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Fußleiden.

1.

Ein Herr aus Unterfranken kam so armselig, daß er nicht selbst aus dem Wagen steigen konnte; mühsam und langsam schleppte er sich mit zwei Stöcken fort. Er erzählte: »Vor sechs Jahren überfiel mich ein Schmerz in meinem rechten Fuß. Das Knie war etwas geschwollen, der Schmerz steigerte sich von Woche zu Woche; die Kraft in demselben ließ auch nach, und es mir kam vor, als ob der ganze Fuß absterbe. Wenn ich in der Nacht aufwachte und mit dem linken Fuß an den rechten kam, so war er eiskalt und schien mir wie todt zu sein. Ich habe einen berühmten Arzt in einer Hauptstadt aufgesucht; es wurde Verschiedenes gerathen und angewendet: Gift und nicht Gift; ich habe mehrere Ärzte berathen, und einer elektrisirte meinen Fuß 70 mal, doch Alles vergebens. Auch der rechte Arm und die ganze rechte Seite wurde schwächer, und ich hatte keine andere Aussicht mehr, als daß die ganze Seite lahm würde. Ich bin erst 29 Jahre alt.« Wo fehlte es wohl hier? Ganz einfach: Es staute sich das Blut an im Schenkel und im Knie, der regelmäßige Blutumlauf war gestört. Es drang nicht mehr so viel Blut in den Fuß, als nöthig war, zuletzt fast keines mehr, deßhalb auch keine Wärme, und so mußte natürlich der ganze Fuß verkümmern. Mit der Zeit stellten sich auf dieser Seite weitere Störungen im Blutlauf ein, und das Übel vergrößerte sich. Die Aufgabe der Heilung besteht also darin, daß der rechte Blutumlauf wieder hergestellt wird, daß alle Theile des Körpers gleichmäßig genährt und erwärmt werden und somit auch der ganze Leib gleichmäßig gekräftigt werde. Zu diesem Zweck folgende Behandlung: 1) jeden Tag zwei Obergüsse und zwei Schenkelgüsse; 2) jeden Tag zweimal im nassen Grase barfuß gehen, weil es Frühling war; 3) jeden Tag eine Tasse Thee von Wachholderbeeren und Wermuth, in drei Portionen getrunken (Morgens, Mittags, Abends). Die Wirkung war ganz auffallend: nach 16 Tagen war aller Schmerz verschwunden der Blutlauf vollständig hergestellt, und der Wiedergenesene wanderte mit Jubel umher wie andere Gesunde. Bei der Kur hob er ganz besonders hervor, daß er gemerkt habe, wie nach dem zweiten Schenkelguß das Blut von oben nach unten in den Fuß gedrungen sei und denselben ganz rasch erwärmt habe.

Die Schenkelgüsse bewirkten, daß das Blut in einen raschen Gang kam und die Anstauungen des Blutes beseitigt wurden. Die Obergüsse bewirkten Dasselbe im obern Körper, wo auch der Arm schon geschwächt, weil nicht hinlänglich genährt war, während die übrigen Theile des Körpers gesund waren. Der Thee aber bewirkte eine gute Verdauung, und so trat eine rasche Kräftigung des ganzen Körpers ein.

2.

Ein Hausvater erzählt: »Ich habe schon drei Jahre lang einen offenen Fuß, der aber nur von Zeit zu Zeit offen ist und vorübergehend wieder zuheilt. Anfangs machte ich mir nicht viel daraus, aber jetzt ist er mir so beschwerlich, daß ich überzeugt bin, in kurzer Zeit meinem Beruf nicht mehr nachkommen zu können.« Der Mann sah ziemlich gut aus, war auch gut genährt; doch hatte er eingestanden, daß er etwas mehr Bier getrunken habe als nothwendig gewesen wäre, und meinte, dadurch könnte auch sein Blut etwas verdorben worden sein. Auf jeden Fall ist hier das Blut nicht am besten, und viele flüssige Stoffe im Körper haben im Fuß einen Ausweg gefunden. Wie diese flüssigen Stoffe sich vermehrten, so hat das Blut abgenommen an Güte und Menge, was besonders gern bei Trinkern geschieht. Die ganze Natur ist mehr schwammig und welk als kräftig und ausdauernd. Zur Heilung ist nothwendig, daß der ganze Körper gekräftigt und das Schwammige verdrängt werde. Die vielen wässerigen Stoffe müssen aus dem Körper ausgeleitet, und durch kräftige Nahrung muß gesundes Blut bereitet werden. Wie kann Dieß geschehen? 1) In der Woche zweimal den spanischen Mantel anziehen, in kaltes Wasser getaucht, 1½ Stunden lang; 2) jeden Tag einen Oberguß und Schenkelguß; 3) jeden dritten Tag ein Halbbad, eine halbe bis eine Minute lang. So zehn Tage lang. Dann jeden Tag ein Halbbad, eine halbe Minute, und jeden Tag einen kräftigen Oberguß. Nach innen wurde täglich eine Tasse Thee aus Zinnkraut, zehn zerstoßenen Wachholderbeeren und etwas Wermuth, zehn Minuten lang gesotten, in täglich drei Portionen genommen. In vier Wochen war der ganze Körper wie umgewandelt: das Aussehen war ganz frisch, der ganze Körper geschmeidig, der Appetit sehr gut, der Ausfluß aus dem Fuße ohne Bedeutung, und um den Körper noch mehr zu kräftigen und jedem Rückfall vorzubeugen, brauchte der Wiedergenesene bloß in der Woche zwei bis vier Halbbäder zu nehmen und jedes Übermaß von Bier zu meiden.

Die Wirkung der Anwendungen: Der spanische Mantel öffnete die Poren, daß die übermäßige Flüssigkeit nach allen Richtungen ausgeleitet wurde und nicht mehr in den Fuß dringen konnte. Die Güsse wie die Bäder trieben die ganze Natur zusammen und kräftigten sie, so daß sie von selbst die schlechten Stoffe auszuscheiden vermochte. Der Thee diente zur Reinigung und Verbesserung des Blutes und zu guter Verdauung. Dem Kranken ist während der Kur ganz besonders aufgefallen, daß so außerordentlich viel Urin abging sei, besonders nach den Güssen.



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