Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Halsleiden.

1.

Ein Beamter brachte seinen Sohn, der nicht reden konnte. Er war 14 Jahre alt und mußte das Studieren einstellen. Der Vater erzählt wie folgt: »Vor 1½ Jahren wurde mein Sohn heiser, bekam krampfhafte Zustände im Gesicht und Mund, so daß er zuletzt stumm wurde. Ein Arzt elektrisirte ihn längere Zeit hindurch ohne jeglichen Erfolg; er erklärte, es müßten die Mandeln ausgeschnitten werden, sonst komme die Sprache nie wieder. Siebenmal wurden die Mandeln ausgeschnitten oder, besser gesagt, herausgerissen. Es war wahrhaft ein Martyrium. Jedesmal wurde mir der Trost gemacht, nach der Operation werde die Sprache plötzlich eintreten, doch niemals trat sie ein. Da erklärte der Arzt, es liege noch eine Mandel tiefer, und es müsse nochmals eine Operation vorgenommen werden, die aber erst nach einigen Wochen vorgenommen werden könne, weil sich der Knabe mehr erholen müsse, da die Operation ihn schwach gemacht habe. Ich dankte schließlich für Alles, bezahlte meine Schuld und gab zu verstehen, daß ich anderswo Hilfe suche.« Nun wurden Versuche mit Wasser gemacht.

1) Täglich bekam der Student zweimal einen Oberguß;

2) täglich einmal ein Halbbad, und

3) ging er jeden Tag den größeren Theil der Zeit barfuß.

Nach drei Wochen besuchte der Beamte seinen Sohn, der von der Ankunft seines Vaters wußte und ihm entgegen ging. Mit heller Stimme grüßte der Sohn seinen Vater. Die Stimme des Sohnes und das Aussehen desselben brachten dem Vater die Thränen in die Augen. Er fand den Sohn ganz frisch und gesund, und an der Stimme war keine Spur von Gebrechen, im Gegentheil, sie war klarer und stärker als je.

Hier war also keine Spur von Mandeln, die beseitigt werden mußten. Sicher hat der Knabe sich eine kleine Erkältung in Kopf und Hals zugezogen und war sein Leiden weiter nichts als rheumatischer Krampf. Die Obergüsse stärkten den ganzen Oberkörper, mithin auch die Sprachorgane. Die Halbbäder kräftigten den ganzen Körper; das Barfußgehen befestigte und härtete das Nervensystem ab, und somit war das Übel nicht bloß gehoben, sondern auch der ganze Körper in einem besseren Zustand als vorher.

Bei dieser Gelegenheit muß ich wieder ausrufen: »Wenn doch die Jugend an Abhärtung gewöhnt würde! Wie viel Elend würde beseitigt bleiben!«

Der Junge selbst bemerkte: »So lange ich lebe, werde ich von Zeit zu Zeit barfußgehen.«

2.

Ein Fräulein, 21 Jahre alt, wurde heiser und verlor die Stimme, so daß sie keinen deutlichen Ton mehr geben konnte. Ein herbeigerufener Arzt verordnete »Inhalieren«. So wurde sechs Wochen inhaliert, doch ohne Erfolg. Ein zweiter Arzt hat wieder längere Zeit hindurch ausgepinselt und nebenbei auch elektrisirt; aber die Stimme kam nicht. So wurde ¾ Jahre fortgemacht ohne jeglichen Erfolg. Aus dieser Noth sollte wieder das Wasser helfen.

Fünf Tage hindurch bekam das Mädchen täglich zweimal, auch dreimal einen Oberguß und einen Schenkelguß, und zweimal mußte es im Wasser gehen. – Am fünften Tag kam, während der Oberguß angewendet wurde, plötzlich die Stimme, aber nur auf eine Viertelstunde, und blieb bis zum sechsten Tage aus. Während des Obergusses am sechsten Tag bekam sie die Stimme wieder, und diese blieb ohne Unterbrechung, so daß das Fräulein mit heller Stimme singen konnte, ohne den geringsten Nachtheil zu fühlen. – Nach sechs Wochen bekam ich Nachricht, daß das Übel vollständig beseitigt sei.



 << zurück weiter >>