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Lungenleiden (angehende Schwindsucht, Katarrh, Emphysem, Verschleimung etc. etc.).

1.

Ein Fräulein, 19 Jahre alt, erzählt: »Mir sind schon drei Geschwister an der Schwindsucht gestorben, und ich habe Sorge, daß ich dieser Krankheit auch zum Opfer falle. Ich huste zwar nicht, aber ich bin doch oft so müde, daß ich fast keine Arbeit verrichten kann. Auch mein Gemüthszustand ist recht gedrückt. Selten habe ich Appetit und bin mit wenig ganz gesättigt; kräftige Kost kann ich nicht ertragen. Wenn ich keine Hilfe bekomme, werde ich sicher schwindsüchtig.«

Aus dieser Erzählung geht klar hervor, daß dieser Körper nicht heranwächst, um stark und kräftig zu werden, sondern schon während des Wachsens zu schwinden beginnt, und wenn kein Einhalt geschieht, tritt Siechthum ein, und das Wort Schwindsucht ist am rechten Platz.

Hier muß dahin gewirkt werden, daß der ganze Körper gekräftigt wird, und zwar im Äußeren und Inneren. Ein solch schwächlicher Körper ist nicht im Stand, das Gute aus der Nahrung zu ziehen. Deßhalb ist eine innere und äußere Einwirkung auf den ganzen Körper nothwendig.

Anwendungen. Nach außen:

1) Täglich zweimal einen Oberguß, mit einer Kanne voll Wasser beginnen und nach und nach steigen bis zu fünf und sechs Kannen;

2) täglich einmal im Wasser gehen 1 bis 3 Minuten lang;

3) jede zweite Nacht ein Sitzbad, 1 Minute lang.

Nach innen: Jeden Morgen und jeden Abend eine Kraftsuppe, nur wenig gesalzen, jeden Mittag eine einfache nahrhafte Kost, vorherrschend Mehlspeise von einfachem Naturmehl. Während des Tages, wenn guter Appetit vorhanden, etwas Milch, aber nicht viel und einfaches Brod dazu. So 14 Tage bis drei Wochen lang. Dann

1) Jeden Tag ein Halbbad, ½ Minute lang; 2) jeden Morgen im Wasser gehen bis an die Knie, 3 Minuten lang; 3) täglich zweimal einen Oberguß. Zur völligen Ausheilung war nothwendig, daß einige Zeit hindurch wöchentlich noch zwei bis vier Halbbäder genommen wurden.

Der Knieguß und das Wassergehen beleben, kräftigen und beseitigen die faulen Stoffe. Die Obergüsse kräftigen und stärken ebenso den ganzen Oberkörper. Das Sitzbad wirkt kräftigend auf den Unterleib, das Halbbad auf den ganzen Körper. Nach sechs Wochen war diese Natur so umgewandelt, daß alle Zeichen der Schwindsucht verschwunden, Lust zum Leben und zur Arbeit eingetreten und sicher die Natur vor Siechthum geschützt war. Daß die Bäder längere Zeit fortgesetzt werden, in der Woche zwei bis vier, ist nothwendig.

2.

Ein Mädchen, 23 Jahre alt, erzählt: »Ich bin immer so müde, daß ich fast nichts mehr arbeiten kann. Voriges Jahr hatte ich vier Wochen lang einen ziemlich starken Husten, aber ohne Auswurf. Jetzt huste ich nicht, aber auf der linken Seite habe ich immer Schmerzen, bald schwächer, bald stärker. Appetit habe ich keinen, außer zu sauren und stark gesalzenen Sachen. Milch kann ich gar nicht nehmen. Im vorigen Jahr starb mein Bruder und vor sechs Jahren meine Schwester an der Schwindsucht. Bin ich auch verloren? Ich fürchte es.«

Daß hier die Schwindsucht begonnen hat, daran ist kein Zweifel, aber heilbar ist sie noch durch folgende Anwendungen:

1) In der Woche zwei kurze Wickel, in Wasser getaucht, in welchem Fichtenreiser gesotten wurden; warm umgelegt eine Stunde lang;

2) jeden Tag einen Oberguß, einmal im Wasser gehen, 1 bis 4 Minuten, und einmal Knieguß. So 14 Tage lang.

Nach diesen 14 Tagen:

1) in der Woche zwei Ober- und zwei Unteraufschläger, jeden ¾ Stunden lang;

2) in der Woche drei Halbbäder, täglich einmal im Wasser gehen und einen Oberguß.

So drei bis vier Wochen lang. Die Kranke soll täglich zweimal Kraftsuppe essen, alles Saure oder stark Gesalzene muß vermieden werden. Die einfachste Hausmannskost ist die beste. Täglich soll sie die Wachholderbeerkur gebrauchen, jeden Abend Salbeithee mit Wermuth vermischt, vier Löffel voll nehmen.

