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Magenleiden.

(Abweichen = Diarrhöe, Verstopfung, Aufstoßen, Verdauungsleiden etc. etc.).

Unter den unzähligen Leiden, die in der Menschheit herrschen, wird besonders viel geklagt über den Magen, Magenbeschwerden, Magenleiden. Ich bin aber der Überzeugung, daß es lange nicht so viel Magenleiden gibt, als man Klagen führt über Magengebrechen, und daß ein großer Theil der geklagten Leiden nur von den Einwirkungen auf den Magen herkommt. Freilich wäre es auch kein Wunder, wenn alle möglichen Magenleiden aufgezählt werden könnten, wenn man bedenkt, wie man mit dem Magen umgeht und was der Magen aufnehmen muß. Bald wird er belästigt durch Mangel, man gibt ihm nichts; noch mehr aber durch Überfüllung, Fraß und Völlerei. Wie viel muß er aufnehmen, was dem Gaumen behagt, dem Magen aber schadet! Wird Hilfe gesucht für Magenleiden oder andere Gebrechen, wie viel muß der Magen Gift aufnehmen, was ihm nur schadet!

1.

Ein Mädchen, 20 Jahre alt, führt Klage über ihren Magen. ›Ich habe viel Luftaufstoßen und Brennen im Magen; mein Magen verdaut nicht. Ich habe beständig kalte Füße, viel Kopfleiden, bin auch ganz matt und unfähig, viel zu arbeiten. So leide ich schon nahezu vier Jahre.«

Hier ist sicher gar kein Magenleiden vorhanden, was die gesunde Zunge bestätigt, die doch der Spiegel des Magens ist. Die ganze Natur ist verweichlicht, blutarm, völlig unthätig. Bringe man hier den Körper in Ordnung, dann wird auch das Magenleiden verschwunden sein.

1) Wird das Wassergehen warme und kräftigere Füße schaffen.

2) Der Oberkörper werde täglich übergossen, und er wird aufwachen von seiner Schläfrigkeit und kräftiger werden.

3) Jeden zweiten Tag ein Sitzbad wird den Unterleib stärken.

4) Nach innen werden täglich zweimal, jedesmal drei Löffel voll, Salbei- und Wermuththee die Magensäfte unterstützen.

So 14 Tage lang. Dann

1) in der Woche einmal ein Ober- und Unteraufschläger. Diese wirken stärkend auf den kranken Theil.

2) Jeden zweiten Tag ein Halbbad wirkt wieder stärkend und belebend auf den ganzen Körper.

2.

Ein Hausvater, 33 Jahre alt, erzählt sein Magenleiden. »Seit fünf Jahren habe ich immer Magenleiden, recht oft heftiges Brennen, Aufstoßen, viel Säure, muß oft alle Kost erbrechen. Ich weiß meinem Beruf nicht nachzukommen, muß oft Stunden lang im Bett liegen, bis endlich starkes Erbrechen kommt. Dieses Leiden habe ich mir zugezogen zur Winterszeit, wo ich mich oft erkältete.« Der Mann ist sehr mager, das ganze Aussehen leidend.

Hier ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Naturwärme der oftmaligen Erkältung unterlegen ist und deßhalb im Innern Störungen eingetreten, und es ist dem Gesundheitszustand ergangen, wie wenn eine Mauer einen Riß bekommt, der Jahre hindurch besteht, bis endlich ein Baumeister ihn ausbessert. Ist also der Ursprung in Erkältung zu suchen, so wird am besten sein, der frostigen Natur entgegen zu kommen mit Wärme, deßhalb

1) in der Woche zweimal, auch dreimal angeschwellte Heublumen auf den Unterleib binden, ganz warm 1½ Stunden lang. Diese Wärme thut der Natur wohl. Die Heublumen wirken günstig auf die Haut, und die Natur vermag dann auch, so gekräftigt, wieder zum Bessern zu kommen.

2) Täglich den ganzen Körper mit Wasser und Essig zweimal waschen; Dieß bewirkt Belebung und größere Thätigkeit.

3) Zweimal in der Woche ein Hemd anziehen, in heißes Salzwasser getaucht, 1½ Stunden lang, bewirkt Erhöhung der Naturwärme, reizt die Haut zu größerer Thätigkeit, so daß der in der Natur vorhandene krankhafte Stoff auf die Oberfläche dringt und aufgesaugt wird.

Nach innen wirkt am besten recht einfache Kost, wenig oder gar nicht gewürzt, auch schwach gesalzen. Täglich dreimal zwei Löffel voll Wermuththee. Von Morgens bis Mittag stündlich ein Löffel voll Milch; von Mittag bis Abend stündlich ein Löffel voll Wasser wegen des Stuhlganges.

Nach 14 Tagen hatte der Kranke guten Appetit, guten Schlaf und gesunde Farbe.

Die zweite Kur erhielt folgende Anwendungen:

1) Jeden Tag ein Oberguß und Knieguß;

2) jeden zweiten Tag ein Halbbad, eine halbe Minute lang;

3) jede Woche drei Sitzbäder, eine Minute lang.

Alle diese Anwendungen wirkten stärkend, erwärmend und brachten alle Theile des Körpers in Thätigkeit. Nach sechs Wochen war der Kranke gesund.

3.

Eine Hausmutter, 36 Jahre alt, erzählt: »Ich habe einen ganz schlechten Magen. Was ich esse, bekommt mir nicht gut; ich habe immer dünnflüssigen Stuhlgang. Ich hätte guten Appetit; aber es ist kein Gedeihen. Es thut mir oft Alles am ganzen Körper wehe; ich verrichte nur noch zur Noth meine Hausarbeit; mehr kann ich nicht mehr thun.«

Hier hat sicher die Kälte die Herrschaft gewonnen durch wiederholten Kampf mit der Wärme; dadurch ist auch eine Schwäche eingetreten, und weil nichts gehörig verdaut worden ist, sind auch die Magensäfte verdorben. Heruntergekommen ist die Küche und was gekocht wird. Das deutet auch die abgestorbene Farbe und der Gesammteindruck der Lebensmüdigkeit an. – Hier muß man es machen, wie in einem Zimmer, in dem man friert, nämlich zuerst einheizen. Diese Kranke bekam dazu

1) acht Tage lang jeden zweiten, dann jeden dritten Tag einen kurzen warmen Wickel, das Tuch in heißes Wasser getaucht, in welchem Haberstroh gesotten wurde, 1½ Stunden lang aufgelegt; dadurch wurde die Naturwärme erhöht und der Unterleib gekräftigt.

