Rudolf Köpke
Ludwig Tieck
Rudolf Köpke

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3. Ein alter Freund.

Seit er Berlin verlassen hatte, dachte er daran, eine neue Heimat zu suchen. Aber wie lange dauerte es, ehe er sie fand! Während die Schwierigkeiten des Lebens wuchsen, Leiden und körperliches Ungemach zunahmen, fehlte es ihm an einem festen Herde. Und doch wollte er sich nicht binden.

Einen Augenblick eröffnete sich die Aussicht auf eine dauernde Stellung und einen Wirkungskreis, der seinen Neigungen entsprach. Bei dem Stadttheater in Frankfurt a. M. suchte man 1801 einen Regisseur, der nicht Schauspieler, sondern dramaturgisch gebildeter Kenner des Theaters sein sollte. Brentano, seit den Zeiten in Jena ein warmer Freund Tieck's, faßte den Gedanken, ihm diese Stelle zu verschaffen. Auch Frommann, der in Frankfurt Verbindungen hatte, nahm sich der Sache an. Durch ihn kam sie an Goethe, dessen Rath man schon bei ähnlichen Gelegenheiten eingeholt hatte. Doch wollte dieser in einem an Tieck gerichteten Briefe keineswegs zureden, die schwierige und schwankende Stellung anzunehmen. Während der Verhandlungen aber eilte eine Gegenpartei, das Amt in ihrem Sinne zu besetzen.

Bald darauf kam ihm sein alter Freund Burgsdorff wieder nahe. Seit längerer Zeit hatten sie einander aus den Augen verloren; jeder war seines Weges gegangen. Während Tieck dichtete und mit sich kämpfte, hatte Burgsdorff die innere Unruhe, die Lust am vollen Leben und seinem Genusse in die Welt hinausgetrieben; er hatte das westliche Europa durchkreuzt. Nicht auf die gewöhnlichen Gebiete des Ehrgeizes führte ihn seine Neigung, nicht Aemter oder Stellen 300 zogen ihn an. Auch er wollte frei und unabhängig sein, Erfahrung und Studium, Bildung und Genuß miteinander vereinen, das Leben in seinen wechselnden Gestalten an den Quellen kennen lernen. Sein abenteuerndes Reiseleben erinnerte an jene deutschen Edelleute des siebzehnten Jahrhunderts, die erst dann, wenn sie den reichern Süden und Westen kennen gelernt hatten, in dem eintönigen Vaterlande, auf ihren abgelegenen Landsitzen Ruhe fanden.

Nach der Rückkehr aus Göttingen hatte er abwechselnd in Berlin und Dresden gelebt. Er gehörte zu den geistreichen und eleganten jungen Männern, die sich um Rahel sammelten. Dann begleitete er Wilhelm von Humboldt mit Friedrich Tieck nach Wien und Paris. Hier lebte er mitten im Strudel der gewaltigsten Weltbegebenheiten als stiller und genießender Beobachter. Der Verlauf der Revolution hatte seinen frühern Enthusiasmus abgekühlt. Im Jahre 1799 ging er nach Spanien, im Spätherbste nach London, wo er den Winter und den Sommer des folgenden Jahres in angenehmen Verhältnissen verlebte. Die Empfehlungen, die er mitbrachte, die Verbindungen, welche er in der Heimat hatte, eröffneten ihm die höhern Kreise. Mit Engländern, mit Deutschen und Franzosen verkehrte er. Im Hause des preußischen Gesandten Jakobi fanden sich die in London lebenden Preußen zusammen, zu denen sich auch andere Deutsche gesellten. Hier sah er den Grafen Neal, der mit den Verhältnissen des preußischen Hofes wohl bekannt war, die Grafen Degenfeld und Einsiedel und den dänischen Gesandten Wedell.