Salbei und Wermuth bereiten dem Blut die besten Stoffe und sind Hauptmittel gegen Fäulniß. Leute, die Neigung zu solcher Krankheit haben, sollen fleißig Salbei und Wermuth gebrauchen, aber immer nur in kleinen Portionen.

3.

Martha erzählt: »Ich habe schon mehrere Wochen, wie die Ärzte sagen, einen Lungenspitzenkatarrh; ein Arzt hat gesagt, bei mir sei zu fürchten, daß Lungenschwindsucht eintrete. Ich huste viel, besonders zur Nachtzeit, und habe rechts und links auf den Schultern Schmerzen. Ich muß viel ausspucken, aber meistens nur Schleim. Der Appetit ist schlecht. Die Füße sind beständig kalt, die Kraft ist sehr gering; manchmal habe ich auch etwas Fieber. Ich habe immer Verstopfung, ohne Nachhilfe durch Pillen bekomme ich nie Stuhlgang.«

Diese Zeichen sind wirklich Vorboten, daß die Schwindsucht eintreten kann; doch kann diese regelmäßig beseitigt werden durch folgende Anwendungen:

1) Täglich zweimal Oberguß und zweimal Knieguß;

2) jede Woche zweimal ein Sitzbad, 1 Minute lang;

3) jede Stunde von Mittag bis Abend einen Eßlöffel voll Waser. Jeden Tag sechs bis acht Wachholderbeeren essen. So 10 bis 12 Tage lang.

Weitere Anwendungen:

1) Täglich einen Oberguß mit drei bis fünf Kannen voll;

2) den einen Tag ein Halbbad, den anderen Tag einen Schenkelguß;

3) täglich im Wasser gehen oder auch barfuß im Freien. Zum Frühstück eine Kraftsuppe, überhaupt eine nahrhafte Kost genießen.

Die Obergüsse müssen fortgesetzt werden, bis der Schmerz vollständig aufgehört, und die Halbbäder ebenfalls, bis aller Schmerz beseitigt ist, in der Woche zwei- bis dreimal. – In sechs Wochen waren alle bedenklichen Zeichen beseitigt, und zur weiteren Kräftigung reichten aus in der Woche einmal ein Halbbad und zweimal ein Oberguß und Schenkelguß.

Die Obergüsse lösen Schleim ab, heben die Entzündung und kräftigen die welken Organe. Die Kniegüsse leiten das zu sehr nach oben dringende Blut abwärts und kräftigen. Die Halbbäder wirken stärkend und belebend. Die Wachholderbeeren unterstützen den Magen im Verdauen und Verbessern der Säfte. Der Löffel voll Wasser hebt die Verstopfung meistens schon in wenigen Tagen.

4.

Ein Bursche, 24 Jahre alt, klagt: »Ich habe gewaltige Verschleimung auf der Brust, muß alle Tage recht viel Schleim ausspucken und bin nie ohne Schmerz auf der Brust, hab' schon recht viel eingenommen, und doch ist es nie besser geworden. Kürzlich hat mir der Arzt gesagt, es setze sich nach und nach die Schwindsucht an, was mir auch einleuchtet. Denn ich muß oft recht hart athmen, und meine Kraft hat viel nachgelassen. Ich kann nur noch leichte Arbeiten verrichten, habe auch gar keinen Muth mehr. Appetit wäre schon da; aber wenn ich esse, thut es mir weh.«

Sind hier auch alle Zeichen der Schwindsucht, so wurde doch der eben Geschilderte vollständig geheilt auf folgende Weise:

1) Täglich erhielt er einen Oberguß und Brustguß (man legt sich nämlich auf den Rücken und läßt die Brust begießen);

2) in der Woche zweimal nach einander einen Ober- und Unteraufschläger, jeden ¾ Stunden lang;

3) jeden Tag einmal im Wasser gehen 2 bis 4 Minuten;

4) täglich eine Tasse Thee trinken in drei Portionen von gekochtem foenum graecum.

Zum Frühstück eine Tasse Milch, in welcher ein Kaffeelöffel voll gemahlener Fenchel 3 Minuten lang gesotten wurde, ebenso am Abend. Die Kost sei die bisherige, wenn nur recht nahrhaft und einfach.

Nach vier Wochen war dieser Kranke geheilt. Es reichten für weiters in der Woche zwei bis drei Halbbäder aus.

Die Obergüsse bewirkten Kräftigung des Körpers und Abstoßung der Schleimmasse; der Thee wirkte auflösend und reinigend, der Ober- und Unteraufschläger wirkten kräftigend und auflösend. Die mit Fenchel gekochte Milch löste den Schleim auf und stärkte den Magen.