2) Jeden zweiten Tag wurde ein vierfaches Tuch, in halb Wasser und Essig getaucht, auf den Unterleib gebunden, 1½ Stunden lang; Dieß wirkte wieder erwärmend und kräftigend.

Nach innen:

1) Jeden Tag zu vier verschiedenen Zeiten je ein Pfefferkorn verschlucken, ohne es zu zerbeißen; diese bewirken innere Wärme, sind ein kleines Feuer für den Magen und wirken mehr auf die genossene Kost.

2) Täglich zweimal Kraftsuppe und sonst nahrhafte Kost.

Nach 14 Tagen hat sich das Abweichen gehoben, die Speisen wurden gut verdaut, und ein frisches Aussehen war der klarste Beweis der Genesung. Nun folgten

1) Oberguß und Schenkelguß den einen Tag,

2) den andern Tag das Halbbad,

3) kräftige Kost und Wachholderbeerkur, und der Kranke dankt seinem Schöpfer und den Hausmitteln.

4.

Ein armer Taglöhner, 42 Jahre alt, klagt: »Schon zehn Jahre habe ich Magenleiden. Ich habe freilich einfache Kost, viele Arbeit, muß mich viel plagen; aber noch ärger ist mein Magenleiden. Jetzt will's gar nicht mehr gehen. Ich habe gar nie Stuhlgang, ohne die stärkste Medizin zu nehmen, habe oft gräßliche Schmerzen und Auftreibung im Unterleib; wenn recht viel Luft nach oben abgeht, habe ich eine Zeit lang Erleichterung. Ich mag essen, was ich will, es thut nicht gut. Ich habe recht viel eingenommen von verschiedenen Ärzten, aber selten Hilfe bekommen und immer nur auf kurze Zeit.«

Hier hat unstreitig sich durch was immer für eine Veranlassung Krankheitsstoff gebildet, höchst wahrscheinlich durch schwache innere Entzündung, die nicht gehoben wurde. Es muß somit auf die vorherrschende Hitze eingewirkt, die Schwäche und Unthätigkeit gehoben und das rechte Verhältniß zwischen Kälte und Wärme wieder hergestellt werden. Deßhalb

1) in der Woche zwei Ober- und Unteraufschläger. Diese nehmen die überflüssige Hitze und verhelfen zur gehörigen Naturwärme.

2) Täglich ein Oberguß und Knieguß. Diese wirken ebenfalls auf eine einheitliche Wärme am Ober- und Unterkörper, zugleich neues Leben und Kraft bringend.

So 14 Tage lang, und der Zustand hatte sich wesentlich gebessert.

Nach innen bekam der Kranke

1) zweimal im Tag Kraftsuppe;

2) alle Stunde einen Löffel voll Wasser zur Regelung des Stuhlganges;

3) täglich dreimal jedesmal drei Wachholderbeeren zur Verbesserung des Magens.

Die weitern Anwendungen sind:

1) In der Woche dreimal ein Sitzbad,

2) den einen Tag ein Oberguß und Knieguß, den andern Tag ein Halbbad.

In vier Wochen war die Kur zu Ende, und der Kranke konnte seinem Beruf wieder nachkommen. Für längere Zeit jedoch mußte derselbe in der Woche zwei bis drei Halbbäder nehmen und die Wachholderbeerkur fortsetzen.

5.

Eine Wittwe, 54 Jahre alt, leidet seit einigen Jahren an Magenbeschwerden, sieht recht gebrochen aus, hat wenig Blut, ist ganz mager und kraftlos, hat wenig Appetit und beständig Druck auf den Magen. Die Naturwärme ist sehr heruntergekommen. Die Frau ist ganz in Wolle gekleidet und dennoch friert sie fast immer.

Hier ist 1) eine große Verzärtelung durch zu warme Kleidung; 2) weil die gehörige Naturwärme nicht vorhanden, herrscht auch große Unthätigkeit; mithin steht die ganze Maschine nicht in der richtigen Thätigkeit, was die Haut beweist, die ganz trocken ist, als ob sie nur auf dem Körper aufliege, aber nicht angewachsen sei. – Allererst muß bei der Heilung Wärme, Leben und Thätigkeit gebracht werden. Das wird geschehen durch Folgendes:

1) In der Woche zweimal ein Hemd anziehen, in heißes Salzwasser getaucht, 1½ Stunden lang; dieß bringt Wärme, öffnet die Poren und befördert die Hautthätigkeit;

2) zweimal in der Woche von unter den Armen ganz hinunter den Körper einwickeln, ebenfalls in heißes Salzwasser getaucht, 1½ Stunden lang; das bringt dieselbe Wirkung im Unterleib, wie das Hemd im Oberkörper;

3) täglich eine Waschung vom Bett aus mit Wasser und Essig, dann wieder in's Bett.

Nach innen:

1) eine gute einfache Kost, besonders Morgens und Abends Kraftsuppe;

2) täglich sechs bis acht Wachholderbeeren und am Morgen und Abend vier Löffel voll Thee von Salbei, Wermuth und Johanniskraut. Diese Mittel bewirken eine Besserung im Magen. – So 12 Tage lang.

Der ganze Zustand hat sich in dieser Zeit in jeder Beziehung gebessert.

Die weiteren Anwendungen sind:

1) Täglich Oberguß und Schenkelguß;

2) jeden zweiten Tag ein Sitzbad, eine Minute lang;

3) in der Woche zwei Halbbäder.

Das Sitzbad bewirkt Kräftigung und Wärme im Unterleib, das Halbbad Kräftigung des ganzen Körpers. Nach innen blieben die Wachholderbeeren und der Thee.

