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Harnbeschwerden.

1.

Ein Mann, 50 Jahre alt, erzählt, er habe große Beschwerden mit dem Wasserlassen; manchmal stehe es recht lang an, und dann kommen auch wieder Zeiten, wo er täglich recht oft Wasserlassen müsse. Schmerzen habe er nicht besonders viel, außer wenn Harnverhaltung eintrete.

Hier ist sicher Naturschwäche vorhanden, auf welche die kühle Luft wie die Wärme nachtheilig einwirken kann. Es ist der ganze Körper zu kräftigen, mit großer Vorsicht auch für allgemeine Naturwärme zu sorgen. In diesem Fall ist am besten:

Zweimal jeden Tag ein Oberguß, einmal ein Knieguß und am Abend ein warmes Fußbad mit Asche und Salz, 14 Minuten lang. So drei Tage lang; dann täglich Oberguß und Schenkelguß und jeden zweiten Tag ein Halbbad, eine halbe Minute lang.

Nach innen ist am besten: Täglich eine Tasse Thee, in kleinen Portionen, von 12 Wachholderbeeren, zerstoßen und mit etwas Zinnkraut, 10 Minuten lang gesotten. – Nach 12 Tagen war dieser Kranke gesund. – Um dem Übel für die Zukunft vorzubeugen, ist Knieguß und Halbbad, jedes in der Woche zweimal, das beste Mittel.

2.

Ein Mann bringt vor: »Ich bin 46 Jahre alt und habe seit zwei Jahren, nachdem ich mich einmal vernäßt und erkältet habe, Harnbeschwerden. Sobald ich mich ein wenig erkälte, ist dieß Übel da, und ich bekomme dann große Schmerzen. Wenn die Witterung recht warm ist, dann ist es manchmal ziemlich gut.«

Hier muß gesorgt werden, daß eine höhere Naturwärme erreicht wird, daß aller Krankheitsstoff, der sich angesetzt, ausgelöst und entfernt wird, und daß die Harnorgane, die dadurch gelitten haben, gestärkt werden.

Die Anwendungen sind folgende:

1) Jeden Tag zwei Obergüsse und zwei Schenkelgüsse.

2) Den einen Tag ein warmes Sitzbad mit angeschwellten Heublumen und gesottenem Haferstroh 12-15 Minuten, den andern Tag ein kaltes Sitzbad, eine Minute lang.

So acht bis zehn Tage lang. Dann:

1) Jeden Tag einen Oberguß und ein Halbbad. Dazu gehört aber noch

2) fleißig barfuß gehen.

Nach drei Wochen war der Kranke gesund, und um die Natur noch weiter zu stärken, war nothwendig:

In der Woche ein Sitzbad, eine Minute lang, kalt, und zwei Halbbäder.

Während der ganzen Kur hat der Kranke täglich eine Tasse Thee von Zinnkraut, Dornschlehblüthen und Wachholderbeeren, zehn Minuten lang gesotten, in drei Portionen während des Tages getrunken.

Die Obergüsse, Knie- und Schenkelgüsse wirken stärkend und erwärmend, rütteln das Krankhafte auf und beseitigen es. Das kalte Sitzbad greift stärkend und auflösend ein; das warme Sitzbad unterstützt die schwache Naturwärme, damit nicht die Kälte den Sieg bekomme. Der Thee von Dornschlehblüthen ist schwach harntreibend, reinigend, besonders mit Zinnkraut verbunden, und in gleicher Weise auch die Wachholderbeeren, die noch besonders den Magen zu guter Verdauung stärken.

3.

Ein Mädchen, 22 Jahre alt, hat sich während eines Gewitters ganz durchnäßt, bald darauf ein starkes Fieber bekommen und kann nur unter großen Schmerzen Wasser machen. Weil dieses Übel noch nicht lange dauert und durch die Verkältung eine Entzündung eingeleitet wurde, so kann leicht rasche Hilfe gebracht werden, indem schnell eine künstliche Wärme der unterlegenen Naturwärme zu Hilfe kommt und auf diese Weise die Kälte verdrängt.

Die Kranke sitze ungesäumt auf einen Leibstuhl, in welchem ein Gefäß mit heißem Wasser ist, in welches ein paar Hände voll Heublumen geworfen sind. Der aufsteigende Dampf kommt auf den bloßen, von oben gut bedeckten Leib, und innerhalb 18-20 Minuten wird der Unterleib oder auch der ganze Leib schon in Schweiß sein. Die Kranke lege sich gleich darauf in's Bett, und wird dieselbe noch einige Zeit in gelindem Schweiße sein.

Nach innen nehme sie eine Tasse warmen Thee von Schafgarbe und Zinnkraut oder Johanniskraut. Durch diese Anwendung wird die Naturwärme stark unterstützt, die Kälte wird verdrängt. Im Innern wird ebenfalls durch den warmen Thee die eingedrungene Kälte verdrängt und die Harnausscheidung ermöglicht. – Nach 6-8 Stunden soll die Kranke sich ganz waschen mit kaltem Wasser. Dadurch wird wieder eine gleichmäßige Naturwärme hergestellt und von der Natur der aufgeregte Zustand entfernt.

Sollte eine einmalige Waschung nicht ausreichen, so kann den Tag darauf noch eine zweite vorgenommen, zudem sollen täglich 6-8 Wachholderbeeren gegessen werden.



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