5.

Ein Mann, 33 Jahre alt, klagt seine Noth: »Ich hatte vor zwei Jahren eine starke Lungenentzündung. Man hielt mich für verloren. Seit dieser Zeit bin ich nie ohne Husten, der mitunter recht stark auftritt. Ich habe beständig Katarrh; auf der rechten Seite habe ich oft große Schmerzen. Der Arzt hat gesagt, es werde mit der Zeit von selbst vergehen, es sei Lungenemphysem. Es nimmt aber mehr zu als ab; ich habe nie ordentlichen Appetit; die Kraft fehlt mir ganz, und wenn ich nur leichte Arbeiten verrichte, bin ich gleich im Schweiß. Alle Medicamente haben nach der Lungenentzündung nicht mehr gewirkt.«

Hier ist sicher noch ein Rest von der Lungenentzündung, und wo die Lungenentzündung am stärksten, ist auch der schadhafte Rest geblieben. Hier muß Kräftigung und Ausscheidung des kranken Stoffes erfolgen.

Anwendungen:

1) Täglich zweimal Oberguß und zweimal Knieguß,

2) jeden Tag ein Sitzbad.

So sechs Tage lang. Dann

1) zweimal den Oberguß um ein bis zwei Gießkannen vermehrt;

2) täglich einmal einen Schenkelguß und einmal ein Halbbad.

So drei Wochen lang.

Nach innen: Jeden Morgen und Abend eine Tasse Milch trinken, mit etwas Honig und Fenchel gesotten.

Ferner jeden Tag eine Tasse Thee trinken von foenum graecum in kleinen Portionen; im Übrigen gute kräftige Kost, aber keine geistigen Getränke.

Nach sieben Wochen war der Kranke vollständig gesund und bekam als Nachkur in der Woche zwei bis drei Halbbäder, einen Oberguß und einen Knieguß.

Die Obergüsse wirken auflösend auf alle ungesunden Stoffe in der Brust und Lunge, zugleich den Oberkörper stärkend. Dasselbe bewirken Knieguß und Schenkelguß. Was diese Anwendungen im Einzelnen wirken, bewirkt das Halbbad im Ganzen. Die Milch gibt gute Nahrung, verbessert den Magen und wirkt zugleich gegen den Husten. Foenum graecum nimmt die innere Hitze, löst die innere Verschleimung auf und leitet aus. Auf diese Weise kommt der ganze Organismus wieder in den richtigen Zustand.

6.

Ein Bauernsohn, 26 Jahre alt, gibt an: »Ich habe schon mehr als ein halbes Jahr starken Husten und muß recht viel Schleim ausspucken. Die Leute sagen, ich habe die Lungensucht, und der Arzt glaubt, es stehe mit mir nicht am besten.« Die Gesichtszüge waren allerdings etwas gebrochen, und das Aussehen krankhaft.

In diesem Falle wird die Brust und überhaupt der ganze obere Körper vom Schleim gereinigt werden müssen, dann wird auch die Gesundheit eintreten. Der Kranke erhielt folgende Anwendungen:

1) Jeden Tag zweimal Oberguß, einmal Wassergehen und einmal Knieguß;

2) am dritten Tag einen Rückenguß und Halbbad;

3) am fünften Tag ein Vollbad.

Darauf erklärte der Kranke, er fühle sich so wohl und gut wie nie. Er habe eine Masse Schleim ausspucken müssen, und jetzt sei Alles beseitigt.

Der Oberguß unterstützt die Natur, allen Unrath aus Luftröhre, Lunge und Brust hinaus zu werfen, was auch geschah. Die Güsse auf die Kniee mußten verhüten, daß das Blut nicht zu viel dem Oberkörper zuströmte; dieselben Anwendungen sollten auch bewirken, daß die Füße mehr belebt und gekräftigt wurden. Rückenguß, Halbbad und Vollbad stärken den ganzen Körper und befördern die Ausscheidung der im Unterleib etwa befindlichen ungesunden Stoffe.

7.

Ein Kandidat sieht nicht gut aus, klagt über Schmerz auf der linken Brust, oben. Die Ärzte erklären es als Lungenspitzenkatarrh und Emphysem, er sei blutarm und schwächlich.

Hier sind drei Punkte zu beobachten: 1) Der leidende Theil auf der Brust, 2) die Blutarmuth und 3) allgemeine Schwäche.

Allererst muß auf den leidenden Theil eingewirkt werden zur Kräftigung desselben, und zur Ausscheidung des sich da aufhaltenden kranken Stoffes. Dieß geschieht durch den Oberguß, der den ganzen oberen Körper kräftigt, eine größere Thätigkeit in alle Theile des Oberkörpers bringt und zugleich auf kräftige Ausscheidung und Schleimabsonderung wirkt; deßhalb sechs Tage jeden Tag zweimal Oberguß, der von Tag zu Tag etwas gesteigert wird.