Nach fünf Wochen war die Haut wieder gut anliegend; der ganze Körper hatte gleiche Wärme. Das Aussehen war frisch und gesund, die ganze Natur wie umgewandelt.

Zur weiteren Befestigung reichte aus: in der Woche zwei bis drei Halbbäder, die das größte Wohlbehagen bewirkten, später ein bis zwei Halbbäder.

6.

Eine Hausfrau klagt: »Ich leide, wie die Ärzte sagen, an Magengeschwüren, was glaubhaft ist, weil im Gesicht sich auch mehrere größere Spuren von Ausschlag zeigen. Auch zeigen sich von Zeit zu Zeit größere Flecken am ganzen Körper mit gewaltigem Beißen und Brennen, so daß ich meine, ich müsse alle Haut herunterkratzen. Wenn auch das Gesicht geröthet, so bin ich doch recht abgemagert.«

Hier herrscht sicher Unreinigkeit im Blut, mithin auch Unreinigkeit in den Säften. In diesem Falle muß auf Reinigung des Blutes und der Säfte gewirkt werden, sowie auf Reinigung und größere Thätigkeit der Haut. Dieser Zustand kann geheilt werden wie folgt:

1) Jede Nacht den ganzen Körper waschen mit Wasser und Essig;

2) jeden Tag ein vierfaches Tuch in Wasser getaucht, in welchem Heublumen gesotten wurden, auf den Unterleib binden, 1½ Stunden lang, leitet Krankheitsstoffe aus und verbessert den ganzen Unterleib.

Nach innen:

1) Täglich eine Tasse Thee von Zinnkraut, 10 bis 12 Wachholderbeeren zerstoßen, 10 Minuten lang gesotten, in drei Portionen trinken;

2) zum Frühstück Kraftsuppe und bis Mittag alle Stunden einen Löffel voll Milch; von Mittag bis Abend stündlich einen Löffel voll Wasser zur Regelung des Stuhles, der bisher nie mehr eingetreten ohne gewaltsame Mittel.

Diese 14tägigen Anwendungen hatten in jeder Beziehung den besten Erfolg. Die weiteren Verordnungen waren;

1) Jeden Tag einen Oberguß und Schenkelguß;

2) jeden dritten Tag ein Halbbad.

Nach fünf Wochen war die Person mit ihrem Befinden sehr zufrieden, nur sollte sie mehr Kraft bekommen. Diese kam auch, nachdem sie sich in der Woche zweimal in der Nacht gewaschen und drei Halbbäder genommen, drei Wochen lang. Für weiter reichten aus in der Woche zwei bis drei Halbbäder.

Der Ausschlag am Körper und Gesicht ist erloschen, die Haut, wie die Genesene behauptet, rein, der Stuhlgang sei in Ordnung und der Urin, der immer roth gewesen, sei jetzt wie bei einem gesunden Menschen.

7.

Ein Knecht sagt. »Ich habe vor vier Wochen Etwas gegessen, das mir zu schwer im Magen liegen blieb; seit dieser Zeit hab ich keinen Appetit, Ekel fast vor jeder Speise, von Zeit zu Zeit Blähungen und Aufgetriebensein, habe häufig Kopfweh und oft auch Fieber. Ich glaube, mein Magen ist verdorben,« woran auch nicht zu zweifeln ist. Deßhalb soll der Kranke

1) vier Tage nach einander täglich angeschwellte Heublumen warm auf Magen und Unterleib legen, mit einem Tuch gut aufbinden;

2) täglich einen Thee trinken von Tausendguldenkraut, Salbei und Wachholderbeeren. Nach vier Tagen waren die Beschwerden verschwunden; der Knecht konnte seinen Dienst wieder versehen.

8.

»Ich habe in der Hitze ziemlich viel kaltes Wasser getrunken und bald darauf einen großen Schmerz empfunden; ich kann nun nichts mehr essen, es ekelt mir vor jeder Speise, habe auch häufig Fieber.«

Anwendungen:

1) Vier Tage nach einander einen kurzen Wickel, welcher die durch das kalte Wasser gebildete Kälte verdrängt und die Natur in größere Thätigkeit bringt;

2) täglich eine Taffe Thee, in drei Portionen getrunken, von Wermuth und Tausendguldenkraut.

Der Schaden war in vier Tagen gut gemacht. Um den Magen noch mehr zu stärken, waren die Wachholderbeeren das beste Mittel.

9.

»Ich habe Schweinefleisch gegessen mit Speck, und zwar, da ich sehr hungrig war, zu rasch. Jetzt stoßt mir immer das Fleisch auf, als ob es noch im Magen sei, obwohl es schon sechs Tage ist. Wenn ich mich nur erbrechen könnte!« – Erbrechen ist nicht nothwendig. Es reicht aus

1) vier bis fünf Tage jede Nacht ganz waschen und

2) täglich zwei Tassen Thee trinken am Morgen und Abend von Brennesselwurzeln. Diese leiten die kranken Stoffe aus und bringen der Natur Ruhe.

10.

Es kommt im menschlichen Leben oft vor, daß durch großen Schrecken, Angst oder Furcht ein starker Durchfall eintritt und im Organismus große Störungen hervorgebracht werden. Weil diese Revolution im Magen und Darm beginnt und durch den ganzen Organismus wandert, so verliert nicht bloß die Natur viel, sondern die Organe werden auch geschwächt. Ißt dann der von der Diarrhöe Befallene seine gewöhnliche Kost, so tritt meistentheils rasch die härteste Verstopfung ein. Weil die Gedärme zu sehr angegriffen sind, tritt nachher Erschlaffung derselben ein. Ein anderes Übel: Durch den Durchfall ist auch ein großer Theil der Magensäfte mitgewandert und somit die Verdauung mangelhaft. Dadurch entstehen viele Gase, welche große Beschwerden verursachen. Wie diese große Revolution, so gibt es auch viele kleinere durch kalte Speisen, Getränke, Einathmen zu kalter Luft. Wer könnte aufzählen alle die verschiedenen Schädlichkeiten dieser Art, die dann Durchfall bewirken und der Natur recht nachtheilig sind, weil sie den natürlichen Gang so sehr stören!

