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Die anderen gegenständlichen Reizmittel

Neben dem Harikata, dem künstlichen Penis in allen seinen Formen, und dem Azumagata, der künstlichen Vulva, für die ja nach dem anatomischen Bau der weiblichen Geschlechtsteile keine Abwechslung in der Wiedergabe möglich ist, finden sich in Japan noch eine Menge gegenständliche Reizmittel, die wir im folgenden besprechen wollen.

Das Rin-no-tama ist wohl das außerhalb des Landes bekannteste und gewissermaßen auch berühmteste Reizmittel der Japanerin. Das Wort bedeutet: Die Kugel mit der kleinen Klingel; wir würden also sagen: die klingelnde Kugel. Sie ist eine der Yotsumeya-Dōgus, der Erzeugnisse des Hauses Yotsumeya (siehe oben), wird aber selbstverständlich auch von anderen »Fabrikanten« hergestellt. Es sind die verschiedensten Beschreibungen des Rin-no-tama in europäischen Büchern zu finden. Sie gehen wohl meistens auf die Angaben Wilhelm Joests zurück. W. Joest, Allerlei Spielzeug, Internationales Archiv für Ethnographie, Bd. 6, S. 166 f., Leyden 1893. Nach Joest wären die Rin-no-tamas hohle Kugeln, in denen sich zwei Böden aus je vier kleinen Metallzungen befinden, zwischen denen eine ganz kleine, massive Metallkugel frei beweglich liegt. Die leiseste Bewegung bringt diese ins Rollen und verursacht durch Vermittlung der Metallzungen eine leichte Vibration, einen nicht unangenehmen Kitzel, einen leichten Schlag, wie etwa den eines ganz schwachen Induktionsapparates. Diese Kugeln sollen zum Zwecke geschlechtlicher Erregung von Weibern in die Vagina gesteckt und durch einen Papiertampon an ihrer Stelle festgehalten werden. Auch die Chinesinnen sollen von solchen Reizkugeln oder »Klingelkugeln« Gebrauch machen. Ploß-Bartels haben diese Angaben übernommen. Das Weib in der Natur- und Völkerkunde, Leipzig 1895, Bd. I, S. 389. Weitere Quellen findet man bei Havelock Ellis. Geschlechtstrieb und Schamgefühl, Würzburg 1907, S. 233 f. Nach seinen Angaben ist die eine Kugel leer; die andere, der sogenannte kleine Mann, enthält noch eine kleine schwere Metallkugel oder Quecksilber, manchmal auch Metallzungen, die, in Bewegung gesetzt, vibrieren; werden beide Kugeln nebeneinander auf der Hand gehalten, sind sie ständig in Bewegung. Die leere Kugel wird zuerst in die Vagina eingeführt, bis sie den Uterus berührt, dann erst die andere. Die geringste Bewegung des Beckens oder der Hüften oder auch selbständige Bewegungen der Bauchorgane bringen die Metallkugeln oder das Quecksilber zum Rollen und die dadurch entstehende Vibration ruft ein fortgesetztes Kitzelgefühl hervor, einen sanften Schlag usw. Die Frauen, die diese Kugeln benutzen, wiegen sich mit Vorliebe in Hängematten und Schaukelstühlen, denn die sanften Schwingungen der Kugeln rufen langsam und allmählich den höchsten Grad sexueller Erregung hervor. Joest erwähnt, daß dieser Apparat dem Namen nach auch den Mädchen aus dem Volke bekannt sei, daß aber meist nur die besseren Geishas und »die Prostituierten« sich seiner bedienten.

Josef Schedel, der solche Rin-no-tamas in einem Kästchen mit Reizmitteln gekauft hat, beschreibt sie als »die bekannten, aus dünnem Messingblech hergestellten, fein abgedrehten Kugeln, die im Innern eine kleinere, schwerere enthalten und beim Koitus als reizerhöhend benutzt werden«. Schedel spricht dann noch von Samenkörnern, wahrscheinlich von der Paeonie (Botan), die an Stelle der Rin-no-tamas Verwendung finden.

