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Zerrüttung des Körpers durch schlechten Lebenswandel.

1.

Ein junger Mensch, dessen Aussehen blaß und bleifarbig war, klagte: »Ich habe nicht gut gelebt, mir sehr geschadet und meinen Eltern und Geschwistern recht viel Leid verursacht. Ich wurde oft gewarnt; aber mir ging es wie dem Trinker, der gute Vorsätze macht und sie wieder bricht. Ich habe keinen Muth mehr und keine Freude. Meine Geistes- und Körperkraft ist größtentheils verschwunden. Ich habe schon mehrere Ärzte gebraucht, fühle aber keine Besserung. Mein Schlaf ist nicht gut; zum ordentlichen Essen, um Kraft zu bekommen, fehlt mir der Appetit. Ich bin in Folge meiner Unsittlichkeit einem Siechen gleich, der bald am Rande des Grabes ist. Kann hier noch Hülfe gebracht werden?«

Anwendungen: Täglich einen Oberguß und täglich zweimal ruhig im Wasser stehen bis an und über die Knie, jedesmal eine Minute lang. So eine Woche lang. Dann den einen Tag Schenkelguß und Oberguß, den andern Tag ein Halbbad und täglich eine Viertelstunde auf nassen Steinen gehen. So 14 Tage lang. Nach innen täglich zweimal eine Messerspitze voll weißes Pulver und zweimal, jedesmal 15 Tropfen von Wermuth, Tausendguldenkraut und Johanniskraut in 8-10 Löffeln voll Wasser innerhalb einer halben Stunde trinken.

Wirkungen: Das Wassergehen bewirkte Kräftigung im Unterleib, wie die Obergüsse auf den Oberkörper stärkend wirkten. Die Halbbäder wirkten stärkend auf den ganzen Körper, die Tropfen wirkten nach innen ebenfalls stärkend. Nach den drei Wochen reichten zur völligen Herstellung in der Woche drei Halbbäder aus.

2.

Ein Studierender erzählt: »Ich bin 20 Jahre alt und war bis 16 Jahre ganz gesund; ich habe aber ein Leben geführt, durch das ich mich vollständig zu Grunde gerichtet habe. Ich kann nicht mehr denken; mein Gedächtniß ist nicht mehr halb so gut wie früher; ich bin stets zu großer Niedergeschlagenheit geneigt. Mein Augenlicht hat um die Hälfte abgenommen. Vor jedem kleinen Geräusch erschrecke ich. Kurz, so jung ich bin, so elend bin ich auch. Zwei Ärzte haben Versuche gemacht, mein Übel zu heben; doch vergebens. Meine Verdauung ist nicht gut. Ich trage ein trauriges Elend in meinen schönsten Jahren.«

Hier ist das Nervensystem aufs Tiefste angegriffen, und das Blut ist verderbt. Daher ist nothwendig, daß allererst auf Vermehrung der Naturwärme und Kräftigung des Körpers eingewirkt werde, daß eine gute Verdauung und gute Nahrung erneutes Blut und neue Nahrung für den Körper bringe.

Die Anwendungen sind folgende: 1) Jeden Tag zweimal im Wasser stehen bis an die Kniee, 1-3 Minuten lang. 2) Jeden Tag einmal, und wenn es die Naturkraft gestattet, zweimal Oberguß. 3) Jeden Tag eine Tasse Thee trinken von Johanniskraut, Salbei und Wermuth in drei Portionen. 4) Wo möglich jede Stunde einen Löffel voll Milch einnehmen, in welcher gemahlener Fenchel drei Minuten lang gesotten wurde; zudem täglich noch 5-8 Wachholderbeeren essen. So 14 Tage fortmachen; dann folgende Anwendungen:

1) In der Woche dreimal ein Halbbad, eine halbe Minute lang. 2) Viermal in der Woche drei Minuten lang im Wasser gehen bis an die Kniee. 3) Täglich den Unterleib mit halb Wasser und halb Essig einreiben. 4) Das Einnehmen der Milch und der Wachholderbeeren fortsetzen. So wieder 14 Tage.

Innerhalb dieser vier Wochen hat sich der ganze Zustand recht gut gemacht. Das Augenlicht besserte sich, die Kraft gewann wieder, und neues Leben trat ein. Die vorgeschriebene Kost während der ganzen Kur war hauptsächlich Kraftsuppe von schwarzem und weißem Brod, abwechselnd in Milch oder Fleischbrühe oder Wasser gekocht.

Die weiteren Anwendungen waren Halbbäder und Abhärtungen. So gesundete der Unglückliche nach und nach innerhalb mehrerer Wochen, so daß er seinen Studien obliegen konnte.

Das Stehen im Wasser, wie die Obergüsse wirkten erwärmend und kräftigend. Die Milch, stündlich ein Löffel voll, war zur Vermehrung des Blutes, die Wachholderbeeren bewirkten gute Verdauung und Kräftigung der innern Organe.

3.

Ein Studierender der höheren Schule sucht Hilfe für seine Leiden, die er mit folgenden Worten erzählt: »Ich bin auf der Hochschule in eine unglückliche Gesellschaft gerathen und habe durch Trunksucht und ein anderes Laster meine Natur so zu Grunde gerichtet, daß ich zweifle, ob ich noch dem Siechthum entgehen kann. In der Nacht habe ich die schrecklichsten Traumbilder, worauf ich dann aufwache und am ganzen Körper zittere. Ich habe weder Lust noch Freude zum Studium; denn sobald ich studieren will, bekomme ich Kopfschmerzen zum schwindlig werden. Häufig habe ich Frostfieber; mein Unterleib ist stark aufgetrieben. Füße und Hände sind meistens kalt. Mein Magen ist ganz schlecht. Was ist zu thun, um dem Siechthum zu entkommen?«

1) Täglich wenigstens dreimal barfuß auf dem feuchten Boden gehen, jedesmal 15-20 Minuten lang. (Zur Winterszeit müßte es in einer Waschküche auf nassen Steinen geschehen.) 2) Täglich zwei Obergüsse. 3) Jeden zweiten Tag ein zweifaches Tuch, in halb Wasser und Essig getaucht, auf den Unterleib binden 1½ Stunden lang, nach ¾ Stunden nochmal frisch eintauchen, wie es im Buche angegeben ist. 4) Täglich eine Messerspitze voll Kreidemehl einnehmen und eine Tasse Thee von Johanniskraut, Fenchel und Wermuth in 3 Portionen, kalt oder warm. So 3 Wochen lang.

Zur Kost wurde gerathen Kraftsuppe und einfache Hausmannskost. Verboten wurden geistige Getränke. Nach 3 Wochen hat sich der ganze Zustand gebessert. Weitere Anwendungen zur Erlangung voller Gesundheit waren: In der Woche 3 Sitzbäder zur Kräftigung des Unterleibs und 3 Halbbäder ½-1 Minute lang.

Das Gehen auf nassem Boden entzog die übermäßige Hitze, stärkte und leitete vom Kopfe ab. Die Obergüsse wirkten stärkend und belebend, der Thee verbesserte die Säfte und bewirkte bessere Verdauung, ebenso das Kreidemehl.

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