So erzählt ein Herr: »Vor 25 Jahren hatte ich einmal einen recht großen Verdruß. Es stellte sich ganz kurz heftiges Abweichen ein; gleich darauf starke Verstopfung. Seit dieser Zeit nehme ich jeden Abend Abführmittel, weil ich sonst keinen Stuhlgang habe. Seit 22 Jahren fühle ich beim Gehen Stiche in der Brust und andere Beschwerden.«

Was hat hier also dieser Verdruß angerichtet? Allzu schnell entleerte die Natur zu viel Magensäfte. Dadurch traten die Anstauungen ein, weil die gehörige Verdauung nicht stattgefunden. Diese Anstauung wirkte nach verschiedenen Richtungen bald stärker, bald schwächer.

Dazu kommen die vielen Abführmittel, die doch in der Regel zu stark angreifen, die Organe schwächen und zu ihrer Funktion immer unthätiger machen. Die Folge mußte nothwendig sein, daß der ganze Körper im Allgemeinen weit zurückkam und einzelne Theile schadhaft wurden. Dieß zu heben, dazu dienten folgende Anwendungen:

1) Jede Nacht eine Ganzwaschung; diese bewirkte und vermehrte Wärme und Thätigkeit.

2) In der Woche zwei bis drei Halbbäder; diese wirkten kräftigend auf den ganzen Körper und erhöhten die Naturwärme.

3) In jeder Stunde ein Löffel voll Wasser nebst guter Kost bewirkten Vermehrung der Magensäfte und gute Verdauung, so daß der ganze Körper genährt wurde.

4) Täglich sechs bis acht Wachholderbeeren bewirkten eine rasche Verbesserung des Magens, und so reichten fünf Wochen aus zur allgemeinen Kur. Zur vollständigen Kräftigung war ausreichend in der Woche zweimal ein Halbbad oder einmal ein Oberguß und Knieguß und ein- oder zweimal ein Halbbad.

11.

Zwei Kinder gingen in die Erdbeeren. Eines von diesen hatte im Walde etwas Unrechtes genossen, bekam dadurch Erbrechen und Durchfall, starkes Fieber, Frost im Wechsel mit großer Hitze. Dem Kind schwand aller Appetit und die Kraft, das ganze Aussehen war krankhaft.

Wie kann hier Hilfe gebracht werden?

1) Dreimal in der Woche ein zweifaches Tuch, in halb Wasser und Essig getaucht, auf den Unterleib binden, 1½ Stunden lang. Diese Auflagen stärkten, lösten auf und leiteten aus.

2) Täglich den Körper zweimal waschen mit Wasser und Essig. Dieß bewirkte neues Leben, brachte alle Organe in größere Thätigkeit und förderte die Transspiration.

3) Jeden Tag dreimal, jedesmal zwei Löffel voll, Wermuththee bewirkte gute Verdauung, leitete aber besonders Giftstoffe aus.

4) Wo möglich jede Stunde einen Löffel voll Milch als gute Nahrung und zur Ausscheidung des Giftes.

In wenigen Tagen wurde das kranke Kind gesund.

12.

Eine Dienstmagd, welche durch einen Regen ganz durchnäßt und verkältet war, wurde von einem Durchfall und Fieber überfallen, so daß die Speisen, wie sie dieselben gegessen, wieder abgingen; sie war nicht im Stand, außer dem Bett zu sein; bald große Hitze, dann wieder große Kälte, auch heftige Kopfschmerzen. Was ist hier zu thun? Die Kälte hat im Magen die Herrschaft bekommen, und so ging es dem Magen wie einer Hausmutter, der während des Kochens Wasser in's Feuer geschüttet wird; wie da das Kochen eingestellt wird, so hört auch die Magenkocherei auf, wenn die Wärme verdrängt ist und dann muß natürlich Durchfall entstehen. Das beste Mittel ist hier

1) einen warmen kurzen Wickel, in Heublumenwasser getaucht, eine Stunde lang. Dadurch wird die zu niedere Naturwärme erhöht und so die Kälte schon theilweise verdrängt.

2) Dreimal täglich eine Tasse ganz warme Milch, in welcher Fenchel gesotten wurde. Die Milch bringt gute Nahrung, und der Fenchel erwärmt und stärkt.

3) Zur Ausgleichung der Körperwärme und zur allgemeinen Thätigkeit täglich einmal den ganzen Körper waschen.

So war die Kranke bald gesund.

13.

Einem Knaben, 16 Jahre alt, wurde ohne alle Vorbereitung die Nachricht gebracht, seine Mutter sei gestorben. Er brach zusammen, bekam heftige Leibschmerzen und Durchfall, was längere Zeit dauerte, ohne besonders berücksichtigt zu werden. Der Knabe wurde allmählig gemüthsleidend und traurig, arbeitete nicht mehr und hielt sich für ganz verloren für Zeit und Ewigkeit.

Der große Schrecken hatte nicht bloß den Knaben erschüttert, sondern durch den Durchfall, der nicht gehoben wurde, bekam die Natur nichts mehr zur Kräftigung, und mithin kam sie sehr herunter. Das Gemüthsleiden war Folge der Schwäche. Bei der Behandlung mußte also auf Kräftigung des ganzen Körpers hingearbeitet werden. Der Knabe mußte

1) täglich zweimal, jedesmal 6 Minuten lang, bis an die Kniee im Wasser gehen, und

2) täglich einen Oberguß nehmen.

Nach innen:

1) Zur guten Kost täglich drei Pfefferkörner verschlucken, die den Magen erwärmen;

2) täglich zweimal Kraftsuppe mit guter Kost;

3) täglich eine Tasse Thee von Wermuth und Salbei (in drei Portionen), in halb Wein, halb Wasser gesotten; dieß bewirkt innere Wärme, und gute Verdauung, und so war nach drei Wochen der trostlose Junge wieder gesund.

14.