Satow spricht nur von zwei kleinen Metallkugeln von goldgelber Farbe, in denen Quecksilber eingeschlossen ist; wenn man sie auf der Handfläche bewegt, geben sie einen Ton wie ein Glöckchen von sich. Wenn man die beiden Kugeln gebrauchen will, legt man eine davon in die Schublade des Hako-makura, des hölzernen Kopfkissens, um das Geklingel zu hören, und die andere Kugel wird in den Scheidenkanal eingeschoben, um beim Koitus die Leidenschaft der Geliebten zu erhöhen, da die meisten japanischen Frauen geschlechtlich wenig empfindend sind. Wenn man das Rin-no-tama aus dem Scheidenkanal wieder entfernen will, läßt man die Frau auf allen Vieren herumkriechen, wobei sie die Hinterbacken möglichst hoch in die Luft heben muß. Dann schlägt man ihr leicht mit der Faust auf die Hinterbacken, wodurch das Rin-no-tama ohne jede Schwierigkeit herausfallen wird. Die beiden Bilder stellen die beschriebene Gebrauchsanweisung für das Rin-no-tama dar; sie sind dem Buch »Bidō Nichiya Nyohō Ki« entnommen.

siehe Bildunterschrift

Rin-no-tama.

Man nennt das Rin-no-tama auch »Menrei« (Weiberbrauch?) und seit der Zeit nach der Meiji-Ära auch »Yamato-Dama«, das japanische Kügelchen. Diese Bezeichnung wird wohl aus Rücksicht auf die Ausländer von den Fabrikanten erfunden worden sein, denn dem Einheimischen dürfte der Ausdruck »Japankugel« gar nichts bedeuten. Übrigens bedeutet auch der von Josef Schedel angegebene Name »Wa-tama« lediglich Japankugel.

Eine lustige Geschichte, die den oben geschilderten Kunstgriff, wie man das Rin-no-tama wieder aus dem Körper entfernt, in launiger Weise verwertet, steht in dem Buch »Koi-no-Minamoto«, Die Quelle (oder der Ursprung) der Liebe; es erschien am Ende der Yedo-Periode.

»In einem gewissen Hause war eine etwa 17 bis 18 Jahre alte Dienstmagd. Als sie einstmals in der Küche ihrer Beschäftigung nachging, fand sie in diesem Raum süße Kartoffeln, von denen sie eine an sich nahm und in ihrem Ärmel heimlich verbarg. Darauf ging sie zu dem Setchin (dem Abtritt). Ein Diener schlich sich hinter ihr her, um zu sehen, was sie dort tun würde, und lugte versteckt durch die Fensteröffnung. Die Dienstmagd, die ihn nicht bemerkt hatte, feuchtete die Oberfläche der süßen Kartoffel ordentlich mit ihrem Speichel an und führte diese dann langsam in ihre Scheide ein, um damit Selbstbefriedigung zu erreichen. Nachdem sie mehrere Handgriffe ausgeführt hatte, auf die ein schweres Seufzen folgte, erreichte sie den Höhepunkt im Orgasmus, wobei sie die Augen schloß und reichlich Flüssigkeit absonderte. In diesem Augenblicke mußte sie niesen, da sie sich anscheinend den Hintern verkühlt hatte. Durch diesen zufälligen Umstand schlüpfte ihr die Kartoffel aus der Hand und verschwand tief in die Scheide hinein. Die Dienstmagd war sehr überrascht und mühte sich ab, die Kartoffel herauszubekommen. Aber alles war vergebens; sie erreichte nichts. Sie war infolgedessen sehr aufgeregt, aber nach einigen Minuten nickte sie plötzlich mit dem Kopfe und gab sich dann mit der Faust einen Schlag auf den Hintern. In demselben Augenblick fuhr die Kartoffel aus der Scheide heraus und flog dem lauschenden Diener mitten auf die Stirn. Dieser war durch diesen plötzlichen Angriff fast versteinert vor Schreck und sagte: ›Makoto ni Imo wo tsubushi mashita!‹«

Der Witz der Geschichte liegt in den Worten des Dieners. Er hat eigentlich gesagt: »Wahrhaftig! Mich hat beinahe die Kartoffel zerquetscht!« Diese Äußerung ist ein Wortspiel mit: »Kimo wo tsubusu,« denn dieser ähnlich klingende Ausdruck bedeutet: »Ich bin furchtbar erschrocken!«

Der Dienstmagd, die irgendwoher wußte, wie man ein Rin-no-tama aus dem Körper entfernt, ist dieser Kunstgriff also rechtzeitig eingefallen. Wir erinnern hier an den oben bei »Harikata« angeführten Bericht über den Tod der Kaiserin Shotoku, die sterben mußte, weil die süße Kartoffel bei der Selbstbefriedigung zerbrach und das in die Scheide gerutschte Stück nicht entfernt werden konnte. Damals scheint man demnach vom Rin-no-tama und seiner Entfernung aus dem Körper der Frau noch nichts gewußt zu haben.

