiß, daß diese Fütterungen nur zu bestimmten Zeiten stattfanden. Nimmt man aber Kawarake in dem oben angegebenen Sinn als ein noch nicht mannbares Mädchen, Mame, die Bohne, als volkstümliches Wort für den Cunnus und Uma, das Pferd, für den Penis eines kräftigen erwachsenen Mannes, dann bedeutet das Senryū: »Der Cunnus eines noch nicht mannbaren Mädchens paßt nicht zum starken Penis eines Mannes.«

Diese Kawarakes, die mit Bohnen gefüllt im Tempelbezirk verkauft wurden, waren gewissermaßen heilige Gefäße, die auch bei feierlichen Handlungen als Schalen für Wein und Öl gebraucht wurden. Es handelt sich hier, wie auch beim Füttern der Tempelpferde, zweifellos um sehr alte Bräuche, bei denen das einfache irdene Geschirr der Vorfahren beibehalten wurde. Deshalb mißt das Volk diesen altertümlichen Gefäßen auch eine besondere Bedeutung bei und es ist sicherlich nicht scherzhaft aufzufassen, wenn man mit dem Namen dieser Schalen, Kawarake, auch den haarlosen Cunnus einer erwachsenen Frau bezeichnet. Nach einem alten Aberglauben ist die Heirat mit einer solchen Frau verhaßt; man hält diesen Mangel für eine üble Vorbedeutung und besonders die Geschäftsleute glauben, daß man mit einer solchen Frau im Geschäft keinen Verdienst haben werde. Man hat dafür die Redensart »mōke ga nai«, kein Haar, d. h. kein Verdienst. Ein Senryū sagt kurz und deutlich:

»Kawarake wa sappari to shite
         Katawa nari.«

»Eine Frau ohne Schamhaare ist eine Mißgestalt.« Bei solchen Anschauungen ist es klar, daß eine Enthaarung, wie sie bei andern Völkern geübt wird, bei der Japanerin ausgeschlossen ist. Über teilweise Enthaarung und ihren Grund berichten wir im Abschnitt über die Freudenmädchen.

Das untenstehende Bild zeigt eine »Kenashi Tsubi«, eine haarlose Vulva; es stammt aus dem Buch »Kōshoku Tabi Makura« (etwa: Erotisches Lesebuch für die Reise), das im achten Genroku-Jahr (1695 u. Z.) erschien.

Eine solche Frau ohne Schamhaare hat in der Bunkwa-Bunsei-Zeit (1804–1829 u. Z.) großes Aufsehen erregt: Kawarake Oden, die haarlose Frau Oden. Sie war die Ehefrau des Bantō Mitsugorō, eines Schauspielers in Yedo. Sie hatte zwar keine Schamhaare, aber ihr Spitzname verriet nicht, daß sie eine sehr geile Frau war, die ein ausschweifendes Leben führte und mit mehreren Männern vom Theater Ehebruch trieb. Dies war in jenen Tagen so allgemein bekannt, daß sich mehrere Schriften, die damals erschienen sind, mit ihr beschäftigten.

siehe Bildunterschrift

Kawarake.

Fast noch berühmter als die haarlose Oden war das haarlose Weib des Yokichi aus Kanda. »Yokichi-ga-Nyōbō« oder »Yokichi-no-Nyōbō«, die Ehefrau des Yokichi, war ein ausreichend bezeichnendes volkstümliches Wort für eine Frau ohne Schamhaare, so daß jeder weitere Hinweis auf das Kawarake überflüssig war. Hier mögen zwei Senryūs folgen, die sich mit dieser berühmten »Haarlosen« beschäftigen:

»Sappari to shite yoi no sato
         Yokichi ii.«

»›Meiner Frau ›ihre‹ ist ebenso rein als niedlich!‹ sagte Yokichi.«

siehe Bildunterschrift

Yokichi-ga-Nyōbō.

»Tonda ii mono sato
         Yokichi makeoshimi.«

»Sie ist außerordentlich gut!« schreit Yokichi, »wenn die Milch übergelaufen ist.« Makeoshimi ist eigentlich die Beschönigung einer Niederlage, dies bedeutet im vorliegenden Fall, daß Yokichi durchaus nicht anerkennen will, daß die Haarlosigkeit seiner Frau von allen Leuten als ein Schönheitsfehler angesehen wird. Deshalb würde man den spöttischen Sinn des Senryū, das sich der Haarlosigkeit gegenüber auf den herkömmlichen Standpunkt stellt, besser mit den Worten wiedergeben: »Die angebrannte Milch schmeckt ausgezeichnet!« sagte Yokichi. Wir haben ja im ersten Senryū gesehen, daß der Volksdichter es so hinstellt, als ob Yokichi mit der haarlosen Vulva seiner Ehefrau vollkommen zufrieden sei. Und dies ist wahrscheinlich der Hauptanlaß gewesen, daß der Volkswitz sich mit seiner Frau beschäftigte, weil man das für eine Absonderlichkeit hielt. Es kommt noch hinzu, daß Yokichi, der während der Yedo-Periode in Kanda, Tōkyō, lebte, Puppenmacher war und als besonders geschickt in der Herstellung des Kopfputzes seiner Puppen galt, mit andern Worten: er war ein sehr bekannter Hersteller von Puppenperücken. Der Scherz wird dadurch noch größer, daß man auch seinen Namen »Kanda no Yokichi«, d. h. Yokichi aus Kanda, als Spitznamen für eine haarlose Frau nahm, weil seine eigene Frau keine »Perücke« trug.

Auf dem vorherstehenden Bild sehen wir in einer Badestube die haarlose Frau des Yokichi, wie sie sich neidisch nach einer gut behaarten Geschlechtsgenossin umsieht. Das Bild stammt aus dem erotischen Buch »Yanagidaru Yokyō Beni-no-Hana«, einer Sammlung von erotischen Senryūs.

Statt Kawarake sagt man auch kurz »Rake« in der Umgangssprache. Eine sehr große haarlose Vulva nennt man »Horoku«, eine irdene Pfanne oder Schüssel. Darüber gibt ein Senryū folgende Auskunft:

»Horoku to adama no tsuita
         Haenu Uba.«

»Die haarlose Amme bekommt den Spitznamen: Die irdene Pfanne!« Denn Pfannen und Schüsseln sind die größten Gegenstände, die von den Töpfern hergestellt werden; ein Kawarake, eine irdene Schale, reicht also in solchen Fällen nicht aus.

Eine Frau, die sehr wenige und dünne Schamhaare hat, bezeichnet das Volk als »Usuge«, eine Haararme. Ist die Behaarung normal, aber noch zart und nicht voll ausgewachsen, so nennt man sie »Kamo no Hara«, Bauch der Wildente, weil sie sich so zart anfühlt, als wenn man den Bauch einer Wildente berührt. Normales Haar der erwachsenen Frau heißt »Tsubi-Ge«, Haar der Schamteile. Tsubi ist das in der Umgangssprache gebräuchliche alte Wort als Verstümmelung von Tsubo. Als bildliche Bezeichnung gebraucht man »Kusa«, das Gras. Frauen unter sich nennen das Schamhaar »Maeno-Ke«, das Stirnhaar oder das Vorderhaar; wie sie ihren Geschlechtsteil »Mae-no-Ana«, die Stirn- oder Vorderhöhlung nennen. –

Den Venusberg oder Schamberg als die zunächst auffallendste Stelle der normalen weiblichen Geschlechtsteile nennt man im Volk »Hitai«, die Stirn; das Wort kann im Japanischen auch die Augenbrauen oder ein Stirnband bedeuten. Im Schrifttum läßt sich Hitai schon in älterer Zeit nachweisen. Das Buch »Susuharai« (Hausreinigung), eine von Shijō zusammengestellte Sammlung von Erzählungen, die im achten Anyei-Jahr (1774 u. Z.) erschien, enthält die folgende kurze Geschichte, die den Titel hat: »Onna no Hadaka-maeri« (Von einer Frau, die nackt in die Tempel geht):