Ein Hausvater, 29 Jahre alt, leidet seit drei Jahren an Diarrhöe, täglich drei- bis viermal. Derselbe weiß keine Ursache, außer, wenn er mehr Flüssiges ißt, ist auch der Durchfall stärker, sonst ist es gleich, welcherlei Speisen er genießt. Das Aussehen deutet auf Schwäche und Müdigkeit, wie auch alle gesunde Farbe erloschen ist. Die Gemüthsstimmung ist mehr traurig als heiter, die Kräfte haben sehr abgenommen, der Appetit ist nicht schlecht, aber es fehlt am rechten Geschmack.

Hier ist vorherrschend große Schwäche wie nach einer Krankheit, in der sich Krankheitsstoffe länger im Körper aufhielten und diese Schwäche bewirkten; mithin ist auf dreifache Weise einzuwirken:

1) in der Woche drei Sitzbäder stärken den Unterleib;

2) zwei Halbbäder, eine halbe Minute, in der Woche wirken stärkend auf den ganzen Leib;

3) jeden zweiten Tag ein zweifaches Tuch, in halb Wasser, halb Essig getaucht, 1½ Stunden lang, wirkt stärkend auf den Unterleib.

Nach innen: 1) eine kräftige Hausmannskost; 2) täglich drei kleine Tassen Thee von Schafgarbe, Johanniskraut und Wermuth, welche gute Säfte und gute Verdauung bewirken.

Nach drei Wochen war die Krankheit beseitigt, das Aussehen frisch, die Verdauung gut, der Appetit groß.

Für weiter war gut: In der Woche ein bis zwei Sitzbäder und zwei Halbbäder.

15.

Ein Mann, 36 Jahre alt, erzählt: »Ich habe schon seit vier Jahren mit Abweichen zu thun. Ich mag essen, was ich will, ich bekomme doch Durchfall, meistens mit großen Schmerzen – ganz ohne Schmerzen geht es nie ab. Wenn ich auch drei bis vier Tage Ruhe habe, dann tritt das Übel nur um so heftiger auf, habe auch recht viele Gase im Leib. Wenn diese nicht gehen, dann ist der Schmerz um so ärger. Es ist fast gleich, welche Kost ich genieße; manchmal glaubte ich die rechte Speise getroffen zu haben; doch bald ist wieder der alte Zustand da. Gebraucht habe ich schon Vieles von Ärzten und Anderen; kleine Linderungen bekam ich, aber keine Hilfe.«

Folgende Anwendungen wurden verordnet: 1) Jeden Tag ein Oberguß und Knieguß; 2) jeden dritten Tag ein Halbbad; 3) jeden vierten Tag ein zweifaches Tuch, in halb Wasser und halb Essig getaucht, warm auf den Unterleib binden, 1½ Stunden lang. So 14 Tage. Zum Einnehmen täglich sechs bis acht Wachholderbeeren, auch 14 Tage hindurch. Das Abweichen hörte vollständig auf, der Appetit wurde gut, die Schmerzen verschwanden, und der Kranke fühlte sich gesund. Die weiteren Anwendungen waren: zweimal in der Woche ein Halbbad und die Wachholderbeerkur, mit vier Beeren anfangen, täglich eins mehr bis 15, und dann wieder abwärts.

Wirkungen: Der Oberguß und Knieguß brachten mehr Wärme und Kraft für den ganzen Körper; der Essig auf den Unterleib bewirkte Wärme und Kräftigung im Unterleib; das Halbbad wirkte stärkend auf den ganzen Leib und vermehrt zugleich die Naturwärme; die Wachholderbeeren wirkten reinigend und stärkend auf Magen und Gedärme. Die weiteren Anwendungen unterstützten durch längere Zeit die Natur, damit das Übel nicht wiederkehre.

16.

»Seit drei Jahren,« erzählt ein Mann, »habe ich täglich vier- bis sechsmal Stuhlgang, oft auch acht- bis zehnmal in einem Tage. Ich mag essen, was ich will, es ist nicht anders, und es bangt mir jedesmal, so oft ich esse, vor den Schmerzen, die wieder eintreten werden. Mich friert fast immer, und je ärger die Kälte, um so häufiger das Abweichen. Ärzte habe ich weit und breit viele ausgesucht, Hilfe nie gefunden. Wenn es noch länger so fortgeht, dann werde ich nicht mehr lange leben. Ich bin auch ganz kraftlos. Was ist zu thun?«

1) Acht Tage hindurch täglich angeschwellte Heublumen in einem Tuch ganz warm auf den Unterleib binden, 1½ Stunden lang. 2) Jeden Tag einen Ober- und Knieguß. 3) Jeden Tag zweimal eine kleine Tasse ganz warme Milch trinken, in welcher Fenchel zehn Minuten lang gesotten wurde. Zudem täglich zweimal, jedesmal vier Löffel voll, Wermuththee trinken. So 14 Tage hindurch. Nach 14 Tagen den einen Tag einen Oberguß und Knieguß, den andern Tag ein Halbbad. Die Milch wurde beibehalten, und statt Thee wurden täglich sechs bis acht Wachholderbeeren gegessen. So wieder 14 Tage. Der Zustand änderte sich so sehr, daß der Kranke alle Speisen genießen konnte, täglich den gehörigen Stuhlgang hatte und erklärte, er sei jetzt ganz gesund. Die weiteren Anwendungen waren in der Woche zweimal Oberguß und Knieguß und einmal ein Halbbad, eine halbe Minute lang.

Hier hatte die Kälte die Herrschaft, so daß die volle Naturwärme nicht aufkommen konnte. Es war große Blutarmuth vorhanden, wie es auch nicht anders sein konnte. Die Heublumen bewirkten eine künstliche Wärme, die sich über den ganzen Körper verbreitete. Die schlechten Stoffe wurden aufgesaugt. Ober- und Knieguß bewirkten am Körper, was die Heublumen am Unterleib bezweckten. Die Milch gab gute Nahrung, der Fenchel erwärmte und kräftigte den Magen, und auf diese Weise wurde die volle Naturwärme wieder hergestellt. In der zweiten Abtheilung bewirkten die Güsse eine Fortsetzung der früheren Wirkung, und die Wachholderbeeren verbesserten im Innern. Das Halbbad wirkte in derselben Weise wie die Güsse, besonders aber auf den Unterleib. So wurde der ganze Organismus von allen ungesunden Stoffen befreit, erwärmt und gekräftigt und dadurch auch die Gesundheit wieder erlangt.