Da aber der ganze Körper an Schwäche leidet und diese gehoben werden muß, so ist die zweite Anwendung auf die Füße durch den Schenkelguß täglich, aber nur einmal, weil hier bloß Schwäche vorhanden. – Nach sechs Tagen hatte sich die Brust bedeutend erholt und auch der untere Körper schon gewonnen. Deßhalb wird auf den Körper fortgesetzt eingewirkt zur Besserung des Oberkörpers durch den Oberguß, darum täglich einen Oberguß. Die Einwirkung auf den ganzen Körper zur allgemeinen Belebung geschieht durch den Rückenguß und Knieguß; deßhalb täglich ein Rückenguß und Knieguß, bei warmer Witterung auch zweimal. Der Knieguß wirkt besonders zur Ableitung des Blutes und Beförderung des Stuhlganges. So 12 Tage lang.

Auf den obern Körper wird noch kräftiger eingewirkt durch Oberguß und Brustguß, damit dieser seine vollste Kraft erhält, nirgends mehr Krankhaftes sich ansetzen kann und er so widerstandsfähig wird gegen Rückfälle.

Um den Leib zu stärken und zu größerer Thätigkeit zu bringen, wird den einen Tag Rückenguß, den andern das Halbbad angewendet. Wie die erste Anwendung vorzüglich auf das Rückgrat wirkt und die Maschine in Gang bringt, so bewirkt das Halbbad eine allgemeine Kräftigung des ganzen Körpers.

Mit diesen Anwendungen, einige Tage hindurch, wurde die Brust gereinigt und der ganze Körper zu voller Kraft gebracht; die Maschine restaurirt, guter Appetit und Schlaf erreicht, der Husten entfernt.

Zur weiteren allgemeinen Kräftigung reichten aus in der Woche zwei bis vier Halbbäder.

Zur Auflösung und Ausleitung der kranken Stoffe gibt es hier eine große Anzahl von Mitteln: 1) Veilchenblätter in Milch gesotten, täglich zwei kleine Tassen; 2) foenum graecum, gesotten, ist vorzüglich zur Reinigung der verschleimten Brust.

8.

Klara erzählt: »Vor einem halben Jahre wurde ich von einem plötzlichen Blutbrechen befallen; dasselbe wiederholte sich nach je drei bis vier Wochen. Ich mußte viel husten, konnte gar nicht mehr schlafen, hatte keinen Appetit, dagegen starken Auswurf, meistens Heiserkeit, oft große Athemnoth und auf der linken Seite heftiges Stechen. Verschiedene Ärzte erklärten übereinstimmend, ich habe Lungenspitzenkatarrh, und mein linker Lungenflügel sei angegriffen.«

Die Anwendungen bei diesem Leiden waren folgende: 1) Jeden Tag zwei Obergüsse, Schenkelguß und Knieguß; so acht Tage lang; 2) dann täglich zwei Obergüsse, einen Schenkelguß und ein Halbbad, so wieder zehn Tage; 3) täglich zwei Halbbäder, zwei Obergüsse; so vierzehn Tage. Die ganze Kur dauerte nicht ganz vier Wochen.

Der Husten war verschwunden und der Appetit vollständig hergestellt; der Schlaf war vorzüglich. Während der Kur hatte sich viel mehr Schleim abgelöst als vorher; endlich verschwand er gänzlich, wie auch alles Stechen in der Seite aufhörte; kurz, die Kranke erklärte, es fehle ihr gar nichts mehr.

Was hat hier gefehlt? Diese Person war ganz verschleimt; der Schleim löste sich massenhaft ab, und darauf hörte auch das Stechen auf der Seite bald auf, und es war gerade die höchste Zeit, um der Schwindsucht oder Lungenkrankheit vorzubeugen.

Die Obergüsse lösten alle Verschleimungen in der Brust, Luftröhre etc. auf und stärkten den oberen Körper. Die Schenkelgüsse stärkten die unteren Körpertheile und bewirkten eine größere Wärme in diesen. Der Knieguß bewirkte Dasselbe in geringerem Maße; vor Allem aber leiteten beiderlei Güsse das Blut ab von oben nach unten. Die Halbbäder wirkten stärkend und abhärtend auf den ganzen Körper. – Als innerliches Mittel wurde täglich eine Tasse Thee in drei Portionen getrunken; derselbe war bereitet aus Johanniskraut und Schafgarbe. Diese Arznei bewirkte, daß die Schleimauflösung leichter vor sich ging, und wirkte auch auf Verbesserung des Blutes ein.



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