»Während die jungen Leute miteinander sprachen, kam einer ihrer Freunde lachend herbei und sagte zu ihnen, daß er eben etwas sehr Merkwürdiges gesehen habe. Sie frugen ihn, was dies denn gewesen wäre, worauf er ihnen folgendes erzählte: ›Ein junges Mädchen, das etwa 18 bis 19 Jahre alt sein mochte, stattete den Tempeln splitternackt einen Besuch ab. Ihr Körper sah zart aus und war schneeweiß, und da sie kein Lendentuch trug, konnte ich auch die Haare ihrer Augenbrauen (die Schamhaare) sehen, wenigstens ein wenig davon...‹ In diesem Augenblick unterbrachen ihn seine Freunde und wollten wissen, wie ihr Gesicht denn ausgesehen habe? Da sagte der junge Mann: ›Das Gesicht? Ach, ich habe ganz vergessen, darnach zu schauen!‹«

Statt Hitai sagt man auch »Hitaigiwa«. Giwa oder Kiwa ist die Grenze, der Rand, das Ufer. Wörtlich würde also Hitaigiwa »der Rand der Augenbrauen«, d. h. die Grenze der Schamhaare, bedeuten, die ja bei der normalen Behaarung der Frau den Schamberg, das Dreieck der Venus, geradlinig abschließt. Als Beleg mögen die folgenden Senryūs dienen:

»Hitaigiwa shi gohon nuite
         Itagarase.«

»Damit sie einen kleinen Schmerz fühlt, reiße ihr einige Haare aus dem Schamberg aus!« Worum es sich eigentlich handelt, läßt sich aus den Unterlagen nicht entnehmen. Man könnte den Ratschlag des Senryū so auffassen, als ob damit eine Feinheit als Einleitung zum Geschlechtsverkehr gemeint sei, nach Art der Vorschriften der indischen Liebeskunst.

»Oyoshina to Hitaigiwa nite tokamaeru.«

»›Nimm sie hinweg!‹ sagte das Mädchen, als sie seine Hand auf ihrem Schamberg erwischte.«

Eine andere Bezeichnung für den Venusberg ist »Hitai-guchi« oder »Hitai-kuchi«; Kuchi ist der Mund, so daß wir wörtlich für die Bezeichnung des Schamberges den Sinn »Stirn über dem Mund« hätten. Ein Senryū lautet:

»Hitaiguchi yaite mo onaji
         Otomi nari.«

»Obwohl sie eine Moxa auf ihrem Venusberg abgebrannt hat, ist sie doch wieder mit einem zweiten Kinde schwanger.«

Yaito, Kyū oder Mogusa, woraus die Portugiesen das bei uns als Fremdwort übliche Moxa gemacht haben, ist der Brennkegel, der zur Heilung von Krankheiten auf bestimmten, von der ärztlichen Wissenschaft der Chinesen und Japaner seit alten Zeiten festgelegten Körperstellen abgebrannt wird. In Japan wird das Mogusa meistens aus an der Luft getrockneten jungen Blättern einer Beifußart, der Artemisia chinensis, hergestellt (japanisch Yomogi, Himeyomogi oder Yamayomogi). Nach dem bei v. Hovorka und Kronfeld Vergleichende Volksmedizin, Stuttgart 1909, Bd. 2, S. 390 f. angeführten Buch Kyusho Kagami soll das Mogusa als Schutzmittel gegen die Schwangerschaft auf dem Nabel abgebrannt werden, die japanischen Frauen brennen aber meistens das Mogusa auf dem Schamberg ab, um die Empfängnis zu verhüten. Daß der Erfolg oft, d. h. theoretisch immer, ausbleibt, darüber macht sich der Volksdichter lustig, offenbar weil er nicht an die Wirksamkeit glaubt. Dafür mag als Beweis ein zweites Senryū dienen:

»Ke wo yaite miredomo
         Onaji Otomi nari.«

»Obwohl sie Brennkegel anwendete, ist sie doch schon wieder mit einem zweiten Kinde schwanger.« Seit Ende der Yedo-Periode ist der alte Brauch von den japanischen Frauen fast ganz vergessen worden; in der »Aufklärungszeit« hat man andere Mittel, um die Empfängnis zu verhüten.

Das in beiden Senryū gebrauchte Wort der Umgangssprache »Otomi« ist nach Satow eine Abkürzung von »Otomiru«, mit einem zweiten Kind schwanger sein. In den Wörterbüchern ist Otomiru nicht enthalten, auch nicht das von Satow angeführte »Otomizuwari«, mit der zweiten Schwangerschaft verbundene Übelkeiten; Tsuwari ist das Erbrechen der Schwangeren, Vomitus gravidarum. (Oto-mi-rui? Plage durch eine jüngere Schwangerschaft?)

Ein eigentümliches Wort für die weiblichen Geschlechtsteile ist »Beniusuzan«, der Berg des roten Mörsers. Usu, der Mörser, ist ein sehr verbreitetes Wort für die Vulva, das uns öfter, auch in Zusammensetzungen, begegnet ist. Japanische Sprachforscher behaupten aber, Beniusu-zan sei eine Verstümmelung oder japanisch zurechtgemachte Bezeichnung für Mons Veneris, der Venusberg. Veneris ist japanisch unmöglich, man spricht es daher Beniusu aus, und zan (san), der Berg, der Hügel, ist einfach eine Übersetzung von Mons.

Die beiden Ausdrücke »Sane-Yama«, der Hügel über den Schamlippen, und »Hogami«, der obere Teil der Vulva, bedürfen keiner weiteren Erläuterung.

Die Geschlechtsteile einer Frau im allgemeinen nennt das Volk mit einem anständigen Ausdruck »Fukurami«, die Anschwellung, meint aber damit gewöhnlich die großen Schamlippen. Die Stelle, wo oben die großen Schamlippen zusammenkommen und der Schamberg beginnt, die Commissura labiorum anterior, heißt mit einem volkstümlichen Wort »Soraware«, das Obere der Spalte. Daher stammt der Ausdruck »Soraware-Sanzun«, drei Zoll vom oberen Schlitz ab, d. h. das Volk gibt damit seine Ansicht kund, daß die Schamspalte durchschnittlich drei Zoll lang ist. Ein Senryū sagt:

»Maguchi sanzun Okuyuki wo yubi ni toi.«

»Der Eingang (zur Höhle) ist drei Zoll hoch und wegen der Tiefe befrage deine Finger!«

Das Obere der Spalte nennt man auch »Tokin«, die eng anliegende kleine Kappe eines Bettelpriesters, die unter dem Kinn zusammengebunden wird. Ein Senryū gebraucht das Wort, um den Venusberg dicht über der Schamspalte zu bezeichnen:

»Shōkachi no kyū wa
         Tokin no toko e sue.«

»Wenn du den eitrigen Ausfluß heilen willst, so verbrenne die Moxa dicht über der Schamspalte.« Shōkachi ist der Tripper der Frauen, gonorrhoische Schleimhautentzündung. –

Über das Innere der Vulva, die Scheide, ist das Volk im allgemeinen sehr schlecht unterrichtet. Daß in der Vagina Schleimhautfalten sind, die rugae vaginales, weiß man und bezeichnet sie ganz treffend als »Reishi-niku«, Fleisch wie die Flechten (auf der Rinde der Bäume). Früher aber glaubte man, daß der Scheidenkanal ausgerechnet einhundert solcher Falten habe und nannte ihn daher »Hyaku-Hida«, Einhundertfaltig; der Glaube ist zwar geschwunden, aber das Wort Hyaku-Hida ist heute noch volkstümlich. Dafür glaubt man heute noch in weiten Kreisen, daß die Vagina 48 Falten habe und nennt sie dementsprechend »Shijūhachi-Hida«, Achtundvierzigfaltig.

Im Abschnitt über die Freudenmädchen werden wir sehen, daß der Widerstand gegen die dauernde ärztliche Untersuchung in den Freudenhäusern darauf zurückzuführen war, daß die Insassen glaubten, sie habe lediglich den Zweck nach der »Perle« zu suchen, die jede Frau in ihrer Vagina habe, und daß man sterben müsse, wenn die »Perle« herausgenommen würde. Diese abergläubige Vorstellung ist zweifellos sehr alt und kam nur durch die oben erwähnten Umstände wieder zu besonderer Geltung. In den erotischen Büchern der Yedo-Periode werden diese »Perlen« häufig erwähnt, der Glaube daran muß also sehr verbreitet gewesen sein. In einem solchen Buch, das gegen Ende der Yedo-Periode (etwa 1860 u. Z.) erschien, steht folgendes:

»In der Vulva sind drei Edelsteine, die sich beim Koitus bewegen, und deshalb heißt sie ›Gyoku-Mon‹, das Juwelentor.«

So zu lesen im »Shinkei Engo« (Verliebte Gespräche im Schlafzimmer einer Frau).