Ein anderer Sammelplatz der Preußen war der kleine Hof, welchen der Markgraf Karl Alexander von Ansbach und Baireuth in seiner Zurückgezogenheit hielt. Nachdem er die Regierung seiner Stammlande niedergelegt, und als der Letzte 301 der markgräflichen Linie an Preußen abgetreten hatte, heirathete er die Witwe des Lord Craven, und schlug seinen Wohnsitz in England auf. Brandenburgh-House, in Benham in Berkshire an der Themse, war als Fürstensitz von Geschmack und Eleganz auch bei den Engländern bekannt; man rühmte den Park, die Galerien, die trefflichen Pferdeställe. Der Markgraf führte seinen Hof mit dem üblichen Glanze kleiner deutscher Fürsten, aber ohne Sorge und Anspruch in einem Lande, wo man eben nicht geneigt war, Rücksicht auf ihn zu nehmen.

Hier wurde auch Burgsdorff eingeführt. Der erste Empfang geschah am Spieltische. Der Ton war frei und ungezwungen, und gern verweilte er einige Tage in diesem gastlichen Hause. Der Markgraf war bequem, gesprächig, doch nicht ohne fürstliche Haltung. Nach dem ersten Diner zog er Burgsdorff in ein Gespräch über Deutschland und die Revolution. Mit Heftigkeit äußerte er sich über die deutschen Universitäten; er nannte den Geist ihrer Gelehrten einen revolutionären, besonders schalt er auf Schlözer und dessen Staatsanzeigen. Die Markgräfin hielt die Mitte zwischen der englischen Lady und der emporgekommenen deutschen Prinzessin. Sie sprach sich im Sinne aristokratischer Opposition aus. Sie klagte über den steigenden Druck der Taxen, über das damit verbundene Herabkommen der Gentry, von dem auch ihre Familie betroffen werde. Auch mit ihrem Sohne erster Ehe, Mr. Keppel, und einigen andern ihrer Verwandten ward Burgsdorff bekannt. Ein alter Kammerherr, ein Freund des Markgrafen, dessen Resident er lange Zeit in Italien gewesen war, das Abbild eines deutschen Hofbeamten des vorigen Jahrhunderts, geleitete ihn durch Schloß und Park. Alles war reich, bequem, fast verschwenderisch eingerichtet. Ein kleines Theater gab es, das 302 nach dem Muster von Drurylane erbaut war. Auch an einer Jagdpartie fehlte es nicht, an welcher der Gast Theil nahm.

Später wurde Burgsdorff durch den preußischen Gesandten dem Herzoge von York, dann dem Könige Georg vorgestellt. Dies verschaffte ihm Gelegenheit, Zeuge eines längern Gesprächs zwischen dem Könige, dem preußischen, und dem russischen Gesandten Woronzow zu sein. Es betraf die Revolution und einige Einrichtungen, die zu ihren Folgen gehörten, die Departementseintheilung, den neuen Kalender und Anderes der Art.

Vor allen Dingen wünschte der Reisende Pitt, den Führer des Kampfes gegen die Revolution, zu hören. Im Januar 1800 wurde das Parlament eröffnet. Nach manchen vergeblichen Versuchen gelang es ihm, den großen Mann auf seinem Schlachtfelde zu sehen. Der Gegenstand der Verhandlungen war nicht von Bedeutung, doch redete Pitt ausführlich. Umsomehr konnte die Aufmerksamkeit bei dem Redner verweilen. Beim ersten Anblicke entsprach er den Erwartungen nicht, die der Beobachter mitbrachte. Sein Wesen trug weder den Stempel des Edeln oder des Schönen, noch hatte sein Gesicht die charakteristische Häßlichkeit mancher anderer ausgezeichneter Menschen. Seine Bewegungen waren steif und eckig, zuweilen streiften sie an die Caricatur. Die Stimme war kräftig und volltönend, fast schien sie zu seinem Körper nicht zu passen. Es war der sittliche Anstand, die Würde, die Alles durchdrang, und ihm einen hohen Ausdruck verlieh. Er zeigte sich als Meister der Rede im großen Stil, Inhalt und Form beherrschte er, er stand hoch über ihnen. Seine Gründe waren schlagend; von den mildesten Aeußerungen stieg er bis zu den kräftigsten, je nachdem es der Augenblick erforderte. Mitunter 303 nahm seine Rede den Lehrton an; aber dies schien nothwendig, da er einem großen Theile des Hauses die Sache erst nahebrachte und die leitenden Gesichtspunkte angab.

