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Hautausschläge und Geschwüre (Masern, Scharlach etc.).

1.

Kaum hat der Frühling an den Bäumen die Blätter in herrlichem Grün hervorgebracht, so sieht man auch schon an einem größeren Theile der Bäume einzelne Blättchen, die gelb werden und abstehen, mithin schon jung krank geworden sind. Die Ursachen mögen verschieden sein, besonders wenn an einem Bäumchen alle Blätter verwelken. Ähnlich ist es auch in der menschlichen Natur. Die Kinder bekommen oft schon in den ersten Wochen, Monaten oder Jahren, wenn sie auch vorher gesund und kräftig sind, einem Baume im Frühling gleich, geröthete Flecken; man bezeichnet sie mit den Namen Masern, Scharlach, Nesseln, Flechten. Diese Kinderkrankheiten rauben in jedem Jahre Tausenden das Leben; ich bin jedoch der Überzeugung, daß, wenn eine Mutter recht vorsichtig ist, kein Kind sterben wird, falls es sonst gesunde Organe hat. Man findet diese Krankheiten aber nicht bloß bei den Kindern, sondern auch gerne bei den Erwachsenen, selbst bei den kräftigsten Naturen; die Gründe mögen verschieden sein. Eine ungesunde Kost wird nicht das beste Blut geben, ebenso ungesunde Luft in den Schlafzimmern, vor Allem aber zu große Verweichlichung, die Schlaffheit bewirkt, und wo diese einmal Eingang gefunden hat, wird schwer mehr das Ungesunde ausgeschieden werden, und der Gesundheitszustand wird abnehmen. Beispiele machen Dieß klar.

Eine Mutter merkt, daß ihr zweijähriges Kind keine Ruhe hat, weint und schreit. Sie fühlt, daß die Kindesnatur eine ungewöhnliche Hitze hat. Sie merkt auf einmal, daß das Kind auf dem Rücken kleine Flecken (Ausschlag) bekommt. Sie hat das Zeichen, daß Ungesundes im Körper ist und aus demselben herausschaut, wie man zum Fenster hinausschaut. Die Mutter säume nicht, dem Kinde ein Hemd anzulegen, in warmes Wasser getaucht, in das etwas Salz geworfen ist, wickle es in eine Decke und lege es ins Bett; das Kind wird bald schlafen. Beim Aufwachen soll das Hemd abgenommen werden, und sie wird sehen, daß sich viele Flecken schon gebildet haben und somit kranker Stoff ausgeschieden ist. Wenn sie nach einigen Stunden merkt, daß das Kind wieder Fieber hat, so wasche sie dasselbe, aber nur ganz kurz, ohne abzutrocknen, mit frischem Wasser. So kann sie es im Tage zwei- oder dreimal thun, je nachdem die Hitze größer oder geringer ist. Auch das Hemd kann jeden Tag angelegt werden. Nach 3-4 Tagen wird das Kind von diesem ungesunden Stoffe gereinigt sein und wieder gedeihen.

2.

Max, sechs Jahre alt, bekommt heftiges Fieber und Kopfschmerzen, kann nicht essen und hat großen Durst. Man befürchtet, es sei Scharlach, welcher gerade im Orte herrscht. Weil der Knabe doch nicht auf sein kann, so soll man ihn jede Stunde, wenn der Körper viel Hitze hat, ganz waschen und so 1-2 Tage fortmachen, bis die Hitze nachläßt; kommt sie aber wieder, dann soll er aufs Neue gewaschen werden. Kommt dann Scharlach heraus, so ist Dieß ganz recht; nur fleißig fortwaschen. Kommt aber kein wirklicher Scharlachflecken heraus, so ist der Krankheitsstoff durch die Poren bereits ausgeleitet. In beiden Fällen ist geholfen.

3.

Ein Mädchen, acht Jahre alt, klagt, ihm thue Alles am Körper recht wehe, es könne nicht mehr gehen und stehen und habe am rechten Fuße zwei große rothe Flecken, die stark brennen. – Es sind hier ungesunde Stoffe vorhanden. Das Kind soll täglich einigemal ganz gewaschen werden, oder es soll ihm einigemal in der Woche ein nasses, grob-leinenes Hemd angezogen werden, in welchem es, gut eingewickelt, 1½ Stunden lang im Bett bleibt. Es soll der ganze Körper behandelt werden; je mehr Flecken sich zeigen, um so rascher folgt die Heilung. Nur nicht Angst haben, daß bei den Ausschlägen die Waschung schade. Der Beweis hiefür ist ja gegeben dadurch, daß durch die Anwendungen der Ausschlag hervorgelockt wird.

4.