Den Scheidenkanal nennt man auch »Henoko-no-michi«, Weg des Penis, Penisstraße. –

Über die kleinen Schamlippen und den Kitzler weiß man schon besser im Volk Bescheid und hat infolgedessen auch eine reiche Auswahl von entsprechenden Bezeichnungen zur Verfügung. Die kleinen Schamlippen nennt das Volk »Kitsuzetsu«, glückliche Zunge oder Glückszunge; eine Deutung des Wortes ist in den Unterlagen nicht enthalten. Eine gewöhnliche Bezeichnung ist »Warezane«, die getrennten Lippen. In dem Buch »Zōkwa Kainin Ron« (Unterredung über Ehe und Schwangerschaft), das im siebzehnten Meiji-Jahr (1884 u. Z.) erschien, steht folgendes:

»Naka-no-fuchi, ichimei Warezane wa soto-no-fuchi no uchi ni aru hida nishite nenekimaku wo motte ohoware Imbu no ue no hō yori okorite Immon no nakaba ni itaru.«

»Die inneren Lippen, auch die getrennten Lippen genannt. Man findet sie zwischen den äußeren Lippen (den Labia majora) und es sind die Hautfalten, die mit dem Schleim bedeckt sind, der von dem oberen Teil der Geschlechtsteile aus nach der Mitte der Vulva fließt.« Mit »Imbu« bezeichnet man die geheimen Teile beider Geschlechter, während »Immon«, das verborgene Tor, ein Name der Vulva ist, dessen Zusammensetzung aus In und Mon man sich nicht mehr bewußt ist. Ein scherzhaftes Wortspiel ist im folgenden Senryū enthalten:

»Go-immon dokā Jotei no
         Ete no yō.«

»Das Go-immon klingt gerade wie das Ete der Kaiserin.« Hierzu ist folgende Erläuterung nötig, da sonst der Witz des Volksdichters für uns unverständlich ist: Go ist ein Ausdruck der Hochachtung und hat für den Sinn des Wortes weiter keine Bedeutung; er ist lediglich in bezug auf Jotei, die Kaiserin, gebraucht, weshalb wir im Deutschen »Ihrer Majestät« dafür sagen könnten. Der Scherz des Senryūs liegt in der Zerlegung von Immon in »In«, das Siegel, und »Mon«, das Wappen, die wie Inmon, die Vulva, klingen, aber andere Schriftzeichen haben. »Ete«, »Ete-kichi«, »Ete-mono«, von denen wir im Abschnitt über den Penis im Volksmund gesprochen haben, sind Sonderbezeichnungen für den Penis und die Vulva in Tōkyō. Ete hat die Bedeutung von stark, geschickt, aber auch lieblich, reizend, entzückend. Umschreibend können wir also das Senryū übersetzen: »Unter dem Siegel Ihrer Majestät können wir auch das liebliche Ding der Kaiserin verstehen.« Ein Senryū, in dem Ete für die Vulva verwendet wird, lautet:

»Ete-kichi wo Omba hirune ni
         Shite yarare.«

»Die Vulva der Amme wurde während ihres Mittagsschläfchen vorgenommen.« Der Volksdichter will damit sagen, daß die Amme beim Mittagsschläfchen überrascht wurde und sich am hellen Tag den Koitus gefallen lassen mußte.

Das gewöhnliche Wort für die Klitoris, den Kitzler, ist »Sane«, der Kern einer Frucht. Wir haben aber im Abschnitt über die erotischen Schaustellungen gesehen, daß Sane auch für die Nymphen, die kleinen Schamlippen, gebraucht wird, und daß man eine Frau mit außergewöhnlich langen Nymphen als »Sane-naga«, eine Großlippische, bezeichnet. In dem volkstümlichen Wort »Sanebuto« wird Sane sogar für beides zusammen gebraucht; puto bedeutet angeschwollen und ist bei der Zusammensetzung mit Sane zu buto geworden. Sanebuto ist eine Vulva mit großer Klitoris und großen Nymphen; im Deutschen läßt sich das mit einem Wort nicht ausdrücken.

Daß man über Einzelheiten der Vulva sehr früh unterrichtet war, beweist das altertümliche Wort »Sanegumi«, womit die sonst sehr wenig im Volke bekannte Erektion der Klitoris gemeint ist. Sanegumi wurde im Schrifttum zum erstenmal gebraucht in dem von Tamba Yasuyori Shōshin verfaßten Buch »Ishimpō« (Neue ärztliche Vorschriften), das im November des zweiten Eikwan-Jahres (984 u. Z.) erschien; es bedeutet soviel wie »das Sprießen der Klitoris«.

Ein alter Name für die Klitoris und auch für die kleinen Schamlippen ist »Hinasaki«. Der Ursprung dieses Wortes ist nicht ganz klar; es soll von dem kleinen Kamm eines Hühnchens (Hina) abgeleitet sein; Saki würde »die Spitze« sein. Der Vergleich in bezug auf Gestalt und Farbe ist nicht von der Hand zu weisen. Ein Sammler namens Sawada Meisui hat in seinem Buch »Ana Okashi« (Wie unterhaltend!) Die Handschrift, die im fünften Bunsei-Jahr (1822 u. Z.) vollständig vorgelegen haben soll, ist erst im neunten Taishū-Jahr (1920) von einem Enkel des Verfassers veröffentlicht und an Freunde und Sammler verteilt worden. Näheres in der Liste der Quellen. darüber folgendes geschrieben:

»Immon no uchi Kurumayose meku mono wo Hinasaki to yobu wa nanno iware nika aran, tsukuzuku omou ni Hina mo mata Hida nari, Shishimura no tatamaru tokoro yue ni iu narubeshi. Saki towa mono no nariide taru tokoro wo iu na nareba nari, Karakuni no hito wa kuchi no Shita aru ni nazuraete Kitsuzetsu tozo iumeru.«

»In dem Cunnus ist so etwas wie ein Vorhof; ich habe es nicht herausbekommen können, weshalb man diesen Teil Hinasaki nennt. Ich nehme jedoch an, daß das Wort Hina soviel wie ›die Falte‹ (Hida) bedeutet. Weil nun Saki eine Stelle bezeichnet, von der aus etwas seinen Anfang nimmt, hat man diese Stelle, wo die Anschwellungen sich falten, so (Hinasaki) genannt. In China vergleicht das Volk dieses Ding (die Klitoris) mit der Zunge des Mundes und nennt es daher ›Chi-Shê‹.«

Aus Vorstehendem ergibt sich, daß die volkstümlichen Bezeichnungen für Nymphen und Klitoris darauf hinweisen, daß man die beiden gewissermaßen als zusammengehörig betrachtet, woran auch Versuche von Worterklärungen nichts ändern können. So ist es auch mit »Nasubi«, der Frucht der Eierpflanze (Solanum melongena); das Wort bedeutet bald eine ungewöhnlich lange Klitoris, bald sehr lange kleine Schamlippen und ist als Vergleich mit der Frucht der Eierpflanze als Bezeichnung der Nymphen eigentlich doch ganz ungeeignet. Daneben ist Nasubi der Fachausdruck für den Gebärmuttervorfall, Prolapsus uteri; er ist wohl der Volkssprache entnommen, die eine Vulva mit Gebärmuttervorfall als »Nasu-Bobo« bezeichnet, als Eierpflanzenvulva. Man sagt auch »Ka In«, die Vulva in Gestalt einer Tollkirsche. In beiden Fällen ist das äußere Aussehen der Frucht als Vergleichspunkt herangezogen; wie eine Eierpflanze hängt zwischen den Schenkeln die hervorgetretene Gebärmutter, wobei noch der Kelch den Muttermund darstellt. Bei der Tollkirsche (engl. mad-apple) sitzt die Frucht so in den Kelchblättern, daß die Ähnlichkeit mit einer im Eingang der Vulva stehenden Gebärmutter sehr groß ist. Das nebenstehende Bild stammt aus dem erotischen Buch »Jiiro Haya Shinan« (Die Kunst, einen Neuling – ein unschuldiges Mädchen – rasch zu verführen) von Hakusui, und zeigt den Gebärmuttervorfall in der Eierpflanzenfruchtgestalt. Diese Form nennt das Volk auch einfach »Intei«, Fleischgeschwulst der Vulva; alle Bezeichnungen weisen darauf hin, daß man sich ursprünglich nicht darüber klar war, daß es sich bei dieser auffallenden Erscheinung an der Vulva um die hervorgetretene Gebärmutter handelte.

siehe Bildunterschrift

Nasubi-Bobo.