Einen merkwürdigen Kreis bildeten die französischen Emigranten, die in großer Anzahl in London lebten. Burgsdorff verkehrte mit ihnen, ohne in ihre übertriebenen Ansichten einzustimmen. Der bedeutendste Mann war ohne Zweifel der Genfer Ivernois, bekannt als politischer und nationalökonomischer Schriftsteller. Aus Frankreich verbannt, stand er jetzt bei der schwedischen Gesandtschaft in London. Er war allseitig gebildet und besaß hohes Talent. Ihm am nächsten kam Montansier, ein ehemaliger Constitutioneller; der altfranzösische Emigrant in seiner vollen carikirten Einseitigkeit war ausgebildet in dem Abbé de Lisle. In ihrem hoffnungslosen Exil lebten diese Emigranten im sonderbarsten Hader untereinander, der bisweilen einen erbitterten Charakter annahm. Für sie war die wichtigste Frage, wer sei und wer nicht, wie weit Jemand mit der Revolution gegangen, wie früh oder wie spät er ausgewandert sei, oder ob er gar eine Zeit lang Dienste genommen habe. Bei den verschiedenen Erklärungen des pur kamen politischer Glaube und Fanatismus im vollsten Umfange zu Tage. Nach de Lisle's Meinung konnte Niemand darauf Anspruch machen, pur zu sein, der je etwas von der englischen Verfassung gehalten, oder gar an die Möglichkeit ihrer Einführung in Frankreich gedacht hatte. Diese galten ihm höchstens für Moderantisten. Bailly hieß kurzweg scelerat, Bonaparte homme infame.

Ueberwiegend aber nahmen Kunst und Leben im Großen den Reisenden in Anspruch. Die Neigung der jüngern Generation in Berlin für Theater und Literatur verließ ihn auch in London nicht. Im bunten Wechsel eines geräuschvollen 304 Weltlebens behielt er Zeit genug, den Shakspeare mit Eifer zu lesen. Häufig besuchte er die Theater; er sah Kemble als Richard III., die Siddons in ihren Hauptrollen in Shakspeare'schen Stücken. Er besuchte Kirchen, Galerien und Fabriken, versäumte Märkte und Ausstellungen nicht, war Zuhörer bei den Proceßverhandlungen, und Zuschauer, wenn Gehenkte vom Galgen losgeschnitten wurden. Nach allen Seiten hin machte er sich mit dem Leben der Weltstadt bekannt. Endlich folgte eine Reise in die Provinzen und nach Schottland. Dazu hatte er sich mit Ivernois und einem Landsmanne, dem Landrathe von Vincke aus Minden, verbunden. Man besuchte Oxford und Birmingham, die Höhle von Castleton, sah die alterthümlichen Schlösser und Landsitze reicher und kunstliebender Lords, und hielt sich einige Zeit in Edinburg auf. Von hier gingen sie nach den Hochlanden. Bald darauf kehrte Burgsdorff nach der Heimat zurück, die er seit mehreren Jahren nicht gesehen hatte.

Er wollte versuchen, auf seiner Scholle das stillere Leben des Ackerbauers, des Jägers zu führen. Ihm gehörte das Gut Ziebingen in der Neumark. Bald indeß verkaufte er es an seinen Oheim, den Grafen Finkenstein. Im Jahre 1801 sah er nach langer Trennung seinen melancholischen Jugendfreund in Dresden wieder. Beide hatten Vieles und sehr Verschiedenes erlebt, beide waren in mancher Hinsicht anders geworden, und doch im Grunde dieselben geblieben. Aber auch die alte Freundschaft war dieselbe. Dringend forderte Burgsdorff den Freund auf, ihm nach Ziebingen, wo er noch wohnte, zu folgen, und eine Zeit lang seine Heimat bei ihm aufzuschlagen. Tieck nahm diese Einladung an, und sie ward für ihn Veranlassung zu einer neuen Freundschaft.

