Adolph Freiherr Knigge
Geschichte Peter Clausens
Adolph Freiherr Knigge

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Dritter Theil

Vorrede

zu der ersten Auflage

Der allgemeine Beyfall, mit welchem das Publicum die ersten beyden Theile dieses Romans aufgenommen – Doch nein! liebe Leser! Ich kann unmöglich mit einer so unverschämten Lüge zuerst wieder vor Ihre Augen treten – Also offenherzig geredet! Von einem so allgemeinen Beyfall ist mir nichts zu Ohren gekommen, obgleich mir das ungemein angenehm seyn würde.

Was mich aber bewogen hat, diesen dritten Theil herauszugeben? Ey nun! was andre ehrliche Schriftsteller und Schriftstellerinnen bewegt, Bücher zu schreiben. Die ersten beyden Theile waren einmal da, und jedes Ding muß doch einen Anfang und ein Ende haben. Der Herbst ist vor der Thür; die Kinder wollen gekleidet seyn; die Frau spricht von einem neuen Pelzmantel; man will sich auch sein Holzvorräthchen auf den Winter machen; stehlen darf man nicht; zu betteln oder etwas auf Pränumeration herauszugeben und dabey seine Freunde und Gönner zu mißbrauchen, schämt man sich – Und doch braucht man Geld – Also sucht man einen Verleger, und wenn Dieser gut bezahlt und die Finger nicht lahm sind, so schreibt man ein Bändchen voll und streicht dafür ein billiges Honorarium ein – Kaufe und lese dann, wer lesen kann und will!

Indessen mögen Sie immer froh seyn, meine Herrn und Damen! daß Sie so gut davonkommen. Die Zeit Ihrer Prüfung ist nun zu Ende, und dies ist wirklich der letzte Theil, wie der Titel besagt. Herr Peter Claus hatte es, laut der 65sten Seite im ersten Theile, viel ärger mit Ihnen im Sinne. Allein ich habe das Ding abgekürzt. Man muß leben und leben lassen.

Übrigens, und ganz im Ernst gesprochen, danke ich Ihnen dann doch herzlich, daß Sie diesen kleinen Roman nicht verschmäht haben. Allen schriftstellerischen Dünkel bey Seite gesetzt, darf ich aus dem geschwinden Absätze der ersten beyden Theile schließen, daß Sie noch immer einiges Vergnügen an meinen Arbeiten finden. Seyen Sie versichert, daß ich diese gütige Stimmung des Publicums nie mißbrauchen werde.

Endlich bitte ich Sie noch, wenn Einigen von Ihnen dieser Theil weniger wie einer der vorigen gefallen sollte, nicht zu vergessen, daß wenn man für allerley Leser schreiben will, man jeder Classe von Menschen etwas darbiethen muß, das sie interessiert. Verschiedne Leute haben mit Widerwillen die Scenen aus den niedrigen Ständen, welche im ersten Theile vorkommen, betrachtet, den darin herrschenden lustigen Ton, der Manche ergötzt hat, nicht gebilligt und dagegen dem zweyten Theile den Vorzug gegeben, der Einigen langweilig schien. Andre, denen die philosophisch-politischen Träume des Herrn Brick wohlschmeckende Nahrung gewesen sind, werden vielleicht bey den Schilderungen der Hofcabalen, die sie in diesem dritten Theile finden, wenig Vergnügen haben, da indes noch Andern, die sich in ähnlichen Lagen befunden, solche Bilder unterhaltend vorkommen werden. Nehmen Sie also gütigst Rücksicht auf die Verschiedenheit des Geschmacks und verachten, wenn Sie die rembrandtschen Gemälde lieben, nicht deswegen eine Galerie, weil Sie darin auch holländische Landschaften antreffen.


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