Das wird das Volk erst später durch entsprechende Aufklärung dazu gelernt haben. Im Abschnitt über die Gynatresie, den Scheidenverschluß, sprechen wir davon, daß man im Volk eine besondere Art des Scheidenverschlusses kennt, der in einer Entartung der Schleimhautfalten der Vagina bestehen soll, so daß sie aus der Vulva hervorragen. Der volkstümliche Ausdruck dafür ist »Sudare«, die Bambusblende, oder »Sudare-Bobo«, die Vulva mit dem Vorhang, wie wir auf Deutsch sagen können. Was mit der Krankheit Sudare eigentlich gemeint ist, konnte ich nicht ermitteln, der Ausdruck »Vorhang« zeigt aber, daß es dem Volk ganz gleichgültig ist, worauf das Erscheinen eines »Fleischgeschwulstes« vor der Vulva zurückzuführen ist. So liegt auch der Fall bei dem Wort »Tare-Bobo«, das Satow als »die tröpfelnde Vulva« erklärt und auf »Tare«, die Tröpfelnde, einem Gassenwort für den Cunnus zurückführt. Tare-Bobo soll die Hottentottenschürze, also die starke Verlängerung der kleinen Schamlippen bezeichnen. Aber tareru und dareru bedeuten dem Klange nach auch herunterhängen und könnten in Sudare enthalten sein, so daß Tare-Bobo dasselbe wie Sudare wäre. Satow sagt das auch selbst, aber seine Erklärungen der beiden Wörter stimmen nicht überein. Das mag in letzter Linie darauf beruhen, daß das Volk mit seinen Worten über die Art des »Vorhanges« gar nichts aussagen wollte.

Selbst eine so ernste Sache, wie es die »Eierpflanze« für eine Frau ist, muß dem Volkswitz herhalten, wie die beiden folgenden Senryūs beweisen:

»Shuto nimo misenu wa
         Yome no jisan Nasu.«

»Die Eierpflanze, die die junge Frau als Hochzeitsgeschenk mitbrachte, wird sie der Schwiegermutter jedenfalls nicht zeigen.« Da in Japan die Schwiegertochter in das Haus ihres Mannes kommt und in die Familie seiner Eltern aufgenommen wird, lebt sie mit der Schwiegermutter zusammen, der sie nach dem alten Herkommen zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet ist. Sie wird von ihr gewissermaßen beaufsichtigt und die Schwiegermutter überwacht auch die feierliche Übergabe der Hochzeitsgeschenke. Nun macht sich der Volksdichter gewissermaßen über die Schwiegermutter lustig, wenn er sagt: »Es ist doch etwas bei den Hochzeitsgeschenken, das du nicht zu sehen bekommst!«

»Uenu noni kyon tokoroe
         Nasubi hae.«

»Ha! Ein Wunder! Man findet da eine Eierpflanze, wo niemals eine hingepflanzt worden ist!« Wie bei den Senryūs üblich, klingen beide ganz harmlos, wenn man die Anspielungen nicht versteht. –

 

Bei dem durch uralte Überlieferung hochentwickelten Reinlichkeitsgefühl der Japaner ist eine übelriechende Vulva für das Volk eine auffallende Erscheinung. Über die Ursache des üblen Geruches zerbricht man sich den Kopf nicht, er ist da und das Volk macht sich in Geschichtchen, Volksliedchen und Senryūs darüber lustig. »Kōkai«, die riechende Vulva, ist der mildeste Ausdruck dafür; stärker ist »Suso-Wakiga«, eine Vulva mit dem Geruch der Achselhöhlen; als unanständig gilt der Ausdruck »Kusa-Tsubi«, die stinkige Voze, d. h. eine Vulva, die wie verwesende Eingeweide von Fischen riecht. »Nioi-Bobo« bedeutet dasselbe.

In dem Buch »Kinō wa Kyō no Monogatari« (etwa: Geschichten von gestern für heute), das in der Yedo-Periode (also vor 1867 u. Z.) erschien, steht folgende lustige Erzählung:

»Einstmals ging eine Frau an einen Fluß, um Kleider zu waschen. Unglücklicherweise faßte eine große Krabbe sie mit einer Schere bei der Klitoris oder auch den kleinen Schamlippen und ließ trotz aller ihrer Bemühungen nicht los. Die Frau war in nicht geringer Verlegenheit; sie eilte nach Hause, setzte sich nieder und lehnte sich mit bleichem Gesicht gegen die Wand. Kurz darauf kam ihr Mann, der ausgegangen war, nach Hause und fragte sie, ob ihr etwas zugestoßen sei oder ob sie einen Schwindelanfall erlitten habe. Daraufhin erzählte sie ihm, was sich mit ihr zugetragen hatte. Er öffnete ihre Kleider, um nachzusehen, ob die Krabbe vielleicht inzwischen ihre Schere aufgemacht hätte, aber er sah, daß die sehr große Krabbe die Schamlippen mit aller Kraft festhielt, und, beim Himmel und bei der Erde!, er konnte sie nicht losmachen, so sehr er sich auch anstrengte. Seine Nachbarn rieten ihm, Gebete zu verrichten, denn es könne sich bei dieser Krabbe womöglich um den Geist eines lebenden Mannes handeln, der die Liebeshöhle der Frau in Besitz genommen habe. Der Ehemann hielt diesen Ratschlag für ganz vernünftig und ließ einen Yamabushi (einen Wanderpriester des Shintōglaubens) holen, der in der Nähe wohnte. Als er diesem den Unterleib seiner Frau zeigte, hatte die Krabbe, die durch das Geräusch, das der Wanderpriester mit seinem Stab machte, erschreckt war, nur noch fester die Schamlippen angefaßt. Die leidende Frau wurde nun einem Kreuzverhör unterworfen und schließlich sagte der Yamabushi: ›Ich würde es sehr bedauern, wenn ich von hier fortgehen müßte, ohne etwas erreicht zu haben. Ich werde daher die Krabbe abbeißen!‹ Er beugte seinen Kopf zwischen die Schenkel der Frau hinunter und öffnete seinen Mund möglichst weit, um die Krabbe abzubeißen. Aber siehe da!, die Krabbe streckte plötzlich eine andere Schere aus und packte den Wanderpriester an einer seiner Wangen. Und trotz aller Bemühungen ließ die Krabbe weder den einen noch die andere los. Inzwischen war die Frau auf den Gedanken gekommen, ihr Wasser auf die Krabbe zu lassen, so daß sie das Gesicht des Yamabushi mit ihrem Harn tüchtig bespritzte, daß er fast wie von einem Wasserfall naß gemacht wurde. Der Ehemann sah es und sagte: ›Es wäre ja nicht schlimm gewesen, wenn die Schamlippen meiner Frau abgeschnitten worden wären, denn etwas wäre bestimmt übrig geblieben. Aber ich bedaure unendlich, daß das Gesicht des Yamabushi mit Harn gewaschen worden ist.‹ Der Yamabushi hatte dies gehört und erwiderte darauf: ›Das Bespritzen mit dem Harn oder das Zupacken der Krabbe ist für mich gar nicht so schlimm, aber der üble Geruch der gnädigen Frau hat meine Nase fast zugrunde gerichtet!‹«

 

Eine sehr verbreitete Bezeichnung einer schlecht riechenden Vulva ist »Tobera-Bobo«, die Tobira-Vulva. Tobera ist der japanische Name einer Pflanze aus der Familie der Pittosporeen, Pittosporum Tobira, für die wir keinen deutschen Namen haben. Die Pflanze zeichnet sich durch einen üblen Geruch aus. Ein Volksliedchen aus Kumamotoken (ken = Regierungsbezirk) in der Provinz Kūshū lautet:

»Anta yoka yoka yoka Yome morote,
         Nande yokaroka Tobera-bobo.«

»Sie sind doch ein sehr, sehr, sehr glücklicher Mann, da Sie eine so brave junge Frau geheiratet haben!« »So sehr glücklich bin ich gerade nicht, denn sie hat eine Tobira-Vulva!«

In einem Volkslied aus Yamaguchiken kommt folgender Vers vor:

»Tobera-Bobo demo kodomo ga dekite
         Dekita kodomo ga mata Tobera.«

»Sie hat zwar eine Tobera-Bobo, ist aber doch schwanger. Und wenn das Kind zur Welt kommt, wird es auch eine Tobera-Bobo haben!« Hier scheint der Volksdichter darauf hinzuweisen, daß es sich bei der übelriechenden Vulva um einen Erbfehler handelt, während in der ersten Zeile gewissermaßen die Verwunderung zum Ausdruck gebracht wird, wie man mit einer solchen Frau überhaupt geschlechtlich verkehren könne. Das Reinlichkeitsgefühl des Dichters sträubt sich gegen diesen Gedanken.