Im Jahre 1802 lernte er den Grafen Finkenstein in 305 Madlitz bei Frankfurt an der Oder kennen. Der Graf war ein gebildeter und würdiger Mann. Ein Sohn jenes bekannten Ministers Friedrich's des Großen, hatte er früher die juristische Laufbahn eingeschlagen, als Rath an dem berühmten Processe des Müllers Arnold Antheil genommen und sich fest und unerschrocken gezeigt. Jetzt hatte er den Staatsdienst verlassen, und lebte auf seinen Gütern, deren Verwaltung neben literarischen Studien und Liebhabereien seine Muße füllte. In Madlitz legte er einen berühmten Park an. Den Landbau übte er praktisch, dabei las und studirte er die ländlichen Dichter der Römer und Griechen, und versuchte sie sogar zu übersetzen. Seine Familie war eine der liebenswürdigsten, die Mutter wie ihre drei Töchter. Alles schien sich vereint zu haben, um ihre Erscheinung zu einer harmonischen zu machen. Nichts, was Kunst, Poesie und Literatur darbot, war ihnen fremd. Wie Goethe's Bedeutung hier eine anerkannte und abgemachte war. so hatten auch schon die jüngern Dichtungen Eingang gefunden. Man las Tieck's »Romantische Dichtungen«, und die Lieder aus dem »Sternbald« wußte man auswendig. Die ernste Musik der alten italienischen Meister des strengen kirchlichen Stils war hier heimisch. Man hörte die im Norden Deutschlands sonst unbekannten Werke Marcello's, Lotti's und Palestrina's.

Mit der liebenswürdigsten und reinsten Gastfreundschaft nahm man den Dichter auf, und ein geistiger Verkehr entspann sich, der gerade in dieser Zeit beruhigend und erhebend auf ihn zurückwirkte. Der alte Graf, offenen und freien Blicks, verschloß sich den Anregungen des jüngern Zeitalters nicht, weil ihn keine gelehrten Theorien und Vorurtheile beschränkten. Gern ging er auf Tieck's Ansichten ein, nachdem er ihn näher kennen gelernt hatte, und folgte dessen begeistertem Lobe 306 Shakspeare's und des Mittelalters in die ältere englische und deutsche Poesie.

Gegen Ende des Jahres 1802 übersiedelte sich Tieck auf Burgsdorffs Einladung mit Frau und Kind auf längere Zeit nach Ziebingen. Von den Erinnerungen an die alte Freundschaft und der Gegenwart kam man auf die Zukunft, und es entstand der Plan einer gemeinschaftlichen Rundreise durch Deutschland. Seit den Studienjahren hatte sich Tieck nur zwischen Berlin und Jena, Hamburg und Dresden bewegt.

Im Juni 1803 brachen sie auf. Sie gingen über Guben nach Dresden, wo Tieck Fouqué sah, der damals noch preußischer Lieutenant, durch A. W. Schlegel angeregt, sich den jüngern Dichtern angeschlossen hatte. Eben fing er an, mit der ältern deutschen Poesie und den nordischen Sagenkreisen sich bekannt zu machen.

Darauf schlugen sie den Weg nach Böhmen ein. Bei dem herrlichsten Wetter überstiegen sie die Nollendorfer Höhen, und blickten in das reiche böhmische Land hinab, das sich zu ihren Füßen ausbreitete. Doch als die Sonne sank, folgte auf den ersten Rausch des Entzückens ein verdrießliches Abenteuer. Statt, wie sie wünschten, Teplitz mit dem Abend zu erreichen, langten sie erst in der Nacht daselbst an. Des Weges unkundig, hielt der Fuhrmann in tiefer Finsterniß vor einem großen Thore, das die Einfahrt zum Gasthofe sein sollte. Nach mancherlei Fragen und Untersuchungen ergab sich, man stand vor dem Kirchhofe und hatte Einlaß begehrt.

In Karlsbad trafen sie Novalis' jüngern Bruder, Karl von Hardenberg, der sich unter dem Namen Rostorf als Dichter versucht hatte, ohne das Talent und den Tiefsinn des Bruders zu besitzen. Ein trefflicher Charakter, lebte er in der Erinnerung des Geschiedenen. Die Verbindung, in welche 307 Tieck durch die Herausgabe des Nachlasses mit ihm gekommen war, ward zu einer persönlichen und freundschaftlichen.