17.

Eine Person, 26 Jahre alt, klagt: »Ich habe ein schweres Magenleiden; es geht kein Tag vorbei, an welchem ich nicht schmerzliches Drücken und Brennen im Magen habe. Es stoßen mir viele Gase aus dem Magen herauf, und dann nimmt der Schmerz zu, bis ich mich recht erbrechen muß; es kommt Wasser, Schleim und endlich die Kost. So leide ich schon drei Jahre, habe alles Mögliche gethan, aber nur mit geringer oder gar keiner Hilfe. Meine Kraft ist fast verschwunden, Appetit ist keiner da.«

Diese Kranke mußte Folgendes anwenden: 1) Durch acht Tage jeden Tag ein vierfaches Tuch, in halb Wasser und halb Essig getaucht, warm auf den Unterleib binden; 2) jede zweite Nacht ein Sitzbad, eine Minute lang; 3) jeden Tag einen Ober- und Knieguß; 4) die eine Stunde einen Löffel voll Wasser, die andere einen Löffel voll Milch. So drei Wochen fortmachen. Nach drei Wochen 1) täglich Ober- und Knieguß; 2) jeden dritten Tag ein Halbbad, in der Woche zweimal ein Sitzbad und jeden Tag zweimal, jedesmal drei Löffel voll, Thee trinken von Wermuth und Fenchel. So wieder drei Wochen. Nach sechs Wochen reichten aus in der Woche einmal Oberguß und einmal Halbbad.

Hier herrschten die Gase, dann geschwächte Naturwärme. Die Aufschläge bewirkten Wärme und Kräftigung. Dasselbe bewirkten Ober- und Knieguß. Milch und Wasser bewirkten gute Verdauung und Stuhlgang und gaben auch hinreichende Nährstoffe, und so wurde diese Kranke in sechs Wochen gesund.

18.

Ein Herr, 48 Jahre alt, bringt Folgendes vor: »Ich habe einen schwachen Magen, der besonders nur wenig Flüssigkeit ertragen kann. Die vielen Gase, welche sich sammeln, üben fortwährend einen Druck auf die Brust, besonders auf das Herz aus. Meistens habe ich schweren Athem und äußerst langsame Verdauung, und in Folge dessen herrscht häufig trübe Stimmung. Geh ich zu einem Arzt, so erhalte ich Salze, die stark abführen, und bald kommt das alte Leiden wieder. Ich habe recht viel gebraucht, aber nur wenig Hilfe bekommen. Was soll ich thun?«

Anwendungen: 1) Zweimal in der Woche angeschwellte Heublumen warm auf den Unterleib und die Magengegend binden, eine Stunde lang. 2) Jede zweite Nacht ein Sitzbad nehmen von kaltem Wasser, eine Minute lang. 3) Dreimal in der Woche den ganzen Körper mit kaltem Wasser waschen, woran etwas Salz gemischt ist. 4) Täglich eine Tasse Thee trinken von Wermuth, Salbei und Minze. Der Thee ist in drei Portionen während des Tages zu nehmen.

Wie wirken diese Anwendungen? Die Heublumen erwärmen den Körper und leiten Gase fort, ziehen schlechte Stoffe aus und stärken den Unterleib. Die Waschungen bringen eine gleiche Transspiration, befördern den Blutlauf und kräftigen den ganzen Körper. Der Thee wirkt auf gute Verdauung, löst die krankhaften Stoffe auf und führt sie aus. Zur weiteren Kräftigung ist noch gut, in der Woche zwei Sitzbäder zu nehmen, ein- oder zweimal sich zu waschen und eine Tasse des genannten Thee's in drei Portionen zu trinken.

19.

Eine Hausfrau beklagte sich bei mir über Magenleiden. »Ich habe,« so sagte sie, »stets bittern Geschmack im Munde, bald stärker, bald schwächer, muß viel Wasser erbrechen, welches ganz sauer und bitter ist, häufig auch Alles, was ich gegessen habe. Manchmal habe ich Kopfschmerzen, daß ich ganz schwindlig bin. Beständig sind meine Füße kalt, in der Nacht werden sie oft erst in fünf bis sechs Stunden warm. Der Stuhlgang ist immer zu hart und unregelmäßig. Was kann hier helfen?«

Anwendungen: 1) Jeden dritten Tag soll ein kurzer Wickel genommen werden, der in warmes Heublumenwasser getaucht wurde. 2) Jeden Tag ist Oberguß und Knieguß zu nehmen. 3) Täglich ist eine Tasse Thee von Wermuth und Zinnkraut in drei Portionen zu trinken. Derselbe muß sechs Minuten gesotten werden.

Die Wirkung dieser Anwendungen ist folgende: Die warmen Wickel bringen dem Leibe Wärme zur Auflösung und Ausscheidung der verlegenen Stoffe. Ober- und Knieguß bringen dem ganzen Körper Wärme und Kraft. Der Thee reinigt im Innern und bringt gute Verdauung. Die genannten Anwendungen sind 14 Tage zu machen; darauf ist die Wachholderbeerkur zu gebrauchen und jede Woche zwei- bis dreimal ein Halbbad zu nehmen. Die Wachholderbeeren verbessern den Magen. Die Halbbäder kräftigen die Natur und erhalten die Naturwärme.

20.

Ein Bursche mit 16 Jahren kommt zu mir und sieht recht armselig und heruntergekommen aus. Er ist ziemlich entkräftet und bittet um Hilfe. Er habe schon mehrere Ärzte gehabt, aber keine Hilfe bekommen. Er habe nichts, als was er verdiene. Alles, was er esse, bekomme ihm nicht gut. Beständig habe er Druck auf den Magen. Wenn er stark gebrochen habe, werde es ihm wohler. Wärme fühle er wenig, fast immer empfinde er Frost. Er fragt, was zu thun sei, daß er wieder sein Brod verdienen könne.