Satow hat folgendes Sanosa-Liedchen aufgezeichnet, das er im Bezirk Kansai gehört hat:

»Sekitan to Tobera-obobo wo mochitaru
hito ni Otoshi ikutsu to tou taraba,
watashya shiranedo hito samaga
Shijū-kusai to mōshi masu.«

Der Witz des Liedchens, der sich in der Übersetzung nicht wiedergeben läßt, beruht darauf, daß Shijū-kusai nach der Aussprache (nicht nach den Schriftzeichen) gedeutet werden kann als Shi-jū-ku-sai, neunundvierzig Jahre alt, und als Shijū-kusai, immer stinkend (vgl. oben Kusa-Tsubi). Sekitan to Tobera-obobo ist eine Steinkohlen- und Tobera-Vulva; über die Bedeutung von Sekitan, Steinkohle, in Beziehung zur Vulva geben die Unterlagen keine Auskunft; der Scherz des Liedchens wird aber dadurch nicht beeinträchtigt. »Wenn ich eine Frau mit einer schwarzen Tobera-Vulva nach ihrem Alter frage, dann gibt sie mir zur Antwort, sie wisse nicht, wie alt sie sei. Aber alle Leute sagen, sie ist Shi-jū-ku-sai!« Der Volkssänger überläßt es nun seinen Zuhörern, wie sie nach dem vorangegangenen Tobera-Bobo den Schluß sich auslegen wollen.

»Uwatsuki«, die Hochgestellte, als Abkürzung von »Uwatsukibobo«, die hochgestellte Vulva, bedeutet eine Vulva, die höher am Leibe »sitzt«, wie man im Volke sagt, als dies gewöhnlich der Fall ist. Ein Senryū gibt darüber folgende Auskunft:

»Goku-ō wa Heso wo sarukoto tōkarazu.«

»Eine Vulva, die nicht sehr weit vom Nabel entfernt liegt, ist erstklassisch.« Mit andern Worten »für den Koitus am besten geeignet«.

 

Eine solche Vulva nennt man auch »Jōkai«, die obere Welt, im Sinne von Paradies oder Himmel.

Der Gegensatz von Jōkai ist »Gekai«, die niedere Welt, im Sinn von »die irdische Welt«. Daraus hat man ein volkstümliches Wort für eine tiefstehende Vulva gemacht, es wird aber auch als Bezeichnung der Vulva schlechthin gebraucht. Ein Senryū lautet:

»Harikata wo Gekai e otosu Nagatsubone.«

»Die Hofdame versenkt ein Godemiché in die Unterwelt.« In welchem Sinn Gekai hier verwendet wird, läßt sich nicht ohne weiteres feststellen. Es kann darin eine Anspielung liegen, daß die Hofdame wegen ihrer besonders tief liegenden Vulva zum Koitus nicht sehr geeignet ist und daß sie deshalb zum Harikata greift.

Die tiefliegende Vulva nennt man auch »Sagari-Bobo«, die nach unten hängende, die hinuntergerutschte Vulva. Mädchen und Frauen mit einem Sagari-Bobo sind nicht beliebt, aus gewissen Schwierigkeiten heraus, die sich bei der Ausführung des Koitus bemerkbar machen. In einer scherzhaften Erzählung aus dem Ende der Yedo-Periode (also um 1860 u. Z.) wird unter der Überschrift »Tsukidokoro« (Die Anheftestelle) davon folgendes berichtet:

»Es war einmal ein Ehepaar. Wenn die beiden einen Koitus ausführten, beklagte sich der Ehemann jedesmal bei seiner Frau, indem er sagte: ›Dein Ding ist zu tief unten und ich habe deshalb soviel Last damit, wenn ich es benutze!‹ Ein Mann, der nebenan wohnte, hatte mehrere Male gehört, wie sich der Ehemann beschwerte, und ging eines Tages, als dieser gerade abwesend war, zu der Frau ins Haus. Er sagte zu ihr: ›Ich will jetzt ausgehen, seid doch so gut und paßt so lange auf mein Haus auf!‹ Da frug ihn die Frau: ›In welchen Geschäften müßt Ihr denn weg?‹ Worauf jener erwiderte: ›Ich wurde nach einem gewissen Haus bestellt, wo ich der Kuh ihr Hehe (die Vulva) höher legen soll!‹ ›Kann man denn nicht das menschliche Hehe auch in Ordnung bringen?‹ ›Aber selbstverständlich! Das kann ich noch viel leichter in Ordnung bringen, als ich es bei Tieren kann!‹ ... ›Ich schäme mich so, aber ich muß Euch sagen, daß mein Ding sehr tief liegt, und daher ist mir mein Mann nicht gut gesinnt. Könnt Ihr es nicht heraufholen?‹ ›Gewiß kann ich das!‹ sagte der Nachbar, legte der Frau ein Kissen unter den Hintern und machte sich ein schönes Vergnügen. Was ist das doch für ein Windhund!«

Das nebenstehende Bild gibt, unabhängig von dieser Erzählung, eine treffende Erläuterung dazu. Es zeigt die Art und Weise, wie sich eine Frau mit einem Sagari-Bobo helfen soll. Das Bild stammt aus dem Buch »Bidō Nichiya Nyohō Ki« (etwa: Frauenhandbuch für die Liebeskunst); Verfasser und Jahr des Erscheinens sind unbekannt.

siehe Bildunterschrift

Sagari-Bobo.

Als Gegensatz zu Uwatsuki gilt »Shitatsuki«; das Wort ist in dem geheimen Lied der Geishas auch erwähnt. Es bedeutet einen »tief gelegenen Platz« oder »im tieferen Teil liegend«, d. h. der Cunnus solcher Frauen und Mädchen liegt zu weit »nach hinten«. –

Von den alten oder veralteten Namen der Vulva ist besonders erwähnenswert das bereits im Kojiki, dem Buch der alten Überlieferungen (712 u. Z.), vorkommende »Mihoto«. Mi ist eine Verehrung ausdrückende Vorsilbe, die an Wörter kommt, die sich auf Götter oder Mitglieder der kaiserlichen Familie beziehen, wie z. B. Mikoto, ein früher üblich gewesener Titel, den wir mit »Kaiserliche Hoheit« wiedergeben müßten. Mikoto wurde aber auch an Götternamen angehängt und hat dann für uns den Sinn von »der hohe Herr«, »die hohe Frau«. Hoto ist ein alter Name für die Vulva; es bedeutet eigentlich das Schwellende oder das Angeschwollene. Man sagte früher auch in anständig umschreibender Weise »Hoto-dokoro«, der schwellende Teil (tokoro). Hoto hat sich in dem »Hotogi«, einem irdenen Gefäß, erhalten, das wir als »bauchig« bezeichnen würden. In dem Buch »Zokugo Kō« (etwa: Beiträge zur Forschung über die Volkssprache) sagt der Verfasser Tachibana Moribe: »Heute nennt man den Geschlechtsteil der Frauen Bobo. In früheren Zeiten sagte man dafür Hoto; Hoto ist aber weiter nichts als eine Abkürzung von Fuhoto und Bobo ist eine Verstümmelung des Wortes Fuho. Der Ursprung beider Worte ist auf die äußere Gestalt des Cunnus zurückzuführen, die etwas angeschwollen aussieht.« Wir würden also Mihoto im Deutschen etwa mit »das ehrenwerte Geschwollene« wiedergeben können.