Dann betraten sie das Fichtelgebirge und den wohlbekannten Boden des Frankenlandes. Sie sahen die Ruine von Berneck, Erlangen, Pommersfelde wieder, und das geliebte Nürnberg. Ueberall wurden alte Erinnerungen aufgefrischt, und alte Bekanntschaften erneuert. Dann ging es nach Bamberg, weiter nach Würzburg und durch den Spessart nach Heidelberg, wo sie Daub und Creuzer sahen. In Heilbronn kehrten sie um. Sie gingen durch das Kocherthal, und im Andenken an Götz und Goethe, den Helden und den Dichter, besuchten sie Jaxthausen. In Kissingen standen sie am Grabe der Auguste Böhmer, und kamen endlich nach Liebenstein, wo sie, wie verabredet worden, mit Hardenberg wieder zusammentrafen.

Durch diesen wurden sie dem Herzoge von Sachsen-Meiningen vorgestellt. Diesem begegnete Tieck bald darauf in einer Breterbude, wo ein Marionettentheater aufgeschlagen war, das er selbst nicht unbesucht lassen konnte. Hier saß der Herzog als Zuschauer, um einen rohen Kunstgenuß mit Badegästen, Soldaten und Bauerndirnen zu theilen, mitten in einem undurchdringlichen Tabacksdampfe, den er selbst nicht wenig vermehrte.

Zufällig ward Tieck in einem öffentlichen Garten auch mit dem Schriftsteller Cramer bekannt, der als Forstmeister im Meiningischen lebte. Als unerschöpflicher Autor roher und geschmackloser Ritterromane, war dieser Mann oft Gegenstand seiner humoristischen Angriffe gewesen, wie ein Anderer desselben Schlages, den er früher in Tharand gesehen hatte, Schlenkert. Im eifrigen Gespräche saß Cramer im Kreise seiner Bekannten. Das Gesicht war pockennarbig, der 308 Ausdruck platt und gewöhnlich, die Stimme hart und rauh. Die Pausen der Rede füllte er durch lange Züge aus einer großen Meerschaumpfeife; in dicken Qualmwolken blies er den Rauch umher. Er sprach in einer sonderbaren Mischung der überschwänglichsten und niedrigsten Redensarten, Schimpfwörter wurden in seinem Munde zum Ausdrucke der Anerkennung. Er erzählte von seinen alten Freunden. Es waren alle herrliche, erhabene, idealische Kraftmenschen; sie schienen die Urbilder seiner Ritter und Kämpen zu sein. Leider hatten die meisten von ihnen im Gefängnisse oder im Krankenhause ein elendes Ende genommen. Einen pries er vor Allen, welcher die größten undenkbarsten Gedanken gedacht habe; er würde ein ganz idealischer Mensch gewesen sein, wenn er nicht einen übelriechenden Athem gehabt hätte.

Doch die Reise sollte mit einem Abenteuer enden, dem Schiffbruche ähnlich, welcher zehn Jahre früher die studentische Fahrt durch das westliche Deutschland beschlossen hatte. An der Bank zu Liebenstein wollte Burgsdorff sein Glück versuchen. Doch binnen kurzer Zeit verlor er bis auf einen dürftigen Rest das gesammte Reisegeld. So schnell als möglich eilte man nach Dresden, wo man Freunde und Unterstützung zu finden hoffte. Aber das Geld schmolz noch schneller. In Chemnitz mußten die Reisenden ihr Gepäck als Pfand zurücklassen, doch zum Glück fanden sie in der letzten Nacht in einem einsam gelegenen Forsthause gastfreie Aufnahme. Sie waren froh, Dresden endlich zu erreichen. Noch einmal war es ein Abenteuer aus der Jugendzeit, und wenn auch reich an Unbequemlichkeiten, dennoch unterhaltend und in der Erinnerung ein trefflicher Spaß. 309



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