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Schlaganfall.

1.

Ein Herr litt durch längere Zeit an zeitweiligem Schwindel, war 63 Jahre alt, und wer ein Kenner der Krankheiten ist, konnte recht gut schließen, ein Schlaganfall würde nicht zu ferne mehr sein. Eines Tages redete dieser Herr etwas aufgeregt; sein Benehmen war etwas hastig, und während der Arbeit fing er auf einmal an mit wechselnder Stimme unverständlich zu sprechen, lief hin und her und brach endlich zusammen. Was ist in diesem Falle schleunigst zu thun?

Ist rasch ganz warmes Wasser vorhanden, so sollen die Füße so schnell wie möglich bis über die Waden in dieses Wasser gebracht werden. Es darf 30-35 °R. Wärme haben. Dieses warme Wasser vermehrt ganz außerordentlich schnell die Naturwärme, das Blut wird rasch vom Kopf abwärts geleitet und dadurch rasch dem wirklichen Schlag vorgebeugt.

In diesem Wasser kann der Kranke 12-14 Minuten bleiben. Im Bett wird er sich bald wieder erholen. Sobald man aber merkt, daß die Füße kalt werden, und der Blutandrang nach oben sich vermehrt, muß das Fußbad wiederholt angewendet werden. – Es können auch die Hände so schnell als möglich ins warme Wasser gebracht und dadurch das Blut vom Gehirn abgeleitet werden. Auch ein 8-10fach zusammengefaltetes Tuch, in heißes Wasser und Essig getaucht und auf den Unterleib gelegt, leitet ganz rasch das Blut aus dem Kopf und der Brust in den Unterleib.

Ist auf diese Weise einem wirklichen Schlaganfall vorgebeugt, so soll der Kranke täglich 2-3 mal im Bett mit Wasser abgewaschen werden. Durch diese einfache Anwendung wird der normale Zustand wieder hergestellt, und um die Natur zu kräftigen und in der gehörigen Thätigkeit zu erhalten, ist das Beste, in der Woche 2-3 Halbbäder im frischen Wasser zu nehmen.

2.

Ein Hausvater hat Holz gesägt; da bricht er auf einmal zusammen, ein Fuß und ein Arm sind ganz lahm, die Sprache ist verschwunden. Was ist eilig zu thun?

Ungesäumt den Kranken in's Bett legen, den Rücken kräftig reiben, ebenso die Füße, bis man warmes Wasser hat, und dann rasch ein Tuch auf den Unterleib gelegt. Wenn aber nicht rasch warmes Wasser zu bekommen ist, sollen Fußsohlen und Füße so kräftig wie möglich gebürstet werden, daß durch die erhöhte Wärme das Blut abwärts geleitet wird. Auch der Rücken kann gerieben und dadurch das Blut abwärts geleitet werden. Ist das volle Bewußtsein wieder da, oder noch besser gesagt, ist die volle Naturwärme wieder hergestellt, dann geht die Sache bald zum Bessern, und es kann dann durch Waschungen das Blut wieder in den gehörigen Gang gebracht werden. Auf diese Weise werden bald alle Folgen des Anfalls verschwunden sein.

Ein vom Schlag Berührter würde am schnellsten vor den schlimmsten Folgen bewahrt werden, wenn ihm so rasch als möglich ein Oberguß gegeben würde und 2-3 Stunden später ein Knieguß. Das Blut wird durch erstere Anwendung zurückgedrängt, durch die zweite nach unten geleitet.

3.

Johann, 49 Jahre alt, bekommt einen Schlaganfall; ein Arm, ein Fuß und die ganze Seite sind ohne Empfindung und ohne Wärme; der Mund ist schief, die Sprache kaum vernehmbar und stotternd. – Nach vier Wochen begann er die Wasserkur, weil ihm keine weitere Hülfe gebracht werden konnte.

1) Tag für Tag bekam dieser Kranke einen Oberguß, einen Knie- oder Schenkelguß, wenn es auch noch so mühsam herging, diese anzuwenden.

2) Täglich einmal, und weil er kräftig war, auch zweimal Ganzwaschung mit Wasser und Essig.

Nach wenigen Tagen bekam der Kranke Gefühl in dem lahmen Fuß und in der Seite. Bald darauf traten in diesem gelähmten Fuße zeitweilig heftige Schmerzen ein als Vorboten der Genesung.

Erst drei Wochen später bekam der lahme Arm Gefühl, und auch hier traten bedeutende Schmerzen ein, die dem Kranken als Vorboten der Heilung sehr willkommen waren.

So wurde vier Wochen fortgemacht; dann wurden Vollgüsse angewendet, täglich 1-2 mal, die tägliche Waschung mit Wasser und Essig fortgesetzt. Von Tag zu Tag verbesserte sich der ganze Zustand, die Sprache wurde deutlicher, und in vier Wochen ging er mit Hilfe eines festen Stockes ganz glücklich, an Geist und Körper gestärkt, seine Wege.

Nach sechs Wochen weiterer Anwendung waren alle Folgen des Schlaganfalls beseitigt.

Die Waschungen bewirkten eine fortwährende Vermehrung der Naturwärme und der Transspiration, und waren immer wieder Neubelebung des ganzen Organismus. Die Gießungen wirkten belebend und stärkend auf den ganzen Körper und beförderten einen kräftigen Umlauf des Blutes. Durch die starken Gießungen wurde auch die ganze Maschine kräftig erschüttert und trat eine allgemeine Thätigkeit im ganzen Organismus ein. Bemerkt sei noch, daß alle diese Anwendungen in genannter Reihenfolge dem Kranken nie lästig waren, sondern als eine große Wohlthat von ihm betrachtet wurden.

4.

Ein 74jähriger Hausvater bekommt gewaltigen Schwindel; das Reden will nicht mehr recht auf einander gehen. So geht er einige Tage umher, und man befürchtet einen Schlaganfall. Endlich legte er sich von der Arbeit in's Bett, es ist ihm nicht mehr gut; er fängt an hart zu athmen, gibt keinen Laut mehr von sich, und es war den Angehörigen klar, der alte Mann wird vom Schlage getroffen. Der gute Rath, mit Wasser und Essig die Füße rasch und kräftig zu waschen und zu reiben, dieselbe in eine Wolldecke einzuwinden und dieß nach einer Stunde zu wiederholen, brachte diesen bejahrten Mann wieder zum Bewußtsein. Auch die etwas stotternde Stimme besserte sich wieder, und nach fünf Stunden fragte er, was mit ihm geschehen sei, da er von allem nichts wisse.

Täglich 1-2 mal mit Wasser und Essig gewaschen im Bett hat den Alten wieder zur Arbeit fähig gemacht.



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