Auch Matsuoka, der Verfasser der Abhandlung »Immei-Kō« (etwa: Dissertation über die Namen der Geschlechtsteile) ist der Ansicht, daß das volkstümliche Wort Bobo, das wir schon in vielen Zusammensetzungen kennen gelernt haben, nur eine Verstümmelung von Hoto ist. Heute wird Bobo als eine sehr verbreitete Bezeichnung für den Geschlechtsteil einer erwachsenen Frau verwendet. In einem Volksliedchen heißt es:

»Yūbe Kaka no Bobo e
         Nezumi ga ippiki tobikonda.
Oyaji ya naku naku Tama koi koi to
         Neko wo yobu.«

»In der vergangenen Nacht kroch eine Maus einem Weib in die Vulva hinein! Der Ehemann rief mit Tränen in den Augen nach der Katze Tama.« Tama, die Perle, der Edelstein, ist in Japan ein sehr beliebter Name für die Hauskatzen. Weitere Belege zu Bobo finden sich an verschiedenen Stellen des Buches.

Ein anderes veraltetes Wort für den Cunnus ist »Ubo«, das in den Saibaras, den früheren opernartigen Singspielen, vorkommt. Eine Deutung geben die Unterlagen nicht.

»Sake«, der Schlitz, die Spalte, obwohl ein sehr bezeichnendes Wort für die Vulva, ist veraltet; das heutige Sakeme, das auch Schlitz, Spalte, bedeutet, hat die Nebenbedeutung nicht.

 

Volkstümliche Bezeichnungen für die Vulva sind heute natürlich wie überall auch in Japan in Unmenge vorhanden. In der Umgangssprache gebraucht man häufig »Emeru«, die Spalte, das aber mit Sakeme nichts zu tun hat, sondern mit Emu, sich öffnen (wie eine Knospe) und Emiwareru, aufplatzen (wie eine reife Frucht) zusammenhängt.

Keiner weiteren Erklärung bedürfen »Tantei«, das Boot; »Ana-Bachi« oder »Ana-Hachi«, der hohle Topf oder die topfartige Höhle »Shumon«, das zinnoberrote Tor; »Kama«, der eiserne Topf, in der Mundart der Provinz Chiba; »Chobo«, der Fleck, in der Mundart der Provinz Tajima.

Auch »Hinato«, die Öffnung einer Frau, ist als Bezeichnung der Vulva ohne weiteres verständlich. Die Sprachforscher sind aber der Ansicht, daß Hinato aus »Hime-to«, einem veralteten Namen der Vulva abgeleitet ist. Hime-to kann als geheimer Teil oder als Frauentor erklärt werden, d. h. ein Tor, in dem der Penis aus und ein geht (Satow). Heki, die Öffnung, ist heute veraltet; es kam aber in den erotischen Büchern während der Temmei-Zeit bis zum Beginn der Meiji-Ära (1781–1867 u. Z.) sehr häufig vor. »Obenkō«, die Pißöffnung, ist ein nicht sehr feines Wort der Mundart in der Provinz Ōshū. Ob das in der allgemeinen Umgangssprache gebräuchliche »Obencho« damit zusammenhängt, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Komisch wirkt in beiden Fällen die Vorsetzung der Höflichkeitssilbe O, wodurch die beiden Wörter gewissermaßen eine anständige Form bekommen.

Daß das Lieblingsgetränk der Japaner, der Tee, zur Bezeichnung der Vulva herhalten müßte, war vorauszusehen, und so finden wir denn »Ocha-Ire«, die Teebüchse, und »Ochatsubo«, die Teekanne oder das irdene Gefäß, in dem der Tee aufbewahrt wird, der Teekrug. Das Wort »Ocha«, der Tee, ist veraltet; es kommt seit der Genroku-Periode (1688–1703) als volkstümliches Wort für die Vulva nicht mehr vor.

Dichterisch klingt der Ausdruck der Mundart der Provinz Toyama für die Vulva »Endō-no-Hana«, Erbsenblüte. Ein Volksliedchen sagt darüber:

»Bobo no kozane to Endō-no-hana wa
         Itoko zuki kaya yoku nitoru.«

»Die kleinen Lippen der Vulva und die Erbsenblüte werden wohl Basen sein, denn sie sind genaue Gegenstücke zueinander.« Da die Erbse ein Lippenblütler ist, hat der Volksdichter den Vergleich gar nicht schlecht gewählt.

Eine nicht weniger dichterische Bezeichnung für die Vulva ist »Nasake-no-Ana«, die Liebeshöhle, die im »Matsuya Hikki« (Das Merkbuch des Matsuya) ebenso dichterisch erklärt wird: »Nasake-no-Ana ist eine Höhle, in der die Beziehungen der Herzen ihre Freuden finden.«

Das Gong, japanisch »Wani-guchi«, der hohle Mund, ist nach Satow deshalb ein volkstümliches Wort für die Vulva geworden, weil der weibliche Geschlechtsteil die geschlechtliche Leidenschaft des Mannes beruhigt, wie das Gong in den buddhistischen Tempeln angeschlagen wird, wenn es gilt, das Gemüt eines Menschen zu beruhigen, der einen Verlust beklagt.

siehe Bildunterschrift

Kashiwa-mochi.

Von den Ärzten, die sich mit dem Studium der chinesischen Medizin beschäftigt haben, stammt das Wort »Meimon«, das Tor des Lebens. Man versteht darunter jedoch das Tor, aus dem die monatliche Blutung herauskommt. In der hohen Sprache ist Meimon eine altangesehene, adlige Familie.

In dem Buch »Wamyō Shū« (Wortschatz der japanischen Sprache), das im zweiten Bunsei-Jahr (1819 u. Z.) erschien, ist das Wort »Kaihin« als ein Name des Cunnus aufgeführt. Eine Deutung ist in den Unterlagen nicht enthalten, es könnte Frauenmuschel bedeuten. Die Muschel ist ja auch in Japan ein beliebter Ausdruck für den weiblichen Geschlechtsteil, der uns wiederholt begegnet ist, namentlich bei Muschelarten, die mit der Vulva eine besondere Ähnlichkeit haben, wie z. B. das Hamaguri. Mit »Mukimi-no-Hamaguri« oder »Mukimi« bezeichnet man das aus den Schalen herausgenommene Tier der Muscheln (von Mukeru, abschälen). Das Volk hat daraus ein Wort für die nackte Vulva einer Frau gemacht, d. h. einer Frau, die nackt ausgezogen ist. In den Provinzen Echigo und Sado nennt man den Cunnus mundartlich »Kaiko«, das Muscheltor.

In Blätter der mongolischen Eiche, Quercus dentata, japanisch Kashiwa, eingeschlagene gedämpfte Reiskuchen, japanisch Mochi, nennt man »Kashiwamochi«; aus der äußeren Gestalt dieser Kuchen hat das Volk den Vergleich mit der Vulva gezogen. Das vorstehende Bild zeigt in sinnbildlicher Weise drei solcher Vulven; es stammt aus dem vierten Band der von Chikudō gesammelten »Neue Beispiele von Volksliedchen«, »Dodoitsu Shinrei«, einem im frühen Teil der Meiji-Ära veröffentlichten Buch. Das dazugehörige Liedchen lautet:

»Fukureta tokoro wo ue kara sotto
         Nadete hawomuku Kashiwamochi,
Futon wa kechi demo Mochihada de
         Daigoku jōtō yatte mina.«

»Klopfe sanft auf die erhabenen Teile des Kashiwamochi und nimm dann das Blatt fort. Wenn die Decke auch armselig ist, so ist doch der Kuchen hübsch fett und hat einen guten Geschmack. Versuche ihn nur einmal!« Das klingt an sich sehr harmlos, wird aber anders, wenn wir die Erklärung dazu geben. Man klopft sanft auf die erhabenen Teile des Kashiwamochi, um das Blatt von dem Kuchen zu lösen; gemeint ist aber eine zarte Liebkosung des Venusberges. Das Wegnehmen des Blattes bedeutet, daß man der Frau das Lendentuch auszieht. Mit der armseligen Decke ist der untere Teil des Blattes gemeint, während in Wirklichkeit Futon eine Bettdecke bedeutet, auf der man schläft. Mochihada ist eigentlich die Reiskuchenhaut; das Volk versteht aber darunter den nackten geschmeidigen Körper einer Frau, die man umarmt. Das Liedchen will also etwa folgendes sagen: »Streichle ihr sanft den Venusberg; dann ziehe ihr das Lendentuch aus. Wenn du auch ein armseliges Lager hast, so hat sie doch einen hübschen Körper, der dir ein schönes Gefühl geben wird. Nun versuche einmal einen Koitus!« Mit Hada wo furu, die Haut, d. h. den nackten Körper berühren, bezeichnet das Volk die Ausführung des Koitus.