1) Jeden Morgen und Abend den Unterleib kräftig mit Essig und etwas Wasser daran einreiben. 2) Täglich einen halben Löffel voll gutes Salatöl einnehmen. 3) Täglich zweimal, jedesmal fünf bis sechs Löffel voll, Wermuth- und Salbeithee einnehmen. 4) In der Nacht vom Bett aus ganz waschen mit Wasser und Essig und dann gleich wieder in's Bett gehen. So 14 Tage lang; nach diesen 14 Tagen dieselben Mittel halb so oft gebrauchen. Nach vier Wochen zeigte sich dieser Bursche wieder; sein Aussehen war frisch, er hatte Appetit und hinreichende Naturwärme und konnte wieder sein Brod verdienen.

Die Einreibungen mit Essig und Wasser bewirkten Wärme und Thätigkeit im Unterleib, nicht weniger die Waschungen. Dasselbe im ganzen Körper. Das Öl, wenn es die Natur erträgt, lindert die Magenbeschwerden. Der Thee von Wermuth und Salbei verbessert die Säfte und die Verdauung.

21.

Eine Frauensperson erzählt: »Ich bin 32 Jahre alt. Seit einigen Jahren habe ich fast immer Magenleiden, öfters Erbrechen und Übelkeiten. Seit fünf Wochen liege ich immer im Bette an Lungen- und Magenkatarrh. Ich bin so kraftlos, daß ich schon mehrere Monate gar keine Arbeit mehr verrichten kann.«

Anwendungen: 1) Jeden zweiten Tag ein vierfaches Tuch auf den Unterleib binden, in Wasser und Essig getaucht, in der ersten Zeit warm, später kalt. 2) Jede zweite Nacht vom Bette aus ganz waschen und wieder in's Bett. 3) Zum Frühstück eine Kraftsuppe. Bis Mittag jede Stunde einen Löffel Milch. Nachmittags bis Abends jede Stunde einen Löffel Wasser. 4) Jede zweite Nacht ein Sitzbad.

Innerlich: Wachholderbeerkur.

Wirkungen: Hier ist große Blutarmuth, somit auch große Schwäche, dann schlechte Verdauung vorhanden. Das Essigtuch wirkt stärkend auf den Unterleib und verbessert den Magen. Die Waschungen beleben, stärken und bewirken bessere Transspiration. Die Kraftsuppe bringt gute Nahrung, und Dasselbe thun die kleinen Portionen Milch. Der Löffel voll Wasser wirkt günstig auf den Stuhlgang.

22.

»Mehr als zwei Jahre,« erzählt eine Hausfrau, »habe ich fast beständig Magenleiden. Ich habe starkes Drücken und oft starkes Brennen im Magen. Oft ist der ganze Unterleib recht kalt, die Füße wollen gar nicht warm werden. Im Bette sind sie oft vier bis fünf Stunden ganz kalt. Appetit habe ich nie, und kräftige Kost kann ich gar keine essen. Ich nehme höchstens ein wenig Kaffee, der mir noch am besten thut. Ich bin auch oft recht verstimmt und verzagt.«

Anwendungen: 1) In der Woche viermal angeschwellte Heublumen warm auf den Unterleib binden, 1½ Stunden lang. 2) Jeden Tag einmal ein Knieguß. 3) Jeden zweiten Tag ein Oberguß. So 14 Tage lang. Dann 1) täglich ein Schenkelguß und Oberguß. 2) Jeden Morgen und jeden Abend den Unterleib mit Wasser und Essig waschen. 3) In der Woche zweimal einen kurzen Wickel eine Stunde lang umlegen, in warmes Heublumen-Wasser getaucht. So wieder 14 Tage. Als Kost 1) jeden Morgen und Abend eine Kraftsuppe von Milch oder Fleischsuppe gekocht; 2) einfache Hausmannskost am Mittag. Nach innen wurde gebraucht: jeden Tag in drei Theile getheilt, eine Tasse Thee von Wermuth, Fenchel und Wachholderbeeren, alles Dieses mit einander 10 Minuten lang gesotten. Nach vier Wochen war das Drücken verschwunden, Appetit hatte sich eingestellt, und das ganze Aussehen war wie umgewandelt.

Die Wirkung der Anwendungen war folgende: Durch die Blutarmuth war der ganze Körper, besonders aber der Unterleib mehr kalt als warm, mithin auch keine rechte Verdauung. Wo man kein Feuer hat, kann man nicht kochen. Die warmen Heublumen bewirkten Wärme und Kräftigung des Unterleibes. Der Wickel wirkte noch stärker in dieser Weise. Der Knieguß leitete das Blut abwärts und vermehrte die Naturwärme. Der Oberguß bewirkte Kräftigung und Thätigkeit des Körpers. Der Schenkelguß bewirkte unten, was der Oberguß oben: Wärme und Kräftigung; das Waschen mit Wasser und Essig bewirkte Stärkung, Erwärmung und wirkte auf Stuhlgang; der kurze Wickel wirkte auf den ganzen Leib, was die Heublumen auf den Unterleib. Der Thee bewirkte Verdauung, gute Säfte und Kräftigung.

23.

Ein Mann erzählt Folgendes: »Ich bin krank und habe schon drei Ärzte gehabt. Der erste sagte, ich sei Leber leidend; der zweite, ich habe einen Herzfehler; der dritte, man könne noch nicht genau bestimmen, wo der Hauptfehler sei. Ich habe guten Appetit, bekomme aber, wenn ich gegessen habe, Schmerzen im Magen. Es wird gewaltig unruhig im Unterleib, und wenn es längere Zeit recht unruhig war, kommt Herzklopfen. Meine Hände und Füße sind immer kalt, von Woche zu Woche werde ich magerer und kraftloser. Ich bin Schreinermeister und kann schon zwei Jahre lang meinem Geschäfte nicht mehr nachkommen. Wenn ich nur eine halbe Stunde eine kleine Arbeit verrichte, bin ich schon ganz müde.«