Ein Mädchen, 26 Jahre alt, erzählt: »Vor zwei Jahren habe ich mich einmal stark vernäßt und großes Fieber bekommen. Seit dieser Zeit bin ich nie mehr gesund. Es fehlt mir der Appetit und Schlaf; ich bin so kraftlos, daß ich nur kleine Hausarbeiten verrichten kann; besonders habe ich alle vier Wochen viele Krämpfe und beständig Ausschlag, bald auf dem Rücken, dann an den Schenkeln oder andern Theilen des Körpers. Wenn der Ausschlag stark heraus ist, dann ist mir am wohlsten; wenn er bereits verschwunden ist, am schlimmsten.«

Diese Person hat sich also verdorben, und die ganze Natur hat eine große Störung erlitten. Sie hat ihre geregelte Transspiration verloren, und es hat sich dann Ungesundes im Körper gebildet, das bald da, bald dort einen Ausweg sucht. Dieser ungesunde Stoff muß ausgeleitet, die Unordnung im Blut beseitigt, die ganze Natur mehr belebt und gestärkt werden. Dieß kann geschehen durch folgende Anwendungen:

1) Jeden zweiten Tag eine Ganzwaschung mit Wasser und Salz darin. Dadurch wird die Körperwärme erhöht und eine gleiche Ausdünstung befördert.

2) Jeden dritten Tag einen kurzen Wickel, der die kranken Stoffe auflöst und aussaugt, das Tuch in Heublumenwasser getaucht.

3) Jeden dritten Tag einen Oberguß und Schenkelguß zur Kräftigung und zu größerer Thätigkeit in allen Theilen.

4) Jeden zweiten Tag ein Halbbad; Dieß wirkt stärkend und ausscheidend auf die ganze Natur.

Nach innen: 1) Täglich eine Messerspitze voll weißen Pulvers zur Kräftigung der Natur, 2) täglich eine Tasse Thee von Johanniskraut, Salbei und Wermuth. Dieß wirkt auf guten Magen, gute Säfte und Regelung des Blutes.

In vier Wochen war der ganze Körper in der Ordnung. Zur weiteren Befestigung und Erhaltung der Gesundheit in der Woche 2-3 Halbbäder. So armselig diese Person beim Beginn der Kur sich gefühlt, so glücklich war sie nachher.

5.

Eine arme Frau zeigte mir ihre Hand, die ganz scharlachroth war. Ein beständiger Ausfluß aus der Hand hatte die Haut gleichsam zerfressen. Sie bat um Hilfe; sie habe das Leiden seit sechs Wochen, und was sie gethan habe, sei ohne günstige Wirkung geblieben. Der Schaden greife immer weiter um sich. Der Anfang sei ein kleiner Rothlauf gewesen, und sie habe geglaubt, das habe nicht viel Bedeutung. Ich rieth, täglich zweimal Folgendes anzuwenden: Angeschwellte Heublumen werden um die Hand gebunden, daß der ganze Schaden überall mit Heublumen bedeckt ist. Die Heublumen sollen nicht heiß, sondern angenehm warm sein; zwei Stunden müssen dieselben liegen bleiben. Anfangs wurde der Schaden noch ärger; nach sechs Tagen besserte sich die Hand, und in 12 Tagen war sie wieder geheilt. Dieses Weib war früher gesund und hatte nie solchen Ausschlag gehabt, und deßhalb war es nur ein recht vergifteter Rothlauf. Daher hat auch eine rasche Ausleitung eine baldige Heilung zur Folge gehabt.

6.

Ein Herr erzählt: »Ich habe einen Ausschlag auf dem Kopf unter den Haaren, besonders aber unter meinem starken Bart, deßgleichen auf der Schulter. Im Gaumen und Rachen empfinde ich oft brennende Schmerzen. Vier Ärzte habe ich gebraucht; es wurden viele Salben eingerieben, mit verschiedenen Wassern wurde mein Kopf gewaschen, auch Mineralwasser habe ich gebraucht, aber Alles vergebens. Der ganze Zustand wird eher schlimmer als besser. Wie kann ich von diesem Übel frei werden?«

Antwort: 1) Jede Woche zwei Kopfdämpfe, 20 Minuten lang, darauf kräftig abwaschen. 2) In jeder Nacht den ganzen Körper waschen. 3) Täglich eine Tasse Thee von Zinnkraut und 10-12 Wachholderbeeren, 10 Minuten lang gesotten, in drei Portionen trinken. So drei Wochen lang. Dieser Ausschlag kommt von Ungesundheit im ganzen Körper. Durch Dampf werden die Poren geöffnet, die Ungesundheit aufgelöst und ausgeleitet. Die Waschungen stärken den Körper zur Ausscheidung. Der Thee wirkt reinigend und auslösend.



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