Unter »Kuzumochi« versteht man Kuchen, die aus Kuzuko, dem aus der Pfeilwurzel, Pueraria Thunbergia, hergestellten Mehl angefertigt sind. Es ist ein Stärkemehl, das sogenannte Arrow-root, gewöhnlich aus Maranta arundinacea durch Rösten und Auswaschen der in frischem Zustande giftigen Wurzelknollen gewonnen. Diese Kuchen nehmen beim Backen viel Fett an und fühlen sich daher entsprechend fettig an, so daß Kuzimochi zur volkstümlichen Bezeichnung eines nach dem Koitus mit Samenflüssigkeit beschmierten Cunnus geworden ist.

Aus dem Pflanzenreich sind mit Bezug auf ähnliches Aussehen mit einer Vulva genommen: »Akebi«, Akebi quinata (Berberitze?), weil die rote reife Frucht dieser Pflanze die äußere Form und das Aussehen einer Vulva hat. Zwei Ausdrücke stammen von den Gehilfen der Drogenhändler des Doshō-machi, Ōsaka, dem Hauptsitz des Drogenhandels. »Baimo«, Fritillaria verticillata, eine Pflanze aus der Familie der Liliaceen, deren Knollenzwiebel die äußere Form eines Cunnus hat, und »Bokka«, Pirus japonica, die japanische Quitte (auch als Cydonia jap. bezeichnet), deren Frucht einer Vulva ähnlich sieht. –

Die scherzhafte Beleuchtung, in der das japanische Volk alle Äußerungen des Geschlechtslebens sieht, findet man auch in vielen Bezeichnungen der Vulva wieder. »Omowaku-no-Minamoto«, der Ursprung der letzten Absichten, oder, wie man nach einem deutschen Scherzgedicht sagen könnte, »das höchste Ziel«, ist ein lustiger Name der Vulva. Ob »Gohizō«, der ehrenwerte Schatz, im Sinne von wertvoller Besitz, als ernstgemeintes Wort für die Vulva gemeint ist, kann zweifelhaft sein. Go ist ein Ausdruck der Hochachtung.

Unbedingt scherzhaft ist jedenfalls »Hikeshi-Tsubo«, der Feuerlöscheimer, d. h. ein Gefäß des japanischen Haushalts, das dazu dient, brennende Kohlen abzulöschen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Ich habe dafür das allgemein verständliche Wort Feuerlöscheimer genommen. Der Sinn ist der, daß man mit einem solchen Topf, also der Vulva, das Feuer der geschlechtlichen Leidenschaft löscht. Das kann sich sowohl auf den Mann als auch auf die Frau beziehen, wie aus den beiden folgenden Senryūs hervorgeht:

»Hi no yō ni okoru to
         Tsubo e irete keshi.«

»Wenn das Feuer der geschlechtlichen Begierde ausbricht, dann löscht sie es mit ihrem Topf.« Man kann dies Senryū natürlich ganz harmlos auffassen (no yō ni = so wie) und das folgende auch, worin ja meistens der Witz der Senryūs besteht.

»Okyaku ga kaeru to
         Sugu ni dasu Hikeshitsubo.«

»Sofort, nachdem der Gast nach Hause gegangen ist, bringt sie den Feuerlöscheimer herbei.« D. h. sie löscht die Kohlen aus, die zur Erwärmung des Zimmers dienten, in dem der Gast sich aufhielt. Okyaku ist aber auch eine Bezeichnung für die monatliche Reinigung, wie wir in dem betreffenden Abschnitt gezeigt haben. Damit erhält das Senryū den Sinn: »Sobald die Menses zu Ende sind, entblößt sie ihre Vulva (und fordert den Mann zum Koitus auf)!« Das Senryū beruht auf der Beobachtung, daß der Geschlechtstrieb der Frauen während und unmittelbar nach den Menses besonders rege ist.

»Kanebako«, der Geldkasten, als Scherzwort für den Cunnus könnte zweierlei Bedeutung haben. Einmal wäre es der Behälter, in den man etwas hineinbringt, aber Kanebako hat auch den Sinn von Kapital, so daß es ein Geldkasten wäre, mit dem man etwas verdient. »Hako«, der Kasten, die Büchse, wie man auch im Deutschen sagt, ist eindeutig und hängt mit der Redensart zusammen »Hako e ireru«, etwas in die Büchse tun.

Wenn ein Rabe verwundet ist, so daß das rote Fleisch der Wunde im schwarzen Gefieder sichtbar wird, so vergleicht das Volk in Japan diese Erscheinung mit der Vulva, die bei der Japanerin ausnahmslos mit schwarzen Haaren versehen ist. Das ist das »Teoi-Garasu« oder »Teoi-Karasu«, der verwundete Rabe, als Bezeichnung für die Vulva einer erwachsenen Frau. Sie scheint sehr alt zu sein, denn sie kommt schon in dem »Kwan Hasshū Tsunagi Uma« (Die angeseilten Pferde der acht Provinzen von Kwantō Es sind die Provinzen östlich von Hakone. vor, einem Schauspiel in Versen von Chikamatsu Monzaemon (Sōrinshi), das im neunten Kyōho-Jahr (1724 u. Z.) verfaßt ist. In dem Abschnitt »Onna Sumō« (Frauenringkampf) kommt die folgende Stelle vor:

»Frau Rangiku (Blaue Rose, Spiraea) und Frau Kihada (Kleeblüte?) wurden rot und die letztere sagte: ›Ach, Unsinn! Bei einem jungen Mädchen mag es ganz hübsch aussehen, aber die Haut der Älteren sieht doch ganz dunkel aus! Und das ist doch ein schreckliches Schauspiel, wenn das Lendentuch vom Leib verschwindet: Gerade, als wenn wir einen verwundeten Raben sehen!‹ Und beide brachen in ein lautes Lachen aus.«

Die Öffnung in einem Giebel, »Hafū-guchi«, ist ein sehr volkstümliches Wort für den Cunnus; es trifft natürlich nur zu, wenn es sich um ein rundes Loch und nicht um ein viereckiges Fenster handelt.

Eine geile, wollüstige Frau nennt das Volk »Shōyudaru«, ein Sojabohnensaucefäßchen, weil dessen Boden immer feucht ist, wie die Vulva einer solchen Frau.

Ist die geschlechtliche Absonderung der Frau beim Koitus besonders reichlich, so daß beim Koitus ein gewisses Geräusch entsteht, das man mit dem beim Waschen von Kleidern vorkommenden Ton vergleichen kann, so nennt das Volk eine solche Vulva »Sentaku-Bobo«, die waschende Vulva. Ist das Geräusch noch stärker, was zuweilen durch eingedrungene Luft vorkommen kann, so sagt man, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, »Kaminari-Bobo«, eine donnernde Vulva.

Nach der Ansicht des Volkes gibt es einen Cunnus, der sich sehr kalt anfühlt, und deshalb »Shimizu«, der kalte Cunnus, genannt wird. Eine Frau, die solche kalten Geschlechtsteile hat, soll an verschiedenen Krankheiten leiden und kein Kind zur Welt bringen können, weil ihr Leib keine Wärme hat. In dem von Tokakusai verfaßten Buch »Shikidō Kimpishō« (Geheimnisse der Liebeskunst), das während der Kayei-Periode erschien, ist diese Volksmeinung wiedergegeben. »Shimo«, der untere Teil, der Unterleib, ist ein anständiges Wort für den Cunnus und hat auch mit Shimizu nichts zu tun. –

Zum Schluß bringen wir noch einige hierher gehörende Volkserzählungen, die einer besonderen Beachtung wert sind, weil sich ähnliches in dem Schrifttum und in der Folklore vieler Völker findet.