Da das Rin-no-tama jedenfalls nicht billig ist, hat man mehrere Ersatzmittel dafür. In dem erotischen Buche »Keshizumi« (dieser poetische Titel lautet wörtlich: Erloschene Holzkohlen) liest man darüber folgendes:

»Rin-no-wa matawa onajiku Tama,
         Iriko, Kinkan nado mo irete.«

»Schiebe solche Dinge hinein, wie Rin-no-wa, Rin-no-tama, Iriko, Kinkan usw.« Vom Rin-no-wa werden wir gleich sprechen. Iriko ist eine getrocknete Seegurke, Holothuria, auch Beche-de-mer, gewöhnlich Trepang genannt, die in diesem getrockneten Zustande im Osten viel gegessen wird. Es ist jedenfalls interessant, daß diese Beche-de-mer als Ersatz für das Rin-no-tama dient. Kinkan, auch als Kumkwat bezeichnet, ist die Frucht des japanischen Zitronenbaumes, Citrus japonica, dessen Früchte, die bedeutend kleiner sind als unsere Zitronen, nach der obigen Anführung also auch als Rin-no-tama Verwendung finden.

Das Kôgwan, die Wachskugel, auch Komôrôgwan genannt, ist ein Mittelding zwischen Rin-no-tama und Hiyaku, einem Geheimmittel, wie Arzneien und Drogen, das im Geschlechtsleben Verwendung findet. Man nennt es auch »Kikei-dama«, die Kugel, die einen Koitus angenehm macht. Diese Wachskugeln werden mit einem Gemische von gereinigtem Bomeo-Kampher, gestoßenen Gewürznelken usw. hergestellt, jenen verwickelten Drogenmischungen, die wir bei den Hiyakus, wie Chômeigwan usw., noch kennen lernen werden. Offenbar sollten diese Stoffe sich im Scheidenkanal aus dem Wachs lösen und die Frau anreizen. Es handelt sich anscheinend um alte Überlieferungen, denn heute steht man der Wirksamkeit gerade der genannten und ähnlicher Stoffe sehr ungläubisch gegenüber. –

Zum Aufsetzen auf den Penis, um der Frau größeren Genuß zu bereiten, dienen die sogenannten Reizringe, von denen es verschiedene Arten gibt, deren zwei in unseren Unterlagen näher beschrieben sind.

Das Rin-no-wa, der Radring, auch kurz Rin genannt, ist ein Ring mit kleinen Knöpfchen, der hinter die Peniseichel auf das Collum glandis geschoben wird und die Reibung in der Vulva verstärken soll. Satow hält die Reizung des Orificium vaginae als Gefühlserhöhung der Frau für wichtiger. Das Bild aus »Kôshoku Tabimakura«.

siehe Bildunterschrift

Rin-no-wa oder Rin.

Dem Rin-no-wa ähnlich ist das Namako-no-wa, der geriefte, gewellte, gefurchte oder gerippte Ring, auch Namako-gata, die gerippte Form, genannt. In dem Preisverzeichnis des öfter erwähnten Galanteriewarenhändlers aus Tôkyô, der im 35. und 36. Jahr der Meiji-Ära (1902 bis 1903) seine Anpreisungen verteilen ließ, steht folgendes zu lesen:

»Namako-gata ist ein Ring, der teils vertieft, teils gewölbt ist. Er wird angewendet, um das geschlechtliche Gefühl einer Frau während des Koitus zu erhöhen.«

Wie die beigegebenen Bilder zeigen, gab es bei dem Händler zwei verschiedene Arten von Namako-gatas zu kaufen. Das obere ist leicht verständlich dargestellt, während man sich von dem unteren infolge der ungeschickten Zeichnung keine klare Vorstellung machen kann. Namako ist der Name der oben erwähnten Seegurke, von deren unregelmäßiger Gestalt der Ring den Namen hat. –

siehe Bildunterschrift

Namako-no-wa.