Anwendungen: 1) Jeden Morgen einen Knieguß, eine Minute lang, 2) jeden Nachmittag einen Oberguß; 3) dreimal in der Woche angeschwellte Heublumen warm auf den Unterleib binden und 1½ Stunden lang liegen lassen; 4) jeden Tag eine Tasse Thee trinken von 12 zerstoßenen Wachholderbeeren und etwas Zinnkraut, welche 10 Minuten lang gesotten wurden. So 14 Tage lang. Nach deren Verlauf: 1) Jeden zweiten Tag ein Halbbad; 2) jeden Tag einmal im Wasser gehen; 3) jeden Morgen und Abend den Unterleib mit einer Mischung, halb aus Wasser, halb aus Essig bestehend, kräftig einwaschen. Von dem oben bezeichneten Thee jeden dritten Tag eine Tasse trinken, Nach vier Wochen war der Schreinermeister wieder hergestellt. Was hat nun diesem gefehlt? Der Magen hat wohl aufgenommen, aber nicht gut verdaut. Es entwickelten sich dadurch recht viele Gase. Diese übten einen Druck auf die Organe im Oberkörper; dadurch entstand Herzklopfen, und weil die Blutbildung nachgelassen hatte und die Kälte vorherrschend wurde, mußte die Kraft verschwinden. Oberguß und Knieguß leiteten das Blut in die äußeren Theile und belebten und kräftigten die ganze Natur. Der Thee reinigte den Unterleib von Gasen und verlegenen, krankhaften Stoffen. Die Halbbäder stärkten die ganze Natur. Die aufgelegten Heublumen saugten die schlechten Stoffe aus und sorgten, daß nicht mehr so viele Gase sich anhäuften. Auf diese Weise wurde die ganze Natur wieder in Ordnung gebracht. Weil aber die Erholung nur nach und nach vor sich geht, mußte der Mann noch einige Zeit ein oder zwei Halbbäder nehmen und, um einen guten Magen zu bekommen, die Wachholderbeerenkur gebrauchen.

24.

Ein Bauer theilte mir über seinen Zustand Folgendes mit: »Seit fünf Jahren habe ich Magenleiden, beständiges Brennen im Magen und Druck auf denselben. Ich könnte Alles essen, und doch thut mir nichts gut; seit einem Jahre ist es viel ärger als früher. Ich habe auch keine Kraft mehr, muß mich häufig erbrechen, und bis nicht mein Magen ganz leer ist, bekomme ich keine Ruhe. Bier darf ich gar nicht trinken, gleich stößt mir Säure auf. Ich habe fast beständig kalte Füße, und die Schmerzen im Magen lassen mir keinen Schlaf. Ärzte habe ich mehrere gebraucht, bekam auch von Zeit zu Zeit Linderung, aber nur für kurze Zeit. Bald war das alte Leiden wieder da.«

Anwendungen: 1) In der Woche dreimal einen kurzen, warmen Wickel, 1½ Stunden lang; derselbe ist in Wasser zu tauchen, in welchem Haferstroh ½ Stunde lang gesotten wurde. 2) Jeden Morgen im Wasser gehen drei Minuten lang. 3) Jeden Nachmittag einen Oberguß nehmen. 4) Täglich dreimal Wermuththee einnehmen, jedesmal drei Löffel.

Die Anwendungen wirkten wie folgt: Die Wickel entfernten die Gase im Unterleib, die einen Druck auf den Magen übten, in Folge dessen Brechreiz entstand. Die Nieren wurden gereinigt und alle krankhaften Stoffe ausgeleitet, was auch der schmutzige Urin bewies. Der Wermuththee bewirkte gute Verdauung. Hier war das Hauptübel mehr im Darm als im Magen; denn sobald die Gase entfernt waren, hörte das Erbrechen auf. Wassergehen härtet ab, leitet das Blut in die Füße und entwickelt Wärme. Der Oberguß wirkte stärkend und belebend. In drei Wochen war der Kranke gesund, und zur weiteren Erholung reichte es aus, daß er zweimal in der Woche ein Halbbad nahm.

25.

Ein Herr erzählt: »Ich bin 9-10 Jahre von beständigen, bald stärkeren, bald schwächeren Magenleiden belästigt. Saures kann ich gar nicht essen. Satt darf ich mich nie essen. Außerdem habe ich schon längere Zeit dann und wann in der Frühe Husten, wobei ziemlich viel Schleim abgeht, mit welchem öfters etwas Blut vermischt ist. Meine Nerven sind sehr geschwächt; jede Kleinigkeit kann mich aufs höchste aufregen. Ich schlafe nur mit Unterbrechungen. Deßhalb habe ich schon zehn Jahre hindurch mehr ab- als zugenommen. Meistens fühle ich eine gedrückte Stimmung. Was ist in meiner Lage zu thun?«

Antwort. Die besten Anwendungen werden folgende sein: 1) Jeden Tag einen Oberguß und Knieguß. 2) Den einen Tag ein doppelt genommenes und in eine Mischung von halb Wasser und halb Essig getauchtes Tuch auf den Unterleib binden. 3) Den andern Tag in der Nacht ein Sitzbad nehmen. So zehn Tage fortmachen. Nach diesen zehn Tagen: 1) In der Woche drei Halbbäder eine halbe bis höchstens eine Minute lang. 2) In der Woche einen Oberguß und Knieguß. 3) Die Wachholderbeerkur anwenden; es wird mit vier Beeren angefangen, täglich eine mehr genommen, bis man auf 15 gekommen ist; dann geht es in gleicher Weise wieder abwärts.

In vier Wochen war der Kranke vollständig hergestellt und bekam den weiteren Rath, in der Woche ein bis zwei Halbbäder zu nehmen und zeitweilig auch die Wachholderbeerkur zu gebrauchen.

Wie wirkten die Anwendungen?

Der Oberguß und Knieguß wirkten stärkend auf Ober- und Unterkörper; das Sitzbad wirkte ebenso auf den Unterleib und entfernte alle übermäßige Hitze in demselben. Das aufgelegte Tuch wirkte günstig auf den Magen. Die Wachholderbeeren wirkten im Innern. Die Halbbäder wirkten noch stärker auf Kräftigung des ganzen Körpers. Die weiter angerathenen Anwendungen unterstützten die Erhaltung und schützten vor Rückfall.



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