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Fettsucht.

Ein Herr, 54 Jahre alt, ein halber Riese, ist ungewöhnlich stark, recht gut gebaut und jammert: »Ich weiß fast nicht mehr zu athmen, eine Treppe kann ich kaum besteigen, Appetit hätte ich, wenn ich aber esse, wird der Athem noch schwerer. Die Füße sind stark geschwollen und sind mir bleischwer. Die Ärzte sagen, ich hätte hochgradige Herzverfettung. Was man mir eingegeben und die vorgeschriebene Diät hat mir nichts geholfen. Wenn mir keine andere Hülfe gebracht wird, bin ich nahe beim Gottesacker. Was ist hier zu thun?«

Die ganze Natur in ihrem schwammigen und schlaffen Zustand ist zuerst zu kräftigen und dann zusammenzuziehen, damit alle überflüssige Korpulenz beseitigt, die innern Organe des Körpers mehr geschmeidig gemacht und in eine günstige und bequeme Lage gebracht werden.

Wie geschieht Dieses?

Zuerst muß

1) der Oberkörper in Angriff genommen, beim untern Theil des Körpers schwächer eingewirkt werden, bis der ganze Körper an Kraft gewonnen hat.

2) Am besten wäre wohl der Oberguß, und zwar durch sechs Tage steigernd anzuwenden. Doch der Kranke kann sich nicht bücken. Dafür wird täglich zweimal der Oberkörper bloß gewaschen, daß die Hautporen geöffnet werden, um die Transspiration zu vermehren. Es wird dann fortgefahren mit den Rückengüssen, und der Kranke erhält eine Woche lang täglich zwei Rückengüsse, gesteigert von vier bis acht Kannen voll Wasser.

3) Täglich werden zwei Schenkelgüsse vorgenommen, um die untern Theile des Körpers zu kräftigen.

In der dritten Woche kam den ersten Tag ein Halbbad, den andern ein Rückenguß und dann jeden Tag ein kurzer Wickel von 1½ Stunden zur Anwendung.

Wie das Halbbad und der Rückenguß stärkend wirkten so bewirkte der kurze Wickel in Bezug auf die innern Organe, daß alles überflüssig Angehäufte ausgeleitet wurde, theils durch Auflösen und Aufsaugen, theils durch Urin und Stuhlgang.

Nach innen wurden Mittel gebraucht zur Ausleitung der schlechten Stoffe und zur Verbesserung der Verdauung. Anfangs Wermuth-, Salbei- und Rosmarinthee; später Zinnkraut-, Wachholder- und Dornschlehblüthenthee. Beide Sorten wirkten günstig. Der Kranke blieb bei seinen bisherigen Speisen und Getränken, kurz bei der alten Lebensweise.

Ich halte es für sehr gewagt, sogar für sehr gefährlich, eine angewohnte, durch Jahre geübte Lebensweise zu ändern, um mit einigen wenigen Nahrungsmitteln den Körper hungrig abzufüttern.

Wie die Organe des Körpers zahlreich sind und jedes Organ des Körpers anderen Zwecken dient und andere Nahrung braucht, so ist auch Mannigfaltigkeit in den Nahrungsmitteln nicht zu verwerfen, im Gegentheil nur zu empfehlen.

Das ist allerdings anzurathen, daß solche Leute sich einen kleinen Abbruch thun, weil man doch in der Regel mehr ißt und trinkt, als zum Lebensunterhalt nothwendig ist.



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