Vom Higo-zuiki haben wir im Abschnitt »Götter und Geister« gesprochen, müssen aber das dort Gesagte hier im Zusammenhang zum Teil wiederholen. Die Higo-zuikis sind getrocknete Stengel der Aronswurzel, die wegen ihrer eßbaren Knollen geschätzt wird (Arum maculatum). Man bezeichnet die Pflanze gewöhnlich als Taro. Die getrockneten Stengel, die Zuikis, kamen ursprünglich aus Higo in der Provinz Kyûshû, deshalb nannte man sie Higo-Zuikis.

siehe Bildunterschrift

Higozuiki.

Mit diesen Higo-zuikis umwickelt der Mann seinen Penis, um ihn zu vergrößern und der Frau dadurch mehr Genuß zu verschaffen. Auf dem beigegebenen Bild ist ein solcher umwickelter Penis zu sehen; darunter befindet sich ein Strang Higo-zuikis. Aus »Bidō Nichiya Nyohō Ki«.

In dem erotischen Buch »Makura Bunko« (Boudoir-Bücherei) wird folgende Anweisung für den Gebrauch der Stengel gegeben:

»Man braucht sie, um einen kleinen Penis zu einem tüchtigen zu vergrößern. Für das Umwickeln gibt es eine bestimmte Vorschrift. Wenn du es falsch machst, bleiben die Higo-zuikis in der Scheide stecken. Wenn du also mit der Sache nicht vertraut bist, wende diesen Gegenstand lieber nicht an, denn andernfalls kann die Frau davon Schaden haben. Die Vorschrift lautet folgendermaßen: Binde das eine Ende des Higo-zuiki mit einem dünnen Bindfaden an der Wurzel des Penis fest. Dann umwickele seinen Rumpf bis zur Eichel und auch hier mußt du das Ende des Higo-zuiki mit einem Faden festbinden.« Vor dem Gebrauch wärmt man die Stengel an.

Von der Sitte der Halbwelt, ein Higo-zuiki aus einem Aberglauben heraus als Haarband zu benutzen, haben wir oben gesprochen. Es kommt aber auch vor, daß sich Frauen solche Stengel um die Finger wickeln, um bei der Selbstbefriedigung größeren Genuß zu haben. Im folgenden geben wir einige Senryūs, die sich mit diesem Reizmittel beschäftigen:

»Higo no meisan de
         Henoko wo imashimeru.«

»Mit dem berühmten Erzeugnis von Higo binden wir dem John Thomas Hände und Füße!« Hände und Füße bedeuten, wie wir oben gesehen haben, die Wurzel des Penis und die Corona glandis. Um den Scherz des Senryū deutlich zu machen, hat Satow den Penis mit einem englischen Slangwort bezeichnet. Manchon, J., Le Slang, Lexique de l'anglais familier et vulgaire, Paris 1923, S. 168.

»Higo-zuiki mushō ni egoku
         Yogaraseru.«

»Durch die Hilfe des Higo-zuiki wird die Frau bei der Befriedigung bewußtlos!« Man scheint demnach zu dieser Umwicklung des Penis in der Männerwelt großes Vertrauen gehabt zu haben.

siehe Bildunterschrift

Higozuiki.

»Echizen wa Higo no
         Kasei wo tanomu nari.«

»Ein Mann, der an einer Phimosis leidet, nimmt sich das Higo-zuiki zur Hilfe.« Von der Bedeutung des Wortes Echizen als Bezeichnung der Phimosis werden wir später sprechen. Das Senryū will sagen: Wenn du Angst hast, daß deine Verengerung der Vorhaut dir beim Koitus Schwierigkeiten macht, dann gib deinem Penis durch die Umwicklung mit dem Higo-zuiki einen festen Halt!«

Das folgende Senryū haben wir oben bereits erwähnt, müssen es hier aber wiederholen, um den Sinn des beigegebenen Bildes klar zu machen:

»Higo-zuiki tokete
         Futami-ga-ura-no.«

»Das Higo-zuiki hat sich losgelöst und so sieht das nun aus, wie das Felsenpaar von Futami!« Dieses Felsenpaar ist mit Strohseilen umwunden, die die eheliche Verbindung bedeuten sollen, wie wir oben gesehen haben. Auf der obenstehenden Zeichnung ist nun dieses Felsenehepaar parodiert, indem das Strohseil durch ein Higo-zuiki ersetzt ist, das nun die eheliche Verbindung der beiden herstellt. Das Bild soll aber auch zugleich eine Warnung sein, daß man das Higozuiki nicht unsachgemäß benutzt und das Gesicht des Mannes, sowie die Geste mit der Hand bringen deutlich genug zum Ausdruck, daß er die Dummheit einsieht, die er gemacht hat. Bild aus »Yanagidaru Yokyō Suetsuma Hana«, Bd. 1: Beni no Hana.

Eine eigentümliche Bezeichnung für das Higo-zuiki ist »Oranda ito«, die holländische Schnur. Der Ausdruck wird in der erotischen Erzählung »Kōshoku Ichidai Otoko« (Lebensgeschichte eines wollüstigen Mannes), die von Ihara Saikaku verfaßt ist, zum erstenmal verwendet. Das Buch erschien 1682 u.Z.; es scheint sich um einen Versuch zu handeln, die Higo-zuikis, wie oft in solchen kitzlichen Dingen, den Ausländern in die Schuhe zu schieben.

Taihaku (von weißlicher Farbe) nennt man eine besonders gute Sorte des Higo-zuiki. –

siehe Bildunterschrift

Sekirei-Dai.

Zu den gegenständlichen Reizmitteln im Geschlechtsleben der Japaner müssen wir auch einen sonderbaren Apparat rechnen, der eigentlich nur eine Verfeinerung in der Ausführung des Koitus bezweckt. Es ist auch ein Yotsumeya-Dōgu, ein Erzeugnis des Hauses Yotsumeya. Man nennt dieses sonderbare Ding »Sekirei-Dai«, der Bachstelzen-Untersatz. Es ist ein Kissen, das beim Koitus unter die Hinterbacken der Frau geschoben wird und das sich auf und ab bewegt, wenn sie die Lage ihres Unterkörpers verändert. Durch diese Bewegungen soll die geschlechtliche Befriedigung erhöht werden. Seinen Namen hat dieses Untersatzkissen von der Bachstelze bekommen, die ja beim Hüpfen ihren Schwanz fortwährend auf und ab bewegt, wie das in unseren mundartlichen Namen Wippstert, Wippsterz, im französischen hochequeue und im englischen wagtail zum Ausdruck kommt. Wir haben aber im Abschnitt »Götter und Geister« auch gesehen, daß die Bachstelze als Ishi-tataki, als der Vogel, der die Liebe lehrte, in den alten Überlieferungen über die Entstehung der ersten Menschen eine große Rolle spielt. Vielleicht ist den ältesten Bewohnern von Japan die auffallende Bewegung des Schwanzes der Bachstelze ein Sinnbild des Koitus gewesen. An diese alte Überlieferung haben vielleicht die Erfinder des Bachstelzenkissen auch gedacht, als sie ihr Erzeugnis Sekirei-Dai tauften. Das Bild ist dem Buch »Jitsugokyō Eshō« entnommen.

Eine Art Sekirei-Dai ist das Engetsuton; das Wort soll aus dem chinesischen Yen Yüeh Tun verderbt sein und bedeutet ein Kissen, das beim Koitus unter die Hinterbacken der Frau gelegt wird.

Vom Sekirei-Dai erzählt man sich im Volk die folgende lustige Geschichte:

»Eine Tochter, die an einen Mann in einem andern Landesteil verheiratet war, besuchte ihre Eltern zum erstenmal nach der Hochzeit. Da erkundigte sich nun die Mutter nach vielem und fragte die junge Frau auch: ›Wenn die Gegend anders ist, müssen dort doch auch andere Sitten und Gebräuche vorhanden sein! Nicht wahr?‹ Und die Tochter antwortete ihr: ›Das gerade nicht! Aber hier bei uns legt man das Kissen unter den Kopf, während man es dort unter die Hinterbacken legt!‹«


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