Im sechsten Kapitel des siebenten Bandes in dem von dem buddhistischen Priester Mujū Hōshi zusammengestellten Buch »Shaseki Shū« (Eine Sammlung von Sandsteinen?), das im zweiten Kōan-Jahre erschien (1279 u. Z.), steht folgende Geschichte zu lesen:

»Ein Mann, der versuchen wollte, die Keuschheit seiner Frau nachzuprüfen, malte ihr eines schönen Tages, als er sich auf eine Reise begab, eine Kuh über die Geschlechtsteile. Der Ehebrecher kam und als er mit der ungetreuen Frau den Geschlechtsverkehr ausgeübt hatte, malte er ihr an Stelle der liegenden Kuh, die der Mann gemalt hatte, eine stehende Kuh auf den Leib. Als der Mann zurückkam und den Leib seiner Frau betrachtete, machte er ihr wegen ihres schlechten Betragens heftige Vorwürfe. Da erwiderte ihm die Frau: ›Aber, lieber Mann, glaubst du denn wirklich, daß eine liegende Kuh ihr ganzes Leben verschlafen kann?‹ Da vergab ihr der Mann mit der Feststellung: ›Da wirst du wohl recht haben!‹«

In der Provinz Kishū erzählt man diese Geschichte in der folgenden Fassung:

»Der Ehemann malte ein Pferd mit einem Gebiß auf jenen Teil der Frau, ehe er sein Haus verließ. Als er zurückkam und nach dem Bilde sah, fand er ein Pferd ohne Gebiß vor. Als er daher die Frau schuldig sprach, erwiderte sie ihm folgendes: ›Weißt du denn nicht, daß man einem Pferde, das Bohnen frißt, das Gebiß abnimmt?‹«

In dieser Geschichte stecken mehrere Anspielungen, die wir zum besseren Verständnis des Schlußsatzes näher erläutern müssen. Das Wort »Mame«, die Bohne (wie schon mehrmals erwähnt), ist ein Gassenwort für den Cunnus und wird meistens für den Geschlechtsteil eines jungen Mädchens gebraucht. Einen Mann, der heimlich Geschlechtsverkehr mit einer anderen Frau oder Ehefrau sucht, bezeichnet die Gassensprache als »Mame-Dorobō«, als einen Bohnenräuber. Ein Senryū spottet über das Pech eines solchen Bohnenräubers auf die folgende Weise:

»Mame-dorobō ga kojite iru Totatebobo.«

»Seht euch den Ehebrecher an, der zu einer Frau mit Scheidenverschluß geht!« Mit andern Worten: »Seht euch einmal diesen Bohnenräuber an, der sich zu einem Koitus verhelfen will und dabei an eine Frau mit Scheidenverschluß (Atresia vaginae) gerät!« D.h. an eine Frau, die gar keine Bohne hat!

Uma, das Pferd, hat im Geschlechtsleben des Mannes und der Frau verschiedene Bedeutungen; zunächst kommt für uns diejenige in Betracht, die einen großen, kräftigen Penis bezeichnet. Wie wir im Deutschen einen solchen Mann einen »Hengst« nennen. Man sagt auch »Uma-Nami«, ein Pferde-Ähnlicher.

Als Beleg hierfür bringen wir im folgenden zwei Volkserzählungen, von denen die erste lebhaft an den goldenen Esel von Apuleius und an dessen Vorgänger Lukian erinnert. Das Geschichtchen ist überschrieben »Musô no Bayaku« (Die geträumte Pferdearznei).

»In Imaichô lebte ein Mann, der ein sehr großer Verehrer der Göttin Kwannon von Asakusa war. Im Abschnitt »Götter und Geister« ist bereits erwähnt, daß Kwannon die Göttin der Gnade ist, die Mitleid mit den Sündern hat und alle guten Tugenden verleiht. Sie wird als schöne Frau dargestellt, sodaß sie überhaupt als Sinnbild der Frau in geschlechtlicher Beziehung gilt und ihr Name zu einem Gassenwort für die Vulva geworden ist. In dieser Beziehung ist also der gebrauchte Ausdruck »ein großer Verehrer der Göttin Kwannon« einer doppelten Auslegung unterworfen. Eines schönen Tages hatte er einen wunderbaren Traum. Es handelte sich darin um eine merkwürdige Arznei, von der er im Sakaichô (dem Hauptbezirk der Drogengroßhändler in Tōkyō) eine Menge kaufte, um damit viel Geld zu verdienen. Als er mit seinem Mittel nach Hause kam, ging er nach oben, zog sich ganz nackt aus und strich die Arznei auf seinen ganzen Körper. Zuerst wurde sein Gesicht wie das eines Pferdes, dann folgten die übrigen Glieder. In diesem Augenblick kam seine Frau hinauf und sah ihren verwandelten Ehemann. Ganz bekümmert seufzte sie: ›Wie schrecklich ist es, daß er bei lebendigem Leib in ein Tier verwandelt worden ist!‹ Darauf erwiderte ihr das ›Pferd‹: ›Sei ruhig, mein Liebling! Ich kann ohne alle Umstände wieder in meine menschliche Gestalt zurückkehren!‹ Als er dies gesagt hatte, brachte er die Arznei abermals auf seinem ganzen Körper an, so daß Kopf, Hals und Hände sofort wieder ein menschliches Aussehen bekamen. Da rief die Frau plötzlich in ganz zufriedenem Ton aus: ›Oh! Das ist ja eine ganz merkwürdige Sache! Nun wende aber keine Arznei mehr an, mein Lieber! Es ist doch besser, wenn du deinen unteren Teil wie ein Pferd behältst!‹«

Die zweite Geschichte faßt das Motiv von einer anderen Seite an. Die Geschichte betitelt sich »Uma no Mame«, Die Bohnen des Pferdes. Daß Mame, die Bohne, den weiblichen Geschlechtsteil bedeutet, haben wir oben gesehen. Auf der doppelsinnigen Auslegung von Mame, Bohne oder Vulva, und Uma, Pferd oder Penis, beruht der Witz des Geschichtchens:

 

»Es war einmal ein bösartiger Ehemann, der kam jeden Morgen mit gleichgültig-nachlässiger Miene nach Hause, nachdem er nachts draußen seinen Vergnügungen nachgegangen war. Seine Frau, die darüber wütend war, ließ ihn eines Tages erst fortgehen, nachdem sie das Schriftzeichen für ›Uma‹ (Pferd) auf die Eichel seines Penis geschrieben hatte; sie wollte dadurch den Geschlechtsverkehr mit einer andern Frau unmöglich machen. Der Mann ging an diesem Abend zu einem Freudenmädchen, das er liebte, war aber wegen des Schriftzeichens ›Uma‹ sehr zurückhaltend und erzählte seiner Schönen von seinen Bedenken. Da sagte seine Geliebte, sie würde ihm schon das Schriftzeichen genau wieder auf den Platz schreiben, auf dem es gewesen war. Er erklärte sich mit ihrem Vorschlag einverstanden und sie gingen zusammen zu Bett. Ehe er am andern Morgen nach Hause ging, schrieb ihm seine Geliebte das Zeichen auf die frühere Stelle. Als er nun ankam, verlangte seine Frau, die schon auf der Lauer lag, um ihn abzufangen, eine sofortige Besichtigung von ihm. Da zeigte der Mann ganz stolz seinen Geschlechtsteil vor, aber die Frau sagte, nachdem sie ihn sehr sorgfältig betrachtet hatte: ›Das ist doch sehr sonderbar! Das Schriftzeichen ›Uma‹, das ich dahin geschrieben habe, war doch viel dünner, als dieses da! Nicht wahr?‹ Da erwiderte ihr der Mann: ›Ach, liebe Frau, dieses Pferd (Uma) hat Bohnen (Mame) gefressen und daher ist es so dick geworden!‹«

Der Scherz läßt sich im Deutschen ganz gut wiedergeben, da mundartlich das Wort »Bohne« für die Vulva gebraucht wird. Man könnte dann den Schlußsatz so fassen: »Der Hengst hat eine Bohne gefressen, deshalb ist er so dick geworden!« Mit einer Bohne würde der Witz noch grotesker wirken. –


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